Kappler-Gürteltier

Kappler-Gürteltier

Kappler-weichgürteltier

Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Familie
SPEZIES
Dasypus kappleri

Das Kappler-Gürteltier, auch Kappler-Weichgürteltier (Dasypus kappleri) ist mit rund 10 kg Körpergewicht die größte Art der Langnasengürteltiere und der zweitgrößte Vertreter der Gürteltiere. Es ist hauptsächlich im Becken des Amazonas und des Orinocos im nördlichen Südamerika verbreitet. Dort bewohnt die Gürteltierart überwiegend tropische Regenwälder und ernährt sich von Insekten, zumeist von Käfern. Die Lebensweise ist ansonsten wenig erforscht. Die Erstbeschreibung der Art erfolgte im Jahr 1862, möglicherweise stellt sie neueren Untersuchungen aus dem Jahr 2016 zufolge einen Artkomplex dar. Der Bestand gilt als nicht gefährdet.

Aussehen

Das Kappler-Gürteltier ist die größte Art der Langnasengürteltiere und wird nur noch vom Riesengürteltier (Priodontes maximus) übertroffen. Anhand von 53 untersuchten Individuen aus Französisch-Guayana beträgt die Kopf-Rumpf-Länge 50 bis 64 cm und die Schwanzlänge 29 bis 48 cm. Der Schwanz entspricht damit rund 75 bis 79 % der Körperlänge. Die Schulterhöhe liegt bei 26 bis 32,5 cm, das Gewicht variiert von 7,2 bis 13 kg. Der Kopf ist langgestreckt und besitzt einen trapezförmigen Schild auf der Stirn, geformt aus unregelmäßig gestalteten Knochenplättchen. Die Ohren erreichen etwa 2,8 bis 7,5 cm Länge und sind in der Mitte relativ breit sowie am oberen Ende leicht zugespitzt. Der hohe Rückenpanzer besteht aus einem festen Schulter- und Beckenteil, die beide aus mehreren Reihen von Knochenschildchen mit rundlicher Ornamentierung von etwa 0,8 cm Durchmesser aufgebaut sind. Dabei kann die letzte Reihe des Schulterpanzers bis zu 73 Schildchen aufweisen. Zwischen diesen liegen sieben bis neun, häufig acht bewegliche und durch Hautlappen miteinander verbundene Bänder aus dreieckig gemusterten Knochenplättchen von 0,6 bis 0,7 cm Breite und 0,8 bis 1,2 cm Länge, wobei das mittlere (vierte) Band aus 51 bis 62, durchschnittlich 55 dieser Plättchen aufgebaut ist. Weiterhin finden sich am langen und an der Basis sehr breiten Schwanz noch bis zu 15 ringförmige Knochenbildungen, von denen die vorderen gekielte Knochenplättchen aufweisen. Der Bauch wird ebenfalls von Knochenplättchen bedeckt, diese sind jedoch nicht so dicht verteilt. Zusätzlich kommt ein dünnes Haarkleid vor. Der Panzer ist zumeist einheitlich grau oder braungrau gefärbt, manchmal zeigt sich die Rückenseite dunkler, während die Seitenflächen gelblich aufgehellt erscheinen. Die Beine sind kurz und enden hinten in fünf und vorne in vier Strahlen. An den Vorderfüßen ist allerdings im Gegensatz zu den anderen Langnasengürteltieren noch ein rudimentärer fünfter Strahl ausgebildet. Alle Zehen tragen kräftige Klauen, jene des Vorderfußes sind am stärksten ausgeprägt und erreichen bis zu 3,2 cm Länge. An der Vorderseite der Unterschenkel treten als besonderes Merkmal des Kappler-Gürteltiers zwei Reihen von Knochenplatten auf, die gut 1,7 cm lang werden und am unteren Ende krallenartig frei hervorragen. Die Hinterfußlänge beträgt 7,8 bis 14,8 cm.

Verteilung

Erdkunde

Das Verbreitungsgebiet umfasst das nördliche Südamerika östlich der Anden und erstreckt sich von den Tiefländern des Amazonas-Gebietes im Osten von Peru und Ecuador bis Brasilien. Im Norden kommt es von Kolumbien über Venezuela bis nach Französisch-Guayana vor. Die Ostgrenze ist etwa am Rio Araguaia im nördlichen Brasilien zu finden, es gibt aber noch eine kleine abgetrennte Population auf der Amazonas-Insel Marajó und südlich davon. Der brasilianische Bundesstaat Mato Grosso und das nördliche Bolivien bilden das südlichste Verbreitungsgebiet. Die gesamte Ausdehnung des Vorkommens erreicht 5,5 Millionen Quadratkilometer, das tatsächlich bewohnte Gebiet und die Dichte der Population ist unbekannt. Der Lebensraum des Kappler-Gürteltiers stellen die tropischen Regenwälder des Amazonas- und Orinoco-Beckens dar. In den Savannengebieten der Llanos ist es nur in dichter bewaldeten Arealen vertreten. Die Höhenverbreitung erstreckt sich von 120 bis 1250 m. Generell ist die Populationsdichte eher gering und wird mit 0,1 bis 0,3 Individuen je Quadratkilometer angegeben. Lediglich für den brasilianischen Bundesstaat Pará liegen dokumentierte Werte von 8 Individuen auf einer vergleichbar großen Fläche vor. Die Gürteltierart tritt sympatrisch mit dem Neunbinden-Gürteltier (Dasypus novemcinctus) auf, ist aber möglicherweise seltener. Ebenso überschneidet sich die Verbreitung mit dem Riesengürteltier (Priodontes maximus).

