Haussperling
Reich
Stamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Passer domesticus
Populationsgrösse
896-1.3 Mln
Lebensdauer
2-23 years
Höchstgeschwindigkeit
40
25
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
24-40
0.8-1.4
goz
g oz 
Länge
14-18
5.5-7.1
cminch
cm inch 
Spannweite
19-25
7.5-9.8
cminch
cm inch 

Der Haussperling (Passer domesticus) – auch Spatz oder Hausspatz genannt – ist eine Vogelart aus der Familie der Sperlinge (Passeridae) und einer der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Singvögel. Der Spatz hat sich vor über 10.000 Jahren als Kulturfolger dem Menschen angeschlossen. Nach zahlreichen absichtlichen oder versehentlichen Einbürgerungen ist er mit Ausnahme weniger Gebiete fast überall anzutreffen, wo Menschen sich das ganze Jahr aufhalten.

Aussehen

Der Haussperling ist ein kräftiger und etwas gedrungener Singvogel. Er wiegt rund 30 Gramm und erreicht eine Körperlänge von 14 bis 16 Zentimetern – er ist wenig größer als der nah verwandte Feldsperling. Der Haussperling fällt besonders durch seinen großen Kopf und den kräftigen, konischen Schnabel auf. Die Länge der Flügel beträgt 71 bis 82 Millimeter, die Spannweite misst etwa 23 Zentimeter. Männchen und Weibchen unterscheiden sich deutlich in ihrer Färbung: Die Männchen sind deutlich kontrastreicher gezeichnet als die Weibchen, sie haben eine schwarze oder dunkelgraue Kehle und einen schwarzen Brustlatz, der aber im Herbst nach der Mauser von helleren Federrändern verdeckt sein kann. Der Scheitel ist bleigrau und von einem kastanienbraunen Feld begrenzt, das vom Auge bis in den Nacken reicht. Die Wangen sind hellgrau bis weißlich. Der Rücken ist braun mit schwarzen Längsstreifen. Die Flügel sind ebenso gefärbt; eine weiße Flügelbinde ist deutlich erkennbar, eine zweite nur angedeutet. Brust und Bauch sind aschgrau. In Stadtzentren und Industriegebieten ist das Gefieder infolge von Verschmutzung meist weit weniger kontrastreich. Relativ häufig treten teilalbinotische Individuen auf.

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Die Weibchen sind unscheinbarer als die Männchen und matter braun, aber sehr fein gezeichnet. Die Oberseite ist hell graubraun, der Rücken schwarzbraun und gelbbraun gestreift. Der ebenfalls graubraune Kopf hat einen hellen Überaugenstreif, der vor allem hinter dem Auge deutlich ist.Jungvögel sehen wie Weibchen aus, sie sind nur etwas heller und gelblicher gefärbt. Sie bleiben, nachdem sie flügge geworden sind, einige Tage an den gelblichen Schnabelwülsten erkennbar.

Die Jugendmauser ist eine Vollmauser und beginnt im Alter von sechs bis acht Wochen. Damit die Mauser vor Beginn der ungünstigeren Witterungsperiode abgeschlossen ist, kann sie je nach Zeitpunkt des Schlüpfvorgangs von durchschnittlich 82 auf 64 Tage verringert sein.Die Jahresmauser der Altvögel ist ebenfalls eine Vollmauser. Siefindet in Mitteleuropa in den Monaten Juli oder August statt. Bei Gefahr oder Stress neigen Sperlinge auch zur Schockmauser.Das Sperlingsgefieder besteht vor der Mauser aus 3200 Federn, die insgesamt 1,4 Gramm wiegen. Unmittelbar nach der Mauser sind es ungefähr 3600 Federn mit einem Gewicht von 1,9 Gramm. Zur Pflege des Gefieders nehmen die Tiere Staubbäder, um sich vor Federparasiten zu schützen.

