McCords Schlangenhalsschildkröte
Gewicht
444-816
15.7-28.8
goz
g oz 
Länge
150-214
5.9-8.4
mminch
mm inch 

McCords Schlangenhalsschildkröte (Chelodina mccordi) ist eine extrem gefährdete Schildkrötenart, die in zwei Unterarten auf der Insel Roti (indonesisch Pulau Roti) und mit einer Unterart auf dem benachbarten Timor vorkommt. Sie gehört zur Gattung der Australischen Schlangenhalsschildkröten (Chelodina) in der Familie der Schlangenhalsschildkröten (Chelidae). Die beiden Unterarten auf Roti sind aufgrund der Bejagung für den internationalen illegalen Tierhandel und des kleiner werdenden Lebensraums akut vom Aussterben bedroht. McCords Schlangenhalsschildkröten auf Timor leben zum größten Teil im einzigen Nationalpark Osttimors.

Na

Nachtaktiv

Fl

Fleischfresser

In

Insektenfresser

Fi

Fischfresser

In

Inselendemisch

Na

Natatorisch

Te

Terrestrisch

Po

Polygynandrie

Po

Polygam

So

Sommerruhe

Ke

Keine Tierwanderung

R

beginnt mit

Aussehen

Der Carapax (Rückenpanzer) ist oval, breit und leicht geriffelt. In der Regel hat er eine Länge von 150 bis 214 mm, der Hals ist etwa genauso lang. Axillare und inguinale Schildplatten fehlen bei McCords Schlangenhalsschildkröte. Die erste Marginalplatte ist immer kleiner als die zweite. Die Weibchen sind in der Regel größer als die Männchen, um 11 % bei der Unterart C. m. mccordi, bis zu 15 % bei C. m. roteensis. Das bisher größte vermessene Weibchen, das man in Zentralroti fing, erreichte eine Panzerlänge von 241 mm. Dafür sind die Köpfe der Männchen verhältnismäßig etwas breiter, der Schwanzansatz verbreitert und ihre Schwänze sind etwas länger. Weitere besondere äußerliche Unterschiede zwischen gleich großen Männchen und Weibchen gibt es aber nicht. Ein auf Timor 2014 gefangenes Weibchen wog 2340 g, dort vermessene als Haustier gehaltene Exemplare wogen 498 bis 1660 g.

Mehr anzeigen

Die Färbung des Carapax ist hell graubraun bis olivgrün. Manche Exemplare haben aber auch rostfarbene Flecken. Der Plastron (Bauchschale) ist blass gelbweiß. Bei der Unterart auf Timor gibt es weißgelbliche und braunrot/weiß gefleckte Farbvarianten des Plastrons. Die Weichteile sind an der Oberseite hell- bis dunkelgrau, die Unterseite ist gelblichweiß. Die Oberseite des Kopfes der östlichen Unterart auf Roti ist braun, gelegentlich schwarz. Ihre Kopfseite, Unterkiefer und Kopfunterseite sind cremiggelb, der Hals und anderen Weichteile oben grauschwarz, unten wie gewohnt gelblichweiß. Der Carapax ist deutlich dunkler, von schokoladenbraun bis schwarz, mit einer rötlichen Verfärbung an den sechsten bis achten Marginalplatten. Der Plastron der Unterart ist gelblich mit schwarzen Verfärbungen entlang der Rillen in verschieden starker Ausprägung. Der Hals ist mit runden Tuberkeln übersät. Die Iris der westlichen Unterarten auf Roti ist schwarz und von einem weißen Ring umgeben. Jene der Unterart auf Timor ist hell- bis dunkelbraun, mit einem gelben Ring und die Iris der östlichen Unterart auf Roti ist gelb mit einem grauen Ring. Vorder- und Hinterbeine haben jeweils vier Klauen.

Weniger anzeigen

Verteilung

Erdkunde

Kontinente
Biogeografische Bereiche

Der ursprünglich bekannte Lebensraum von McCords Schlangenhalsschildkröte dehnte sich auf Roti auf drei voneinander getrennte Regionen mit insgesamt 200 km² aus, zuvor möglicherweise sogar über alle Seen und Sümpfe der Insel, sodass östliche und westliche Populationen auch aufeinander trafen. Das flächenmäßig größte Areal befand sich im südwestlichen und zentralen Hochlandplateau der Insel. Die Feuchtigkeit ist hier gemäßigt. Spärlich fand man die Schildkröte noch etwas weiter südwestlich auch in den niedrigeren Ebenen. Ein weiteres Vorkommen gab es im Nordosten Rotis, im Inneren der Halbinsel Tapuafu, um den Danau Oendui (Lake Enduy) und nah der Halbinsel am südlichen Ufer der Bucht von Korobafo. Zeitweise wurde darüber spekuliert, dass es sich jeweils um getrennte Populationen handle. Inzwischen geht man aber davon aus, dass die Tiere in den beiden nordöstlichen Gebieten zur selben Population gehören. Im Brackwasser der Küsten und in den Mangrovenwäldern der Insel konnte die Art bisher nicht nachgewiesen werden. Keines der Gebiete auf Roti steht unter einem besonderen Schutz. Inzwischen ist die Schildkröte an vielen Orten ausgerottet, andernorts kommt sie nur noch marginal vor und durchwandert bestimmte Gebiete nur. Die Gesamtfläche der von intakten Populationen bewohnten Gebiete auf Roti dürfte kleiner als 20 km² sein.

