Die Schwarzsteißschwalbe (Notiochelidon cyanoleuca, Syn.: Pygochelidon cyanoleuca) ist eine Vogelart aus der Familie der Schwalben (Hirundinidae). Die Art kommt in den südamerikanischen Ländern Chile, Argentinien, Uruguay, Brasilien, Paraguay, Bolivien, Peru, Ecuador, Kolumbien, Venezuela, Trinidad und Tobago, Guyana, Suriname, Französisch-Guayana und den mittelamerikanischen Ländern Costa Rica und Panama vor. Hin und wieder finden Irrgäste ihren Weg nach Nicaragua und Mexiko. Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet eingestuft.
Louis Pierre Vieillot beschrieb die Schwalbe unter dem Namen Hirundo cyanoleuca. Auch Alcide Dessalines d’Orbigny und Frédéric de Lafresnaye verwendeten für ihre Art zunächst als Hirundo patagonica. Frank Michler Chapman nannte seine Unterart Pygochelidon cyanoleuca peruviana. Erst später wurde sie der Gattung Notiochelidon zugeschlagen.
Notiochelidon ist ein Synonym für ‚Orochelidon‘ und setzt sich aus den griechischen Worten oreas für ‚Berg‘ und khelidon für ‚Schwalbe‘ zusammen. Das Artepitheton cyanoleuca hat seinen Ursprung in den griechischen Worten kuanos für ‚dunkelblau‘ und leukos für ‚weiß‘. Die Wort peruviana in der Unterart bezieht sich auf das Land Peru und patagonica auf Patagonien.
Die Schwarzsteißschwalbe erreicht eine Körperlänge von etwa 12 Zentimetern bei einem Gewicht von 10,5 Gramm. Die Rückenfarbe kann zwischen indigo- und grünblau variieren, während die Unterseite mit Ausnahme der Seiten und Flanken ein reines Weiß ziert. Die Unterflügeldecken sind rauchig graublau bis schwarz. Steuerfedern und Schwungfedern sowie deren Schaft sind schwärzlich bis schwarz. Die Unterflügeldecken und Achselfedern sind dunkelgrau bis dunkel. Die Unterschwanzdecken sind gänzlich schwarz mit einem blauen Schimmer. Männchen und Weibchen ähneln sich, wobei die Männchen etwas längeren Schwanzfedern haben.
Immature Vögel haben eine braune Oberseite und einen matt pinkbraunen Farbton an der Kehle, welcher an der Brust in ein dunkleres Braun übergeht.
Die Schwalbe kommt sowohl in humiden als auch ariden Klimazonen vor. Dabei bevorzugt sie offenes Gelände und Waldlichtungen, oft nahe bewohnten Gebieten. Hier trifft man sie von Meeresspiegel bis 4000 Meter Höhe. An den Tepuis von Venezuela kann man sie in Kolonien nahe Straßeneinschnitten und Felsvorsprüngen sehen.
Normalerweise bewegen sie sich geschickt in losen Schwärmen hin und her. Dabei schlagen sie häufig mit ihren angewinkelten Flügel und sind nur selten im Segelflug. In ihren Ruhezeiten sitzen sie zusammen mit Artgenossen oder anderen Schwalben auf Strom- und Telefonleitungen oder laublosen Ästen. Insbesondere in der Nähe ihrer Nester verhalten sie sich äußerst territorial. Diese bauen sie auf Klippen, in Löchern nahe Flussufern, in Bäumen und unter Dächern. Hin und wieder landen sie auch auf der Erde. Während ihrer Zugzeiten sieht man sie in Schwärmen bis zu 1000 Tieren vom Sommer- ins Winterquartier und zurück fliegen. Sie ernähren sich meist, wenn nicht sogar ausschließlich, von Insekten.
Männchen und Weibchen bauen ihr Nest gemeinsam. Zum Bau verwenden sie Strohhalme und Grasblätter, die sie meist in der Nähe von Straßen oder Kulturlandschaft sammeln, auch wenn Materialien in umliegenden wilden Graslandschaften deutlich häufiger vorhanden wären. Es wird vermutet, dass der Grund in einem erleichterten Flugstart in den weniger dicht bewachsenen Gebieten liegt. Ihr Nest wird in einem Zeitraum von ca. einer Woche gebaut. Während der Mittagszeit scheinen sie sich vom Nest fernzuhalten. Während des Baus schlafen sowohl Männchen als auch Weibchen in der Nähe des Nests. Sie legen pro Tag ein Ei ins Nest, doch können zwischen erstem und zweitem Ei gelegentlich auch zwei Tage liegen. In das Nest legen sie zwischen 2 und 6 weiße Eier. Beide Geschlechter brüten gemeinsam die Eier aus. Die Brutzeit beträgt 15 Tage, kann aber auch bis 26 Tage dauern.