Waschbär

Waschbär

Nordamerikanischer waschbär

Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Unterordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Procyon lotor
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
2-20 years
Höchstgeschwindigkeit
24
15
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
2-14
4.4-30.8
kglbs
kg lbs 
Höhe
23-30
9.1-11.8
cminch
cm inch 
Länge
40-70
15.7-27.6
cminch
cm inch 

Der Waschbär (Procyon lotor), auch als Nordamerikanischer Waschbär, einst auch als Schupp bezeichnet, ist ein in Nordamerika heimisches mittelgroßes Säugetier. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist er als Neozoon auch auf dem europäischen Festland, im Kaukasus und in Japan vertreten, nachdem er dort aus Gehegen entkommen ist oder ausgesetzt wurde. Waschbären sind überwiegend nachtaktive Raubtiere und leben bevorzugt in gewässerreichen Laub- und Mischwäldern. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit leben sie zunehmend auch in Bergwäldern, Salzwiesen und urbanen Gebieten.

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Mit einer Körperlänge zwischen 41 und 71 Zentimetern und einem Gewicht zwischen 3,6 und 9,0 Kilogramm ist der Waschbär der größte Vertreter der Familie der Kleinbären. Typisch für den Waschbären sind das ausgeprägte haptische Wahrnehmungsvermögen der Vorderpfoten und die schwarze Gesichtsmaske. Hervorzuheben ist ferner das gute Gedächtnis der Tiere, die sich in Versuchen auch noch nach drei Jahren an die Lösung einer früher gestellten Aufgabe erinnern konnten. Waschbären sind Allesfresser und ernähren sich zu ungefähr 40 Prozent von Wirbellosen, zu 33 Prozent von pflanzlicher Kost und zu 27 Prozent von Wirbeltieren. In Gefangenschaft gehaltene Waschbären tauchen ihre Nahrung oft unter Wasser, was als „Waschen“ gedeutet wurde, sehr wahrscheinlich aber eine Leerlaufhandlung zur Imitation der Nahrungssuche an Fluss- oder Seeufern ist, wo der Waschbär, unter Steinen und anderen Verstecken tastend, nach Krebsen oder anderer Nahrung sucht.

Während der Waschbär früher als Einzelgänger angesehen wurde, gibt es heute Belege dafür, dass er ein geschlechtsspezifisches Sozialverhalten zeigt. Miteinander verwandte Fähen (Weibchen) teilen sich oft ein gemeinsames Gebiet; nicht verwandte Rüden (Männchen) dagegen leben in lockeren, aus bis zu vier Tieren bestehenden Kleingruppen zusammen. Dadurch sind sie während der Paarungszeit in der Lage, sich besser gegen fremde Rüden und überhaupt gegen potenzielle Angreifer zu behaupten. Die Größe der Streifgebiete variiert zwischen 0,03 Quadratkilometer für Weibchen in Städten und 49,5 Quadratkilometer für Männchen in der Prärie. Nach einer Tragzeit von etwa 65 Tagen bringt das Weibchen im Frühling, abhängig von der örtlichen Situation, zwei bis fünf Junge zur Welt. Die Welpen werden anschließend von ihrer Mutter bis zur allmählichen Trennung im Herbst alleine aufgezogen. Obwohl in Gefangenschaft gehaltene Waschbären über 20 Jahre alt werden können, liegt ihre Lebenserwartung in freier Natur nur zwischen 1,8 und 3,1 Jahren. Jagd und Verkehrsunfälle sind in vielen Gebieten die beiden häufigsten Todesursachen.

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Na

Nachtaktiv

Te

Temporaler Spezialist

Al

Allesfresser

Te

Terrestrisch

Ne

Nesthocker

Be

Behausung

Ba

Baumbewohner

Kl

Kletternd

Vi

Viviparie

Po

Polygynandrie

So

Sozial

Ke

Keine Tierwanderung

R

beginnt mit

In

Intelligente Tiere
(Sammlung)