Mehr anzeigen

2008 konnte man nur noch an vier Orten auf Roti überlebensfähige Populationen von McCords Schlangenhalsschildkröten finden. Im Südwesten leben sie nahe dem Danau Peto, um die Seen Danau Toea und Danau Anak und in einigen der kleinen Seen um Busalangga. Im Nordosten finden sich die Schildkröten nur noch um den Danau Oendui, doch stehen sie auch hier kurz vor der Ausrottung. Einen weiteren Bestand gibt es am Danau Undun, nah dem großen Salzsee Usipoka. An anderen Orten der Insel finden sich bestenfalls nicht mehr überlebensfähige Restpopulationen und einzelne Tiere.

Auf Timor kommt die Schlangenhalsschildkröte im osttimoresischen See Ira Lalaro im äußersten Osten der Insel, in den umliegenden Flüssen und Feuchtgebieten, um den Ort Lospalos und im etwas südwestlich gelegenen Flachland des Flusses Irebere im Verwaltungsamt Iliomar vor.

In der Regenzeit lebt die Schildkröte in flachen, permanenten und semi-permanenten, eutrophen Seen, Sümpfen und angrenzenden Reisfeldern. Auf Timor konnte sie auch in Flüssen und Bächen beobachtet werden. In den kurzlebigen fließenden Gewässern der Regenzeit auf Roti wurden bisher keine Individuen gefunden. Regelmäßig kann man die Schildkröte auch auf Straßen und im offenen Gelände beobachten, sofern es am Vortag stark geregnet hat. Die Trockenzeit überdauert sie nicht im Schlamm, sondern zieht sich in hohes Gras oder unter Blätter und Felsen zurück, wenn ihr Gewässer austrocknet. Ansonsten ruht sie in den zusammenschrumpfenden Seen.

Weniger anzeigen

Klimazonen

Gewohnheiten und Lebensstil

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Ausgewachsene C. mccordi können bis zu drei Brutzeiten im Jahr haben. Ein typisches Gelege besteht aus acht bis vierzehn Eiern. Ein Ei ist 30 mm × 20 mm groß und kann 8-10 Gramm wiegen (0,28-0,35 oz). Die ersten Jungtiere schlüpfen nach einer Brutzeit von drei Monaten und die letzten schlüpfen nach vier Monaten. Beim Schlüpfen ist der Panzer der Jungtiere etwa 28 mm × 20 mm groß und weist gelbe Flecken auf dem Plastron auf, die nach einigen Wochen dunkler werden, bis der gesamte Plastron fast schwarz ist. Während die Jungtiere wachsen, wird ihre Färbung immer blasser, bis sie schließlich die Farbe der Erwachsenen erreichen.

POPULATION

Populationsgefährdung

McCords Schlangenhalsschildkröte steht in der IUCN-Liste der 25 weltweit am stärksten vom Aussterben bedrohten Süßwasserschildkröten von 2007 auf Platz elf.

Mehr anzeigen

Der Lebensraum der Schildkröte schrumpft auf Roti. Sümpfe und andere Feuchtgebiete wurden immer öfter zu Reisfeldern umgewandelt, sodass ein Großteil des ursprünglichen Habitats verschwunden ist. Außerdem verschwanden durch Abholzung des Baumbestands, Erosion und abnehmende Regenmengen infolge des Klimawandels Feuchtgebiete. Zwar besiedelte die Schildkröte auch die Reisfelder, konnte dort aber leichter von Tierhändlern gefangen werden. Auch der Einsatz von Dünger und Pestiziden könnte einen negativen Einfluss auf die Population gehabt haben. Bereits seit Anfang der 1970er Jahre wurden die Schildkröten aus Roti für den internationalen Handel exotischer Tiere über Kupang nach Jakarta exportiert. Gegessen, wie noch um 1900, wird die Schildkröte auf Roti inzwischen nicht mehr. Sie soll nicht gut schmecken und erinnert die Einheimischen zu sehr an Schlangen. Manchmal wird die Schildkröte aber gerade aufgrund dieser Ähnlichkeit aus Abneigung getötet. Die Population in Zentralroti schien bis in die 1990er Jahre stabil zu sein, auch wenn man die Auswirkung des Fangens bemerkte. Nachdem McCords Schlangenhalsschildkröte aber als eigenständige Art identifiziert worden war, nahm der Bestand in allen bekannten Populationen stark ab. Obwohl der legale Handel von Indonesien 1997 eingeschränkt und seit 2001 komplett verboten ist und diese Art seit 2004 nach Anhang II des CITES-Abkommens geschützt ist, wird sie anscheinend noch immer für den internationalen Handel gefangen. Ein Einheimischer, der diese Schildkröten fängt, verdient 100 US-Dollar pro Tier. Dies ist auf Roti mehr als ein Jahreseinkommen. Auf der Insel gilt die Art als fast ausgerottet. Wo sie einst häufig vorkam, ist sie heute, wenn überhaupt, nur noch selten zu finden.