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Verteilung

Erdkunde

Das ursprüngliche paläarktische und orientalische Verbreitungsgebiet hat sich nach zahlreichen Einbürgerungen in anderen Kontinenten seit Mitte des 19. Jahrhunderts fast auf den gesamten Globus ausgedehnt. Heute fehlt der Haussperling nur in den Polargebieten, Teilen Nordsibiriens, Chinas und Südostasiens, in Japan, Westaustralien, dem tropischen Afrika und Südamerika und dem nördlichsten Teil Amerikas. Er ist damit eine der am weitesten verbreiteten Vogelarten. Die nördliche Grenze des Verbreitungsgebiets schwankt zwischen dem 60. und dem 70. Breitengrad. Auf der Südhalbkugel wurden die Landmassen mit Ausnahme der Antarktis bis zu den südlichsten Ausläufern besiedelt, nur in Westaustralien wird konsequent versucht, eine Besiedlung zu unterbinden.

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In Europa gibt es Gebiete, in denen der Haussperling durch einen nahen Verwandten vertreten wird: Auf dem italienischen Festland sowie auf den Inseln Sizilien, Korsika und Kreta hat sich der ebenfalls die Nähe des Menschen suchende Italiensperling etabliert.Auf der iberischen Halbinsel, dem Balkan und in Teilen Nordafrikas lebt der Haussperling gemeinsam mit dem nahe verwandten Weidensperling, der noch kein so ausgesprochener Kulturfolger ist.

Der weltweite Bestand des Haussperlings wird auf etwa 1,6 Milliarden Individuen geschätzt. Allerdings ist die Art seit einigen Jahrzehnten von deutlichen Bestandsrückgängen betroffen. So ist der Haussperling mit einem Rückgang von 246,7 Mio. Exemplaren von 1980 bis 2017 in der Europäischen Union der Vogel, dessen Population im Zeitraum von 1980 bis 2017 mit weitem Abstand am stärksten zurückgegangen ist. Insgesamt ist die Zahl aller Vögel im genannten Zeitraum netto um 560 bis 620 Mio. Exemplare geschrumpft.

Als ursprüngliches Biotop vor dem Anschluss an den Menschen werden trockenwarme, lockere Baumsavannen vermutet, dies bleibt jedoch mangels gesicherter Daten spekulativ. Beim Vordringen nach Mitteleuropa war der Haussperling bereits Kulturfolger mit einer ausgeprägten Bindung an den Menschen. Deutlich wurde dies beispielsweise während der Devastierung Helgolands nach dem Zweiten Weltkrieg, während der mit den Menschen auch die Haussperlinge verschwanden und erst nach der Neubesiedlung ab 1952 wieder zurückkehrten. In milden Zonen werden allerdings auch menschenferne Habitate genutzt.

Voraussetzungen für Brutvorkommen sind die ganzjährige Verfügbarkeit von Sämereien und Getreideprodukten und geeignete Nistplätze. Optimal sind Dörfer mit Landwirtschaft, Vorstadtbezirke, Stadtzentren mit großen Parkanlagen, zoologische Gärten, Vieh- oder Geflügelfarmen und Einkaufszentren. Es werden aber auch außergewöhnliche Lebensräume besiedelt, wie beispielsweise von der Außenwelt abgeschlossene klimatisierte Flughafengebäude.Das höchstgelegene Brutvorkommen findet sich bei ungefähr 4.500 m im Himalaya, das tiefste bei -86 m im Death Valley in Nordamerika.

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Haussperling Lebensraum-Karte
Haussperling Lebensraum-Karte
Haussperling
Attribution-ShareAlike License

Gewohnheiten und Lebensstil

Der Haussperling zeigt das ganze Jahr über ein geselliges und soziales Verhalten. Viele Verhaltensweisen des Haussperlings sind auf das Leben in der Gruppe ausgerichtet, und der Tagesablauf ist stark synchronisiert.

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Haussperlinge werden während der bürgerlichen Dämmerung aktiv. Der Gesang beginnt im Mittel etwa 18 Minuten vor Sonnenaufgang, wobei durch Bewölkung verursachte Helligkeitsunterschiede weitgehend ohne Einfluss bleiben. Das Ende der Aktivität liegt auch im Winter noch vor Sonnenuntergang.

In mittleren Breiten werden gelegentlich nächtliche Aktivitäten beobachtet, zum Beispiel beim Insektenfang im Flutlicht von Industrieanlagen. Auch auf dem Empire State Building kann man mehr als 300 Meter über dem Erdboden nachts jagende Spatzen entdecken.

