Marderhund

Marderhund

Waschbärhund, Tanuki, Enok, Obstfuchs

Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Unterordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Nyctereutes procyonoides
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
6-11 years
Höchstgeschwindigkeit
40
25
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
3-10
6.6-22
kglbs
kg lbs 
Länge
50-65
19.7-25.6
cminch
cm inch 

Der Marderhund (Nyctereutes procyonoides), auch Waschbärhund, Tanuki oder Enok, seltener Obstfuchs genannt, ist eine Art aus der Familie der Hunde. Aufgrund konvergenter Evolution weist der Marderhund Ähnlichkeiten mit Mardern und Kleinbären auf, insbesondere mit dem Waschbären, mit dem er aber nicht näher verwandt ist.

Aussehen

Im Aussehen ähnelt der Marderhund dem Waschbären, unterscheidet sich jedoch insbesondere in der geteilten Gesichtsmaske. Die Kopf-Rumpf-Länge adulter Tiere beträgt etwa 50 bis 68 Zentimeter, hinzu kommen 13 bis 25 Zentimeter Schwanz. Bei einer Schulterhöhe von 20 bis 30 Zentimetern erreicht der Marderhund eine Gesamthöhe von 38 bis 51 Zentimetern und ein Gewicht zwischen vier und zehn Kilogramm. Das weiche Fell, im Handel als Seefuchs, ist beige-grau an Flanken, am Bauch und am Rücken schwarzbraun. Marderhunde unterliegen einem jahreszeitlichen Fellwechsel; das Winterfell und das Sommerfell gleichen einander in der Farbe, doch ist das Winterfell deutlich dichter und schwerer. Die Lautäußerungen der Marderhunde ähneln eher einem Miauen oder Winseln als einem Bellen. Die Welpen geben oft ein leises Fiepen von sich, und die Muttertiere knurren bei Gefahr. Bei der nächtlichen Suche nach einer Partnerin stößt der Rüde langgezogene heulende Schreie aus.

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Verteilung

Erdkunde

Der Marderhund ist ein sehr scheuer und nachtaktiver Bewohner von Wäldern und Regionen mit viel Unterholz.Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Marderhundes umfasst das östliche Sibirien, das nordöstliche China, die koreanische Halbinsel und Japan. In Europa ist er ein Neubürger (Neozoon), der ursprünglich ausgesetzt wurde, um das Marderhundfell wirtschaftlich zu nutzen. Im 19. Jahrhundert führte man Marderhunde in Westrussland ein. Zwischen 1928 und 1950 wurden in der Ukraine fast 10.000 Tiere ausgesetzt. Von dort aus breiteten sie sich im westlichen Teil des Landes aus. Im Jahr 1931 gab es die ersten Marderhunde in Finnland, 1951 in Rumänien und 1955 in Polen.

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Seit 1960 breitet sich der Marderhund in Deutschland aus. 1962 wurde in Börger (Landkreis Emsland) ein erstes Exemplar erlegt. Mittlerweile kommt der Marderhund deutschlandweit vor. So wurde sein Vorkommen in einem Drittel aller Jagdreviere bestätigt. Die Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt stellen sein Kernverbreitungsgebiet dar. Hier gelang ein Nachweis in 72 % aller Reviere.

In Österreich soll der erste Marderhund 1954 in Karlstift in der Gemeinde Bad Großpertholz gesichtet worden sein. Nach weiteren Sichtungen gab es den ersten sicheren Nachweis 1983, als ebenfalls im niederösterreichischen Waldviertel ein Tier in eine Falle ging. Fest etabliert hat er sich vor allem in Nieder- und Oberösterreich sowie im nördlichen Burgenland. Die Nachweise häufen sich zur Donau hin. Mitte der 1990er Jahre stellte man fest, dass sich die Verbreitungsgrenze südwärts verschob. Seit 2010 wird die Verbreitung wissenschaftlich untersucht. Nachdem in Vorarlberg 2014 der erste Marderhund erlegt wurde, ist Tirol das einzige Bundesland, aus dem noch keine Nachweise gemeldet wurden.

