Großer Igeltenrek

Großer Igeltenrek

Große igeltenrek, Große igeltanrek, Gewöhnlicher igeltanrek

Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Setifer setosus
Gewicht
175-300
6.2-10.6
goz
g oz 
Länge
160-225
6.3-8.9
mminch
mm inch 

Der Große Igeltenrek oder Große Igeltanrek (Setifer setosus), teilweise auch Gewöhnlicher Igeltanrek, ist eine Säugetierart aus der Familie der Tenreks (Tenrecidae). Er ist endemisch auf Madagaskar verbreitet und kommt auf der gesamten Insel vor. Die Tiere bevorzugen zwar die tropisch-feuchten Landschaften des östlichen Inselteils, sind aber auch in den trockenen westlichen Gebieten recht häufig. Zudem dringen sie in städtische Regionen vor und können sich an durch Menschen veränderte Landschaften gut anpassen. Äußerlich ähnelt der Große Igeltenrek den europäischen Igeln, er ist aber deutlich kleiner und hat einen kürzeren Schwanz, ebenfalls charakteristisch sind die langen Vibrissen. Die Fellfärbung kann regional variieren. Von anderen Tenreks und vor allem von seinem nächsten Verwandten, dem Kleinen Igeltenrek, unterscheidet er sich durch den Gebissaufbau.

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In der Regel lebt der Große Igeltenrek einzelgängerisch und ist nachtaktiv. Er bewegt sich am Boden vorwärts, kann aber auch in den Bäumen klettern. Die Befähigung ist jedoch nicht so deutlich ausgeprägt wie beim Kleinen Igeltenrek. Die Tiere unterhalten Eigenreviere, die sich an den Rändern mit denen anderer Individuen überlappen. Die Territorien sind im Vergleich zu Tierarten mit ähnlichen Körperausmaßen sehr groß. Zur Ruhe zieht sich der Große Igeltenrek in Baumlöcher und unterirdische Baue zurück. Die Nahrung umfasst Wirbellose und kleinere Wirbeltiere, insgesamt herrscht eine eher allesfresserische Ernährungsweise vor. Der Nachwuchs kommt zumeist in der feuchteren und wärmeren Jahreszeit zur Welt, ein Wurf umfasst bis zu sieben Jungtiere, die relativ schnell heranwachsen. In den trockenen Gebieten des westlichen Madagaskar können Weibchen in einer Fortpflanzungsperiode bis zu drei Würfe gebären. Charakteristisch für den Großen Igeltenrek ist die variierende Körpertemperatur, die von den Außentemperaturen und der Aktivität abhängt und über den Tag und das Jahr einen zyklischen Ablauf aufweist. Gleiches gilt für die Stoffwechselrate, die allgemein sehr gering ist. Die Trockenzeit verbringt der Große Igeltenrek in einem mehrmonatigen Torpor.

In Europa wurde erstmals Mitte des 17. Jahrhunderts über den Großen Igeltenrek berichtet. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung der Art erfolgte dann rund einhundert Jahre später, im Jahr 1777. Allgemein wurden die Tiere anfangs mit den europäischen Igeln in Verbindung gebracht. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam es zu einer stärkeren Differenzierung. Seinen heute gültigen Gattungsnamen erhielt der Große Igeltenrek im Jahr 1806. Doch wurde er im weiteren Verlauf des 19. und teilweise auch des 20. Jahrhunderts häufig in andere Gattungen verwiesen. Der Bestand des großen Igeltenreks gilt als nicht gefährdet. In einigen Regionen Madagaskars wird er zu Nahrungszwecken gejagt.