Haussperlinge baden das ganze Jahr über, dabei ist Sonnenschein stark stimulierend. Vor dem etwa drei Minuten dauernden Bad wird oft getrunken. Staubbäder folgen häufig dem Bad oder wechseln damit ab. Die Bewegungen beim Staubbaden entsprechen denen beim Wasserbad. Meist erfolgt dieses Baden gemeinschaftlich nacheinander mit anschließender gemeinsamer Gefiederpflege. Gelegentlich wird die für das Staubbad genutzte Mulde auch mit einem Futterplätzen entsprechenden Drohverhalten gegen Artgenossen verteidigt.

Der Haussperling verteidigt kein flächiges Brut- oder Nahrungsrevier, sondern nur die nächste Umgebung des Nests oder des Schlafplatzes. Zur Zeit der Fortpflanzung sind Weibchen in der Nähe des Nests gegenüber Männchen dominant, obwohl sie kleiner sind.

Auseinandersetzungen mit Artgenossen werden hauptsächlich beim Nahrungserwerb, an Bade- und Schlafplätzen und am Nest beobachtet. Dabei werden fast 90 Prozent der Konflikte zwischen Männchen ausgetragen. Aggressionen äußern sich oft durch frontales Drohen, wobei der Kopf tief vorgebeugt, der Schwanz gefächert und angehoben, die Rückenfedern gesträubt und die Flügel abgewinkelt werden. Bei höherer Intensität gibt es auch Kämpfe mit Vorwärtsbewegungen bei geöffnetem Schnabel und gegenseitigem Hacken, manchmal auch in der Luft.Aggressionen gegen andere Arten gibt es hauptsächlich bei Konkurrenz um Nistplätze, bei ausreichendem Angebot sind diese aber selten. Gelegentlich verhindern Haussperlinge die Ansiedlung anderer Höhlenbrüter in Nistkästen oder verdrängen sie daraus. Der Feldsperling, dessen Lebensraum sich teilweise mit dem des Haussperlings überschneidet, wird dabei vom Haussperling allein schon durch dessen früheren Brutbeginn verdrängt.

Weibchen sind wachsamer und scheuer als Männchen. Die Fluchtdistanz bei Annäherung von Menschen ist vor allem in Städten niedriger, steigt jedoch bei zunehmender Truppgröße. Bei Bodenfeindalarm eilen Artgenossen herbei und folgen dem Feind hassend und warnend in Bäumen und Gebüsch. Auch Stare, vielerorts die einzigen überlegenen Nistplatzkonkurrenten, werden bei Inspektion potentieller Brutplätze schnarrend angehasst und manchmal vertrieben, in der Regel behalten im Konfliktfall aber die Stare die Oberhand.

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Saisonales Verhalten
Vogelruf

Fressverhalten und Ernährung

Der Haussperling ernährt sich hauptsächlich von Sämereien und dabei vor allem von den Samen kultivierter Getreidearten, die in ländlichen Gebieten 75 Prozent der Gesamtnahrung ausmachen können. Bevorzugt werden Weizen vor Hafer und Gerste. Regional und saisonal kann der Anteil der Samen von Wildgräsern und -kräutern den Getreideanteil erreichen oder übertreffen. Von Frühjahr bis Sommer spielt auch tierische Nahrung eine wichtige Rolle und kann bis zu 30 Prozent der Gesamtnahrung ausmachen. Dabei handelt es sich um Insekten einschließlich deren Entwicklungsstadien sowie andere Wirbellose. Vor allem in der Stadt zeigen Spatzen ein opportunistisches Verhalten und werden zu Allesfressern, was sie besonders an Imbissständen und in Freiluftlokalen unter Beweis stellen.

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Die Jungen füttert der Haussperling in den ersten Tagen fast ausschließlich mit Raupen und anderen zerkleinerten Insekten. Wenn zu wenig tierische Nahrung zur Verfügung steht und beispielsweise ausschließlich Brot an die Nestlinge verfüttert wird, kann das Verdauungsstörungen verursachen, die zum Tod der Nestlinge führen können. Mit zunehmendem Alter der Jungen verfüttern die Eltern dann mehr und mehr auch Sämereien, wobei der vegetarische Anteil auf ein Drittel steigt.

