Familie

Rabenvögel

131 Spezies

Die Rabenvögel – in der Vogelkunde auch oft (nach zoologischer Nomenklatur, lateinisch) Corvidae oder (in der Mehrzahl, lediglich mit eingedeutschter Endung) Corviden genannt – sind eine Vogel ­familie aus der Ordnung der Sperlingsvögel (Passeriformes). Sie umfassen rund 120 lebende Arten in 25 Gattungen. Rabenvögel sind mittelgroße bis sehr große Singvögel mit meist kräftigem Schnabel und robustem Körperbau, die im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte eine Vielzahl verschiedener Lebensräume besiedelt haben und – mit Ausnahme des südlichen Südamerika und der Antarktis – weltweit verbreitet sind.

In ihrer Ernährung sind Rabenvögel sehr vielseitig und fressen – je nach Verfügbarkeit – Früchte, Samen, Insekten, Weichtiere, kleinere Wirbeltiere oder auch Aas, wobei die meiste Nahrung auf dem Boden aufgenommen wird. Fast alle Arten legen Vorräte an, in denen sie überzähliges Futter verstecken und für später aufbewahren. Rabenvögel zeigen stark soziales Verhalten und im Vergleich mit fast allen anderen Vögeln überdurchschnittlich hohe kognitive Fähigkeiten. Einige Arten, allen voran die Raben und Krähen, sind ausgeprägte Kulturfolger und konnten sich erfolgreich in vom Menschen geschaffenen Lebensräumen etablieren. Die Intelligenz und Sprachbegabung der Rabenvögel, aber auch ihre Eigenschaft als Aas- und Erntevertilger führte zu einer ambivalenten Rolle in vielen Kulturen weltweit: Einerseits wurden ihnen Weisheit, biblisches Alter und Gewitztheit unterstellt, andererseits wurden sie als angebliche Unheilsbringer und Schädlinge verfolgt.

Rabenvögel sind fast überall auf der Welt anzutreffen. Vor allem südöstlich des Himalayas bis nach Südostasien sind viele Gattungen beheimatet, die zu den ursprünglicheren Vertretern der Familie zählen, etwa die Baumelstern (Dendrocitta) oder die Kittas (Urocissa). Mehreren Gattungen wie den Garrulus -Hähern, den Blauelstern (Cyanopica) oder den Bergkrähen (Pyrrhocorax) gelang es, unabhängig voneinander Eurasien und Nordafrika zu besiedeln. Die Unglückshäher (Perisoreus), die Echten Elstern (Pica) und die Nussknacker (Nucifraga) gelangten darüber hinaus auch bis nach Nordamerika. Auf beiden amerikanischen Kontinenten lebt auch die Gruppe der Neuwelthäher, deren Vertreter von Zentralkanada bis Nordargentinien anzutreffen sind. Südlich der Sahara konnten sich mit dem Akazienhäher (Zavattariornis stresemanni) und dem Piapia (Ptilostomus afer) zwei monotypische Gattungen etablieren.

Östlich der Wallace-Linie kommen mit Ausnahme der Raben und Krähen (Corvus) keine Rabenvögel vor. Diese relativ junge Gattung breitete sich nicht nur in der gesamten Paläarktis aus, sondern stieß auch bis ins südliche Afrika und nach Australien vor, wo es zuvor keine Rabenvögel gegeben hatte. Daneben besiedelten sie auch die Subantarktis und erreichten selbst abgelegene Inseln wie den Hawaii-Archipel und Neuseeland . Die Gattung Corvus ist heute fast weltweit verbreitet und fehlt nur in Südamerika, wo die Blauraben (Cyanocorax) ihre ökologische Nische einnehmen.