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Na

Nachtaktiv

Al

Allesfresser

To

Torpor

Zo

Zoochorie

In

Inselendemisch

Te

Terrestrisch

Po

Polygynandrie

Po

Polygam

So

Solitär

Wi

Winterschlaf

Ke

Keine Tierwanderung

G

beginnt mit

Aussehen

Der Große Igeltenrek ist ein mittelgroßer Vertreter der Tenreks. Mit einer Gesamtlänge von 16 bis 22,5 cm wird er nur wenig größer als der Kleine Igeltenrek (Echinops telfairi), wie bei diesem besteht der Schwanz aus einem nur 15 bis 16 mm langen Stummel. Das Körpergewicht variiert von 150 bis 220 g, kann mitunter aber auch 300 g und mehr erreichen, allgemein ist es abhängig von der Kondition des einzelnen Individuums und der Jahreszeit. Ein auffälliger Geschlechtsdimorphismus liegt nicht vor. Im äußeren Erscheinungsbild ähneln die Tiere den Igeln, was durch den robusten, rundlichen Körper, die spitze Schnauze und durch das Stachelkleid hervorgerufen wird. Unterschiede bestehen in dem sehr kurzen, kegelförmigen Schwanz, den sehr langen Vibrissen und der geringeren Körpergröße, die nur die die Hälfte eines europäischen Igels erreicht. Das Rückenfell wird durch sehr dicht stehende, durchschnittlich 15 mm lange Stacheln gebildet. Generell haben Tiere aus dem feuchteren östlichen Madagaskar dunklere Stachelspitzen als jene aus dem trockeneren westlichen. Die Körperunterseite, das Gesicht und die Gliedmaßen zeigen eine nur spärliche, Fellbedeckung aus hellgrauem, weichem Haar. Die Augen sind relativ klein, ebenso die Ohren, die etwa die Länge der Stacheln besitzen. Die vergleichsweise langen Gliedmaßen enden vorn und hinten in jeweils fünf Strahlen. Diese tragen Krallen, an den Händen sind sie 6, an den Füßen 7 mm lang. Der gesamte Hinterfuß misst etwa 31 mm in der Länge. Weibliche Tiere haben fünf oder sechs Paare an Zitzen.

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Die durchschnittliche Schädellänge liegt bei 46,2 mm, die durchschnittliche Breite am Jochbogen gemessen 23,1 mm. Die schmalste Stelle wird an den Augen mit einem Durchschnittswert von 10,9 mm erreicht. Allgemein ist der Schädel moderat robust, das Rostrum wirkt breit und hoch, der Hirnschädel kurz. Das Verhältnis des vorderen zum hinteren Schädelabschnitts beträgt 0,61:0,39. Im Unterschied zum Kleinen Igeltenrek wölbt sich die Stirnlinie stärker auf, da das Stirnbein im hinteren Bereich aufgebläht ist. Der Jochbogen ist wie bei allen Tenreks nicht geschlossen. Im hinteren Schädelbereich sind kräftige Knochenwülste als Muskelansatzstellen ausgebildet. Das Gebiss setzt sich aus 36 Zähnen zusammen, die Zahnformel lautet folgendermaßen:. Es ist somit nicht ganz so stark reduziert wie beim Kleinen Igeltenrek. Der obere innere Schneidezahn erreicht fast die Größe des Eckzahns und ist gut entwickelt. Im unteren Gebiss bestehen kurze Diastemata beidseitig des Eckzahns und des vordersten Prämolaren. Die beiden hinteren Prämolaren sind molarisiert und ähneln so den Mahlzähnen. Diese besitzen ähnlich den anderen Tenreks ein zalambdodontes Kauflächenmuster bestehend aus drei Haupthöckern. In der oberen Gebissreihe zeigen die Molaren nicht ganz so starke Größenreduktionen wie beim Kleinen Igeltenrek. Demzufolge ist beim Großen Igeltenrek der vorderste Molar der größte Zahn in der Reihe und nicht der letzte Prämolar wie beim Kleinen Igeltenrek.