Die Nahrungsaufnahme erfolgt fast immer gesellig, auch während der Aufzucht der Jungen. Hierzu finden sich oft Schwärme, kleinere Trupps oder zumindest lose Verbände zusammen. In Getreidefeldern ist bei Trupps von etwa 20 Vögeln die Nahrungsaufnahme am effizientesten, da die zur Sicherung verwendete Zeit in größeren Gemeinschaften kürzer wird, jedoch der Zeitaufwand für Auseinandersetzungen mit Artgenossen bei noch größeren Verbänden diesen Zeitgewinn mehr als aufwiegt.Wenn ein einzelner Haussperling eine Nahrungsquelle entdeckt, lockt er die anderen durch Rufe und wartet, bevor er zu fressen beginnt. Dabei sind 75 Prozent dieser „Pioniere“ Männchen. Manchmal werden Nahrungsbrocken bei Zerkleinerung mit Hilfe des Schnabels mit dem Fuß festgehalten, ähnlich dem Verhalten der Meisen. Größere Nahrungsstücke werden häufig auch transportiert und an anderer Stelle zerkleinert, auch im Nest.

Vor allem bei in der Stadt lebenden Spatzen kann häufig das Absuchen von Kühlergrills parkender Autos nach toten Insekten beobachtet werden. Auch abgestellte Lokomotiven werden häufig, schon kurze Zeit nach ihrer Ankunft im Bahnbetriebswerk, gezielt im Frontbereich durch die Tiere untersucht. Der Haussperling versucht sich gelegentlich auch als Luftjäger. Dabei startet er von einer Sitzwarte aus einen kurzen Jagdflug nach vorbeifliegenden Insekten. Dies wirkt zwar mühsam und nicht so elegant wie beispielsweise beim Grauschnäpper, führt aber dennoch nicht selten zum Erfolg.

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Ernährung Allesfresser

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Die Geschlechtsreife tritt bei Haussperlingen am Ende des ersten Lebensjahres ein. Spatzen führen in der Regel eine lebenslange Dauerehe. Wenn ein Partner stirbt, finden Neuverpaarungen jedoch schnell statt. Vereinzelt kommt auch Bigynie (Polygynie) vor.

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In Mitteleuropa beginnt die hauptsächliche Brutzeit Ende April und reicht bis August. Die auf der Südhalbkugel beheimateten Haussperlinge haben ihre Brutperiode an die dortigen Jahreszeiten angepasst. In diesem Zeitraum werden zwei bis drei, selten sogar vier Bruten aufgezogen. Bei den Erst- und Zweitbruten werden aus gut einem Drittel der gelegten Eier flügge Jungvögel, bei den späteren Bruten ist es nur noch ein Fünftel. Darüber hinaus ist die Mortalität der Jungvögel nach dem Ausfliegen in den ersten Wochen gravierend. Nach einem Jahr leben in ländlichen Gebieten nur noch 20 Prozent, in Stadthabitaten immerhin bis zu 40 Prozent der Jungvögel. Für die hohe Sterblichkeit dürften vor allem Schwierigkeiten bei der selbstständigen Nahrungsbeschaffung und hohe Predation maßgeblich sein.

Der Haussperling ist Nischen-, Höhlen- und Freibrüter mit starker Neigung zum gemeinschaftlichen Brüten. Er nistet manchmal auch allein, oft aber in lockeren Verbänden oder Kolonien, wobei die Nester dabei meist einen Mindestabstand von 50 Zentimetern aufweisen. Die vielfältige Nutzung aller geeigneten Strukturen als Neststandort sind Ausdruck der besonderen Anpassungsfähigkeit des Haussperlings. Als typische Nistplätze dienen geschützte Hohlräume an oder in der Nähe von Gebäuden, sei es unter losen Dachpfannen oder in Mauerlöchern oder Nischen unter dem Vordach. Aber auch Nistkästen, Schwalbennester oder Spechthöhlen werden ausgewählt. Gelegentlich kann man Sperlinge auch als Untermieter in Storchennestern finden, wobei diese dabei davon profitieren, dass sich ihre Luftfeinde nicht in die Nähe solcher Nester wagen. Besteht Nistplatzmangel, können auch Freinester in Bäumen oder Büschen angelegt werden, die mit einem Dach aus Halmen versehen werden. Die Nesthöhe bei Freibrütern liegt zwischen 3 und 8 Metern und damit im Mittel höher und für Predatoren unzugänglicher als beim Feldsperling. Freinester werden als die ursprüngliche Nistweise des Haussperlings angesehen.