Aussehen

Seine Körperlänge liegt zwischen 41 und 71 Zentimetern, nicht eingerechnet der zwischen 19,2 und 40,5 Zentimeter lange buschige Schwanz, der normalerweise aber nicht deutlich länger als 25 Zentimeter ist. Die Schulterhöhe liegt zwischen 22,8 und 30,4 Zentimetern. Das Körpergewicht erwachsener Waschbären differiert je nach Verbreitungsgebiet und Jahreszeit zwischen 1,8 und 13,6 Kilogramm, wobei übliche Werte zwischen 3,6 und 9,0 Kilogramm liegen. Die kleinsten Individuen sind an der Südküste Floridas anzutreffen, die größten gemäß der Bergmannschen Regel an der nördlichen Grenze des Verbreitungsgebiets. Männliche Exemplare sind in der Regel 15 bis 20 Prozent schwerer als Weibchen. Zu Winteranfang können Waschbären aufgrund des angefressenen Winterspecks mehr als doppelt so viel wiegen wie im Frühling. Der schwerste in freier Natur lebende Waschbär wog 28,4 Kilogramm, was das mit Abstand höchste je gemessene Gewicht eines Kleinbären darstellt.

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Die charakteristische Gesichtszeichnung des Waschbären mit der schwarz gefärbten Gesichtsmaske rund um die Augen, die sich scharf vom umgebenden weißen Fell absetzt, ähnelt der des Marderhundes. Auch die leicht abgerundeten Ohren werden von weißem Fell umrandet. Es wird angenommen, dass Waschbären den Gesichtsausdruck und die Körperhaltung gegenüberstehender Artgenossen aufgrund der markanten Gesichtszeichnung in Zusammenspiel mit dem hell-dunkel gestreiften Schwanz schneller erfassen können. Die dunkle Maske könnte auch Blendeffekte reduzieren und dadurch die Nachtsicht verbessern. Am restlichen Körper ist das lange und wasserabweisende Oberfell in verschiedenen Grau- und, in geringerem Umfang, Brauntönen gefärbt. Waschbären mit sehr dunkel gefärbtem Fell sind vor allem in der deutschen Population vertreten, da sich in der Gründerpopulation einzelne Tiere mit derartiger Fellzeichnung befanden. Das dichte Unterfell, das fast 90 Prozent der Gesamtzahl an Haaren ausmacht, schützt die Tiere vor Kälte und besteht aus 2,0 bis 3,0 Zentimeter langen Haaren.

Waschbären, die im Allgemeinen als Sohlengänger eingestuft werden, können sich auf ihre Hinterbeine stellen und Objekte mit ihren Vorderpfoten untersuchen. Weil Waschbären im Verhältnis zu ihrem gedrungenen Rumpf nur über kurze Beine verfügen, können sie nicht schnell rennen oder weit springen. Ihre Spitzengeschwindigkeit über kurze Strecken beträgt 16 bis 24 Kilometer pro Stunde. Waschbären können mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 4,8 Kilometern pro Stunde schwimmen und mehrere Stunden im Wasser ausharren. Um einen Baum mit dem Kopf voraus hinunter zu klettern, eine ungewöhnliche Fähigkeit für ein Säugetier dieser Größe, verdrehen Waschbären ihre Hinterpfoten bis diese nach hinten zeigen. Waschbären können zur Regulation ihrer Körperwärme sowohl Schwitzen als auch Hecheln. Ihr Gebiss mit der Zahnformel 3142/3142 setzt sich aus 40 Zähnen zusammen, welche an ihre Lebensweise als Allesfresser angepasst sind. Weder ist die Kaufläche der Backenzähne so breit wie die reiner Pflanzenfresser, noch sind die Schneidezähne so scharf und spitz wie die reiner Fleischfresser. Der Penisknochen der Rüden ist etwa zehn Zentimeter lang und am vorderen Ende stark gebogen. Sieben der 13 bekannten Lautäußerungen werden in der Kommunikation zwischen Mutter und Jungtieren verwendet, darunter das vogelhafte Zwitschern von Neugeborenen.

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Video

Verteilung

Erdkunde

Von verstädterten Tieren abgesehen sind gewässerreiche Misch- und Laubwälder mit einem hohen Eichenanteil der bevorzugte Lebensraum von Waschbären. Hier finden sie genügend Nahrung und Unterschlupfmöglichkeiten. Bei Gefahr flüchten sie auf einen Baum; sie meiden deshalb offenes Gelände. Waschbären sind gute Schwimmer und leben bevorzugt in der Nähe von Flüssen oder anderen Gewässern, sie finden dort einen Großteil ihrer tierischen Nahrung. In Amerika gelingt es dem Waschbären aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit zunehmend, für ihn als ungeeignet eingeschätzte Lebensräume wie Steppen oder kalte, weiter nördlich gelegene Gebiete zu besiedeln.