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Verteilung

Erdkunde

Kontinente
Länder
Biogeografische Bereiche

Der Große Igeltenrek kommt endemisch auf Madagaskar vor und ist dort über die gesamte Insel verbreitet. Er kann in nahezu allen Landschaftsräumen angetroffen werden mit Ausnahme von Überschwemmungs- und Marschgebieten. Zusätzlich tritt er auch in einzelnen städtischen Regionen wie beispielsweise Antananarivo auf und ist selbst in extrem stark vom Menschen überprägten Bereichen beobachtet worden. Die Tiere favorisieren zwar die feuchteren östlichen Wälder, sie sind aber auch in den trockeneren Landschaften des Westens heimisch. Dort wurden seit Untersuchungen in den 1990er Jahren fast 30 Fundplätze mit Nachweisen der Art registriert, im Südwesten tritt sie sympatrisch mit dem Kleinen Igeltenrek auf. In der Regel besiedeln die Tiere die Tieflandsregionen unter 900 m, lokal reicht die Höhenverteilung aber bis etwa 2250 m. In einigen Gebieten, wo der Große Igeltenrek vorkommt, gehört er mit zu den am häufigsten nachgewiesenen Vertretern der Tenreks.

Großer Igeltenrek Lebensraum-Karte
Großer Igeltenrek Lebensraum-Karte
Großer Igeltenrek
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Gewohnheiten und Lebensstil

Die Lebensweise des Großen Igeltenreks ist durch Beobachtungen in Gefangenschaft und durch Felduntersuchungen relativ gut erforscht. Die Tiere sind nachtaktiv mit einer bimodalen Verteilung der Aktivität. Die erste Phase beginnt bereits gegen 14:00 Uhr und erreicht gegen 19:00 und 20:00 Uhr ihren Höhepunkt, wonach eine Ruhepause in den zwei Stunden vor Mitternacht eintritt. Ein zweiter Höhepunkt wird gegen 02:00 Uhr erreicht, die Aktivität ebbt dann in den folgenden vier Stunden ab. Daraus ergibt sich, dass die die Tiere etwa 16 Stunden eines Tages aktiv verbringen. Allerdings verzögert sich häufig der Beginn bei niedrigeren Außentemperaturen. Die Tiere sind weitgehend bodenbewohnend, wo sie sich im Kreuzgang und mit dem ganzen Fuß aufsetzend vorwärts bewegen. Im schnellen Lauf berühren aber meist nur die Zehen den Boden. Ebenso ist der Große Igeltenrek ein vergleichsweise guter Kletterer, sein Fuß kann jedoch nicht so stark gedreht werden wie beim Kleinen Igeltenrek. Prinzipiell sieht man ihn seltener in den Bäumen als seinen kleineren Verwandten. Wie am Boden so ist er auch im Geäst eher langsam und klettert mit wechselseitigen Bewegungen der Gliedmaßen. Hände und Füße umgreifen die Zweige, teilweise wird der Schwanz zum Abstemmen eingesetzt. In unbekanntem Gelände pausiert der Kleine Igeltenrek häufig und schnüffelt in der Luft, mitunter erhebt er sich dabei auf die Hinterbeine.