Unabhängig vom Ort der Nestanlage handelt es sich im Prinzip immer um ein Kugelnest mit seitlichem Eingang. Das Nest wird nicht besonders sorgfältig gebaut, das außen nicht bearbeitete Nistmaterial hängt meist lose herab.Spatzen verbauen fast alles, beispielsweise Stroh, Gras, Wolle, Papier oder Lumpen. Das Material wird dabei weniger durch Auswahl als durch seine Verfügbarkeit im Umkreis von 20 bis 50 Metern bestimmt. Die Nestmulde wird zur Auspolsterung mit feinen Halmen und Federn ausgekleidet. Freistehende Nester erreichen Fußballgröße, Nester in Nischen und Höhlen werden den Gegebenheiten angepasst und variieren beträchtlich in der Größe.Das Nest wird meist vom Männchen während der Balz begonnen, in Mitteleuropa frühestens ab Mitte März. Der Neuanlage von Nestern geht besonders bei Erstbrütern eine Phase ziellosen Umhertragens von Nistmaterial voraus. Beide Partner vollenden das Nest gemeinsam, am intensivsten in der Woche vor Legebeginn. Der Nestbau kann sich über Wochen hinziehen, nach Nestverlust kann aber in zwei bis drei Tagen Ersatz geschaffen werden.

Die Balz beginnt mit der Besetzung des Brutplatzes durch die Männchen, in Mitteleuropa teilweise schon ab Mitte Februar und vor allem im März. Bei der Partnerwahl spielt für das Weibchen sowohl ein möglichst geschützter Nistplatz als auch der beim Singen anschwellende Brustlatz des Männchens eine Rolle.Das unverpaarte Männchen wirbt mit aufgeplustertem Gefieder im engeren Nestbereich mit hohen „tschili“, „szilib“ oder ähnlichen Rufen. Bekundet ein Weibchen Interesse, zeigt ihm das Männchen den Nistplatz, indem es mit trockenen Halmen im Schnabel einschlüpft. Das Weibchen folgt dem Männchen durch kurzes Einschlüpfen und prüft den Nistplatz. Erst von diesem Moment an beginnt das Männchen den eigentlichen Gesang, das strukturarm und monoton wirkende Tschilpen, oft stundenlang vorzutragen.

Auffällig bei Haussperlingen ist auch die Gruppenbalz. Diese beginnt durch rasante und lärmende Verfolgung eines Weibchens durch zwei bis acht Männchen. Meist in dichter Vegetation wird das Weibchen von den balzenden Männchen umringt und diese versuchen abwechselnd, das sich wehrende Weibchen in der Kloakenregion zu picken und zu kopulieren. Alle tschilpen erregt und lassen in diesem Moment jede Vorsicht vermissen. In der Regel kommt es nicht zur Kopulation. Das mit dem Weibchen verpaarte Männchen ist auch beteiligt und bleibt bis zum Schluss in der Nähe des Weibchens. Die Bedeutung der Gruppenbalz ist noch offen.

Kopulationen im frühen Stadium der Fortpflanzungsperiode werden meist erfolglos vom Männchen gesucht. Dabei hüpft es mit gesträubtem Gefieder, hängenden Flügeln und aufgestelztem Schwanz hin und her. In der späteren fruchtbaren Phase ist es das Weibchen, das zur Paarung auffordert. Es duckt sich dabei waagrecht mit leicht erhobenem Schwanz und vibrierenden Flügeln. Weibchen können dabei manchmal 15 bis 20 Mal in der Stunde zur Kopulation auffordern. Bei koloniebrütenden Paaren sind wiederum die Männchen an häufigerer Kopulation zur Sicherung der eigenen Vaterschaft interessiert. Dieses Verhalten und auch das Bewachen des Weibchens durch das Männchen ist aber nur bedingt wirksam, in 8 bis 19 Prozent der Fälle wurden Fremdkopulationen nachgewiesen.

Das Gelege besteht aus vier bis sechs Eiern mit einer durchschnittlichen Größe von 15 × 22 Millimetern und einem Gewicht von etwa 3 Gramm. In Gestalt, Größe und Farbe sind die Eier sehr unterschiedlich, bei einem individuellen Weibchen aber recht konstant. Sie sind weiß bis schwach grünlich oder gräulich und mit grauen oder braunen Flecken versehen, wobei die Fleckung die Grundfarbe manchmal völlig verdeckt. Die letzten Eier eines Geleges sind nach Breite und Gewicht größer als die ersten, wobei dieser Unterschied bei späteren Bruten noch ausgeprägter ist. Daher sind die zuletzt geschlüpften Jungen im Vorteil.

