Der Zwerglori (Xanthonycticebus pygmaeus (Synonym: Nycticebus pygmaeus)) ist eine Primatenart aus der Familie der Loris (Lorisidae).
Zwergloris sind kleiner als die Plumploris, sie erreichen eine Kopfrumpflänge von 19 bis 23 Zentimeter und ein Gewicht von 360 bis 580 Gramm, der Schwanz ist rückgebildet und etwa 1,8 Zentimeter lang. Ihr Fell ist kurz und dicht, es ist im Sommer an der Oberseite rötlich-braun bis orange gefärbt mit einer weißlichen Unterseite und wird in der kühleren Jahreszeit dichter und dunkler mit einem dunkelbraunen bis schwärzlichen Streifen auf der Rückenmitte und einer weißlich-bräunlichen Bauchseite. Die Augen sind groß und rund, zwischen ihnen kann sich ein weißlicher Streifen erstrecken. Die schwarzen, kleinen, rundlichen Ohren ragen nur wenig aus dem Fell heraus. Ihre Spitzen sind unbehaart. Die Schnauze ist spitzer als die der Plumploris, die Nase ist schwarz, die Nase der Plumploris ist rosa.
Diese Primaten sind in Südostasien beheimatet, ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom südlichen China (Yunnan, Kreis Lüchun) über Vietnam und Laos bis in den östlich des Mekong gelegenen Teil Kambodschas. Ihr Lebensraum sind primäre und sekundäre Regenwälder, Karstwälder und Bambusdickichte, wobei sie Regionen mit dichtem Unterholz und vielen blühenden Bäumen bevorzugen.
Zwergloris sind nachtaktive Baumbewohner, die selten auf den Boden kommen. Zum Schlafen rollen sie sich tagsüber im Pflanzendickicht zusammen, in der Nacht gehen sie auf Nahrungssuche. Ihre Bewegungen sind langsam und bedächtig. Dank ihrer modifizierten Hände haben sie einen festen Griff um die Äste.
Sie leben weitgehend einzelgängerisch. Die Männchen markieren ihr Revier mit Urin und reagieren aggressiv auf andere Männchen. Das Territorium eines Männchens kann sich jedoch mit dem mehrerer Weibchen überlappen.
Zwergloris ernähren sich vor allem von Baumsäften und Insekten; außerdem werden Nektar, kleine Früchte, Blüten und manchmal auch kleine Wirbeltiere, z. B. Geckos gefressen. Bei der Jagd schleichen sie sich an ein Beutetier heran und können dann relativ schnell zugreifen.Das Männchen pflanzt sich mit den Weibchen fort, deren Reviere mit seinem überlappen. Nach einer rund 190-tägigen Tragzeit bringt das Weibchen in der Regel Zwillinge zur Welt, während es bei Plumploris normalerweise ein einzelnes Jungtier ist. Die Jungen klammern sich zunächst an den Bauch der Mutter, werden nach zwei bis drei Wochen aber häufig während der Nahrungssuche im Geäst zurückgelassen. Nach rund 24 Wochen werden sie entwöhnt und mit einem bis eineinhalb Jahren geschlechtsreif.
Der Zwerglori ist ein Allesfresser, der sich von Ameisen, Insekten und einer Vielzahl von Früchten und Pflanzen ernährt. Er bevorzugt weiche Früchte und Gummi, frisst aber auch gerne zarte Triebe und andere Pflanzenteile.
Diese Art ist polygyn. Das Revier eines Männchens umfasst in der Regel das von mehreren Weibchen, mit denen es sich paart. Die Individuen kommunizieren miteinander durch Pfiffe. Der Duft dient als Lockmittel, um einen Partner zu finden. Weibliche Zwerglangsamloris bringen alle 12 bis 18 Monate von Juli bis Oktober Junge zur Welt. Die Trächtigkeitsdauer beträgt etwa 6 Monate und es werden 1 bis 2 Junge geboren, wobei 2 häufig sind. Die Geburten finden im Freien statt, wobei die Jungtiere vollständig ausgebildet, mit Fell bedeckt und mit offenen Augen geboren werden. Sobald sie geboren sind, klammern sich die Babys an den Bauch ihrer Mutter. Später "parken" die Mütter ihre Babys an einem sicheren Ort, während sie auf Nahrungssuche gehen. Die Babys werden im Durchschnitt 4,5 Monate lang gesäugt, manchmal werden sie aber auch erst nach 8 Monaten entwöhnt. Die Weibchen sind mit etwa 9 Monaten geschlechtsreif und die Männchen mit 18 bis 20 Monaten.
In Vietnam und Kambodscha werden Zwergloris intensiv bejagt, da es dort Menschen gibt, die ihnen eine heilende Wirkung zuschreiben. Teilweise werden sie auch zu Haustieren gemacht oder gegessen. Gebietsweise stellt auch die Zerstörung ihres Lebensraums ein Problem dar. Die IUCN schätzt, dass in den letzten 24 Jahren (drei Generationen) die Gesamtpopulation um mehr als 30 % zurückgegangen ist und listet die Art als „gefährdet“ (vulnerable).
In Deutschland wird die Art in Augsburg, Dortmund, Leipzig und Stuttgart gehalten. Jedoch haben wenige Haltungen eine wirkliche Perspektive, da hinter den Kulissen gehalten wird oder Einzeltiere und beschlagnahmte Tiere gepflegt werden.
Laut IUCN ist der Zwergloris in seinem gesamten Verbreitungsgebiet weit verbreitet, aber es gibt keine Schätzung der Gesamtpopulation. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als Stark gefährdet (EN) eingestuft und ihr Bestand ist heute abnehmend.
Da sie eine große Menge an Früchten verzehren, spielen die Zwergloris wahrscheinlich eine Rolle bei der Verbreitung von Samen.