Neunbinden-Gürteltier
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Familie
SPEZIES
Dasypus novemcinctus
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
7-8 years
Höchstgeschwindigkeit
48
30
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
2.5-6.5
5.5-14.3
kglbs
kg lbs 
Höhe
15-25
5.9-9.8
cminch
cm inch 
Länge
38-58
15-22.8
cminch
cm inch 

Das Neunbinden-Gürteltier (Dasypus novemcinctus) ist eine Säugetierart aus der Gruppe der Gürteltiere (Dasypoda). Es zählt zu den bekanntesten und weitestverbreiteten Vertretern dieser Gruppe, zudem ist es der am besten erforschte. Das Vorkommen dieser Gürteltierart beschränkt sich nicht nur auf weite Teile Südamerikas, als einzige heute noch lebende Art ist es auch in Nordamerika verbreitet, wo es erstmals in den 1850er Jahren beobachtet wurde. Die Lebensräume, die das Neunbinden-Gürteltier besiedelt, sind sehr vielfältig und umfassen hauptsächlich Wälder und teils offene Landschaften, die aber mehr oder weniger gut durchfeuchtet sein müssen; zudem gilt es als äußerst anpassungsfähig, jedoch kommt es mit längeren Kälteperioden nicht zurecht. Die Tiere leben einzelgängerisch und graben unterirdische Baue. Sie paaren sich einmal im Jahr. Die üblicherweise vier Neugeborenen stellen meist vier genetisch identische Jungtiere dar und verbleiben bis zu neun Monate beim Muttertier. Auch in der Ernährung ist die Gürteltierart sehr anpassungsfähig und verzehrt hauptsächlich Insekten, aber auch kleinere Wirbeltiere. Aufgrund der weiten Verbreitung werden bis zu sieben Unterarten unterschieden. Bedeutend in der Beziehung zum Menschen ist der Umstand, dass das Neunbinden-Gürteltier Erreger der Lepra und der Chagas-Krankheit trägt und so häufig in der Medizin als Labortier verwendet wird. In einigen Ländern seines Verbreitungsgebietes gilt es auch als Nahrungsressource. Das Neunbinden-Gürteltier wird nicht als gefährdet eingestuft.

Na

Nachtaktiv

Fl

Fleischfresser

In

Insektenfresser

Am

Ameisenfresser

Te

Terrestrisch

Gr

Grabend

Re

Revier

Vi

Viviparie

Be

Behausung

Ne

Nestflüchter

Po

Polygam

So

Solitär

Ke

Keine Tierwanderung

N

beginnt mit

Se

Seltsame Tiere
(Sammlung)

Aussehen

Das Neunbinden-Gürteltier erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 32 bis 57 cm, der Schwanz ist 21 bis 45 cm lang und ist damit in der Regel etwa so lang wie der Rumpf oder teilweise länger. Das Gewicht variiert von 3 bis maximal 9,8 kg, wobei aber 6,5 kg eher selten überschritten werden; Männchen sind insgesamt etwas schwerer als Weibchen. Die Gürteltierart hat einen bis zu 10 cm langen und schmalen, dreieckig geformten Kopf mit einer lang ausgezogenen Schnauze. Die Ohren sind mit bis zu 5,9 cm Länge im Vergleich zum Kopf groß, sehr beweglich und weisen gerundete Enden auf. Der typische Kopfschild besteht aus großen Knochenschildchen, die dicht auf dem Skelettunterbau liegen. Wie alle Gürteltiere ist das Neunbinden-Gürteltier durch die Rückenpanzerung gekennzeichnet, die drei getrennte Abschnitte umfasst: einen festen Schulter- und Beckenteil sowie einen Teil bestehend aus 8 bis 10, meist jedoch 9 beweglichen Bändern dazwischen, die durch Hautfalten miteinander verbunden sind. Die festen Panzerteile bestehen aus je etwa 18 bis 20 Reihen kleiner, rundlich gestalteter Knochenplättchen. Durch die Überdeckung der Knochenplättchen mit kleinen Hornschildchen wirken diese aber nicht immer symmetrisch angeordnet. Die Knochenplättchen der beweglichen Bänder sind dagegen viereckig geformt. Sie sind mit einer dreieckigen Musterung mit nach hinten zeigender Spitze versehen. Das vierte Band weist 54 bis 65 derartige knöcherne Bildungen auf. Zusätzlich ist der lange Schwanz in seinen ersten beiden Dritteln von 12 bis 15 Knochenringen umgeben. Der Panzer besitzt meist eine braune Färbung, wobei die unteren Partien etwas heller sind, ebenso wie die vorderen beweglichen Bänder. Der Kopfschild ist ebenfalls heller getönt, während die Ohren einen sehr dunklen Farbton aufweisen. Der spärlich behaarte Bauch hat eine rosafarbene Tönung. Die Beine sind kurz, die Vorderfüße tragen vier und die Hinterfüße fünf Zehen, die alle mit scharfen Krallen versehen sind. Jene der zwei mittleren Vorderfußzehen sind am längsten. Der Hinterfuß erreicht eine Länge von durchschnittlich 8,7 cm. Weibliche Tiere besitzen vier Milchdrüsen. Das Tier verfügt außerdem über eine stark schwankende Körperkerntemperatur von 30 bis 36 °C, wobei diese mit durchschnittlich 33,4 °C bei Männchen höher ist als bei Weibchen mit 31,7 °C.