Das regelmäßige Brüten beginnt normalerweise nach Ablage des vorletzten Eies und dauert ab diesem Zeitpunkt gerechnet in der Regel zwischen 10 und 15 Tagen. Die Brutdauer wird durch die Außentemperatur beeinflusst und ist deshalb bei der dritten Brut meist kürzer. Bei witterungsbedingten Brutunterbrechungen kann die Brutzeit auch bis zu 22 Tagen andauern.Beide Partner brüten abwechselnd, wobei das Weibchen meist die Nacht auf dem Gelege verbringt. Während das Weibchen auf Nahrungssuche ist, hält das Männchen die Eier vermutlich nur warm, denn es hat keinen Brutfleck.

Die geschlüpften Jungen werden durch beide Eltern gehudert und zu Beginn vor allem mit zerkleinerten Insekten, später zunehmend auch mit Sämereien gefüttert. In den ersten Tagen wird der Kot durch die Eltern verschluckt, später bis zu 20 Meter weit hinausgetragen.Die Dauer der Nestlingszeit schwankt sehr stark, die Beobachtungen reichen von 11 bis 23 Tagen, die Regel sind 14 bis 16 Tage. Ungefähr nach dem vierten Tag sind die Augen der Jungen geöffnet, am 8. bis 9. Tag werden die Nestlinge durch zunehmendes Aufplatzen der Federkiele farbig.

Gehen beide Eltern verloren, so finden sich durch die intensiven Bettelrufe der Jungen animiert meistens stellvertretende Bruthelfer aus der Nachbarschaft, die die Jungen füttern, bis sie selbstständig sind.Alle Jungen verlassen das Nest innerhalb weniger Stunden und sind in der Regel schon gut flugfähig. Sie fressen bereits nach ein bis zwei Tagen ein wenig selbst und sind in der Regel nach 7 bis 10, spätestens nach 14 Tagen selbstständig.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Zu den Hauptbedrohungen für Haussperlinge gehören Prädatoren, insbesondere Sperber, elektromagnetische Strahlung von Mobiltelefonen und Krankheiten wie die Vogelmalaria. Eine Hauptursache für den Rückgang scheint ein unzureichendes Angebot an Insektennahrung für die nestbauenden Spatzen zu sein. Der Rückgang der Insektenpopulationen ist auf die Zunahme von Monokulturen, den massiven Einsatz von Pestiziden, die Verdrängung einheimischer Pflanzen in den Städten durch eingeführte Pflanzen und Parkplätze sowie möglicherweise auf die Einführung von bleifreiem Benzin zurückzuführen, das giftige Verbindungen produziert. Auch Haussperlinge werden häufig Opfer von Verkehrsunfällen, insbesondere in Europa.

Populationszahl

Weltweit wird der Bestand des Haussperlings auf 1,6 Milliarden Individuen geschätzt – mehr als für jeden anderen Vogel. Auch in Europa liegen nur recht ungenaue Schätzungen vor. In Deutschland ist der Haussperling trotz Bestandsrückgängen nach dem Buchfink der zweithäufigste Brutvogel.Laut Birdlife stellt sich der Bestand im deutschsprachigen Raum folgendermaßen dar:

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Die Prozentangabe des Trends bezieht sich dabei auf einen Zeitraum von zehn Jahren. Veränderungen kleiner als 20 Prozent werden dabei noch nicht als statistisch signifikant angesehen, da diese im Bereich natürlicher Schwankungen liegen.

Aktuell wird der Haussperling mit 5,6 bis 11 Millionen Brutpaaren im Jahr 2008 als zweithäufigste Brutvogelart Deutschlands angesehen.

