Weiße ohrfasan, Schmalschwanzohrfasan
Der Weiße Ohrfasan (Crossoptilon crossoptilon), manchmal auch Schmalschwanzohrfasan genannt, ist eine Vogelart aus der Familie der Fasanenartigen. Er ist in den chinesischen Provinzen Yunnan, Sichuan und Qinghai sowie in Tibet und dem äußersten Nordosten Indiens beheimatet und besiedelt dort vor allem Bergwälder. Bisweilen wird der vor allem in Tibet verbreitete Harman-Ohrfasan als Unterart des Weißen Ohrfasans betrachtet.
Die Nominatform des Weißen Ohrfasans ist überwiegend weiß. Die recht große und schwere Fasanenart trägt eine samtig schwarze Kopfkappe, die bis auf den mittleren Scheitel reicht. Die Iris ist orangegelb, der Schnabel rosa-hornfarben. Die Partie um das Auge ist unbefiedert und intensiv rot. Die Ohrdecken sind etwas verlängert, bilden aber keine bis weit hinter den Kopf hinausragenden Federbüschel wie bei anderen Ohrfasanen. Oberflügel- und Oberschwanzdecken sind grau getönt. Die Armschwingen sind schwarzbraun mit einem ins rötliche spielenden stahlblauen Glanz, die Handschwingen sind dunkelbraun. Der Schwanz umfasst zwanzig Steuerfedern und glänzt auf dem basalen Teil purpurbronzefarben, auf dem mittleren Teil grünblau sowie am Ende tief purpurn. Im Unterschied zu den anderen Arten der Gattung sind bei dieser Art und dem Harman-Ohrfasan die mittleren Schwanzfedern nicht haarartig zerschlissen, sondern nur von der Basis bis zur Mitte aufgelockert. Die Füße sind dunkelrot.
Die Geschlechter unterscheiden sich äußerlich nicht, die Henne ist lediglich mit 1,5 bis 1,8 kg leichter als der 1,8–2,2 kg schwere Hahn. Die Körperlänge liegt bei 920 mm, die des Schwanzes bei 575 mm. Die Flügellänge beträgt 330 mm.
Der Weiße Ohrfasan kommt im westlichen China, in Tibet und im äußersten Nordosten Indiens vor.
Die geografische Variation ist recht ausgeprägt, aber wenig untersucht, so dass bislang nur wenige Unterarten unterschieden werden. Die Nominatform ist überwiegend weiß, die Unterart dolani hell aschgrau. Die Vögel der Unterart drouynii sind recht inkonsistent reinweiß oder hellgrau, sie vermittelt vermutlich zwischen den beiden anderen Unterarten. Bisweilen wird auch der Harman-Ohrfasan zu dieser Art gestellt, bei diesem ist die Körperbefiederung dunkel schieferblau. Die gelegentlich aufgeführte, von Jean Théodore Delacour beschriebene Unterart lichiangense ist vermutlich der Nominatform zuzuordnen.
Der Weiße Ohrfasan ist ein typischer Vogel der osttibetanischen Bergwälder. Er kommt hier vorwiegend in lichten Nadel- und Eichenwäldern an Steilhängen zwischen 3200 und 4200 m Höhe vor, aber auch in anderen Waldformen und in tieferen Lagen. An der Waldgrenze um 4600 m besiedelt er Rhododendronbestände. Im Bereich des Jangtse und der Nebenflüsse bewohnt er felsige Steilhänge mit einer Buschvegetation aus Spiersträuchern, Wildrosen, Berberitzen, Prunus-Arten und Wacholder zwischen 3500 und 4000 m. Im Winter hält er sich auch in der Kulturlandschaft auf.
Weiße Ohrfasane neigen dazu, sehr viel mehr zu fliegen als ihre nahen Verwandten, wie der Braune Ohrfasan(C. mantchuricum ) und der Blaue Ohrfasan(C. auritum ). Alle drei Arten sind in der Lage, mit Hilfe ihrer großen, breiten Schwänze über tiefem Schnee zu schweben oder zu gleiten. Ohrfasane bewegen sich über den tiefen Schnee, indem sie mit den Flügeln schwirren und dicht über dem Boden flattern und ihr Gewicht auf ihre Rektrices stützen. Der Flug des Ohrfasans wurde von den Jägern des 18. Jahrhunderts, die Hunde einsetzten, um die Vögel für den Abschuss vom Boden aufzuscheuchen, oft als schlecht beschrieben. Ohrfasane verschwenden ihre Energie nicht mit dem Fliegen, wenn sie von Vierbeinern angegriffen werden, weil sie viele defensive Fluchtverhaltensweisen entwickelt haben, die keine Flucht erfordern. Sie haben eine hohe Begabung für den Dauerflug - Bewegungen, die sie jeweils nur ein paar hundert Meter weit bringen, aber in den schneereichen Jahreszeiten ist dies sehr nützlich. Diese Fähigkeit, große Entfernungen im Flug zurückzulegen, erinnert an Schneehühner, Salbeihühner und Bindenschwanzfasanen, die alle in verschneiten Regionen leben und den Dauerflug zur Nahrungsaufnahme im Winter nutzen. Charakteristisch für diese Arten und C. Ohrfasanen ist das Fehlen einer markanten Schwanzflügellücke.
C. Ohrfasanen ernähren sich von Knollen und Wurzeln auf alpinen Wiesen, oft in Begleitung von Yaks oder anderen Huftieren. Im Winter ernährt sich der Weiße Ohrfasan von Kiefernnadeln, Wacholderbeeren, Wolfsbeeren und den ausgetrockneten Samenschoten von Iris, Lilie und Allium. Wenn er während der schwersten Winterstürme, die wochenlang andauern können, in Bedrängnis gerät, ernährt sich der Weißohrfasan von Kiefernpech und dem Dung von Hirschen, Kaninchen und Yaks.