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Der Schädel ist bis zu 9,9 cm lang und an den Jochbeinbögen gut 4,3 cm breit. Der knöcherne Teil der Schnauze, das Rostrum, besitzt eine Länge von etwa 5,9 cm, es ist dadurch deutlich verlängert und zusätzlich schmal geformt. Der Unterkiefer kann 7,8 cm lang werden. Der Zahnbau unterscheidet sich von dem anderer Säugetiere und folgt nicht der gängigen Gebissformel. Die Zähne sind einfach gebaut und ohne Zahnschmelz, besitzen nur eine Wurzel und haben eine stiftartige Form. Sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer sitzen jeweils je Kieferhälfte 7 bis 9 Zähne, also insgesamt 28 bis 36, im Durchschnitt sind es aber je Kieferbogen 8, insgesamt also 32. Allerdings scheint es innerhalb der einzelnen Unterarten des Neunbinden-Gürteltiers deutliche Unterschiede zu geben, da bei Populationen aus Nicaragua nur jeweils 7 Zähne je Kieferbogen beobachtet wurden. Die Gesamtlänge der unteren Zahnreihe beträgt 2,6, die der oberen 2,4 cm. An den Vordergliedmaßen weist die Ulna ein besonders großes oberes Gelenk auf (Olecranon), dass bei einer Gesamtlänge des Knochens von 6,9 cm etwa 2,7 cm erreicht. Solche großen Gelenkenden an den Vordergliedmaßen sind typisch für Tiere mit grabender Lebensweise.

