Der Atlantiksturmtaucher (Puffinus puffinus) ist eine Vogelart aus der Familie der Sturmvögel (Procellariidae), deren Brutplätze an Inseln und Küsten des nördlichen Atlantiks liegen. Nach der Brutzeit ziehen die Vögel in den südlichen Atlantik und überwintern auf dem offenen Meer vor der Küste Brasiliens und Argentiniens. Die Art nistet in Erdhöhlen, ist an den Nistplätzen nachtaktiv und fällt durch ihre unheimlich wirkenden, heiser krähenden und gackernden Laute auf. Während der eine Partner brütet, unternimmt der andere Partner hunderte Kilometer weite, oft bis zu zwei Tage dauernde Nahrungsflüge. Die Nahrung besteht vorwiegend aus kleinen Schwarmfischen, gelegentlich aber auch kleinen Tintenfischen oder Krebsen.
Der Atlantiksturmtaucher gehört zu einer Superspecies, die früher als Schwarzschnabel-Sturmtaucher bezeichnet wurde und deren acht Unterarten heute als eigenständige Arten angesehen werden. Sehr eng verwandt ist der Atlantiksturmtaucher mit dem Balearensturmtaucher und dem Mittelmeer-Sturmtaucher. Die Arten ähneln sich stark und sind manchmal schwer zu unterscheiden.
Na
NachtaktivNachtaktivität ist ein tierisches Verhalten, das sich dadurch auszeichnet, dass es nachts aktiv ist und tagsüber schläft. Das gängige Adjektiv ist ...
Fl
FleischfresserAls Fleischfresser, auch Karnivoren oder Zoophagen, bezeichnet man Tiere, Pflanzen und Pilze, die sich hauptsächlich oder ausschließlich von tieris...
Fi
FischfresserAls Fischfresser oder piscivore Tiere bezeichnet man jagende Tiere, die sich vorwiegend oder ausschließlich von Fischen ernähren. Zu dieser Gruppe ...
Te
TerrestrischTerrestrische Tiere sind Tiere, die überwiegend oder vollständig an Land leben (z.B. Katzen, Ameisen, Schnecken), im Gegensatz zu aquatischen Tiere...
An
Ansammlung bildendAls ovipar bezeichnet man Tiere, die Eier legen. Der Oviparie steht die Viviparie gegenüber. Die Vertreter beider Fortpflanzungsformen stellen kein...
Segelflug-Vögel können den Flug ohne Flügelschlag aufrechterhalten, indem sie aufsteigende Luftströme nutzen. Viele Gleitflug-Vögel sind in der Lag...
Als Meeresvögel oder Seevögel bezeichnet man Vogelarten, die mit ihrer Lebensweise überwiegend an das Meer gebunden sind. Insgesamt weisen 275 vers...
So
SozialSchwarmbildende Vögel sind Vögel, die sich zur Nahrungssuche versammeln oder gemeinsam reisen. Schwarmbildende Vögel werden typischerweise mit Tier...
Ti
TierwanderungDie Tierwanderung ist die relativ weiträumige Bewegung einzelner Tiere, meist auf saisonaler Basis. Sie ist die häufigste Form der Migration in der...
M
beginnt mitDer Atlantiksturmtaucher ist mit 30–38 cm Körperlänge, einem Gewicht von 350 bis 575 g und einer Flügelspannweite von 75–89 cm etwa so groß wie eine Lachmöwe. Er zählt zu den mittelgroßen Arten der Gattung. Die Iris ist schwärzlich. Der dunkel braungraue oder schwärzliche Schnabel ist recht lang und schmal und an der Basis oft etwas aufgehellt. Beine und Füße sind rosa oder bläulich fleischfarben mit schwarzbrauner Laufhinterkante, Außenzehe und Außenseite der Mittelzehe. Die Schwimmhäute sind gräulicher. Die Geschlechter unterscheiden sich nicht. Das Jugendkleid ähnelt dem adulten Jahreskleid, ist aber zwischen September und Dezember durch den frischen Zustand erkenntlich.
Das Gefieder adulter Tiere ist recht kontrastreich gefärbt mit glanzlos schieferschwarzer, im abgetragenen Gefieder eher brauner Oberseite und weißer Unterseite. Der Übergang ist an Kopf- und Halsseiten grau und weiß gesprenkelt, im Unterschied zum ähnlichen Balearensturmtaucher jedoch recht scharf begrenzt – zwischen Ohrdecken und Hinterhals bilden einige weiße Borstenfedern einen sichelförmigen „Einschnitt“. Im Bereich des Bürzels ist der Übergang scharf mit weißer Ausbuchtung hinter den Flügeln. Der überwiegend weiße Unterflügel zeigt einen breiten, dunkelgrauen Hinterflügelrand, der an der Flügelspitze am breitesten ist. Der Vorderrand ist schmal dunkelgrau. Oft bilden einige dunkle Achselfedern ein Band an der Flügelbasis.