Saisonales Wanderungsverhalten zeigen nur einige Rabenvogelarten der Nordhalbkugel, während die Arten der Tropen und Subtropen meist Stand- oder Strichvögel sind. Dabei gibt es zwischen sympatrischen Arten oder innerhalb einer Spezies Unterschiede. Adulte nordeuropäische Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes) verbleiben beispielsweise das ganze Jahr über in ihren Brutgebieten. Ihre über das Jahr angelegten Vorratslager ermöglichen ihnen nicht nur ein sicheres Überwintern, sie binden sie auch gleichzeitig an ihr Brutrevier. Allerdings kommt es oft zu eruptiven Wanderungsbewegungen unverpaarter Jungvögel, die aus Mangel an Nahrung oder Nistplätzen zu mehreren Tausend in den Südwesten des Kontinents einfliegen. Die Saatkrähenpopulationen der nördlichen Breiten ziehen dagegen im Winter regelmäßig nach Süden. In den letzten Jahrzehnten hat sich ihre Zugdistanz aber merklich verringert, was wohl auf ein verbessertes Nahrungsangebot in den Brutregionen zurückzuführen ist. Gleiches gilt für viele andere Arten der Rabenvögel, deren Zugverhalten eine Reaktion auf im Winter zurückgehende Nahrungsquellen ist. Der überwiegend fleischfressende Kolkrabe (Corvus corax) ist nicht auf saisonale Nahrung angewiesen und stößt deshalb nicht nur weiter nordwärts vor als alle anderen Arten, sondern kann auch im arktischen Winter an den Felsklippen Grönlands ausharren. Neben geographischen Wanderungen führen einige Arten auch Höhenwanderungen durch. Solche Zugbewegungen kommen etwa bei den Alpendohlen (Pyrrhocorax graculus) in den europäischen Alpen vor, die im Winter in die wärmeren und vom Menschen besiedelten Täler hinabsteigen.

Wenige Familien der Singvögel bewohnen so verschiedene Habitate wie die Rabenvögel. Neben ihrem vermutlich ursprünglichsten Habitat, den dichten Tropenwäldern Südostasiens, haben Corviden vielfach auch offene und halboffene Landschaften in allen Klimazonen erobert. Die Bergkrähen (Pyrrhocorax), die heute nur noch in Gebirgen und an Steilküsten anzutreffen sind, konnten im Pleistozän die damals weiten Steppenlandschaften Eurasiens besiedeln. Diese Nische wird heute weitgehend von den Raben und Krähen (Corvus) eingenommen, deren häherartiger Vorfahre wohl noch in den Wäldern Nordeurasiens lebte. Noch weiter von der ursprünglich arborealen Lebensweise der Familie emanzipiert haben sich der Akazienhäher (Zavattariornis stresemanni) im äthiopischen Hochland und die Saxaulhäher (Podoces) aus den Geröll- und Sandwüsten Zentralasiens . Sie nutzen Bäume oder Büsche fast nur noch zum Brüten und sind in dieser Hinsicht sehr anspruchslos geworden. Ähnliches gilt für Arten, die wie der Geierrabe (Corvus albicollis) oder die Dohle (Corvus monedula) zu Klippen- beziehungsweise Höhlenbrütern wurden. Mit der Eroberung der Habitate gingen eine Reihe physiologischer und morphologischer Anpassungen einher. Der Meisenhäher (Perisoreus infaustus) ist beispielsweise einer der kleinsten Vögel, die das ganze Jahr über in borealen Nadelwäldern ausharren. Um seine Körpertemperatur aufrechtzuerhalten, müsste ein Vogel seiner Größe eigentlich 50 % seines Körpergewichts pro Tag in Fett aufnehmen, wofür er während des Polartags nur vier bis sechs Stunden zur Verfügung hat. Der Meisenhäher bewältigt diese Herausforderung durch Hypothermie. Die Art kann dadurch Temperaturen von bis zu 4,5 °C tolerieren.

Die größte Habitatsvielfalt innerhalb einer Gattung findet sich unter den Raben und Krähen. Während die Habitate anderer Gattungen in aller Regel sehr homogen sind, versammeln die Raben und Krähen Dschungel- wie Gebirgsbewohner sowie Felsen-, Höhlen- und Baumbrüter. Dass die Gattung in kurzer Zeit so verschiedene Habitate wie die arktische Tundra oder die indonesischen Regenwälder besiedeln konnte, wird weniger auf eine spezifische Anpassung als vielmehr auf die fehlende Spezialisierung dieser Gruppe zurückgeführt. Da Raben und Krähen bei ihrer Nahrungswahl sehr anspruchslos sind und durch ihre Intelligenz auch an schwer zugängliche Nahrung kommen, können sie in einer Vielzahl verschiedener Lebensräume überleben. In geringerem Maß gilt das auch für andere Corviden wie die Echten Elstern (Pica) oder einige Neuwelthäher. Arten, die bereits früh in ihrer Entwicklungsgeschichte mit Menschen zusammentrafen, wurden dabei zu erfolgreichen Kulturfolgern. Die indische Glanzkrähe (Corvus splendens) ist dabei von allen Arten am weitesten gegangen: Sie hat ihr ursprüngliches Habitat vollständig aufgegeben und ist heute ausschließlich in der Nähe menschlicher Siedlungen anzutreffen, von wo sie sogar größere Raben und Krähen verdrängt.

