Magot
Der Berberaffe (Macaca sylvanus), auch Magot genannt, ist eine Makakenart aus der Familie der Meerkatzenverwandten. Er ist vor allem dafür bekannt, dass er außer dem Menschen die einzige freilebende Primatenart Europas ist.
Berberaffen erreichen eine Kopfrumpflänge von 55 bis 63 Zentimetern und ein Gewicht von 9,9 bis 14,5 Kilogramm. Männchen werden deutlich schwerer als Weibchen und haben deutlich längere Eckzähne als die Weibchen. Das Fell dieser Tiere ist einheitlich gelblich-braun oder graubraun gefärbt, das Gesicht ist dunkelrosa. Wie alle Makaken haben sie Backentaschen zum Verstauen der Nahrung. Berberaffen sind schwanzlos.
Berberaffen leben als einzige Makakenart nicht in Asien, sondern im Rifgebirge und im Mittleren Atlas in Marokko und in der großen und kleinen Kabylei in Algerien, in Höhen von 400 bis 2300 Metern über dem Meeresspiegel, sowie in Gibraltar. Die dortige Population wurde jedoch vom Menschen eingeführt. Lebensraum dieser Tiere sind Eichen-, Tannen- und Zedernwälder, mit Atlas-Zeder, Spanischer Tanne, Algerischer Eiche, Korkeiche, Portugiesischer Eiche und Steineiche als dominierende Baumarten. Der Berberaffe kommt auch mit felsigem, zerklüftetem Terrain gut zurecht.
In den Warmzeiten des Mittel- und Altpleistozän kam der Berberaffe auch im südlichen, westlichen und mittleren Europa vor. Fossile Nachweise der Art gibt es unter anderem aus Norditalien, von Sardinien, aus Deutschland, Kroatien, Österreich, dem westlichen Rumänien, aus der Slowakei, Tschechien, Ungarn und vom Grund der damals noch trockenen Nordsee.
Berberaffen können gut klettern, verbringen aber einen Großteil des Tages auf dem Boden. Wie alle Altweltaffen sind sie tagaktiv.
Sie leben wie alle Makaken in Gruppen, deren Größe variabel ist, die übliche Größe beläuft sich auf 12 bis 88 Tiere. Berichten zufolge spalten sich Gruppen in kleinere Einheiten auf, wenn sie zu groß werden. Da die Weibchen zeitlebens in ihrer Geburtsgruppe bleiben, bilden in der Regel einige nahe verwandte Weibchen den Kern der Gruppe. Die Männchen etablieren eine Hierarchie durch Kämpfe, die stärksten und beliebtesten Männchen werden dominant und leiten die Gruppe. Dominante Männchen genießen Vorrechte beim Futter und bei der Paarung, prinzipiell kann sich aber jedes Männchen fortpflanzen. Es sind territoriale Tiere, die Größe des Revieres ist variabel und hängt unter anderem vom Nahrungsangebot und von menschlichen Störungen ab.
Berberaffen sind Allesfresser, die Früchte, Samen, Blätter, Kräuter, Knospen, Flechten, Pilze und Wurzeln, aber auch gelegentlich Insekten (Ameisen, Käfer, Motten, Schmetterlinge, Raupen, Termiten, Wasserläufer), Vogeleier, Würmer, Tausendfüßer, Spinnen oder auch Skorpione zu sich nehmen. Die Nahrungssuche nimmt etwa ein Viertel ihrer aktiven Zeit in Anspruch. In den kühleren Wintermonaten bilden Rinde und Baumnadeln einen wichtigen Nahrungsbestandteil.
Vorrangig paaren sich die Weibchen mit den höhergestellten Männchen, obwohl sich vielfach alle männlichen Tiere fortpflanzen. Es gibt keine feste Paarungszeit; diese hängt von den klimatischen Bedingungen ab. Nach einer rund 165-tägigen Tragzeit bringt das Weibchen meist ein einzelnes Jungtier, sehr selten aber auch Zwillinge, zur Welt. Die Neugeborenen wiegen rund 500 Gramm und haben ein dünnes, schwarzes Fell, das sich innerhalb von 4 Monaten hellbraun umfärbt, bis sie die Farbe der Erwachsenen haben.
Bedingt durch das promiskuitive Paarungsverhalten kümmern sich auch die Männchen um die Jungtiere. Sie pflegen deren Fell, tragen sie herum und spielen mit ihnen, ohne zu wissen, ob sie tatsächlich der Vater sind.
Nach rund sechs bis zwölf Monaten werden die Jungtiere entwöhnt. Weibchen werden mit 4 bis 6 Jahren und Männchen mit 5 bis 8 Jahren geschlechtsreif; die Männchen müssen zu diesem Zeitpunkt ihre Geburtsgruppe verlassen. Berberaffen können 20 bis 30 Jahre alt werden. Am Affenberg Salem in Deutschland, wo 200 Individuen in 3 Clans und ein Teil der Weibchen mit hormoneller Empfängnisverhütung leben, wurde eine Lebenserwartung von 25 Jahren für Männchen und etwa 30 für Weibchen beobachtet.
Eine der größten Bedrohungen für die Gesamtpopulation der Berberaffen ist der Verlust ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets durch die Jagd, die Abholzung und die Ausbreitung menschlicher Siedlungen. Die Population in Algerien leidet unter Waldbränden, Weidegängern und dem Einsammeln von jungen Makaken als Haustiere. Die Bestände in Marokko sind durch Abholzung, Überweidung und Dürre bedroht. Darüber hinaus erwägen die marokkanischen Forstbehörden sogar die selektive Tötung dieser Tiere, weil sie die Angewohnheit haben, die Baumrinde abzuziehen.
Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen enthalten keine Angaben zur Gesamtpopulation des Berberaffen. Laut Wikipedia-Quelle gibt es nur noch 12.000 bis 21.000 Individuen in Marokko und Algerien. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als Stark gefährdet (EN) eingestuft, und ihre Zahl ist heute abnehmend.
Als Pflanzenfresser dienen die Berberaffen als wichtige Samenverbreiter in ihren Gebirgsregionen. Darüber hinaus sind diese Primaten Beutetiere für viele lokale Prädatoren.