Der Atlantiksturmtaucher gleitet wie auch andere Sturmtaucher meist mit abgespreizten, reglosen Flügeln dicht über der Oberfläche, wobei er sich regelmäßig zur einen oder anderen Seite neigt und dabei mit den Flügelspitzen fast die Wellen berührt. Auf dieses Verhalten bezieht sich auch der englische Name Shearwater. Dabei ist abwechselnd die Ober- und die Unterseite zu sehen.
Der Atlantiksturmtaucher besiedelt Inseln und Küsten des Nordatlantiks und ist außerhalb der Brutzeit in großen Teilen des nördlichen und vor allem südlichen Atlantiks anzutreffen.
Brutvorkommen gibt es auf den Westmännerinseln vor Island, den Färöern, den Hebriden, Orkneys und Shetlands. Außerdem brütet die Art zahlreich an Klippen und Inseln der Küsten von Großbritannien und Irland. Große Kolonien gibt es beispielsweise auf Rum in Schottland, Skokholm und Skomer in Wales und auf den Scilly-Inseln. Im Bereich der Bretagne sind oder waren unter anderem die Inseln Bannec, Molène und Rouzic auf den Sept Îles besiedelt. Weiter südlich brütet der Atlantiksturmtaucher auf den Azoren, Madeira, den Ilhas Selvagens und den Ilhas Desertas sowie einigen Kanareninseln (Teneriffa, La Palma, Brutverdacht auf La Gomera und El Hierro).
In Nordamerika kommt der Atlantiksturmtaucher als Brutvogel auf vorgelagerten Inseln in Neufundland und Massachusetts vor. Bis 1905 hat er auch auf den Bermudas gebrütet.
Der Atlantiksturmtaucher ist ein Meeresvogel, der hauptsächlich im Bereich der Schelfe anzutreffen ist. Er brütet auf Küsten- und Hochseeinseln oder Landspitzen, wo er meist leicht hügeliges, grasiges Gelände besiedelt. Auf den Kanarischen Inseln kommt die Art auch in Lorbeerwäldern an Steilküsten vor. Die Brutvorkommen können bis zu einem oder zwei Kilometer landeinwärts liegen. Im Bereich der Fjordküsten können sie sogar bis zu 15 km vom offenen Meer entfernt sein. Die Höhenverbreitung kann in bergigen Regionen bis auf 700 m hinaufreichen.
Der Atlantiksturmtaucher ernährt sich hauptsächlich von kleinen Schwarmfischen wie dem Atlantischen Hering, der Europäischen Sprotte oder Sandaalen (Ammodytes marinus). Gelegentlich kommen Kopffüßer, Krustentiere oder an der Oberfläche treibende Abfälle hinzu. Die Beute wird meist kurz eintauchend gefangen oder tauchend verfolgt, manchmal aber auch von der Oberfläche gepickt.
Die Nahrungssuche erfolgt einzeln oder in kleinen, artreinen Trupps. Manchmal vergesellschaftet sich die Art mit Finnwalen oder Zügeldelfinen oder folgt Fischkuttern. Im nordwestlichen Atlantik ist sie oft im Bereich von Golftangen anzutreffen.
Atlantiksturmtaucher werden zwischen dem fünften und siebten Lebensjahr geschlechtsreif. Viele kehren erst mit drei oder vier Jahren in die Brutkolonien zurück und ein großer Teil schreitet erst ab dem siebten Jahr zur Brut. Die Brutortstreue ist bei Männchen sehr ausgeprägt, bei Weibchen jedoch geringer. Bis zu 50 % der jungen Weibchen wandern ab und suchen sich andernorts einen Partner. Die Vögel führen eine lebenslange, monogame Dauerehe, überwintern jedoch vermutlich getrennt. Es findet eine Jahresbrut statt.
Die Art brütet in teils sehr großen Kolonien, deren Standorte günstige Abflugmöglichkeiten bieten und möglichst vor Bodenfeinden sicher sein müssen. Die zwischen 50 und 100 cm tiefen Bruthöhlen werden zum Teil selbst gegraben, zum Teil werden Baue von Wildkaninchen, natürliche Spalten oder Hohlräume unter Felsen genutzt. Sie werden mit Federn, Gras, Farnkraut oder Wurzeln aus der näheren Nestumgebung ausgelegt.