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Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Waschbären erstreckt sich von Panama über Mexiko und fast die gesamte USA bis zum Süden Kanadas. Hiervon ausgenommen sind nur Wüstengebiete und das Hochgebirge der Rocky Mountains.

Alle in Europa vorkommenden Waschbären gehen auf Tiere zurück, die im 20. Jahrhundert aus Pelztierfarmen und Gehegen entkommen sind oder ausgesetzt wurden. Als derartiger Gefangenschaftsflüchtling sind sie der Gruppe der Neozoen zuzurechnen. Heute gibt es in weiten Teilen Deutschlands sowie Gebieten der angrenzenden Länder stabile Waschbärpopulationen. Weitere Vorkommen existieren im Süden von Belarus, dem Kaukasus und im Norden Frankreichs, wo im Jahr 1966 bei Laon einige Exemplare von US-amerikanischen Soldaten ausgesetzt wurden.

Ein für die Verbreitung des Waschbären in Europa wichtiges Ereignis war das Aussetzen von zwei Waschbärpaaren am 12. April 1934 am hessischen Edersee. Die vier Waschbären wurden vom Forstmeister Wilhelm Sittich Freiherr von Berlepsch auf Wunsch des Besitzers, des Geflügelzüchters Rolf Haag, ausgesetzt, um dadurch „die heimische Fauna zu bereichern“. Der Antrag durch das damalige Forstamt Vöhl bezog sich auf § 60 des im Januar 1934 eingeführten Preußischen Jagdgesetzes und wurde am 26. März 1934 gestellt; zwei Wochen nach der Aussetzung traf die schriftliche Genehmigung des Preußischen Landesjagdamts ein. Schon vorher hatte es Ansiedlungsversuche gegeben, doch war nur dieser erfolgreich. Das Gebiet um den Edersee stellte einen für die ausgesetzten Waschbären fast optimalen Lebensraum dar, so dass die von diesem Zentrum ausgehende weitere Verbreitung dauerhaft erfolgen konnte. 26 Jahre später, Anfang der 1960er Jahre, wurde die Population insgesamt auf über 600 Tiere geschätzt und wurde in der Bundesrepublik als Schädling in Obstgärten und Waldungen von Staats wegen bekämpft.

1945 entwichen etwa zwei Dutzend Waschbären aus einer Pelzfarm in Wolfshagen (heute Ortsteil von Altlandsberg) bei Strausberg in Brandenburg – ob durch einen Bombentreffer, Freilassung oder einen Ausbruch ist unklar, dies führte zu einem weiteren Verbreitungsgebiet. Die daraus entstandene Population lässt sich bis heute genetisch und parasitologisch von der westdeutschen unterscheiden. Während über 70 Prozent der Waschbären der mitteldeutschen Population mit dem Waschbärspulwurm infiziert sind, wurde bislang bei keinem Waschbären aus dem brandenburgischen Verbreitungsgebiet eine Spulwurminfektion diagnostiziert. In Sachsen-Anhalt wurde eine Infektionsrate von 39 Prozent gemessen, womit dieses Gebiet offensichtlich eine wichtige Rolle als Verschmelzungsgebiet der beiden großen Populationen zu spielen scheint.

Lange ging man davon aus, dass durch die wenigen in Freiheit gelangten Waschbären am Edersee und in Wolfshagen ein Gründereffekt eingetreten sei, der einen genetischen Flaschenhals zur Folge gehabt habe, was jedoch keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Waschbärpopulation gehabt habe. Eine Studie aus dem Jahre 2015 zur Genetik der freilebenden Waschbären in Deutschland, Belgien und Luxemburg kommt jedoch zum Schluss, dass es mindestens zwei weitere, unabhängige Ereignisse gegeben haben muss, bei denen Waschbären in Deutschland in Freiheit gelangten und eigene Populationen aufbauen konnten. In der Studie wird zudem geschlussfolgert, dass es außerdem eine Freilassung oder ein Entweichen weiterer einzelner Tiere gegeben haben muss, die sich mit bereits bestehenden Populationen vermischten, so dass man keineswegs von einer genetisch verarmten Population in Deutschland sprechen kann. Die Studie hält mindestens sechs unabhängige Unterpopulationen für wahrscheinlich, die jeweils aus 7 bis 21 Gründertieren bestanden, so dass die Anzahl der Gründertiere insgesamt mindestens 77 betrug.

