Cowan-Kleintenrek
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Microgale cowani
Gewicht
10-13.8
0.4-0.5
goz
g oz 
Länge
113-165
4.4-6.5
mminch
mm inch 

Der Cowan-Kleintenrek (Microgale cowani), teilweise auch Cowan-Kleintanrek, ist eine Säugetierart aus der Gattung der Kleintenreks innerhalb der Familie der Tenreks. Er repräsentiert einen mittelgroßen Gattungsvertreter, der wie seine Verwandten einen spindelförmigen Körper, kräftige Gliedmaßen und einen langschmalen, spitzschnauzigen Kopf aufweist. Der Schwanz wird etwas kürzer als der restliche Körper, auffallend ist die dunkle Fellfärbung. Die Tiere kommen im östlichen Madagaskar vor, wo sie weit in den mittleren und höheren Gebirgslagen verbreitet sind. Sie bewohnen tropische Regenwälder, sind aber auch in offeneren Landschaften und in stärker durch den Menschen überprägten Regionen anzutreffen. Insgesamt lebt der Cowan-Kleintenrek sehr versteckt, über sein genaues Verhalten liegen daher nur wenige Informationen vor. Er ist bodenbewohnend, ernährt sich von Wirbellosen und legt Nester aus Pflanzenmaterial an. Die Art erhielt im Jahr 1882 ihre Erstbeschreibung, teilweise wurden ihr im Laufe der Zeit mehrere andere Vertreter der Kleintenreks beigeordnet. Der Bestand ist momentan ungefährdet.

Aussehen

Der Cowan-Kleintenrek gehört zu den mittelgroßen Vertretern seiner Gattung. Im äußerlichen Erscheinungsbild ähnelt er dem Dunklen Kleintenrek (Microgale jobihely) und dem Taiva-Kleintenrek (Microgale taiva), in den Ausmaßen steht er vermittelnd zwischen dem kleineren ersteren und dem größeren letzteren. Gemäß der Untersuchung von sechs Individuen aus dem Andringitra-Gebirge im Südosten von Madagaskar beträgt die Gesamtlänge 14,3 bis 15,6 cm. Diese verteilt sich auf eine Kopf-Rumpf-Länge von 7,6 bis 9,5 cm und eine Schwanzlänge von 6,1 bis 7,1 cm. Das Körpergewicht wird mit 11,0 bis 15,5 g angegeben. Weitere 14 vermessene Tiere aus dem weiter südöstlich gelegenen Anosyenne-Gebirge wiesen eine Körperlänge von 6,6 bis 7,9 cm, eine Schwanzlänge von 6,0 bis 6,9 cm und ein Gewicht von 12,0 bis 15,5 g auf. Für rund zwei Dutzend Individuen von Anjanaharibe- und vom Marojejy-Massiv im Nordosten der Insel liegen die entsprechenden Werte bei 7,2 bis 8,7 cm, bei 6,0 bis 7,5 cm und bei 11,5 bis 16,5 g. Generell wird der Cowan-Kleintenrek wie die anderen Gattungsangehörigen auch durch einen spindelförmigen Körper mit kurzen und kräftigen Gliedmaßen sowie durch einen langschmalen, vorn spitz zulaufenden Kopf charakterisiert. Der Schwanz erreicht in etwa die Länge des übrigen Körpers oder ist etwas kürzer. Die Ohren messen 12 bis 17 mm in der Länge. Das Fell hat allgemein eine dunkelbraune Farbgebung, am Rücken ist es stärker gesprenkelt. Die Einzelhaare haben hier graue Basen und gemischt gelblich bis rötlich braune Spitzen. Die Seiten sind weniger stark gesprenkelt und wirken dadurch dunkler. Zum heller gefärbten, gelblich oder rötlich braun getönten Fell der Unterseite besteht hier ein scharfer Umbruch. Der schuppige Schwanz ist dicht behaart, so dass die Schuppen teilweise unter dem Fell verborgen bleiben. Die Haare hier erreichen eine Länge von etwa 2,5 bis 3 Schuppenreihen. Insgesamt ist der Schwanz zweifarbig mit einer dunkelbraunen Ober- und einer gelblich-rötlich braunen Unterseite, wie auch am restlichen Körper ist der Übergang an den Seiten scharf markiert. Hände und Füße verfügen über je fünf, krallenbewehrte Strahlen, an den jeweiligen Enden der Finger und Zehen wachsen dichte Haarbüschel. Ebenso sind die Seiten der Hände und Füße auffällig mit Haaren bedeckt. Die Oberseite des Fußes ist braun, die Unterseite dunkelgrau gefärbt. Die Länge des Hinterfußes variiert zwischen 15 und 18 mm. Weibchen besitzen ein Paar Zitzen in der Brust- und zwei Paare in der Leistengegend. Es sind aber auch Individuen bekannt, wo ein Paar Zitzen in der Bauch- und zwei Paare in der Leistengegend oder umgekehrt bestehen.