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Verteilung

Erdkunde

Die Ausbreitung nach Nordamerika, vor allem in die USA, die erst in jüngerer Zeit stattfand und immer noch anhält, ist gut untersucht. Die ersten Tiere wurden in südlichsten Texas am Rio Grande im Jahr 1854 beobachtet, bereits 1880 hatte die Gürteltierart den Nueces River im Südosten des US-Bundesstaates erreicht. Die Westexpansion stoppte etwa 1905 am Pecos River in New Mexico, gegenwärtig sind nur selten vereinzelte Tiere westlich des Flusses zu finden. Nach Osten hin erschien das Neunbinden-Gürteltier erstmals 1921 in Arkansas. Schon 1919 wurden mehrere Tiere in Florida durch Marinesoldaten freigelassen, gleichzeitig entwichen einige Exemplare aus einem Zoo, beide Gruppen begründeten die Population in diesem Bundesstaat. Im weiteren Verlauf der Ostausdehnung des Verbreitungsgebietes trat das Neunbinden-Gürteltier 1925 erstmals in Louisiana auf, den Mississippi überschritt es 1934, kam 1939 in Alabama an und 1942 in Georgia. Weiterhin erfolgte auch eine Nordausdehnung, so wird über das erste Auftreten der Art 1936 in Oklahoma, 1943 in Kansas, 1947 in Missouri, 1966 in Colorado, 1970 in Nebraska, 1974 in South Carolina und schließlich 1992 in Illinois berichtet. Gegenwärtig umfasst die Verbreitung den ganzen Südosten der USA, im Westen ist die Ausdehnung weitgehend durch die trockenen Wüstengebiete mit heftigen Wintereinbrüchen abgeschlossen, im Norden geht sie jedoch weiter und schreitet mit einer Geschwindigkeit von durchschnittlich 7,8 km pro Jahr voran, in den Großen Ebenen liegt sie sogar bei 11 km, an der Golfküste erreichte sie bis zu 17,2 km pro Jahr. Allerdings wird die Expansion nach Norden durch die kalten Winter gebremst, da das Neunbinden-Gürteltier kaum kälteresistent ist. Ein weiterer limitierender Faktor ist das weniger reichhaltige Nahrungsangebot in der kalten Jahreszeit dort.

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Warum das Neunbinden-Gürteltier erst so spät in Nordamerika auftrat, ist unbekannt, da es schon wesentlich früher, seit einigen tausend Jahren, in Mexiko nachgewiesen ist und keine klimatischen Unterschiede zum südlichen Teil Nordamerikas bestehen oder geographische Barrieren vorliegen. Möglicherweise hat es mit der Größe und Dichte der Populationen in Mexiko zu tun oder aber mit dem Überwinden eines physiologischen Hemmfaktors. Letzteres wäre nur mit einer evolutiven Weiterentwicklung des Neunbinden-Gürteltiers zu erklären.

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Neunbinden-Gürteltier Lebensraum-Karte
Neunbinden-Gürteltier Lebensraum-Karte
Neunbinden-Gürteltier
Attribution-ShareAlike License

Gewohnheiten und Lebensstil

Das Neunbinden-Gürteltier ist die am besten untersuchte und dokumentierte Gürteltierart, dementsprechend viel ist über ihre Lebensweise bekannt. Das Tier lebt einzelgängerisch und ist überwiegend nachtaktiv, allerdings ist es auch zeitweise am Tag sichtbar. Da es weniger kälteangepasst ist, sind die Aktivitäten in kühleren Phasen geringer, auch wird die Körpertemperatur um bis zu 2,5 °C abgesenkt. Die Vertreter der Gürteltierart sind nicht territorial, doch nutzen sie Aktionsräume (home ranges), in denen sie sich bevorzugt aufhalten und deren Größe mit dem Alter der einzelnen Individuen zunimmt. In optimalen Habitaten sind sie in der Regel zwischen 1,2 und 3,4 ha groß, in weniger gut geeigneten Landschaften können sie bis zu 15 ha groß werden. Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Tieren wurden dabei nicht beobachtet. Die Aktionsräume verschiedener Einzeltiere, sowohl der Männchen als auch der Weibchen, können sich überlappen, ohne dass es zu Aggressionen untereinander kommt. Lediglich in der Brunftzeit sind die Gebiete der männlichen Tiere strikt getrennt. Bei Kontakten von Individuen untereinander werden meist zuerst die Genitalien beschnüffelt. Während der täglichen Nahrungssuche legt ein einzelnes Tier bis zu 1,2 km zurück, die durchschnittlichen Distanzen liegen aber bei 80 bis 180 m. Zudem ist das Neunbinden-Gürteltier fähig, Gewässer zu überqueren, wobei es flache, schmale Gewässer einfach am Grund durchwandert, größere Gewässer aber schwimmend überquert; zu diesem Zweck pumpt es Luft in seinen Verdauungstrakt. Gelegentlich sieht man ein einzelnes Tier auch aktiv in einem kleinen Gewässer baden.