Die Kolonien werden ab März besetzt, danach verlassen die Weibchen diese zunächst für einen zwei- bis dreiwöchigen Nahrungsflug wieder, bei dem sie in südlicher und südwestlicher Richtung abwandern. Die Aktivitäten am Nistplatz finden ausschließlich nachts statt, die Kopulation in der Höhle oder davor. Die Hauptlegezeit liegt in Südwales in der ersten Maidekade, in Makaronesien vermutlich früher.
Das Gelege besteht aus einem einzelnen, weißen Ei, dass etwa 60 mm × 41 mm groß ist und zwischen 47 und 66 Tagen bebrütet wird. Die Partner wechseln sich dabei etwa alle drei bis fünf Tage, manchmal erst nach acht bis zehn Tagen ab. Einer bleibt auf dem Nest, der andere unternimmt einen mehrtägigen, bis zu 1000 km weiten Nahrungsflug. Die durchschnittliche Länge einer „Schicht“ beträgt dabei bei Männchen 7,3, bei Weibchen 5,8 Tage.
Nach dem Schlüpfen wird das Junge eine Woche lang gehudert, danach alle anderthalb Tage vom Männchen und alle zwei Tage vom Weibchen gefüttert. Nach 65 bis 81 Tagen verlässt das Junge die Höhle und begibt sich zu Fuß an den Rand der Steilküste, um von dort auf das Meer hinauszufliegen.
Der Bruterfolg liegt üblicherweise zwischen 62 und 75 %. In regnerischen Sommern oder Jahren mit Nahrungsknappheit kann er etwa bis auf 44 % fallen.
Der Atlantiksturmtaucher ist nicht im Bestand bedroht und wird von der IUCN in der Gefährdungskategorie „least concern“ geführt. Der weltweite Bestand wurde 2004 auf zwischen 350.000 und 390.000 Brutpaare (BP) geschätzt, was einem Gesamtbestand von zwischen 1.050.000 und 1.170.000 Individuen entspricht.
Allein 333.000 BP entfallen dabei auf die Britischen Inseln. Sie verteilen sich auf 40 Kolonien, von denen die drei größten mit 102.000 BP auf Skomer und 46.000 BP auf Skokholm in Wales sowie mit 120.000 BP auf Rhum in Schottland liegen. Auf den Kanalinseln gibt es etwa 50 BP, in Frankreich 192 (1999). Island hält zwischen 7000 und 9000 BP, die Färöer etwa 15.000 BP. Mit über 500 BP kommt die Art auf Madeira vor, mit über 200 auf den Kanarischen Inseln. Der Bestand der Azoren umfasste 1999 115 bis 235 BP.
Insgesamt scheint die Population vor allem in Norden stabil zu sein. Im nordwestlichen Atlantik kam es ab den 1970er Jahren zu Neuansiedelungen an der nordamerikanischen Atlantikküste. Zeitgleich stiegen die Sichtungen im nordöstlichen Pazifik an. In British Columbia und Alaska bestand Brutverdacht. Auf den Azoren und Kanaren scheint der Bestandstrend rückläufig zu sein.
Zu den Gefährdungsursachen zählt Lichtverschmutzung; durch Straßen- oder Festbeleuchtung und Feuerwerke werden die Vögel angelockt, geblendet und gehen dann zu Boden. Auch eingeschleppte Bodenfeinde wie beispielsweise Ratten oder Hauskatzen können sich stark auf den Bestand auswirken. Die gezielte Ausrottung der Wanderratte auf der walisischen Insel Grasholm führte um die Jahrtausendwende zu einer Bestandszunahme von 849 BP (1993) auf 3835 BP (2012).
Früher wurde die Art teils intensiv vom Menschen als Nahrungsquelle genutzt. Auf den Azoren wurden von Januar bis April Sturmtaucher in großen Mengen gefangen und gekocht oder gepökelt sowie zur Schweinemast genutzt. Die Jungen wurden vor allem zur Trangewinnung gefangen. Heute stellt die Nutzung durch den Menschen dort keine größere Gefahr mehr dar, auf den Faröern werden jedoch jährlich noch 1000 bis 5000 Junge legal gesammelt.
Soziale Tiere sind Tiere, die in hohem Maße mit anderen Tieren interagieren, in der Regel mit ihrer eigenen Spezies (Artgenossen), und zwar so weit...