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In der Regel tritt der Große Igeltenrek mit Ausnahme von Mutter-Jungtier-Gruppen einzeln auf. Die Tiere unterhalten Eigenreviere, die nach Untersuchungen im Nationalpark Ankarafantsika im Nordwesten von Madagaskar relativ groß sind für verhältnismäßig kleine Säugetiere. Demnach beanspruchen Männchen ein Territorium von 4,9 bis 21,1 ha Größe (durchschnittlich 13,7 ha), bei Weibchen sind es 0,9 bis 9,2 ha (durchschnittlich 6,7 ha). Die Reviere überschneiden sich an den Rändern mit anderen, dabei sind die Überlappungen mehr oder weniger unabhängig vom Geschlecht des Nachbarn. Innerhalb der Territorien ruhen die Tier in Baumhöhlen und hohlen, abgestorbenen Bäumen. In Ankarafantsika befanden sich die Ruheplätze in 0,5 bis über 2 m Höhe in Bäumen mit überwiegend 10 bis 20 cm Stammdurchmesser. Säugende Weibchen suchen sich dabei durchschnittlich höhere Lagen, wohl als Schutz vor Beutegreifern. Zudem sollten die Unterschlüpfe wenig Einblick bieten. Mutter- und Jungtiere bleiben auch über längere Zeit in den Baumhöhlen, etwa 20 bis 25 Tage. Ansonsten wechselt der Kleine Igeltenrek seinen Schlafplatz täglich und benutzt einen älteren nur selten erneut. Mitunter kann aber ein Nachbartier einen bereits gebrauchten Unterschlupf aufsuchen und besetzen. Die Rückzugsplätze enthalten Nester aus Pflanzenmaterial, das von den Tieren im Maul herangetragen wird. In Regionen mit geeignetem, nicht sandigem Untergrund zieht sich der Kleine Igeltenrek auch in unterirdische Baue zurück, die er teilweise selbst in Hangbereichen anlegt. Zwei beobachtete Baue bei Manandroy nördlich von Fianarantsoa im zentral-östlichen Madagaskar bestanden aus einem 60 cm langen, rund 6 cm breiten Gang, der in eine Nestkammer von 7,5 cm Weite mündete. Derartige Baue werden möglicherweise regelmäßiger aufgesucht. In Ruheposition rollt sich ein Tier auf den Hinterbeinen hockend zusammen, selten nimmt es eine Seitenlage ein.

Begegnungen zwischen gleichgeschlechtlichen Tieren zeichnen sich durch Vermeidungsverhalten aus. In der Regel bestehen sie aus dem gegenseitigen Beschnuppern an der Nase und am Körper, wonach sich die Tiere wieder trennen. Bei aggressiven Verhalten werden die Stacheln aufgestellt und das Maul geöffnet. Stärkere Bedrängung resultiert in typischen auf- und abwärtsführenden oder seitlichen Kopfbewegungen und in Beißattacken. Bedrohte Tiere fliehen zumeist, wobei sie bis zu 3,2 km/h erreichen, oder rollen sich zu einer Kugel zusammen, bei der die Stacheln maximal aufgestellt sind. Für die innerartliche Kommunikation ist der Geruchssinn bedeutend. Der Große Igeltenrek defäziert häufig nahe den Eingängen seiner Baue. Auch reibt er seinen Körper an Ästen und Zweigen und setzt so Duftmarken. Die Lautkommunikation erfolgt über verschiedene Töne. Am häufigsten sind Tschilp-Laute mit einer Frequenz von 1000 bis 3000 Hz und einer Dauer von 0,03 bis 0,05 s. Unter Bedrängnis stoßen die Tiere einen „putt-putt“-Ruf aus, etwa beim Einrollen, oder ein Zischen. Das Komfortverhalten umfasst neben dem Kratzen und Lecken auch das für andere Tenreks typische „Gesichtwaschen“ in sitzender Position mit beiden Vorderbeinen gleichzeitig.

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Fressverhalten und Ernährung

In seiner Ernährungsweise ist der Große Igeltenrek wenig spezialisiert. Er nimmt sowohl Wirbellose wie Heuschrecken, sonstige Insekten und Regenwürmer sowie kleinere Wirbeltiere, etwa Frösche und Mäuse zu sich. In menschlicher Gefangenschaft vertilgte er auch Innereien oder Fleisch größerer Säugetiere. Das Gebiss des Großen Igeltenreks ist aber nicht geeignet, Beute größer als Insekten oder Jungmäuse zu töten. In der Umgebung von Siedlungen wurden Tiere beim Durchwühlen von Abfall beobachtet, teilweise fressen sie auch Aas. Die prinzipiell allesfresserische Ernährung bestätigten auch Isotopenuntersuchungen an Individuen aus Tsinjoarivo im zentral-östlichen Madagaskar. Die Beute wird mit den Zähnen aufgegriffen, die Vorderfüße spielen bei der Manipulation der Nahrung kaum eine Rolle. Die täglich aufgenommene Nahrungsmenge variiert und ist abhängig von der Kondition der Tiere und der Jahreszeit. Unter menschlicher Obhut fraßen die Tiere durchschnittlich 15 bis 20 g Fleisch und 5 bis 6 Mehlwürmer oder 2 bis 3 Wüstenheuschrecken. Der Große Igeltenrek trinkt regelmäßig Wasser.