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Den Tag verbringt das Neunbinden-Gürteltier überwiegend in selbst gegrabenen Bauen, die es mit den kräftigen Vorderfüßen anlegt. im Durchschnitt besitzt ein Tier zwischen 4 und 8 Baue in seinem Aktionsgebiet. Diese sind 0,5 bis 6 m lang und befinden sich meist in Wäldern mit gut durchfeuchteten Böden und in der Nähe von Gewässern sowie überwiegend in Hanglage. Sie reichen rund 50 cm schräg in den Untergrund, in Extremfällen sind sie bis zu 150 cm tief. Jeder Bau hat mehrere Eingänge von 17 bis 20 cm Durchmesser, die manchmal mit Pflanzen bedeckt sind. Die Eingänge sind nicht in eine bestimmte Richtung orientiert, im Gegensatz zu den Bauen von Gürteltierarten, die im Offenland leben und die diese deshalb windgeschützt anlegen. Der lange Gang endet in einer größeren, oft mit getrocknetem Gras oder Blättern gepolsterten Kammer von rund 34 cm Durchmesser. Das Material für das Nestpolster holt das Neunbinden-Gürteltier in mehreren Phasen aus der näheren Umgebung herbei. Im Bau herrscht häufig eine 3 bis 4° kühlere Temperatur als außen. Manchmal findet man mehrere Tiere in einem Bau, die aber in der Regel der gleichen Familie angehören und immer gleichen Geschlechts sind. In einigen Fällen teilt sich das Neunbinden-Gürteltier seinen Bau mit anderen Tierarten wie dem Gemeinen Schwarzleguan oder Skunks und Beutelratten. In Regionen, die regelmäßig überflutet werden, legt die Gürteltierart bauartige Nester aus Pflanzenmaterial auf dem Erdboden an, die etwa 20 mal 34 cm groß und 22 cm hoch sind und nur einen einzigen Eingang aufweisen.

Üblicherweise flüchtet das Neunbinden-Gürteltier bei aufziehender Gefahr in den nächsten Bau und verstopft den Eingang korkenartig mit seinem Beckenpanzer, außerdem krümmt es den Rücken und verhakt sich mit den beweglichen Bändern in der umliegenden Erde, so dass es kaum aus seinem Bau herausgezogen werden kann. Beim Laufen ist ein Tier sehr schnell und kann Berichten zufolge auch jagenden Hunden entkommen. Zudem produziert das Neunbinden-Gürteltier ein Sekret, welches Übelkeit bei potentiellen Fressfeinden auslöst. Ein aufmerksames Tier schnüffelt auf den Hinterbeinen stehend, ein erschrockenes springt mit allen vieren in die Luft und beugt den Rückenpanzer. Zu den bedeutendsten Fressfeinden gehören der Jaguar und der Puma, jedoch ist der Druck, den beide Beutegreifer auf die Populationen ausüben regional unterschiedlich. In Belize konnte in 54 % von 183 untersuchten Kotresten des Jaguars das Neunbinden-Gürteltier nachgewiesen werden, in den Mata-Atlântica-Küstenwäldern des südöstlichen Brasiliens waren es noch 15 %. Im brasilianischen Bundesstaat São Paulo bestanden 8,3 % der Fäkalien vom Puma und 3,7 % jener vom Jaguar aus Resten der Gürteltierart. In Nordamerika scheint sie aber kaum zum Beutespektrum des Pumas zu gehören, ebenso wenig zu dem des Kojoten, da bei 566 untersuchten Fäzes kein Nachweis erbracht werden konnte. In einigen Fällen wurde auch vom Ozelot als Beutegreifer berichtet. Jungtiere können zudem der Harpyie oder dem Schwarzweißen Teju zum Opfer fallen.

