Bisamratte
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Familie
Unterfamilie
Tribus
Gattung
SPEZIES
Ondatra zibethicus
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
3-10 years
Höchstgeschwindigkeit
5
3
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
0.6-2
1.3-4.4
kglbs
kg lbs 
Länge
40-70
15.7-27.6
cminch
cm inch 

Die Bisamratte (Ondatra zibethicus) oder der Bisam ist eine ursprünglich ausschließlich in Nordamerika beheimatete Nagetierart, die sich ausgehend von Böhmen und später Frankreich über fast ganz Europa und Asien ausgebreitet und als neue Art (Neozoon) etabliert hat. Die Bezeichnung Bisamratte ist irreführend, denn zoologisch ist die Bisamratte keine Rattenart. Die Bisamratte gehört zu den Wühlmäusen (Arvicolinae), deren größter lebender Vertreter sie ist.

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Bisam ist eine andere Bezeichnung für Moschus, einen vom Sibirischen Moschustier (Moschus moschiferus) erzeugten Duftstoff. Die Bisamratte verdankt ihren Namen einem stark nach Moschus duftenden Sekret, das die Präputialdrüsen der Männchen absondern.

Das als Bisam bezeichnete Fell der Bisamratte ist ein bedeutender Handelsartikel der Pelzbranche, je nach Mode in unterschiedlichem Umfang.

Zu den volkstümlichen Bezeichnungen der Bisamratte gehören auch die Bezeichnungen Moschusratte, Zwergbiber, Bisambiber, Zibetratte, Sumpfkaninchen, Sumpfhase und Wasserkaninchen. Die Bisamratte wird gelegentlich mit der Nutria verwechselt.

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Aussehen

Die Bisamratte ist mit einer Kopf-Rumpf-Länge von rund 35 cm und einer Schwanzlänge von etwa 22 cm kleiner als eine Nutria (Myocastor coypus) oder ein Biber (Castor fiber) und größer als eine Wanderratte (Rattus norvegicus). Das Gewicht liegt in der Regel zwischen 0,8 und 1,6 Kilogramm (maximal: 2,3 Kilogramm). Die Bisamratte ist von gedrungener, rattenartiger Gestalt. Der kurze und dicke Kopf geht äußerlich ohne Hals in den Rumpf über. Der Schwanz ist fast nackt und nicht rund, sondern abgeplattet.

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Die Bisamratte ist hervorragend an das Leben im Wasser angepasst. Sie hat wasserdicht verschließbare Ohren, deren Ohrmuscheln tief im Fell versteckt liegen. Obwohl ihre hinteren Pfoten im Gegensatz zu Bibern und Nutrias keine Schwimmhäute aufweisen, ist die Bisamratte ein geschickter Schwimmer und Taucher. Statt der Schwimmhäute besitzen Bisamratten sogenannte Schwimmborsten: steife Haare, die als Saum an den Rändern der Zehen wachsen und so die Zehen paddelartig vergrößern. Für den Hauptantrieb bei der Fortbewegung im Wasser sorgen die langen kräftigen Beine und die weit gespreizten Hinterfüße. Zur Steuerung und Unterstützung der Schwimmbewegung nutzt die Bisamratte ihren Schwanz, den sie in horizontaler Ebene nach rechts und links bewegt. Ihr Fell ist sehr dicht und wasserabweisend, so dass sie sich häufig für längere Zeit im Wasser aufhalten kann.

Das Fleisch der Bisamratten ist essbar. Ihr Fell ist für die Pelzindustrie sehr wertvoll. Es variiert von schwarz über dunkelbraun bis cremefarben, vereinzelt gibt es auch Albinos, daher gilt sie in einigen Ländern wie z. B. den USA als wertvolles Nutz-, Jagd- und Zuchttier. Ihr Lebensraum liegt am Wasser.

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Verteilung

Erdkunde

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Bisamratte sind die Feuchtgebiete Nordamerikas. In den USA bewohnt die Bisamratte sogar die durch die Gezeiten beeinflussten Salzsümpfe an der Atlantikküste. Ideale Lebensbedingungen findet die Bisamratte jedoch an den größeren Teichen oder Seen mit starker Wasserpflanzenproduktion.