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Entsprechend zahlreichen anderen Tenreks variiert die Körpertemperatur beim Großen Igeltenrek beträchtlich und ist abhängig von den Umgebungsbedingungen und der Aktivität. Laboruntersuchungen unter kontrollierten Bedingungen zufolge wurden die tiefsten Werte für die Körpertemperatur während der Ruhezeit von den frühen Morgenstunden bis zur Mittagszeit erreicht. Sie lagen dann nur wenige Grad über der Außentemperatur, im Mittel bei 22 °C. Die höchsten Werte stellten sich in der aktiven Phase in den frühen Abend- und Nachtstunden ein, der mittlere Wert betrug 31,5 °C. Die Tiere schränkten bei sinkenden Außentemperaturen ihre Aktivitäten ein und wurden lethargisch, bei weniger als 15 °C fielen sie in einen Torpor. Freilandstudien im Nationalpark Ankarafantsika bestätigten die Ergebnisse teilweise. Diesen zufolge ist während des Südsommers (November bis Mai) die Körpertemperatur in der inaktiven Phase tatsächlich durchschnittlich geringer als in der aktiven, die entsprechenden Werte betragen 30,8 °C und 32,2 °C. Die absoluten Grenzwerte schwanken von 26,5 bis 35,1 °C, was eine Spanne von mehr als 8 °C ausmacht. Während der aktiven Phase ist die Körpertemperatur deutlich stabiler als in der inaktiven Phase. Bei letzterer sind die Schwankungen teilweise so stark, dass sie im oberen Temperaturbereich mitunter die in der aktiven Phase erreichten Maximalwerte überschreiten. Demnach findet während der Aktivitätszeit eine Temperaturregulierung statt. Die jeweiligen Außentemperaturen waren im Untersuchungszeitraum wenig veränderlich und lagen bei 20 bis 30 °C. Ähnliche Werte ergaben Studien in der Umgebung von Fianarantsoa. Die hier gemessenen durchschnittlichen Körpertemperaturen sind aber etwas niedriger, ebenso wie die Außentemperaturen geringer ausfielen. Die Feldbeobachtungen im Nationalpark Ankarafantsika zeigten zudem, dass der Torpor im Südsommer zumindest im trockenen westlichen Madagaskar bei jeder Außentemperatur eintreten kann und dann bis zu drei Stunden andauert, vorzugsweise geschieht dies am Tage während der inaktiven Phase. Dagegen vermelden Berichte aus dem feuchten östlichen Madagaskar, dass der Große Igeltenrek im Südsommer nur selten in einen Starrezustand wechselt. Während des Torpors sinkt die Körpertemperatur ab und nähert sich der Außentemperatur, es kommt aber auch hier zu Schwankungen, die teils sehr hohe Körpertemperaturen beinhalten. Die Fluktuationen im hohen Bereich der Körpertemperatur sind wahrscheinlich der Energieersparnis geschuldet. Sie ermöglichen, dass in dem eher tropisch warmen Klima die Temperaturregulierung passiv einsetzt und nicht wie in kühleren Gegenden aktiv gestartet werden muss. Im Südwinter von Mai bis September verstärkt sich der Torpor, die Phase kann, abhängig von der geographischen Lage, fünf bis sieben Monate anhalten. Auffallend im Nationalpark Ankarafantsika sind die geschlechtsabhängig abweichenden Eintrittszeiten in die Winterruhe, bei weiblichen Tieren beginnt sie zwischen April und Mai, während sie bei männlichen im Februar bis März und damit deutlich früher einsetzt. Der Unterschied wird durch die Aufzucht des Nachwuchses durch die Weibchen bedingt. Ähnlichen rhythmischen Schwankungen im Tagesverlauf wie die Körpertemperatur unterliegen auch die Atem- und Herzfrequenz.