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Die Rabenvögel – in der Vogelkunde auch oft (nach zoologischer Nomenklatur, lateinisch) Corvidae oder (in der Mehrzahl, lediglich mit eingedeutschter Endung) Corviden genannt – sind eine Vogel ­familie aus der Ordnung der Sperlingsvögel (Passeriformes). Sie umfassen rund 120 lebende Arten in 25 Gattungen. Rabenvögel sind mittelgroße bis sehr große Singvögel mit meist kräftigem Schnabel und robustem Körperbau, die im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte eine Vielzahl verschiedener Lebensräume besiedelt haben und – mit Ausnahme des südlichen Südamerika und der Antarktis – weltweit verbreitet sind.

In ihrer Ernährung sind Rabenvögel sehr vielseitig und fressen – je nach Verfügbarkeit – Früchte, Samen, Insekten, Weichtiere, kleinere Wirbeltiere oder auch Aas, wobei die meiste Nahrung auf dem Boden aufgenommen wird. Fast alle Arten legen Vorräte an, in denen sie überzähliges Futter verstecken und für später aufbewahren. Rabenvögel zeigen stark soziales Verhalten und im Vergleich mit fast allen anderen Vögeln überdurchschnittlich hohe kognitive Fähigkeiten. Einige Arten, allen voran die Raben und Krähen, sind ausgeprägte Kulturfolger und konnten sich erfolgreich in vom Menschen geschaffenen Lebensräumen etablieren. Die Intelligenz und Sprachbegabung der Rabenvögel, aber auch ihre Eigenschaft als Aas- und Erntevertilger führte zu einer ambivalenten Rolle in vielen Kulturen weltweit: Einerseits wurden ihnen Weisheit, biblisches Alter und Gewitztheit unterstellt, andererseits wurden sie als angebliche Unheilsbringer und Schädlinge verfolgt.

Rabenvögel sind fast überall auf der Welt anzutreffen. Vor allem südöstlich des Himalayas bis nach Südostasien sind viele Gattungen beheimatet, die zu den ursprünglicheren Vertretern der Familie zählen, etwa die Baumelstern (Dendrocitta) oder die Kittas (Urocissa). Mehreren Gattungen wie den Garrulus -Hähern, den Blauelstern (Cyanopica) oder den Bergkrähen (Pyrrhocorax) gelang es, unabhängig voneinander Eurasien und Nordafrika zu besiedeln. Die Unglückshäher (Perisoreus), die Echten Elstern (Pica) und die Nussknacker (Nucifraga) gelangten darüber hinaus auch bis nach Nordamerika. Auf beiden amerikanischen Kontinenten lebt auch die Gruppe der Neuwelthäher, deren Vertreter von Zentralkanada bis Nordargentinien anzutreffen sind. Südlich der Sahara konnten sich mit dem Akazienhäher (Zavattariornis stresemanni) und dem Piapia (Ptilostomus afer) zwei monotypische Gattungen etablieren.

Östlich der Wallace-Linie kommen mit Ausnahme der Raben und Krähen (Corvus) keine Rabenvögel vor. Diese relativ junge Gattung breitete sich nicht nur in der gesamten Paläarktis aus, sondern stieß auch bis ins südliche Afrika und nach Australien vor, wo es zuvor keine Rabenvögel gegeben hatte. Daneben besiedelten sie auch die Subantarktis und erreichten selbst abgelegene Inseln wie den Hawaii-Archipel und Neuseeland . Die Gattung Corvus ist heute fast weltweit verbreitet und fehlt nur in Südamerika, wo die Blauraben (Cyanocorax) ihre ökologische Nische einnehmen.