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Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Das Neunbinden-Gürteltier ist in erster Linie ein Fleischfresser mit einer Spezialisierung auf Insekten, wobei vorzugsweise Käfer verspeist werden. Untersuchungen aus Nordamerika zeigen einen Anteil von 30 bis 45 % an Käfern und deren Larven in der Nahrung, hier vor allem Blatthornkäfer, Laufkäfer und Schnellkäfer. Des Weiteren sind Hautflügler, Heuschrecken und Schmetterlinge mit Anteilen von jeweils 4 bis 15 % vertreten, daneben wurden auch kleine Wirbeltiere wie Amphibien und Reptilien verzehrt. Dabei plündert die Gürteltierart gelegentlich auch Eigelege der Diamantschildkröte und Nester der Virginiawachtel. Beobachtet wurde auch, dass sie Fleisch von verendeten Kaninchen oder Vögeln, etwa der Wanderdrossel frisst. Eine eher untergeordnete Rolle spielen Früchte und Beeren, unter anderem solche von Ebenholzgewächsen, regional kann aber pflanzliche Nahrung auch bis zu 10 % des Nahrungsbedarfes einnehmen. Ähnliche Untersuchungen aus der Cerrado-Region Brasiliens ergaben bei Käfern nur eine Häufigkeit von 1,1 %, die aber gut 71 % der gefressenen Biomasse ausmachten. Häufiger wurden Ameisen mit 32,6 % aufgenommen, der Biomasseanteil lag hier aber bei nur 16,5 %. Am höchsten jedoch war die verzehrte Menge von Termiten mit 66,3 %, die aber als reine Biomasse nur 12,2 % einnahmen. Besonders zahlreich wurden dabei Angehörige der Termitengattungen Velocitermes und Nasutitermes gefressen. Auch im Nationalpark Serra da Capivara im nördlichen Brasilien konnten durch Untersuchungen an Kotresten und Mageninhalten überwiegend Käfer, Ameisen und Termiten nachgewiesen werden, zusätzlich aber auch Überreste von Leguanen. Verschiedene analysierte Mageninhalte sowohl im süd- wie auch im nordamerikanischen Verbreitungsgebiet enthielten Schlangen als Nahrungsreste. Nach Beobachtungen im Nationalpark Santa Rosa in Costa Rica erlegte ein Neunbinden-Gürteltier eine giftige Korallenschlange durch Sprünge mit der Panzerrückseite auf das Tier. Der vollständige Verzehr der rund 1 m langen Schlange nahm etwa 30 Minuten in Anspruch. Insgesamt zeigt sich das Neunbinden-Gürteltier als sehr opportunistisch in seinem Fressverhalten.

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Das Neunbinden-Gürteltier nutzt 77 bis 90 % seiner Wachphase mit der Nahrungssuche. Dabei läuft es behände hin und her, schnüffelt an allen potenziellen Fressstellen und gibt ein beständiges Schnauben von sich. Ein Tier benutzt meist häufig begangene Pfade und bewegt sich oft von tieferen Wäldern in eher offenes Land. Während der Suche legt es zahlreiche Löcher an, in einem Sumpfkiefer-Ökosystem in Georgia wurden im Durchschnitt 267 Löcher von 9 cm Tiefe auf einem Hektar aufgefunden. Häufig ist auch zu beobachten, dass sich das Tier aufrichtet, wobei es sich mit dem Schwanz dabei abstützt, und in der Luft schnüffelt. Um einer Duftspur zu folgen, hält es die Nase bei der Futtersuche sehr dicht über dem Boden. Zudem stoppt die Atmung bis zu sechs Minuten lang, damit kein Staub eingeatmet wird. Bei der Nahrungssuche ist das Neunbinden-Gürteltier so konzentriert, dass es bisweilen gegen Hindernisse läuft.

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Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Männliche Tiere sind mit etwa zwölf Monaten geschlechtsreif, weibliche mit 18. Eine Paarung findet nur einmal jährlich statt, die Brunft beim Weibchen dauert gut vier Tage. Die Paarungszeit ist aber aufgrund der weiten Verbreitung des Neunbinden-Gürteltiers regional sehr unterschiedlich und abhängig von den Jahreszeiten. In Nordamerika findet sie hauptsächlich von Juni bis November, in Bolivien von Oktober bis Dezember und in Paraguay von August bis November statt. Nur während dieser Zeit kommt es zur Paarbildung zwischen männlichen und weiblichen Tieren. Auch finden teilweise Dominanzkämpfe zwischen den werbenden Männchen statt, die teils auf den Hinterfüßen stehend und mit den Krallen der Vorderfüße ausgetragen werden, aber auch indem ein Tier nach hinten ausschlägt. Aufgrund der Anatomie des Panzers findet die Befruchtung mit dem auf dem Rücken liegenden Weibchen statt.