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Den Rückgang der natürlichen Lebensräume in Nordamerika konnte die Bisamratte dadurch kompensieren, dass sie heute auch entlang künstlich angelegter Kanäle lebt. Von wenigen Gebieten abgesehen, sind sowohl die USA als auch Kanada vollständig von dieser Art besiedelt.

Nach allgemein akzeptierter Meinung ging die Erstbesiedelung Europas und Asiens von Böhmen im heutigen Tschechien aus. Fürst Joseph Colloredo-Mansfeld brachte 1905 drei Weibchen und zwei Männchen der Bisamratte von einer Jagdreise aus Alaska mit. Morphologischen Untersuchungen zufolge handelt es sich bei den ausgesetzten Tieren allerdings um die im östlichen Kanada vertretene Nominatform Ondatra zibethicus zibethicus. Die Tiere ließ er im Huťský rybník (deutsch Hüttenteich) beim böhmischen Stará Huť (Althütten) auf seinem Gut Dobříš (Doberschisch), rund 35 Kilometer südwestlich von Prag, aussetzen. Von dort breiteten sie sich mit großer Geschwindigkeit in alle Richtungen aus: 1912 hatten sie fast ganz Böhmen besiedelt, 1915 erschienen die ersten am Regen in Bayern, 1927 hatten sie auf breiter Front die Nachbarländer erreicht und sich auf eine Fläche von etwa 200.000 Quadratkilometern ausgebreitet. 1935 sichtete man sie in Stendal, 1936 in Magdeburg. Die Ausbreitung erfolgte entlang von Bächen und Flüssen wie der Elbe und der Weser. Ganz Tschechien, Slowakei, Ungarn, Polen, Rumänien, der nördliche Teil von Jugoslawien und weitere Länder wurden ausgehend von der „Colloredo-Mansfeldschen“ Population besiedelt.

Der größte Überseetransport von Bisamratten erfolgte 1929 durch eine Leipziger Gesellschaft aus Kanada für die Sowjetunion. In Leningrad wurden etwa 900 Tiere von Professor Pëtr Alexandrowitsch Zoege von Manteuffel, Direktor des Moskauer Zoos, übernommen. Ein kleiner Teil kam in die Versuchsfarm Puschkino. Der größte Teil wurde in Trupps von 20 bis 50 Tieren in geeigneten Flussgebieten der Taiga-Zone des europäischen und asiatischen Russlands – bis zum Fernen Osten – ausgesetzt.

Eine andere, für die Besiedlung des eurasischen Lebensraumes wichtige Invasion ging 1930 von einer Zuchtanlage im Teichgebiet von Leval bei Belfort in Frankreich aus. Dort entliefen etwa 500 Bisamratten. Diese Gefangenschaftsflüchtlinge erreichten unter Nutzung des Rhein-Rhône-Kanals und der Ill sehr rasch Nordostfrankreich. Über die Pfalz und Baden wurden anschließend weite Teile des Westens von Deutschland besiedelt.

Diese und weitere Auswilderungen in Belgien, Schweden, Finnland, Polen und Russland beschleunigten die Ausbreitung der Bisamratte. Viele der Auswilderungen geschahen bewusst. So wurden in Finnland ab 1919 mehrfach Bisamratten aus Deutschland, der Tschechoslowakei, den USA und Kanada eingeführt und mit behördlicher Genehmigung an etwa 300 verschiedenen Orten ausgesetzt. Wiederum waren bis zum Jahr 1932 aus Finnland 1636 Tiere weiter nach Russland exportiert worden. Von Sibirien aus erreichten die Bisam die Mongolei, die Republik China und die Mandschurei. Nach Japan wurde die Bisamratte 1945 eingeführt. So eroberte diese überaus erfolgreiche Art in wenigen Jahrzehnten weite Teile des eurasischen Kontinents und hat dort heute ein größeres Verbreitungsgebiet als in ihrer angestammten Heimat Nordamerika.

Außer in Eurasien wurden Bisamratten auch in Argentinien und Chile eingeführt und sind dort ebenso heimisch geworden.

Begünstigt wurde der Ausbreitungserfolg der Bisamratte durch die Herkunft aus einem ähnlichen Klimabereich, ihre hohe Fortpflanzungsquote und die ausgeprägte Wanderlust. Im neuen Lebensraum fehlt es außerdem an Fressfeinden, die auf sie spezialisiert sind.