Die Region um den timoresischen Ira Lalaro gehört zum Nationalpark Nino Konis Santana, aber auch hier werden die Schildkröten gefangen, sei es als Haustier für Kinder oder als Nahrung. Auf lokalen Märkten kosten sie zwischen zwei und vier US-Dollar, wobei ausländische Händler bisher nicht in Erscheinung traten. Anders als die Jagd auf Krokodile ist die auf Schildkröten nicht tabuisiert. Allerdings ist die gezielte Jagd ritualisiert und auf besonders trockene Jahre beschränkt, wenn der Wasserstand des Ira Lalaro stark zurückgeht. Durch den Klimawandel kommt es vermehrt zu solchen Jahren. Feuchte Jahre, wie 2012 und 2013, in denen die Jagdgesellschaften nicht stattfinden und sich die Population erholen kann, werden seltener. Immerhin hat der Eigentümer des Sees in den letzten Jahren ein Jagdverbot ausgesprochen, weil er einen wirtschaftlichen Nutzen der Schildkröten erwartet. Die Krokodile, die als Ahnen der Menschen gelten, hätten Vicente Araújo das Verbot aufgetragen. Es wird jedoch nicht von allen Bewohnern der Region befolgt, obwohl bei Zuwiderhandlung dem Glauben nach Krankheiten drohen. Die traditionellen Jagden finden ein- bis zweimal innerhalb eines Trockenjahres statt. Bei jeder können pro Dorf 20 bis 30 Tiere gefangen werden. Sie werden entweder einfach an Land aufgesammelt, oder die Jäger stochern mit einem Bambusstock nach den Tieren im Wasser. Außerhalb der Regenzeit werden Schildkröten immer wieder vom Kanu aus mit Angelschnüren gefangen.

Auch das Einschleppen der als Haustiere gehaltenen Chinesischen Dreikielschildkröte und die zunehmende Verbreitung der Schwarznarbenkröte (Bufo melanostictus) bedrohen den Bestand. Wasserbüffel und Rinder verändern zudem den Lebensraum der Schildkröten; Schweine und Hunde rauben Nester aus. Im Suco Muapitine wurde 2014 vom allgemeinen Rückgang der Anzahl der Schildkröten berichtet. Schuld daran seien die größer werdenden Populationen von Menschen und Leistenkrokodilen sowie die Bejagung und Feuer in der Region. Die Feuer werden meist entfacht, um frisches Gras für Weidetiere zu erhalten. Sterben die Schildkröten nicht beim Brand, werden sie auf den abgebrannten Flächen leicht von Beutegreifern entdeckt. Im Suco Mehara beobachteten Einheimische zum Teil eine Zunahme der Schildkröten, da seit Schaffung des Nationalparks die Jagd auf sie hier zurückgegangen sei und mehr Eier und Jungtiere aufwachsen würden. Die meisten befragten Timoresen gehen aber von einer Verringerung der Schildkrötenpopulation aus.

Als Maßnahme gegen den Bestandsrückgang haben australische Biologen in Zusammenarbeit mit osttimoresischen Behörden in Tetum ein Kinderbuch für Schulen herausgegeben, das den Kindern die seltene Schildkröte und ihren Schutz näher bringen soll. 250 Exemplare und 100 Lehrerexemplare wurden in Mehara und in der Gemeindehauptstadt Lospalos verteilt. Zudem gibt es die Idee, McCords Schlangenhalsschildkröten auch in Gefangenschaft zu züchten. Außerdem möchte man die traditionellen Jagden so umgestalten, dass die Bevölkerung die Tiere nur markiert und sie danach wieder freilässt, damit weitere Daten zum Schutz der Schildkröten gesammelt werden können.

Auf Roti wird von Forschern eindringlich ein Schutzgebiet gefordert, zum Beispiel auf der Halbinsel Tapuafu mit den Seen Usipoka, Undun und Oendui und den umliegenden, unberührten Feuchtgebieten von Tanjung Pukuwatu. Wegen der hohen Biodiversität dieses Gebietes könnten hier der Wissenschaft noch unbekannte Tierarten vorkommen. Auch könne man sich eine Umsiedlung der Schildkrötenart in andere Gebiete der Insel vorstellen. In den USA und in Europa gelangen bereits erste Erfolge bei der Nachzucht von McCords Schlangenhalsschildkröte. Ein Auswilderungsprojekt in internationaler Zusammenarbeit läuft seit einigen Jahren.

Weniger anzeigen

Referenzen

1. McCords Schlangenhalsschildkröte artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/McCords_Schlangenhalsschildkr%C3%B6te
2. McCords Schlangenhalsschildkröte auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/123814489/123814575

Mehr faszinierende Tiere zum Kennenlernen