Im Westen Mitteleuropas ist der Bestand in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts deutlich zurückgegangen. Dieser Rückgang wird daran deutlich, dass vergleichbar große Schwärme auf Getreidefeldern wie in den 1950er Jahren nicht mehr beobachtet werden. Allerdings ist der Rückgang des Bestands wegen des damaligen geringen Interesses an dieser Art und der fehlenden Daten aus dieser Zeit nur sehr lückenhaft dokumentiert.Wegen des Bestandsrückgangs wurde der Haussperling auch auf die Vorwarnliste der gefährdeten Arten aufgenommen, obwohl der Bestand absolut gesehen noch sehr hoch ist. Ebenfalls aufgrund dieser Entwicklung war der Spatz in Deutschland und in Österreich zum Vogel des Jahres 2002 gewählt worden. Weiterhin wird der 20. März nach der Nature Forever Society (NFS) als Weltspatzentag begangen, um auf die Bestandsrückgänge hinzuweisen.

Die Gründe für diesen Rückgang sind vielschichtig, folgende Ursachen werden angegeben:

  • Moderne oder sanierte Gebäude bieten kaum noch Nischen oder Hohlräume, die als Brutplätze verwendet werden können.
  • Durch den Einsatz effizienterer Erntemaschinen verbleibt weniger verwertbare Nahrung nach der Ernte auf den Feldern.
  • Weitgehende Einstellung der offenen Nutztierhaltung
  • Der vermehrte Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft verringert das Angebot und die Qualität der animalischen Nahrung, die vor allem für die Nestlinge wichtig ist.
  • Die gleiche negative Konsequenz hat ebenfalls der im Bereich von Städten und Vorstädten gestiegene Anteil der versiegelten Flächen und auch, dass dort vielerorts die natürliche Vegetation durch gebietsfremde Pflanzen (beispielsweise Ziersträucher) ersetzt wurde.

Die Situation hängt jedoch sehr von den lokalen Bedingungen ab. In verschiedenen europäischen Großstädten wie London, Paris, Warschau, Hamburg und München wurde in den letzten Jahren ein sehr starker Rückgang beobachtet. Eine besonders erschreckende Entwicklung wurde im Hamburger Stadtteil St. Georg festgestellt, wo zwischen 1983 und 1987 die Zahl der Haussperlinge von 490 auf 80 Vögel pro Quadratkilometer zurückging. Für München setzt sich dieser Trend besonders im Zentrum fort. Positiver ist die Entwicklung in Berlin, wo sich die Rückgänge erst lokal in den Sanierungsgebieten abzeichnen und der Bestand mit 280 Vögeln pro Quadratkilometer im internationalen Vergleich einen Spitzenplatz einnimmt.

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Ökologische Nische

Haussperlinge verzehren große Mengen an Samen und haben daher Auswirkungen auf verschiedene Pflanzengemeinschaften. Sie dienen auch als wichtige Nahrungsquelle für Raubvögel, Hauskatzen und -hunde und andere Prädatoren, die in der Nähe menschlicher Behausungen vorkommen.

Lustige Fakten für Kinder

  • Haussperlinge tolerieren eine Vielzahl von Klimazonen, bevorzugen aber trockenere Bedingungen, insbesondere in feuchtem tropischem Klima. Sie haben mehrere Anpassungen an trockene Gebiete, darunter eine hohe Salztoleranz und die Fähigkeit, ohne Wasser zu überleben, indem sie Beeren zu sich nehmen.
  • Haussperlinge baden gerne in Staub oder Wasser und tun dies oft in Gruppen. In Gefangenschaft lebende Vögel können sogar tauchen und kurze Strecken unter Wasser schwimmen.
  • Haussperlinge fliegen durchschnittlich 45,5 km/h (28,3 mph) und machen etwa 15 Flügelschläge pro Sekunde.
  • In Städten und Gemeinden suchen Haussperlinge oft in Müllcontainern nach Nahrung und versammeln sich im Außenbereich von Restaurants, um Essensreste und Krümel zu fressen. Sie können komplexe Aufgaben erfüllen, um an Nahrung zu gelangen, z. B. automatische Türen öffnen, um in Supermärkte einzudringen, sich an Hotelwände klammern, um Urlauber auf ihren Balkonen zu beobachten, und Nektar von Kowhaiblüten rauben.
  • In gemäßigten Gebieten haben Haussperlinge die ungewöhnliche Angewohnheit, im Frühjahr Blumen, insbesondere gelbe, auszureißen.

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Referenzen

1. Haussperling artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Haussperling
2. Haussperling auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/103818789/155522130
3. Xeno-Canto-Vogelruf - https://xeno-canto.org/707491

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