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Die Tragzeit dauert etwa 8 bis 9 Monate, die eigentliche Entwicklung im Mutterleib benötigt aber durchschnittlich nur rund 140 Tage, es kommt jedoch aufgrund einer Diapause nach der Befruchtung und Einlagerung der Eizelle in die Gebärmutter zu einer Entwicklungsverzögerung des Embryos von bis zu 4 Monaten. Dies führt dazu, dass die Nachkommen in einer klimatisch günstigen Zeit zur Welt gebracht werden können. Es kann aber auch in Fällen von Stress zu einer verzögerten Implantation der Eizelle kommen, was bedingt, dass die Geburt erst bis zu 32 Monate nach der letzten Befruchtung stattfindet. Auch wurde beobachtet, dass Weibchen zweimal hintereinander gebaren, ohne dass Kontakt zu Männchen bestand, was ebenfalls auf die verzögerte Implantation zurückzuführen ist.

Üblicherweise kommen vier Jungtiere zur Welt, es gibt aber auch Berichte über zwei oder acht Nachkommen. Aufgrund von Polyembryonie sind alle Jungtiere genetisch identisch und die Anzahl der Nachkommen dadurch fast immer geradzahlig, nur sehr selten wurde die Geburt von Drillingen beobachtet. Ein Junges wiegt etwa 85 bis 100 g. Es ähnelt bereits erwachsenen Tieren, allerdings sind der Panzer und die Krallen weicher und härten sich erst im Lauf der ersten Lebenswochen. Weiterhin sind die Augen geöffnet und ein Neugeborenes kann bereits nach wenigen Stunden laufen. Die Saugphase dauert insgesamt etwa drei Monate und die Jungtiere nehmen anfänglich etwa 11 g je Tag an Gewicht zu. Erstmals das Nest verlassen sie nach rund 20 Tagen und gehen mit dem Muttertier auf Nahrungssuche, wobei sie auch zum ersten Mal Wasser trinken. Die ersten Insekten werden jedoch erst nach rund 70 Tagen gefressen. Nach der Entwöhnung bleibt die Familiengruppe noch etwa sechs weitere Monate zusammen, bis die Jungtiere herangewachsen sind und das Muttertier verlassen. Die Lebenserwartung liegt bei zwölf bis fünfzehn Jahren.

Die Polyembryonie hat zur Folge, dass die genetische Diversität einer Gruppe in unmittelbarer Umgebung eines Mutternestes relativ gering ist, was Studien an mehreren hundert Individuen im Yazoo National Wildlife Reserve im US- Bundesstaat Mississippi erbrachten. Erst mit zunehmender Entfernung vom ursprünglichen Nest steigt auch die genetische Variabilität an. Dies hängt mit der Abwanderung der Jungen nach der Entwöhnung zusammen. Die zunehmende Vielfalt in der genetischen Struktur ist bei weiblichen Tieren höher als bei männlichen. Die an der Untersuchung beteiligten Wissenschaftler boten zwei Erklärungsmodelle für dieses Phänomen an: einerseits ließe sich dadurch auf eine häufigere Abwanderung der Weibchen und eine stärkere Ortstreue (Philopatrie) der Männchen schließen, andererseits könnte sich hier auch der unterschiedliche Paarungserfolg der Männchen bei polygyner Fortpflanzung widerspiegeln. Eine ausschließliche Abwanderung weiblicher Individuen ist aus anderen Bereichen des Verbreitungsgebietes bisher genetisch nur selten belegt.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Trotz der großen Verbreitung des Neunbinden-Gürteltiers sind nur wenige Parasiten nachgewiesen, von denen es befallen wird. Zu den häufigen äußeren gehören Zecken der Gattung Amblyomma. Flöhe sind unter anderem mit Tunga- und Polygenes-Arten vertreten. Innere Parasiten umfassen überwiegend Fadenwürmer, so beispielsweise Aspidodera und Moeniggia. Bedeutend ist die Gürteltierart vor allem als Träger von Mycobacterium leprae, welches die Lepra auch beim Menschen hervorrufen kann. Die Höhe des Übertragungsrisikos ist aber unklar. In Louisiana, wo die Krankheit seit Mitte des 19. Jahrhunderts endemisch ist, trat das Neunbinden-Gürteltier erst in den 1920er Jahren auf. Weiterhin ist Lepra allein in den USA deutlich weiter verbreitet als die Gürteltierart insgesamt, doch konnte 2011 in einer Studie der Übertragungsweg über die Tierart nachgewiesen werden. Die Krankheit selbst wurde erst mit der Besiedlung Amerikas durch die Europäer dort heimisch und kam vorher nicht vor. Ebenso ist Trypanosoma cruzi beim Neunbinden-Gürteltier nachgewiesen. Dieser Einzeller verursacht die in Südamerika häufige Chagas-Krankheit.

