Bolivianische amazonasdelfin
Der Bolivianische Amazonasdelfin (Inia boliviensis, Syn.: Inia geoffrensis boliviensis) ist eine im Oberlauf des Rio Madeira in Bolivien und im Südwesten Brasiliens vorkommende Art der Amazonas-Flussdelfine. Der ehemals als Unterart des Amazonasdelfins (Inia geoffrensis) betrachtete Delfin wurde im Jahr 2008 durch molekularbiologische Untersuchungen als eigenständige Art bestätigt.
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FleischfresserAls Fleischfresser, auch Karnivoren oder Zoophagen, bezeichnet man Tiere, Pflanzen und Pilze, die sich hauptsächlich oder ausschließlich von tieris...
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FischfresserAls Fischfresser oder piscivore Tiere bezeichnet man jagende Tiere, die sich vorwiegend oder ausschließlich von Fischen ernähren. Zu dieser Gruppe ...
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WasserEin Wassertier ist ein Tier, entweder ein Wirbeltier oder ein wirbelloses Tier, das den größten Teil oder sein ganzes Leben im Wasser lebt. Es kann...
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beginnt mitDer Bolivianische Amazonasdelfin entspricht in seinem Aussehen und in seiner Körpergröße dem Amazonasdelfin (Inia geoffrensis), als dessen Unterart er lange betrachtet wurde, und dem Araguaia-Delfin (Inia araguaiaensis). Vermessungen der Tiere sind selten und es gibt nur zwei offizielle Angaben von Körperlängen zweier Weibchen, die 208 und 216 Zentimeter lang waren. Innerhalb der Gattung kommt ein Sexualdimorphismus vor, die Männchen sind in der Regel größer und kräftiger gebaut; dies wird entsprechend auch beim Bolivianischen Amazonasdelfin angenommen. Der Schädel des Bolivianischen Amazonasdelfins enthält pro Unterkieferhälfte 31 bis 34 Zähne und damit mehr als der der beiden anderen Arten (24–28 bei Inia araguaiaensis und 25–29 bei I. geoffrensis), der Oberkiefer enthält 31 bis 35 Zähne. 9 bis 11 der Zähne im Ober- und Unterkiefer sind molar-ähnlich. Der Schädel ist zudem schmaler gebaut, das Rostrum ist mit einer Länge von etwa 73 % der Gesamtlänge des Schädels länger als beim I. geoffrensis, wo sie etwa 65 % der Gesamtlänge des Schädels beträgt.
Der Bolivianische Amazonasdelfin ist nur im Oberlauf des Rio Madeira und verbundener Flusssysteme im nördlichen Bolivien und im Südwesten Brasiliens vor. Das Verbreitungsgebiet liegt im bolivianischen Flachland nördlich der Chiquitanía. Neben dem Rio Madeira gehören auch der Río Beni, der Río Ichilo, der Río Mamoré, der Río Ipurupuru, der Río Ibare, der Río Baré, der Río Abuná und der Río Iténez zum Verbreitungsgebiet der Tiere.
Der Bolivianische Amazonasdelfin lebt in sedimentreichen Flüssen, Seen und Überflutungsbereichen des Flachlands, wobei er vor allem Bereich mit klaren Wasser bevorzugt. Wie die anderen Arten der Gattung sammeln sich die Tiere vor allem an Zusammenflüssen, sind jedoch prinzipiell in allen verfügbaren Habitaten präsent.
Über die Lebensweise der Art liegen nur sehr begrenzte bis gar keine Informationen vor, sie entspricht jedoch wahrscheinlich im Wesentlichen der des Amazonasdelfins. Wie dieser ernährt sich auch der Bolivianische Amazonasdelfin primär von Fischen. Die Paarungszeit und Geburten finden wahrscheinlich im gesamten Jahr statt, wobei Jungtiere vor allem in Flachwasserzeiten vermehrt geboren werden.
Bolivianische Amazonasdelfine sind Fleischfresser (Piscivoren). Ihre Ernährung umfasst eine Vielzahl von verschiedenen Fischarten sowie Krebse.
Über das Paarungs- und Fortpflanzungsverhalten der Bolivianischen Amazonasdelfine ist nur wenig bekannt.
Wie bei den anderen Arten der Flussdelfine liegen auch für den Bolivianischen Amazonasdelfin nur sehr wenige Daten zu den Populationen und Beständen vor. Von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) wird die Art bislang nicht als eigenständig, sondern als Unterart des Amazonasdelfins betrachtet und aufgrund der Datenlage als „data deficient“ eingeordnet. Schätzungen gehen von einem Gesamtbestand von etwa 1400 bis 4000 Individuen und einer Dichte von 3,2 bis 3,5 Individuen pro Flusskilometer im Verbreitungsgebiet aus.
Obwohl die Populationen des Bolivianischen Amazonasdelfins von denen des Amazonasdelfins durch Stromschnellen und andere Barrieren getrennt sind, kam es vor allem bei Hochwasser regelmäßig dazu, dass einzelne Tiere die Barrieren überwanden. Durch den Bau der Jirau-Talsperre und der Santo-Antônio-Talsperre am Rio Madeira von 2008 bis 2013 sind die Lebensräume nun vollständig getrennt. In Bolivien ist die Art indirekt in der Political Constitution des Supreme Decree 25458 aus dem Juli 1999 geschützt, wonach die Jagd und der Handel mit Arten der nationalen Fauna verboten sind, bei denen eine Gefährdung angenommen wird. 2008 wurde im Departamento Beni ein Gesetz beschlossen, das den Bolivianischen Amazonasdelfin zum Naturerbe erklärt.
Die Gesamtgröße der Population des Bolivianischen Amazonasdelfins ist unbekannt. Derzeit ist diese Art nicht in der Roten Liste der IUCN aufgeführt und ihr Erhaltungszustand wurde nicht bewertet.