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Der Schädel ist moderat groß. Seine größte Länge beträgt 21,4 bis 23,7 mm, seine größte Breite am Hirnschädel gemessen liegt bei 9,8 bis 10,7 mm. Im Bereich der Jochbögen, die wie bei allen Kleintenreks unvollständig ausgebildet sind, misst der Schädel 8,9 bis 9,5 mm in der Breite. Das Rostrum ist allgemein gestreckt, die Nasenbeine sind verlängert und reichen nach hinten bis in die Zwischenaugenregion. Der hintere Schädel hat einen kurzen und breiten Bau, das Hinterhauptsbein ist groß. Im Vergleich zu den leicht gestauchten Scheitelbeinen wirkt das Stirnbein ebenfalls gestreckt. Das Gebiss besteht aus 40 Zähnen mit folgender Zahnformel:. Im oberen Gebiss sind vom ersten Schneidezahn bis zum zweiten Prämolaren (P3) kurze Diastemata ausgebildet, in der unteren Zahnreihe bestehen Zahnlücken beidseitig des Eckzahns und des ersten Prämolaren (P2). Die zusätzlichen Höckerchen auf der Zahnkrone des oberen Eckzahns und des ersten Prämolaren sind im Vergleich zum Dunklen Kleintenrek gut entwickelt, wenn auch nicht so deutlich wie beim Taiva-Kleintenrek. Die Molaren zeigen kaum Unterschiede zu anderen Kleintenreks. Sie weisen ein zalambdodontes Kauflächenmuster mit drei Haupthöckerchen auf. Der obere hintere Mahlzahn ist in seiner Größe reduziert, der untere weist im Gegensatz zum Taiva-Kleintenrek ein vollständiges Talonid auf, einen tiefliegenden Vorsprung auf der Kaufläche auf. Die Länge der oberen Zahnreihe schwankt zwischen 10,4 und 11,9 mm.

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Verteilung

Erdkunde

Kontinente
Länder
Biogeografische Bereiche

Der Cowan-Kleintenrek kommt endemisch in Madagaskar vor, wo er in einem mehr oder weniger breiten Streifen die östlichen Landesteile besiedelt. Bedeutende Fundpunkte im Nordosten des Inselstaates befinden sich unter anderem in der Montagne d’Ambre in der Provinz Antsiranana gelegen und am Tsaratanana-Massiv in der Provinz Mahajanga. Herausragend ist auch eine Region, die ebenfalls in der Provinz Antsiranana liegt und die Massive von Anjanaharibe und Marojejy sowie das die beiden verbindende Waldgebiet von Ambolokopatrika beziehungsweise das weiter südlich gelegene Waldgebiet von Tsaranano und die Halbinsel Masoala einschließt. Im zentral-östlichen Bereich wurde die Art unter anderem in den Waldgebieten von Ambatovy-Analamay-Torotorofotsy und von Analamazaotra in der Provinz Toamasina nachgewiesen, darüber hinaus auch im Waldkorridor von Anjozorobe-Angavo im Grenzgebiet der Provinzen Toamasina und Antananarivo. Zu den weiter südlich gelegenen Verbreitungsschwerpunkten zählen unter anderem die Waldregionen von Ankazomivady und von Ranomafana sowie das Andringitra-Gebirge in der Provinz Fianarantsoa und das Anosyenne-Gebirge in der Provinz Toliara. Außerhalb und westlich dieses zusammenhängenden Verbreitungsgebietes sind noch Vorkommen im zentralen Hochland bei Ambohitantely nördlich sowie bei Tsinjoarivo und am Ankaratra-Massiv südlich beziehungsweise südwestlich von Antananarivo in der gleichnamigen Provinz bekannt. Außerdem wurde noch von Tieren im westlichen Madagaskar bei Ambohijanahary im nördlichsten Abschnitt der Provinz Toliara berichtet. Die Höhenverbreitung reicht von 810 bis zu den höheren 2450 m, was den mittleren und höheren Gebirgslagen entspricht. Der Cowan-Kleintenrek bevorzugt tropische Regenwälder, er kommt aber auch an Waldrändern, in anthropogenen Graslandschaften, auf Kiefernplantagen oder in stark überprägten Arealen wie Ackerland vor. In einzelnen Gebieten entfernten sich Tiere bis zu 450 m vom nächsten Wald. Dadurch gilt der Cowan-Kleintenrek als extrem anpassungsfähig an unterschiedliche Habitate. Lokal kann die Art relativ häufig auftreten, in Regionen, wo sie sympatrisch mit anderen Vertretern der Gattung Microgale auftritt, erreicht die Populationsgröße mitunter 25 bis 50 % der örtlichen Kleintenrek-Gemeinschaft.