Der Bestand an Waschbären in Deutschland wurde im Jahre 1956 auf 285 Tiere geschätzt, 1970 auf etwa 20.000 Tiere und im Jahre 2005 auf eine niedrige bis mittlere sechsstellige Zahl.

In der Jagdsaison 2010/11 wurden in Deutschland 67.700 Waschbären getötet. In den 1990er Jahren hatte diese Zahl noch bei nur 400 Tieren gelegen. 2013 wurde erstmals die Marke von 100.000 erlegten Tieren überschritten. Im Jagdjahr 2015/16 betrug die deutsche Jagdstrecke 128.100 Tiere, 60 Prozent davon erbrachten die Bundesländer Hessen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Im selben Zeitraum wurden in Österreich nur 21 und in der Schweiz nur ein Waschbär geschossen. Für das Jahr 2019/20 meldete der Deutsche Jagdverband 202.293, für das Jahr 2020/21 die Zahl von 200.163 erlegten Waschbären. Um nachhaltend reduktiven Einfluss auf den gesamtdeutschen Waschbärbestand von schätzungsweise einer halben Million Tieren zu haben, müssten nach Modellrechnungen des Zoologen Frank-Uwe Michler mindestens 300.000 Waschbären pro Jahr getötet werden.

In der Schweiz wurde die erste Sichtung eines Waschbären 1976 im Kanton Schaffhausen dokumentiert.

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Waschbär Lebensraum-Karte
Waschbär Lebensraum-Karte
Waschbär
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Gewohnheiten und Lebensstil

Früher dachte man, dass Waschbären allgemein solitär leben, doch inzwischen gibt es Hinweise darauf, dass diese Tiere ein geschlechtsspezifisches Sozialverhalten zeigen. Verbundene Weibchen teilen sich oft ein gemeinsames Revier, während nicht verwandte Männchen in Gruppen von bis zu 4 Individuen zusammenleben, um ihre Stellung gegen fremde Männchen während der Paarungszeit und andere potenzielle Eindringlinge zu behaupten. Waschbären sind in der Regel nachtaktiv, aber manchmal sind sie auch bei Tageslicht aktiv, um verfügbare Nahrungsquellen zu nutzen. Sie bewegen sich nicht weiter als nötig, sondern nur so weit, wie es für die Nahrungssuche nötig ist. Waschbären halten keinen Winterschlaf, aber im Winter neigen sie dazu, mehrere Wochen lang in ihren Höhlen zu schlafen. Diese Tiere bauen ihre Höhlen bevorzugt in Bäumen, nutzen aber auch Behausungen von Murmeltieren, Minen, Höhlen, verlassene Gebäude, Garagen, Scheunen, Regenkanäle oder Häuser. Sie sind starke Schwimmer, wenn auch etwas zurückhaltend, denn das Schwimmen macht sie schwerer, da ihr Fell nicht wasserdicht ist. Um miteinander zu kommunizieren, geben Waschbären eine Reihe von Geräuschen von sich, darunter Zischen, Schreien, Pfeifen, Knurren und Knurren.

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Waschbären sind Allesfresser, deren Speiseplan sich zu ungefähr 40 Prozent aus Wirbellosen, zu 33 Prozent aus pflanzlicher Nahrung und zu 27 Prozent aus Wirbeltieren zusammensetzt. Laut dem Zoologen Samuel I. Zeveloff dürfte der Waschbär damit zu den „omnivorsten Tieren der Welt“ gehören. Während Waschbären im Frühjahr vorwiegend Insekten, Würmer, Käfer und andere um die Zeit verfügbare Tiere fressen, bevorzugen sie im Herbst kalorienhaltige pflanzliche Kost, wie Obst und Nüsse, um sich genügend Winterspeck anzufressen. Von den Wirbeltieren sind Fische und Amphibien, wie Frösche, Kröten und Salamander, die häufigsten Beutetiere. Entgegen weit verbreiteter Ansicht fressen Waschbären nur vereinzelt aufwendig zu jagende Tierarten, wie Vögel und Kleinsäuger, Spitzmäuse oder Haselmäuse. In Brandenburg dezimiert der nordamerikanische Kleinbär die letzten Bestände der Europäischen Sumpfschildkröte: Wo er vorkommt, weist nahezu jedes zweite Reptil schwere Verletzungen auf. Bei großer Nahrungsauswahl können Waschbären starke individuelle Vorlieben für bestimmte Nahrungsmittel entwickeln. Im Winter finden sie demgegenüber kaum noch Nahrung und müssen bei anhaltendem Frost fasten.

