Die Zwergkanadagans (Branta hutchinsii) ist eine Gänseart aus der Familie der Entenvögel; sie wird erst seit 2004 als eigenständige Art anerkannt. Die Unterarten, die heute als Zwergkanadagans bezeichnet werden, wurden zuvor der Kanadagans zugerechnet. Taxonomen hatten die Aufteilung der Unterarten der Kanadagans in mindestens zwei, wenn nicht sogar drei oder vier neue Arten seit den 1970er Jahren immer wieder verlangt. Die Trennung in zwei Arten wurde 2004 von der American Ornithologist Union verabschiedet; die British Ornithologists Union folgte dieser Verabschiedung im Juni 2005.
Die Zwergkanadagans kommt von Kanada bis Mexiko vor. Auch auf der Halbinsel Kamtschatka in Ostsibirien, in Ostchina und in ganz Japan kommen gelegentlich Zwergkanadagänse vor. Trotzdem hält die IUCN die Populationen in Japan für erloschen.
Die IUCN beziffert den Gesamtbestand der Art auf 100.000 bis eine Million Tiere und stuft sie als „nicht gefährdet“ (least concern) ein.
Wie die Kanadagans weist auch die Zwergkanadagans ein weißes Kehlband auf. Die Unterscheidung von den heute der Kanadagans zugerechneten Arten ist nicht einfach, da sich die Arten sehr ähneln. Grundsätzlich ist die Zwergkanadagans etwas kleiner als die Kanadagans und hat einen kurzen Hals sowie einen kurzen Schnabel. Ihr Gefieder ist entweder völlig dunkel gefärbt oder es ist dunkel mit einem hellen Halsring. Im Vergleich zur Kanadagans ist ihre Stimme höher und klärrender. Sie ruft „gek - gek“, „jilk-jilk a-lick“ oder „aik“.
In der Literatur wird gelegentlich darauf hingewiesen, dass Kanadagänse eine umso größere Nistplatztreue aufweisen, je weiter nördlich sie brüten. Man bezieht sich dabei auf die Zwergkanadagans. Dieser Art steht nur ein kurzes Zeitfenster für die erfolgreiche Aufzucht ihrer Jungen zur Verfügung. Sie muss daher direkt nach der Rückkehr mit ihrem Nestbau beginnen und entscheidet sich dabei häufig für Standorte, an denen sie im Jahr zuvor bereits erfolgreich ihre Jungen groß gezogen hat.
Zwergkanadagänse brüten im Norden Kanadas und Alaskas in einer Vielzahl von Tundra-Lebensräumen. Sie sind Zugvögel. Ihr Überwinterungsgebiet erstreckt sich über den größten Teil der USA und örtlich auch auf Westkanada und Nordmexiko. Zwergkanadagänse ernähren sich typischerweise von Wiesen, landwirtschaftlichen Feldern, Süßwasser- und Salzwassersümpfen und Schlammflächen. Nachts schlafen sie auf Seen und Stauseen.
Außerhalb der Brutzeit sind Zwergkanadagänse sozial. Sie suchen nach Futter, schlafen und wandern in großen Schwarmbildenden. Sie sind während des Tages aktiv. Bei der Nahrungssuche gehen sie langsam und ziehen an den Pflanzen. Wenn sie im Wasser fressen, tauchen sie den Kopf und den Hals ein, um Wasserpflanzen zu erreichen, wobei sie sich manchmal wie eine Schwimmente nach vorne neigen. Schwarmbildende Vögel ernähren sich oft von Getreideresten auf den Feldern, besonders während der Tierwanderung oder im Winter.
Zwergkanadagänse sind hauptsächlich Pflanzenfresser (Blattfresser, Grassfresser) und ernähren sich von einer großen Vielfalt an Pflanzenmaterial. Sie ergänzen ihre Ernährung jedoch auch mit einigen Insekten, Mollusken und Krustentieren.
Zwergkanadagänse sind monogam und paaren sich ein Leben lang. Die Paare bilden sich in der Regel während der Tierwanderung im Frühjahr und können einzeln oder in Kolonien nisten. Das Weibchen wählt einen Nistplatz aus, normalerweise in einem erhöhten Bereich in der Nähe von Wasser. Die Eier werden in eine flache, mit Pflanzenmaterial und Daunen ausgekleidete Mulde gelegt. Während dieser Zeit können beide Partner sehr aggressiv sein und das Nistrevier verteidigen. Das Weibchen legt 2-8 Eier und die Inkubation dauert 25-28 Tage. Die Gänseküken sind Nestflüchter, wenn sie schlüpfen. Sie sind mit Daunen bedeckt und ihre Augen sind geöffnet. Innerhalb von 24 Stunden nach dem Schlüpfen können sie laufen und fressen. Beide Elternteile kümmern sich um ihre Jungen. Man sieht sie oft, wie sie ihre Gänseküken in einer Reihe führen, wobei ein Elternteil an der Spitze und der andere am Ende der "Parade" steht. Die Jungtiere bleiben in der Regel 12 Monate lang oder manchmal auch länger bei ihren Eltern. Sie beginnen im Alter von 2 oder 3 Jahren zu brüten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten die Überjagung und der Verlust des Lebensraums im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zu einem ernsthaften Rückgang der Zahl der Zwergkanadagänse in ihrem Heimatgebiet geführt. Diese Vögel werden immer noch gejagt und leiden unter dem Verlust ihres Lebensraums, dem Einsatz von Pestiziden, der Umweltverschmutzung und den Klimaveränderungen.
Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die Gesamtpopulation der Schnattergans auf 4.500.000 geschlechtsreife Individuen. Gegenwärtig wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft, und ihr Bestand nimmt heute zu.