Kappler-Gürteltier Lebensraum-Karte

Biom

Kappler-Gürteltier Lebensraum-Karte
Kappler-Gürteltier
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Gewohnheiten und Lebensstil

Die Lebensweise des Kappler-Gürteltiers ist kaum erforscht. Es lebt weitgehend als nachtaktiver Einzelgänger und gräbt unterirdische Baue in den meist feuchten Boden der Regenwälder. Vor allem in den nur wenig überfluteten Terra-Firme-Wäldern des Amazonasbeckens werden diese meist in leichten Hanglagen angelegt und befinden sich häufig in gut durchlässigen Böden in Flussnähe. Die Baue haben in der Regel zwei Eingänge, welche etwa 25 cm breit und 14 cm hoch sind, es gibt aber nur wenige Unterschiede zu den Bauen anderer Gürteltierarten dieser Region. Teilweise okkupiert ein Tier auch aufgelassene Baue des Riesengürteltiers. In der Kammer im Bau befindet sich ein Nest aus Pflanzenmaterial, das überwiegend aus Blättern und Pseudostämmen besteht. In einem beobachteten Fall im Llanos-Gebiet von Kolumbien transportierte ein Tier über einen Zeitraum von rund 80 Minuten bis zu 25 mal Pflanzenteile in den Bau, das Material hielt es dabei zwischen den Vorderbeinen und dem Bauch geklemmt fest. Mit den abstehenden krallenartigen Knochenplättchen der Hinterbeine vermag sich ein Tier bei Gefahr in den Gängen der Baue festzukrallen. Gelegentlich badet das Kappler-Gürteltier in Schlammlöchern, die zuvor von Nabelschweinen genutzt worden waren.

Lebensstil

Fressverhalten und Ernährung

In der Ernährungsweise stellt das Kappler-Gürteltier einen opportunistischen Insektenfresser dar. Untersuchungen von Mageninhalten von vier Tieren aus dem zentralen Venezuela ergaben ein Überwiegen von Käfern, die einen Anteil von 42,1 % erreichten. Unter diesen wurden Vertreter der Blatthornkäfer besonders häufig verzehrt. Weitere erbeutete Insekten stellten Haarmücken, Erdwanzen und Singzikaden dar, während andere Wirbellose etwa durch Spinnen sowie Doppel- und Hundertfüßer angezeigt wurden. Allein rund 15 % entfiel auf anorganisches Material, das entweder zur Mineralergänzung dient oder zufällig aufgenommen wurde. Ameisen und Termiten spielten dagegen mit 0,8 % Anteil eine geringere Rolle, identifiziert werden konnten unter anderem Angehörige der Gattungen Pheidole, Atta und Cheliomyrmex. Ein ähnlich breitgefächertes Bild zeigte die Analyse eines Mageninhaltes eines Individuums aus Kolumbien. Hier überwogen Käfer, Erdwanzen und Tausendfüßer. Ameisen und Termiten machten zusammen etwa knapp ein Drittel der Nahrung aus. Auffallend war der hohe Anteil von Resten von Schleichenlurchen mit rund 14 %.

Paarungsgewohnheiten

Über die Fortpflanzung ist relativ wenig bekannt, ein Weibchen bringt in der Regel zwei Jungtiere pro Wurf zur Welt. Die Zwillinge sind laut drei untersuchter Embryonenpaare aus Venezuela gleichgeschlechtig. Die Geburten finden meist in der Trockenzeit statt.

POPULATION

Populationsgefährdung

Beobachtungen zu Fressfeinden liegen nicht vor. Tiere in Gefahr sondern einen stechenden, moschusartigen Geruch ab. Als äußere Parasiten sind weitgehend Zecken der Gattung Amblyomma belegt, in Bauen des Kappler-Gürteltiers wurden auch Raubwanzen beobachtet. Berichte zu inneren Parasiten beziehen sich auf Babesia und Trypanosoma.

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Größere Bedrohungen des Artbestandes sind nicht bekannt. Vor allem in Ecuador und Brasilien wird das Kappler-Gürteltier als Nahrungsressource gejagt, allerdings ist der dadurch entstehende Jagddruck nicht sehr hoch. Eine Untersuchung, die von 1993 bis 1994 über ein Jahr lief, ergab, dass unter anderem die damals rund 800 Personen umfassende Waimiri-Atroari-Volksgruppe des zentralen Amazonastieflandes innerhalb dieses Zeitraumes insgesamt 52 Langnasengürteltiere erlegten, darunter 44 Kappler-Gürteltiere. Das Gesamtgewicht der erjagten Gürteltiere umfasste 452 kg (darunter 440 kg vom Kappler-Gürteltier), was einen Anteil von rund 1 % der gesamten, über das Jahr erlegten Biomasse ausmachte. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie über einzelne Volksgruppen in Französisch-Guayana. Stärker und deutlich negativer auf den Bestand der Gürteltierart wirkt sich vor allem die Zerstörung der Regenwälder aus. Gelegentlich werden auch einzelne Tiere bei Verkehrsunfällen getötet. Aufgrund der weiten Verbreitung der Art listet die IUCN den Bestand als „nicht gefährdet“ (least concern). Das Kappler-Gürteltier ist in mehreren Naturschutzgebieten vertreten, so unter anderem im großen Guayana-Nationalpark.

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Referenzen

1. Kappler-Gürteltier artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Kappler-G%C3%BCrteltier
2. Kappler-Gürteltier auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/6289/47440608

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