In der Schweiz erfolgte der erste Nachweis im September 1997 bei Leuggern im Kanton Aargau. Dort wurde ein überfahrenes Männchen gefunden. In der Ajoie, Kanton Jura, wurde 2003 ein erwachsenes Männchen ebenfalls von einem Auto überfahren. Im Februar 2009 wurde im Rechen des Kraftwerks Klingnau, Kanton Aargau, ein Tier gefunden, welches vermutlich in der Aare ertrunken ist. Ende April desselben Jahres entdeckte ein Jogger bei Maienfeld, Kanton Graubünden nahe der Grenze zu Liechtenstein, einen toten Marderhund, welcher anscheinend von einem mittelgroßen Hund gerissen worden war. 2011 wurde in Laufenburg, Kanton Aargau, ein subadultes Tier lebend unter einem geparkten Auto gefunden. Das Tier musste wegen Verletzungen eingeschläfert werden. Im April 2015 wurde auf dem Bözberg, Kanton Aargau, erstmals in der Schweiz ein lebender Marderhund fotografiert.Insgesamt gibt es seit 1997 zehn Nachweise von Marderhunden in der Schweiz. Meist sind es junge Männchen, die aus Deutschland oder Österreich, teilweise über lange Strecken, eingewandert sind. Reproduktionsnachweise des Marderhundes gibt es in der Schweiz bisher keine.

2016 tauchte der Marderhund erstmals in Südtirol auf, nachdem er Mitte der 1980er Jahre im benachbarten Trentino zum ersten Mail in Italien gesichtet worden war. Ein etwa einjähriges Weibchen, das etwa fünf Kilogramm wog, war durch ein Auto auf einer Schnellstraße getötet worden.Bereits 2019 wurde der Marderhund auf die europäische Liste invasiver Arten gesetzt. Im gleichen Jahr wurde er auch in Wales nachgewiesen.

2021 wurde der Marderhund erstmals in der Gemeinde Bettemburg in Luxemburg mit einem Foto nachgewiesen.

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Marderhund Lebensraum-Karte
Marderhund Lebensraum-Karte
Marderhund
Public Domain Dedication (CC0)

Gewohnheiten und Lebensstil

Der Marderhund ist monogam und bleibt ein Leben lang im Paar zusammen. Beide Partner kümmern sich um die im Schnitt sechs bis zehn Welpen. Der Marderhund sucht zum Schutz und zur Aufzucht der Jungtiere Erdbaue auf, wobei er oft alte Dachs- oder Fuchsbaue übernimmt. Als einzige Vertreter der Hunde halten Marderhunde in Gegenden mit harten Wintern eine Winterruhe; in Finnland beispielsweise beziehen sie ihre Winterhöhlen etwa von November bis März. Bei milder Witterung verlassen sie dort gelegentlich ihren Bau oder ziehen sogar in einen anderen um. In Gegenden mit milden Wintern sind sie das ganze Jahr über aktiv. Marderhunde können in Bereichen überleben, in denen an nicht mehr als etwa 175 Tagen Schnee liegt; die mittlere Jahrestemperatur sollte über einem bis zwei Grad Celsius liegen. Die Streifgebiete sind, abhängig vom Nahrungsangebot und Klima, unterschiedlich groß: in Deutschland etwa 150 ha, in Finnland zwischen 300 und 700 ha und in Japan ca. 80 ha. Marderhunde sind dämmerungs- und nachtaktiv, ihre Lebenserwartung in der freien Natur liegt bei sechs bis acht Jahren.