Eine Ausnahme bilden weibliche Tiere in der Fortpflanzungsphase oder während der Milchproduktion. Diese zeigen eine deutlich stabilere Körpertemperatur mit durchschnittlich höheren Werten, die etwa 33,1 °C betragen, die Schwankungsbreite liegt bei rund 3,5 °C. Außerdem neigen sie dann seltener dazu, in einen Torpor zu verfallen. Die stabilere Körpertemperatur ist mit einer höheren Stoffwechselrate verbunden. Normalerweise zeichnet sich der Große Igeltenrek durch einen sehr geringen Metabolismus aus, dessen Werte etwa denen des Kleinen Igeltenreks entsprechen, er steigt aber während der Reproduktion um bis zum Zweifachen an. Ebenfalls zyklisch verlaufen deutliche Gewichtsveränderungen. Tiere direkt nach der Winterruhe wiegen zwischen 120 und 160 g. Das während des Südsommers stark ansteigende Körpergewicht erreicht sein Maximum kurz vor der nächsten Trockenzeit, Männchen können dann bis zu 327 g wiegen. Weibchen nehmen ebenfalls an Gewicht zu, zusätzlich tragen sie noch den Nachwuchs aus, so dass einzelne Tiere dann auch über 350 g wiegen können.

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Ernährung Allesfresser

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Die hauptsächliche Fortpflanzungsphase fällt in den Südsommer und beginnt zumeist direkt nach dem Ende der Torporphase. Es wird aber angenommen, dass der Große Igeltenrek möglicherweise je nach geographischer Lage auch im Südwinter paarungswillig ist. Wahrscheinlich besitzt der Große Igeltenrek ein eher promiskes Paarungsverhalten, was unter anderem durch die Verteilung der einzelnen Territorien Unterstützung findet. Das Männchen bewirbt das Weibchen durch Markieren des Baus und der näheren Umgebung. Die Kontaktaufnahme erfolgt durch gegenseitiges Beschnüffeln an Nase, Körper und Hinterteil. Teilweise defäkiert auch das Weibchen und die Reste werden vom Männchen abgeleckt. Beim anschließenden Aufsitzen versucht das Männchen das Weibchen mit charakteristisch scharrenden Bewegungen seiner Hinterfüße gegen das Geschlechtsteil zu stimulieren. Ein einzelner Geschlechtsakt kann bis zu 28 Minuten dauern, der gesamte Paarungsvorgang wärt teilweise über zwei Stunden, da die Trennung der Partner durch das verhaken des Penis im weiblichen Geschlechtsteil verzögert wird.

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Die Tragzeit beträgt zwischen 51 und 69 Tagen, sie ist witterungsabhängig, bei wärmerem Wetter dauert sie kürzer als bei kälterem. Etwa eine Woche vor der Geburt steigert das Weibchen seine Nestbauaktivitäten. Die Wurfgröße liegt bei bis zu sieben Neugeborenen, zumeist kommen eins bis fünf Tiere zur Welt, durchschnittlich sind es drei. Ein gemessenes Junges war 78 mm lang und wog 24,7 g. Die Jungen kommen als Nesthocker zur Welt, ihre Augen und Ohren sind geschlossen, der Körper ist nur spärlich behaart, allerdings sind am Rücken schon Stacheln von 0,5 mm Länge zu erkennen. Die Hautfarbe ist generell weißlich und die Haare und Stacheln haben eine gräulich-helle Tönung. Die Jungen können sich bereits in eine Kugel einrollen und mit allen vieren krabbeln. Die Mutter zeigt in den ersten Wochen starke Fürsorge und verteidigt das Nest. Nach rund einer Woche sind die Stacheln der Jungen bereits 4 mm lang. Die Augen öffnen sich zwischen dem 9. und dem 14. Tag. Zu diesem Zeitpunkt folgen die Jungen dem Muttertier aus dem Bau hinaus und beginnen, feste Nahrung zu sich zu nehmen. Eine zweite Gruppe von Stacheln von meist dunkler Färbung entwickelt sich in der dritten Woche, diese sind anderes orientiert als die vorhandenen Stacheln, so dass beide Gruppen einen effektiven Schutz geben. Zudem wächst zwischen den Stacheln ein weicher Flaum an Haaren, der später wieder verloren geht und bei Alttieren nicht vorkommt. Die Entwöhnung fängt ebenfalls in diesem Zeitraum an und endet rund zwei Wochen später. Die sexuelle Reife wird nach rund 74 Tagen erreicht.