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Bisamratte Lebensraum-Karte
Bisamratte Lebensraum-Karte
Bisamratte
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Gewohnheiten und Lebensstil

Bisamratten halten sich überwiegend im Wasser auf. Sie sind ausgezeichnete Schwimmer und können bis zu zehn Minuten tauchen. An Land wirkt die Bisamratte dagegen eher unbeholfen. Das scheue Tier nimmt fast jedes einigermaßen geeignete Fließ- und Stillgewässer als Lebensraum an. Bisamratten sind in der Regel nacht- und dämmerungsaktiv. Wie bei vielen anderen Tierarten wie beispielsweise beim Rotfuchs und beim Wildschwein ist der Tag- und Nachtrhythmus jedoch abhängig von Störungen durch Menschen. In Gebieten, in denen sie relativ ungestört sind, sind sie häufig auch tagsüber zu beobachten.

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Innerhalb der Art spielen optische und olfaktorische Signale eine Rolle. Das Männchen setzt während der Fortpflanzungszeit Kot an den Reviergrenzen ab. Während dieser Zeit vergrößern sich auch die paarigen Präputialdrüsen stark, in denen das Moschussekret erzeugt wird. Laute äußert die Bisamratte selten. Während der Paarung geben beide Tiere mitunter quäkende Töne von sich und die Nestjungen piepsen ähnlich wie Mäuse. Bei Konfrontationen mit Artgenossen oder bei Bedrohung schlagen Bisamratten in rascher Folge die Schneidezähne aufeinander und erzeugen damit ein weit hörbares Geräusch.

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Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Bisamratten ernähren sich hauptsächlich von Wasser- und Uferpflanzen. Zu den häufig gefressenen Pflanzenarten zählen Schilf, Rohrkolben-, Binsen-, See- und Teichrosenarten sowie Baumrinde, Schachtelhalm- und Laichkrautarten. Sie gehen jedoch auch an Getreide, Gemüse, Obst und Gräser und graben nach den Knollen des Topinamburs. In den vegetationsarmen Monaten ergänzen sie ihre Nahrung durch Muscheln, Larven von Wasserinsekten, Krebse, Wasserschnecken und seltener auch Frösche und Fische. Die bevorzugte Nahrung ist jedoch auch in dieser Zeit pflanzlich. Sie graben in dieser Zeit bevorzugt nach Pflanzenwurzeln.

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Die Behauptung, dass Bisamratten auch Vögel oder deren Gelege verzehren, konnte nicht bestätigt werden. Auch der Anteil, den Muscheln und Krebse an ihrer Beute haben, ist umstritten.

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Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Während der Fortpflanzungszeit besetzen Bisamratten ein Revier, das sie gegen ihre Artgenossen auch verteidigen. Die Größe des Reviers ist abhängig von den jeweiligen Nahrungsbedingungen. Durchschnittlich ist ein Revier zwischen 3000 und 5000 Quadratmetern groß.

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In klimatisch begünstigten Lebensräumen kann sich die Bisamratte das gesamte Jahr über fortpflanzen. Das lässt sich beispielsweise in den südlichen Regionen der USA beobachten. Fortpflanzungszeit ist in Mitteleuropa in der Regel von März bis September. Allerdings hat man auch in Mitteleuropa schon während des Winterhalbjahres trächtige Weibchen oder Jungtiere beobachtet. In der Regel kommt es in Mitteleuropa zu zwei Würfen während eines Jahres. Bei sehr guten Umweltbedingungen ist auch ein dritter Wurf möglich. Die Tragezeit beträgt 30 Tage. Würfe bestehen aus vier bis neun Jungen. Der normale Wurf besteht aus fünf bis sechs Jungtieren.Im folgenden Jahr sind die Jungtiere wiederum geschlechtsreif. Ihre – sehr rasche – Ausbreitung erfolgt entlang ihres natürlichen Lebensraums, also stromauf und stromab entlang von Bächen und Flüssen.