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Marderhunde sind Allesfresser: Sie fressen Mäuse, Vögel, Eier, Fische, Kröten, Schnecken und Insekten ebenso wie Eicheln, Nüsse, Beeren und Obst. Auch Aas verschmähen sie nicht. In 77 % aller Jungtiermägen fanden sich 2006 in einer Untersuchung Insekten und nur in geringem Umfang Säugetiere und Vogelreste. Gut gefüllte Mägen enthielten vor allem Früchte. Bei Alttieren war der Anteil kleiner Wirbeltiere deutlich höher, neben Fröschen und Kröten waren insbesondere Mäuse, Spitzmäuse und Maulwürfe in der Nahrung häufig vertreten. Der Anteil an aufgenommenem Aas war hoch. Die Hälfte der Mägen enthielt Insekten. Im Sommer und Herbst ist der Anteil an Pflanzenkost besonders hoch. Die Ergebnisse zeigen, dass der Marderhund kein Jäger ist wie der Rotfuchs, sondern eher gemächlich sammelnd wie ein Dachs durch sein Revier streift. Zum Klettern ist er nicht in der Lage, deshalb sucht er seine Beute unter Sträuchern und oft auch am Ufer von Gewässern.

Ernährung Allesfresser

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Waschbärenhunde sind monogam und paaren sich ein Leben lang. In Gefangenschaft lebende Männchen sind jedoch dafür bekannt, dass sie sich mit vier oder fünf Weibchen paaren. Die Männchen kämpfen kurzzeitig, aber nicht tödlich, um ihre Partnerinnen. Die Brutzeit beginnt je nach Ort von Anfang Februar bis Ende April. Die Trächtigkeit dauert 61-70 Tage, und die Welpen werden im April-Mai geboren. Die Wurfgröße beträgt in der Regel 6-8 Welpen, in Ausnahmefällen können jedoch auch 15-16 Welpen geboren werden. Die Männchen übernehmen eine aktive Rolle bei der Aufzucht der Welpen. Bei der Geburt wiegen die Welpen 60-110 g, sind blind und mit kurzer, dichter, weicher Wolle ohne Deckhaare bedeckt. Ihre Augen öffnen sich nach 9-10 Tagen und die Zähne brechen nach 14-16 Tagen durch. Die Laktation dauert 45-60 Tage, obwohl die Welpen bereits im Alter von 3 Wochen bis 1 Monat beginnen, Nahrung zu fressen, die ihnen gebracht wird. Sie erreichen ihre volle Größe im Alter von 4,5 Monaten und verlassen ihre Eltern Ende August-September. Im Oktober schließen sich die Jungtiere, die dann bereits erwachsenen Tieren ähneln, zu Paaren zusammen. Die Fortpflanzungsreife wird im Alter von 8-10 Monaten erreicht.

POPULATION

Populationsgefährdung

Die Hauptbedrohung für Waschbärenhunde ist die Jagd und sie werden oft als Schädlingsart verfolgt. Sie leiden auch lokal unter dem Tod auf der Straße, der Prädation durch Dedomestikation und Epidemien. Die Populationen können auch durch den extremen Verlust von Lebensraum zurückgehen.

Populationszahl

Laut der Roten Liste der IUCN ist die Gesamtgröße der Population des Waschbärenhundes unbekannt. Allerdings wird die Population der Art in Finnland auf 110.000-120.000 geschlechtsreife Individuen geschätzt, und im Herbst wird die Population 320.000 Individuen umfassen, einschließlich der Jungtiere des Jahres. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft und ihr Bestand ist heute stabil.

Lustige Fakten für Kinder

  • Der Marderhund ist nach seiner oberflächlichen Ähnlichkeit mit dem Waschbären benannt, mit dem er nicht eng verwandt ist.
  • Der wissenschaftliche Name dieser Art, Nyctereutes procyonoides, bedeutet aus dem Griechischen übersetzt etwa "der Nachtwanderer". Nukt- bedeutet "Nacht" und ereutēs - "Wanderer".
  • In Japan ist der Waschbär-Hund als Marderhund bekannt und hat eine lange Geschichte in der Folklore.
  • Marderhunde sind die einzigen Caniden, die Winterschlaf halten.
  • Marderhunde sind in der Lage, Kröten zu fressen, die giftige Hautsekrete haben; sie produzieren große Mengen Speichel, um die Gifte zu verdünnen.
  • Wie wilde Hunde kann der Marderhund in städtischen Gebieten leben und sogar wie domestizierte Hunde in Häusern leben.

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Referenzen

1. Marderhund artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Marderhund
2. Marderhund auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/14925/85658776

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