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Waschbären tasten Nahrungsmittel und andere Gegenstände mit ihren Vorderpfoten sorgfältig ab, um sich ein Bild von ihnen zu machen und unerwünschte Teile zu entfernen. Wenn die schützende Hornhaut unter Wasser aufgeweicht wird, erhöht sich zudem deren Sensibilität. Während Waschbären in freier Natur an Land gefundenes Futter nicht zu einer Wasserstelle tragen, um es dort vor dem Verzehr zu „waschen“, kann dieses Verhalten bei in Gefangenschaft gehaltenen Tieren häufig beobachtet werden. Der französische Naturforscher Georges-Louis Leclerc de Buffon (1707–1788) glaubte noch, dass Waschbären über keine ausreichenden Speicheldrüsen verfügten, um das Futter anzufeuchten, was definitiv falsch ist. In Gefangenschaft gehaltene Waschbären „waschen“ ihre Nahrung besonders häufig, wenn eine Wasserstelle, die einen Grund ähnlich einem Flussbett aufweist, nicht weiter als drei Meter entfernt ist. Es wird weithin angenommen, dass es sich beim „Waschen“ der Nahrung um eine Leerlaufhandlung handelt, mit der die Nahrungssuche am Ufer nach Kleinlebewesen imitiert werden soll. Die Beobachtung, dass aquatische Nahrungsmittel häufiger „gewaschen“ werden, unterstützt diese Theorie. Das Säubern verschmutzter Nahrungsmittel scheint dagegen meistens keine Rolle zu spielen. Strittig dagegen ist, ob sogar wildlebende Waschbären dazu neigen, sehr trockenes Futter bei Gelegenheit unter Wasser aufzuweichen.

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Ernährung Allesfresser

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Die Waschbären paaren sich zumeist im Februar, so fällt die Aufzucht der Welpen nicht mit dem Beginn des nächsten Winters zusammen. Wenn ein Weibchen nicht trächtig wird oder seine Jungen frühzeitig verliert, wird es im Mai oder Juni manchmal erneut empfängnisbereit. Zur Paarungszeit ziehen die Männchen in ihren Streifgebieten rastlos umher und umwerben die an einigen Sammelplätzen zusammenkommenden Weibchen, deren drei- bis viertägige Empfängnisperioden zeitlich zusammenfallen. Die anschließende Paarung erstreckt sich über mehrere Nächte hinweg, während der sich intensives Vorspiel, der eigentliche Akt und eine anschließende Ruhepause abwechseln. Die meisten Weibchen lassen sich dabei nur von einem Männchen begatten.

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Nach etwa 65 Tagen Tragzeit bringt das nach der Paarung wieder allein lebende Weibchen im Frühling im Schnitt 3 Junge zur Welt. Die Welpen sind bei der Geburt blind und mit einem gelblichen Flaum bedeckt. Das Geburtsgewicht der zehn Zentimeter großen Welpen beträgt 65 bis 75 Gramm. Während des ersten Lebensmonats nehmen die Welpen keine feste Nahrung zu sich, sondern werden ausschließlich von ihrer Mutter gesäugt. Nach zwei bis drei Wochen öffnen sie erstmals die Augen. Im Alter von sechs bis neun Wochen verlassen die zu diesem Zeitpunkt ungefähr ein Kilogramm wiegenden Jungen erstmals die Wurfhöhle, werden jedoch auch danach noch ein bis zwei Monate lang mit nachlassender Intensität gesäugt. Im Herbst erfolgt die allmähliche Trennung von der Mutter. Während die Weibchen schon vor dem Beginn der nächsten Hauptpaarungszeit die Geschlechtsreife erreichen, ist dies nur bei einem Teil der Männchen der Fall. Während viele weibliche Nachkommen zeitlebens in der Nähe ihrer Mutter bleiben, suchen sich die jungen Männchen ein weiter entferntes Territorium, was als instinktives Verhalten zur Vermeidung von Inzucht zu verstehen ist.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Waschbären haben nur wenige Prädatoren, können aber von Pumas, Kojoten und Rotluchsen angegriffen werden. Krankheiten, Infektionen und Autounfälle sind die größten Bedrohungen.