Klimazonen

Gewohnheiten und Lebensstil

Über die Lebensweise des Cowan-Kleintenreks liegen nur wenige Informationen vor. Er ist hauptsächlich bodenbewohnend und klettert nicht in Bäumen, einige anatomische Merkmale im Schulter- und Oberarmbreich verweisen jedoch auf eine gewisse Befähigung zum Graben. Allgemein leben die Tiere sehr versteckt und verbergen sich unter Blätterabfall oder ähnlichem mit dem Körper auf dem Boden gepresst. Als Komfortverhalten ist eine Art „Gesichtwaschen“ belegt, in dem sie sich auf die Hinterbeine setzen und mit den Pfoten beider Vorderfüße von den Ohren abwärts bis zur Nase reiben. Dabei halten sie vor allem in der Schlussphase dieses Reibens das Maul offen. Außerdem ist bekannt, dass der Cowan-Kleintenrek Nester aus Pflanzenmaterial anlegt.

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Die Ernährung des Cowan-Kleintenreks basiert auf Wirbellosen, in Gefangenschaft gehaltene Tiere verzehrten überwiegend Regenwürmer und Heuschrecken, gelegentlich aber auch Jungfrösche. Die prinzipiell fleischfresserische Ernährungsweise wurde auch bei Isotopenuntersuchungen von Tieren aus dem Waldgebiet von Tsinjoarivo bestätigt. Die Körpertemperatur liegt bei variierenden Außentemperaturen von 28 bis 33 °C bei durchschnittlich 33,2 °C. Sie ist deutlich stabiler als bei anderen Vertretern der Tenreks. Die Stoffwechselrate beträgt im Ruhezustand 138 % des zu erwartenden Wertes eines etwa gleich großen Säugetiers. In Phasen stärkerer Beanspruchung wie während der Reproduktionsphase steigt sie deutlich an und bewegt sich dann bis zu 137 % über den Normwerten.

Paarungsgewohnheiten

Das Fortpflanzungsverhalten wurde bisher ebenfalls kaum untersucht, Beobachtungen trächtiger Weibchen erfolgten im Zeitraum Oktober bis November etwa im Anosyenne-Gebirge und am Marojejy-Massiv. Diese trugen jeweils einen oder zwei Embryos je Eileiter, die Länge der Embryos variierte von 13 bis 21 mm. Ein Wurf in menschlicher Obhut konnte Ende der 1980er Jahre beobachtet werden. Das Weibchen nahm während der Trächtigkeit massiv an Körpergewicht zu und wog zwei Tage vor der Geburt 15,8 g gegenüber 10,3 g nach dem Wurf. Es kamen drei Jungtiere zur Welt, die Neugeborenen hatten, typisch für Tenreks, eine nackte Haut sowie geschlossene Ohren und Augen, das Geburtsgewicht lag bei 2,5 g. Der Nachwuchs überlebte aber nicht lange, da das Muttertier diesen nach einer äußeren Störung tötete. Die natürliche Lebenserwartung ist unbekannt, ein Tier befand sich in den 1960er Jahren mehr als ein Jahr in menschlicher Gefangenschaft.

POPULATION

Populationsgefährdung

Zu den Fressfeinden des Cowan-Kleintenreks zählt unter anderem die Frettkatze. Deren Beute besteht laut Untersuchung von Kotresten aus dem Andringitra-Gebirge rund zur Hälfte aus Individuen der Kleintenrekart, die wiederum insgesamt gut 14 % der vertilgten Biomasse ausmachen. Weitere Beutegreifer bilden die Fanaloka und die Malegasseneule. Zur Verteidigung wenden die Tiere zumeist Bisse an. Bisher dokumentierte äußere Parasiten sind Flöhe der Gattungen Paractenopsyllus und Synopsyllus sowie Zecken der Gattung Ixodes, als innerer Parasit wurde der Einzeller Eimeria identifiziert.

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Die IUCN listet den Cowan-Kleintenrek in der Kategorie „nicht bedroht“ (least concern). Begründet wird dies mit der weiten Verbreitung der Art und der dadurch angenommenen großen Population sowie mit der Befähigung der Tiere sich auch an überprägte Landschaften anzupassen. Größere Bedrohungen für den Bestand sind nicht bekannt. Der Cowan-Kleintenrek kommt in zahlreichen Schutzgebieten vor, bedeutend sind unter anderem der Nationalpark Montagne d’Ambre, der Nationalpark Marojejy, der Nationalpark Ranomafana, der Nationalpark Mantadia Andasibe, der Nationalpark Andringitra und der Nationalpark Andohahela. Für den effektiven Schutz der Art sind Untersuchungen zu ihrer Biologie, Ökologie und zur Taxonomie notwendig.

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Referenzen

1. Cowan-Kleintenrek artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Cowan-Kleintenrek
2. Cowan-Kleintenrek auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/40586/97190403

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