Der Grönlandwal (Balaena mysticetus) ist eine bis 18 Meter lange Art der Glattwale in arktischen Meeren, die über 200 Jahre alt werden kann.
Der Grönlandwal hat eine bis zu 70 cm dicke Fettschicht, die ihn vor der eisigen Kälte schützt. Der Kopf ist im Verhältnis zum Körper sehr groß, fast ein Drittel der Gesamtlänge wird vom Kopf eingenommen, und ermöglicht ein Durchbrechen von bis zu 30 cm dicken Eisschichten. Das Maul kann bis zu fünf Meter lang, vier Meter hoch und zweieinhalb Meter breit werden. Allein die Zunge kann ein Gewicht von fast 900 kg erreichen. Der Wal besitzt zwei Blaslöcher, aus denen er zwei Fontänen über vier Meter weit in die Luft blasen kann.
Der Körper des Grönlandwals ist von dunkelblauer bis schwarzer Farbe. Nur am Unterkiefer befindet sich ein weißer Fleck mit unregelmäßig angeordneten, schwarzen Punkten. Am Bauch sind öfter weiße oder graue Striche vorhanden. Der Grönlandwal hat keine Finne (Rückenflosse). Die Fluke (Schwanzflosse) kann eine maximale Breite von acht Metern erreichen. Die Brustflossen sind im Verhältnis zur Körpergröße klein und paddelförmig. Ausgewachsene Bullen können bis zu 16 Meter lang werden und erreichen ein Gewicht von 50 bis 70 Tonnen. Kühe erreichen eine Länge von bis zu 18 Metern und ein Gewicht von bis zu 100 Tonnen.
Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt vierzig Jahre. Anhand alter Harpunenspitzen im Körper erlegter Wale konnte man feststellen, dass Grönlandwale weit älter als 100 Jahre werden können. Mittels molekularbiologischer Untersuchungen wurde das Alter eines Individuums auf 211 Jahre bestimmt. Damit sind sie die langlebigsten Säugetiere, die bekannt sind.
Neue Untersuchungen zeigen, dass Grönlandwale über einen besonders langsamen Stoffwechsel verfügen und durch ihre Gene besser gegen Krebs geschützt sind.
Der Grönlandwal lebt nur in arktischen Gewässern. Verbreitungsgebiete der noch vorhandenen fünf Populationen sind heute die Davis-Straße (Baffin Bay) vor Labrador, die Beringsee westlich von Alaska, die Hudson Bay (Foxe Basin), die Barentssee (bei Spitzbergen) sowie die nordsibirischen Gewässer (Ochotskisches Meer).
Während der Wanderungen im Frühling und Herbst bilden Grönlandwale Gruppen von bis zu 14 Tieren, die in einer v-förmigen Formation schwimmen. Vor der Zeit des exzessiven Walfangs sollen diese Verbände aus bis zu hundert Einzeltieren bestanden haben.
Der Grönlandwal bleibt das gesamte Jahr über in den arktischen Meeren. Im arktischen Winter kann er sich mittels Echoortung im Dunkeln zurechtfinden.
Typische Tauchzeiten betragen bis zu zwölf Minuten, allerdings kann der Grönlandwal auch bis zu eine Stunde lang abtauchen. Nach einem Tauchgang verbringt der Wal ein bis zwei Minuten zum Atmen an der Oberfläche.
Der Grönlandwal ernährt sich von Plankton, beispielsweise Krill. Er besitzt zwischen 325 und 360 Barten auf jeder Seite. Während der Nahrungsaufnahme schwimmt der Wal mit ständig geöffnetem Maul. Dabei verfangen sich die Kleintiere in den Barten, die mit der Zunge abgestreift und geschluckt werden. Die Barten dieses Wales sind so fein, dass er auch kleine Tiere aus dem Wasser filtern kann, die andere Walarten nicht erreichen können.
Die Paarung findet im Frühling oder Frühsommer statt. Die Tragzeit beträgt etwa 13 Monate, im April, Mai oder Juni kommt das Junge zur Welt. Neugeborene Kälber sind etwa vier Meter lang. Das Kalb wird ein halbes Jahr lang gesäugt. Der Abstand zwischen zwei Geburten beträgt für gewöhnlich drei Jahre. Die Kälber werden bereits mit einer dicken Speckschicht geboren.
Zu den aktuellen Bedrohungen gehören die ständige Jagd durch die Ureinwohner, Kollisionen mit Schiffen und das Verheddern in Fischernetzen. Auch die Umweltverschmutzung, der Klimawandel und die Störung durch Touristen und Schiffe haben wahrscheinlich schädliche Auswirkungen auf diese Wale.
Nach der jüngsten Schätzung der Internationalen Walfangkommission von 2011-2012 beläuft sich die Gesamtpopulation der Grönlandwale auf etwa 17.000 Individuen im Nordpazifik und 1.300 im Nordatlantik. Die weltweite Population der Grönlandwale scheint Zunehmend zu sein und wird in der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft.