Rote schlanklori
Der Rote Schlanklori (Loris tardigradus) ist eine Primatenart aus der Familie der Loris (Lorisidae). Früher wurden alle Schlankloris unter der wissenschaftlichen Bezeichnung Loris tardigradus zusammengefasst, heute wird mit dem Grauen Schlanklori eine zweite Art unterschieden.
Mit einer Kopfrumpflänge von 18 bis 26 Zentimetern sind Rote Schlankloris sehr kleine Primaten. Ein Schwanz ist nicht vorhanden, die Gliedmaßen sind ausgesprochen dünn. Das Fell ist an der Oberseite rotbraun gefärbt, die Unterseite ist annähernd gleich gefärbt. Der Kopf ist durch die großen, runden Augen charakterisiert, die von rotbraunen Flecken umgeben sind. Zwischen den Augen verläuft ein weißlicher Streifen.
Rote Schlankloris sind auf der Insel Sri Lanka endemisch, wo sie die südwestlichen Teile bewohnen – im Norden und Osten der Insel lebt der Graue Schlanklori.
Es gibt drei oder vier Unterarten:
Diese Primaten sind nachtaktive Baumbewohner. Tagsüber schlafen sie im Geäst, in der Nacht begeben sie sich auf Nahrungssuche. Ihre Bewegungen sind wie die aller Loris vorsichtig und bedächtig. Sie klettern langsam, haben aber dank ihrer modifizierten Pfoten einen festen, sicheren Griff um die Äste. Über ihr Sozialverhalten ist wenig bekannt. Sie gehen zumindest einzelgängerisch auf Nahrungssuche, vermutlich überlappt aber das Revier eines Männchens mit dem mehrerer Weibchen. Mit diesen Weibchen kommt es auch zur Fortpflanzung und eventuell zu weiteren Kontakten wie dem gemeinsamen Aufsuchen von Tagesschlafplätzen.
Die Nahrung dieser Tiere sind vorwiegend Insekten. Sie schleichen sich bei der Jagd vorsichtig an die Beute heran, um dann blitzschnell mit beiden Händen zuzupacken.
Der Rote Schlankloris ist hauptsächlich Insektenfresser und ernährt sich von Insekten, Eidechsen, kleinen Wirbeltieren, Früchten, Blättern, Knospen und Vogeleiern.
Über die Paarung der in der Wildnis lebenden Roten Schlankloris ist wenig bekannt. Es wird jedoch angenommen, dass ihr Paarungssystem polygyn ist (promiskuitiv), d.h. dass sowohl Männchen als auch Weibchen mehrere Partner haben. Die Fortpflanzung findet in der Regel zweimal im Jahr statt, von Mai bis Dezember. Die Trächtigkeitsdauer beträgt 166 bis 175 Tage und die Geburten finden ein- oder zweimal pro Jahr statt, wobei in der Regel ein, gelegentlich auch zwei Nachkommen gezeugt werden. Die Weibchen können erneut in den Östrus kommen, während sie einen früheren Wurf säugen. Die Jungtiere sind Nesthocker und klammern sich in den ersten vier Wochen ständig an ihre Mütter. Dann werden sie während der aktiven Nachtstunden ihrer Mutter an einem geschützten Ort untergebracht. Die Entwöhnung erfolgt nach etwa 185 Tagen, wenn die Jungtiere die Größe eines Erwachsenen erreicht haben. Sie erreichen die Geschlechtsreife mit etwa 10 bis 18 Monaten (Männchen sind langsamer) und können sich bald darauf erstmals fortpflanzen.
Rote Schlankloris zählen zu den bedrohten Arten. Hauptursachen dafür sind die Zerstörung ihres Lebensraums und die Bejagung – auch aus medizinischen und abergläubischen Gründen. Ihr Verbreitungsgebiet ist stark zersplittert, die Gesamtpopulation wird von der Weltnaturschutzunion IUCN auf weniger als 2500 ausgewachsene Tiere geschätzt, wobei keine Einzelpopulation mehr als 250 ausgewachsene Tiere umfasst. Die IUCN listet die Art in der Roten Liste gefährdeter Arten als „stark gefährdet“ (Endangered).
Der Horton-Plains-Schlanklori wurde 1937 im Horton-Plains-Nationalpark Sri Lanka entdeckt. In der Zeit bis 1939 fanden insgesamt nur 4 Sichtungen statt, danach galt das Tier als ausgestorben. Im Jahre 2010 gelang es einem Team der Zoologischen Gesellschaft von London ein männliches Exemplar zu fotografieren und für eine kurze Untersuchung einzufangen.
In Europa wird die Art nicht mehr gehalten, ehemalige Halter sind Berlin, Köln, Frankfurt, Bremen, Antwerpen, Mechelen, Wien, Stockholm, London, Bristol, Trinity und Yalta.
Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die Gesamtpopulation des Roten Schlankloris auf weniger als 2.500 ausgewachsene Individuen. Es gibt zwei Unterarten des Roten Schlankloris: der westliche Rote Schlankloris wird auf etwa 1.500 Individuen geschätzt, der Montane Schlankloris auf etwa 80 Individuen. Insgesamt sind die Roten Schlankloris derzeit als Stark gefährdet (EN) eingestuft und ihre Zahl ist heute abnehmend.
Als Insektenfresser haben die Roten Schlankloris möglicherweise einen Einfluss auf die Insektengemeinschaft, aber das ist nicht bestätigt.