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Größere Bedrohungen für das Neunbinden-Gürteltier sind nicht bekannt, es wird aber innerhalb seines gesamten Verbreitungsgebietes gejagt. So ist es die Hauptnahrung des Indianervolkes der Aché in Paraguay, die laut einer Studie zwischen 1980 und 1996 insgesamt 1500 Individuen dieser Gürteltierart erlegten, was einem Gesamtgewicht von 5,7 t entsprach und in etwa 32 % ihrer benötigten Nahrung ausmachte. In anderen Regionen gilt es als beliebtes Wildgericht, das zum Teil im Panzer angerichtet wird. In Nordamerika werden Neunbinden-Gürteltiere häufig bei Autounfällen getötet, wobei ihre Angewohnheit, bei Erschrecken hochzuhüpfen ihnen hier zum Verhängnis wird. So stellt sie in den südlichen Großen Ebenen die dritthäufigste, durch Fahrzeuge getötete Säugetierart dar. Insgesamt ist das Neunbinden-Gürteltier weit verbreitet und wird von der IUCN als „nicht gefährdet“ (least concern) eingestuft, mit einer steigenden Populationsgröße. Es kommt in zahlreichen geschützten Gebieten innerhalb des gesamten Verbreitungsgebietes vor.

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Populationszahl

Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen liefern keine Angaben zur Gesamtgröße der Population des Neunbinden-Gürteltiers. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft und ihr Bestand ist heute stabil.

Ökologische Nische

Neunbinden-Gürteltiere sind wichtige Prädatoren für eine Reihe von Insekten, die in der Landwirtschaft als Schädlinge auftreten. Sie werden nicht nur wegen ihres Fleisches gejagt, sondern ihre Haut wird auch zur Herstellung verschiedener Schmuckstücke verwendet. Diese Tiere können die Wurzeln von Pflanzen beschädigen. Sie bieten Shucks, Klapperschlangen, Kaninchenkauzen und Baumwollratten Unterschlupf.

Lustige Fakten für Kinder

  • Das Neunbinden-Gürteltier ist das staatliche Kleinsäugetier von Texas.
  • Das Neunbinden-Gürteltier hatte den Spitznamen "Hoover-Schwein" und "Schweinefleisch des armen Mannes" von Leuten, die Präsident Hoover für die Große Depression verantwortlich machten.
  • Neunbinden-Gürteltiere schlafen 16-18 Stunden pro Tag in ihren Behausungen.
  • Gürteltiere können ihren Atem 6 Minuten lang anhalten, wenn sie tauchen.
  • Neunbinden-Gürteltiere sind auch hervorragende Kletterer. Sie können über den Zaun klettern, wenn sie nicht darunter graben können.

Coloring Pages

Referenzen

1. Neunbinden-Gürteltier artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Neunbinden-G%C3%BCrteltier
2. Neunbinden-Gürteltier auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/6290/0

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