Das Weißschwanzgnu (Connochaetes gnou) ist eine afrikanische Antilope aus der Gattung der Gnus. Es kommt ausschließlich im südlichen Afrika vor und ist damit die Gnu-Art, die am weitesten im Süden des afrikanischen Kontinents vorkommt.
Das Weißschwanzgnu war einst sehr zahlreich, aber bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts waren die Bestände drastisch zurückgegangen. Farmer begannen die verbliebenen wenigen Weißschwanzgnus auf ihrem Land zu schützen. Im Jahr 1971 lebten wieder 3.100 Individuen in Naturschutzgebieten und auf Privatgelände. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts betrug die Zahl wieder mehr als 20.000 Individuen.
Mit einer Schulterhöhe von bis zu 114 Zentimeter ist das Weißschwanzgnu deutlich kleiner als das Streifengnu. Es erreicht ein Gewicht von bis zu 160 Kilogramm. Die Hörner werden bis zu 67 Zentimeter lang.
Das Weißschwanzgnu trägt einen weißlichen „Pferdeschwanz“ und hat eine schwarze Fellfärbung. Das Gesicht ist mit borstenartigen abstehenden Büscheln bedeckt, auch am Hals und zwischen den Vorderläufen wachsen lange Haare. Vom Nacken bis zu den Schultern steht eine weiße Mähne mit schwarzen Spitzen. Beide Geschlechter tragen hakig nach oben und nach vorn gebogene Hörner, die sich beim Männchen am Ansatz zu einer Art „Helm“ verdicken.
Weißschwanzgnus sind im südlichen Afrika beheimatet. Ihr historisches Verbreitungsgebiet umfasste Südafrika, Swasiland und Lesotho, aber in den beiden letztgenannten Ländern wurden sie im 19. Jahrhundert bis zur Ausrottung gejagt. Jahrhundert bis zur Ausrottung gejagt. Inzwischen wurden sie in diesen Ländern wieder angesiedelt und auch in Namibia eingeführt. Weißschwanzgnus bewohnen offene Ebenen, Grasland und Karoo-Buschland sowohl in steilen Bergregionen als auch in niedrigeren Hügeln.
Weißschwanzgnus sind Grasfresser, die gelegentlich auch Laub fressen. Der Lebensraum ist die offene Savanne.
Auf Grund des bereits im 19. Jahrhundert einsetzenden starken Bestandsrückgangs zählt das Weißschwanzgnu zu den Arten, deren Lebensweise nie unter vollständig natürlichen Lebensbedingungen untersucht wurde. Bekannt ist lediglich, dass sie in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet, dem klimatisch gemäßigten südafrikanischen Highveld in großen Herdenverbänden wanderten. Der heutige Bestand wandert dagegen nicht mehr. Territoriale Männchen besetzen Reviere, nicht-territoriale Männchen leben in Herden, werden aber von den territorialen Männchen von den Kühen ferngehalten. Die Kühe ziehen mit den Kälbern herdenweise durch die Reviere der Bullen. In Regionen mit einem geringen Bestand an Weißschwanzgnus beträgt der Abstand der Bullen etwa einen Kilometer voneinander. Der minimale Revierabstand in Regionen mit einem hohen Bestand an Weißschwanzgnus beträgt dagegen etwa 180 Meter.
Die geselligen Tiere sind tagaktiv, allerdings ruhen sie in der Mittagshitze. Die meisten Kälber werden im Sommer geboren. Früher konnten riesige Herden beobachtet werden, wobei sich das inzwischen ausgerottete Quagga zu den Gnus gesellte.
Weißschwanzgnus sind Pflanzenfresser. Sie bevorzugen kurze Gräser, ernähren sich aber auch von anderen Kräutern und Sträuchern, insbesondere wenn das Gras knapp ist.
Weißschwanzgnus sind polygyn; ein dominantes Männchen hat einen Harem von Weibchen und erlaubt anderen Männchen nicht, sich mit ihnen zu paaren. Die Brutzeit findet am Ende der Regenzeit statt und dauert ein paar Wochen zwischen Februar und April. Die Trächtigkeit dauert etwa 8,5 Monate, nach denen ein einziges Kalb geboren wird. Weibchen in den Wehen entfernen sich nicht von der weiblichen Herde und legen sich immer wieder hin und stehen wieder auf. Neugeborene Kälber haben ein gelbbraunes, struppiges Fell und wiegen etwa 11 kg (24 lb). Schon kurz nach der Geburt können sie stehen und laufen. Die Kälber werden 6-8 Monate lang von ihrer Mutter gefüttert und beginnen im Alter von 4 Wochen, an Grashalmen zu knabbern. Sie bleiben bei ihrer Mutter, bis ihr nächstes Kalb ein Jahr später geboren wird. Die Männchen erreichen die Geschlechtsreife im Alter von 3 Jahren, können in Gefangenschaft aber auch schon früher geschlechtsreif werden. Die Weibchen sind als Jährlinge oder als 2-Jährige zur Fortpflanzung bereit.
Weißschwanzgnus wurden im 19. Jahrhundert fast vollständig ausgerottet, da sie als Schädlinge galten und ihre Felle und ihr Fleisch sehr wertvoll waren. Heute sind die Hauptbedrohungen für diese Tiere die Hybridisierung mit dem Streifengnu, die dort auftreten kann, wo beide Arten auf eingezäuntem Land leben, und der Verlust der genetischen Vielfalt, da das Weißschwanzgnu in isolierten eingezäunten Gebieten lebt.
Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die Gesamtpopulation des Weißschwanzgnus auf mehr als 18.000 Individuen (davon über 11.000 Individuen in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet und über 7.000 Individuen auf Farmland in Namibia). Gegenwärtig wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft, und ihr Bestand nimmt heute zu.