Die bei Geburt etwa zwanzig Gramm schweren Jungen werden blind und nackt geboren. Ihr dichtes und seidiges Nestlingsfell entwickeln die Jungtiere innerhalb der ersten 14 bis 18 Tage; ihre Augen öffnen sich zwischen dem 10. und 14. Lebenstag. Nach etwa vier Wochen beginnen die Deckhaare zu wachsen; dieser Haarwechsel in das sogenannte Alterskleid ist nach vier Monaten abgeschlossen. Die Tiere haben dann etwa ein Gewicht von 600 Gramm erreicht. Großgezogen werden die Jungtiere in den Wohnburgen.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Die meisten Bedrohungen für die Population der Bisamratten haben mit menschlichen Aktivitäten zu tun. Diese Tiere werden häufig wegen ihrer Felle gefangen, die weltweit einen hohen Handelswert haben. In Gebieten, in denen es diese Nagetiere im Überfluss gibt, wirken sie sich negativ auf die Umwelt aus und verursachen oft die Zerstörung von Lebensräumen. So beschädigen Bisamratten aufgrund ihrer Behausungen gelegentlich Flussufer. Außerdem reduzieren sie durch ihren übermäßigen Verzehr die Menge der Wasser-Vegetation. Aus diesen und anderen Gründen werden Bisamratten in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet als Schädlingsart gejagt und vergiftet.

Populationszahl

Nach Angaben der IUCN ist die Bisamratte in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet weit verbreitet, aber es gibt keine Schätzung der Gesamtpopulation. Derzeit wird diese Art als nicht gefährdet (LC) eingestuft und ihr Bestand ist stabil.

Ökologische Nische

Bisamratten sind eine wichtige Beutetierart für lokale Prädatoren. Außerdem unterliegen ihre Populationen einem natürlichen Zyklus. In Gebieten, in denen sie in großer Zahl vorkommen, sind Bisamratten in der Lage, einen Großteil der Vegetation in Feuchtgebieten zu entfernen. Man geht davon aus, dass sie insbesondere die Vegetation von Prärie-Feuchtgebieten maßgeblich mitbestimmen. Sie entfernen auch selektiv bevorzugte Pflanzenarten und verändern so die Fülle der Pflanzenarten in vielen Feuchtgebieten. Bisamratten bauen auch Futterplattformen in Feuchtgebieten. Sie tragen dazu bei, offene Bereiche in Sümpfen zu erhalten, was wiederum Lebensraum für Wasservögel bietet.

Lustige Fakten für Kinder

  • Aufgrund der so genannten 'regionalen Heterothermie' - einer speziellen Anpassung, die die Durchblutung der Gliedmaßen und des Schwanzes reguliert - bleiben diese Körperteile in der Regel kühler als der Kern des Körpers.
  • Als geschickte Schwimmer sind Bisamratten in der Lage, nicht nur vorwärts, sondern auch rückwärts zu schwimmen.
  • Findet die Bisamratte Nahrung, verzehrt sie diese nicht gleich an Ort und Stelle. Stattdessen trägt das Tier seine Mahlzeit zu einer speziellen Futterstelle, die entweder im Wasser oder in der Nähe einer seiner täglichen Routen liegt. Bisamratten hinterlassen in der Regel einen Haufen Muscheln, der als "midden" bezeichnet wird.
  • Eines der markantesten Merkmale der Bisamratte, nach dem das Tier auch benannt ist, ist ihr Moschus. Unterhalb seines Schwanzes hat dieses Nagetier 2 Duftdrüsen, die den charakteristischen Geruch verströmen. Dieser Geruch dient als Kommunikationsmittel, um Artgenossen über Bedrohungen in der Nähe zu informieren.
  • Im Gegensatz zum eng verwandten Biber sammelt die Bisamratte keine Wintervorräte, da dieses Tier nur frische Pflanzen frisst. Während des Winters überlebt das Nagetier, indem es sich durch den Schlamm wühlt, um aus seinem Bau herauszukommen und an die Pflanzen zu gelangen, die sich unter der Eisschicht befinden.
  • In den kalten Wintermonaten schließen sich Bisamratten oft in Gruppen zusammen, um in ihren Unterkünften Wärme zu speichern.
  • Durch den Verzehr von Rohrkolben, auch bekannt als "Fressen", können Gruppen von Bisamratten Bereiche mit flachem Wasser öffnen und so geeignete Bedingungen für bestimmte Wasserpflanzen sowie Unterschlupfmöglichkeiten für Wasservögel schaffen.

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Referenzen

1. Bisamratte artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Bisamratte
2. Bisamratte auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/15324/0

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