Populationszahl

Für Waschbären liegt keine Gesamtpopulationsschätzung vor. Nach Angaben der IUCN ist diese Art in Nord- und Mittelamerika im Allgemeinen recht häufig, mit zunehmender Tendenz. Die geschätzte Population in der Kaukasusregion liegt bei etwa 20.000 Tieren. In Deutschland lag die geschätzte Zahl 2012 bei mehr als einer Million. Gegenwärtig wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft, und ihre Bestände nehmen heute zu.

Ökologische Nische

Waschbären kontrollieren die Populationen ihrer wichtigsten Beutetiere. Wenn sie hauptsächlich eine Art von Beute fressen, z. B. Insekten, Krebse oder Muscheln, kann dies eine Population in hohem Maße beeinflussen.

Domestizierung

Der Waschbär wird vor allem in den USA gelegentlich als Heimtier gehalten, wovon aber viele Experten abraten, da er keine domestizierte Tierart ist und sich unvorhersehbar und aggressiv verhalten kann. Viele geschlechtsreife Waschbären verhalten sich während der Paarungszeit aggressiv und beißen etwa unvermittelt zu. Eine Kastration im fünften oder sechsten Lebensmonat reduziert die Wahrscheinlichkeit erheblich, dass derartige Verhaltensweisen auftreten. Wenn sie sich nicht genug bewegen oder falsch ernährt werden, können Waschbären verfetten oder Verhaltensstörungen entwickeln. Mit Hinblick auf Forschungsergebnisse zum Sozialverhalten des Waschbären vertreten einige Halter die Ansicht, dass sie möglichst nicht alleine gehalten werden sollten, damit sie nicht vereinsamen.

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Wegen der Beißgefahr ist die Haltung als Haustier in vielen Bundesstaaten der USA verboten; oder es ist zumindest – wie lange Zeit auch in Deutschland – eine Genehmigung zur Haltung exotischer Haustiere erforderlich. In den USA werden als Haustiere gehaltene Waschbären, die einen Menschen gebissen haben, regelmäßig zur Durchführung einer Tollwutuntersuchung getötet.

In der Europäischen Union ist das Halten seit 3. August 2016 grundsätzlich verboten. Seither ist der Waschbär in die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung aufgenommen. So ist jede Form der Haltung, Beförderung oder Fortpflanzung durch Beschlagnahmen, Sanktionen und sonstige Maßnahmen zu unterbinden und nur für Exemplare, die vor diesem Datum belegbar unter Verschluss gehalten waren, gibt es Bestandschutz.

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Lustige Fakten für Kinder

  • Der Waschbär ist ein naher Verwandter der Familie der Bären, obwohl sein wissenschaftlicher Name "Waschbärhund" (Procyon lotor) bedeutet.
  • Waschbären sind klüger als Katzen, aber weniger klug als Affen.
  • Christoph Kolumbus schrieb als erster bekannter Mensch über Waschbären.
  • Ein Waschbär kann seine Hinterfüße um 180 Grad drehen, damit er kopfüber von Bäumen herunterklettern kann.
  • "Waschbär", vom Algonquin-Indianer "arakun", hat die Bedeutung "er kratzt mit den Händen".
  • Ein Waschbär wäscht sein Futter, bevor er es frisst. Wenn es kein Wasser gibt, reibt er die Reste ab.
  • Ein Waschbärbaby zwitschert wie ein Vogel oder wimmert und schnattert, wenn es hungrig ist oder friert oder den Kontakt mit einem warmen Körper vermisst.
  • Waschbären meiden den Verzehr von Tomaten aufgrund ihres hohen Säuregehalts.
  • In Japan wurden nach dem Erfolg von Rascal the Raccoon, einer Anime-Serie aus dem Jahr 1977, bis zu 1.500 der Tiere als Haustiere importiert, einige von ihnen entkamen und bildeten eine stabile wilde Population.

Coloring Pages

Referenzen

1. Waschbär artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Waschb%C3%A4r
2. Waschbär auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/41686/0

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