Saisonales Wanderungsverhalten zeigen nur einige Rabenvogelarten der Nordhalbkugel, während die Arten der Tropen und Subtropen meist Stand- oder Strichvögel sind. Dabei gibt es zwischen sympatrischen Arten oder innerhalb einer Spezies Unterschiede. Adulte nordeuropäische Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes) verbleiben beispielsweise das ganze Jahr über in ihren Brutgebieten. Ihre über das Jahr angelegten Vorratslager ermöglichen ihnen nicht nur ein sicheres Überwintern, sie binden sie auch gleichzeitig an ihr Brutrevier. Allerdings kommt es oft zu eruptiven Wanderungsbewegungen unverpaarter Jungvögel, die aus Mangel an Nahrung oder Nistplätzen zu mehreren Tausend in den Südwesten des Kontinents einfliegen. Die Saatkrähenpopulationen der nördlichen Breiten ziehen dagegen im Winter regelmäßig nach Süden. In den letzten Jahrzehnten hat sich ihre Zugdistanz aber merklich verringert, was wohl auf ein verbessertes Nahrungsangebot in den Brutregionen zurückzuführen ist. Gleiches gilt für viele andere Arten der Rabenvögel, deren Zugverhalten eine Reaktion auf im Winter zurückgehende Nahrungsquellen ist. Der überwiegend fleischfressende Kolkrabe (Corvus corax) ist nicht auf saisonale Nahrung angewiesen und stößt deshalb nicht nur weiter nordwärts vor als alle anderen Arten, sondern kann auch im arktischen Winter an den Felsklippen Grönlands ausharren. Neben geographischen Wanderungen führen einige Arten auch Höhenwanderungen durch. Solche Zugbewegungen kommen etwa bei den Alpendohlen (Pyrrhocorax graculus) in den europäischen Alpen vor, die im Winter in die wärmeren und vom Menschen besiedelten Täler hinabsteigen.

Wenige Familien der Singvögel bewohnen so verschiedene Habitate wie die Rabenvögel. Neben ihrem vermutlich ursprünglichsten Habitat, den dichten Tropenwäldern Südostasiens, haben Corviden vielfach auch offene und halboffene Landschaften in allen Klimazonen erobert. Die Bergkrähen (Pyrrhocorax), die heute nur noch in Gebirgen und an Steilküsten anzutreffen sind, konnten im Pleistozän die damals weiten Steppenlandschaften Eurasiens besiedeln. Diese Nische wird heute weitgehend von den Raben und Krähen (Corvus) eingenommen, deren häherartiger Vorfahre wohl noch in den Wäldern Nordeurasiens lebte. Noch weiter von der ursprünglich arborealen Lebensweise der Familie emanzipiert haben sich der Akazienhäher (Zavattariornis stresemanni) im äthiopischen Hochland und die Saxaulhäher (Podoces) aus den Geröll- und Sandwüsten Zentralasiens . Sie nutzen Bäume oder Büsche fast nur noch zum Brüten und sind in dieser Hinsicht sehr anspruchslos geworden. Ähnliches gilt für Arten, die wie der Geierrabe (Corvus albicollis) oder die Dohle (Corvus monedula) zu Klippen- beziehungsweise Höhlenbrütern wurden. Mit der Eroberung der Habitate gingen eine Reihe physiologischer und morphologischer Anpassungen einher. Der Meisenhäher (Perisoreus infaustus) ist beispielsweise einer der kleinsten Vögel, die das ganze Jahr über in borealen Nadelwäldern ausharren. Um seine Körpertemperatur aufrechtzuerhalten, müsste ein Vogel seiner Größe eigentlich 50 % seines Körpergewichts pro Tag in Fett aufnehmen, wofür er während des Polartags nur vier bis sechs Stunden zur Verfügung hat. Der Meisenhäher bewältigt diese Herausforderung durch Hypothermie. Die Art kann dadurch Temperaturen von bis zu 4,5 °C tolerieren.

Die größte Habitatsvielfalt innerhalb einer Gattung findet sich unter den Raben und Krähen. Während die Habitate anderer Gattungen in aller Regel sehr homogen sind, versammeln die Raben und Krähen Dschungel- wie Gebirgsbewohner sowie Felsen-, Höhlen- und Baumbrüter. Dass die Gattung in kurzer Zeit so verschiedene Habitate wie die arktische Tundra oder die indonesischen Regenwälder besiedeln konnte, wird weniger auf eine spezifische Anpassung als vielmehr auf die fehlende Spezialisierung dieser Gruppe zurückgeführt. Da Raben und Krähen bei ihrer Nahrungswahl sehr anspruchslos sind und durch ihre Intelligenz auch an schwer zugängliche Nahrung kommen, können sie in einer Vielzahl verschiedener Lebensräume überleben. In geringerem Maß gilt das auch für andere Corviden wie die Echten Elstern (Pica) oder einige Neuwelthäher. Arten, die bereits früh in ihrer Entwicklungsgeschichte mit Menschen zusammentrafen, wurden dabei zu erfolgreichen Kulturfolgern. Die indische Glanzkrähe (Corvus splendens) ist dabei von allen Arten am weitesten gegangen: Sie hat ihr ursprüngliches Habitat vollständig aufgegeben und ist heute ausschließlich in der Nähe menschlicher Siedlungen anzutreffen, von wo sie sogar größere Raben und Krähen verdrängt.

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