Innerhalb einer Fortpflanzungsperiode haben Weibchen gemäß Untersuchungen in Ankarafantsika bis zu drei Würfe. Sie können noch während der Aufzucht der Jungen wieder trächtig werden und den nächsten Nachwuchs austragen. Möglich ist dies höchstwahrscheinlich durch einen Post-partum-Östrus, der es den Weibchen ermöglicht, schon kurz nach der Geburt wieder empfangsbereit zu sein, ein Effekt, der bisher nur vom Erdtenrek (Geogale aurita) bekannt war. Ob eine derartige schnelle Geburtenfolge auch bei Tieren aus dem feuchteren Osten Madagaskars vorkommt, ist unklar, bisherige Berichte sprechen meist von einem Wurf, ohne dass das Weibchen danach wieder trächtig wurde. Es ist zu vermuten, dass die schnellere Fortpflanzung des Großen Igeltenreks im westlichen Inselteil durch die dortigen trockeneren Verhältnisse bestimmt wird, hier kommt es während der Südwinters zu einem rapiden Rückgang an verfügbaren Nahrungsquellen. Die Überlebensrate des Nachwuchses ist gering. Von sechs im Nationalpark Ankarafantsika beobachteten Würfen im Zeitraum 2010 und 2011 gingen vier verloren. Das Lebenserwartung in freier Wildbahn ist nicht bekannt, das höchste Alter eines Tieres in menschlicher Obhut betrug etwa 14 Jahre.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Ähnlich wie der Kleine Igeltenrek ist möglicherweise auch der Große Igeltenrek durch sein Stachelkleid und durch seine Befähigung sich in eine Kugel zusammenzurollen vor zahlreichen kleineren Beutegreifern geschützt. Gelegentlich fällt ein Individuum aber der Fossa zum Opfer. Wesentlich häufiger ist die Erbeutung durch Schlangen dokumentiert, zu den bedeutenden Fressfeinden gehören hier die Madagaskar-Hundskopfboa und die Nördliche Madagaskarboa. Äußere Parasiten umfassen vor allem Flöhe der Gattungen Paractenopsyllus und Synopsyllus, außerdem liegt ein Nachweis des Rattenflohs vor, dessen Hauptwirt die Hausratte darstellt. Daneben finden sich auch Zecken der Gattungen Ixodes und Haemaphysalis. Als innerer Parasit wurden der Kleine Leberegel und der Einzeller Eimeria identifiziert. Zusätzlich sind Neoplasien dokumentiert.

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Größere Bedrohungen für den Bestand des Großen Igeltenreks sind nicht bekannt. Sein Fleisch wird als Nahrungsressource genutzt und auf Märkten und in Restaurants verkauft. Dadurch kann es durch Überjagung lokal zu stärkeren Bestandsrückgängen kommen. In einigen Regionen gibt es aber ein Tabu, das die Jagd auf die Tiere verbietet. Die IUCN listet die Art als „nicht gefährdet“ (least concern). Der Große Igeltenrek ist in zahlreichen Naturschutzgebieten anwesend, unter anderem im Nationalpark Montagne d’Ambre, im Nationalpark Ankarafantsika im Nationalpark Ranomafana, im Nationalpark Zombitse-Vohibasia, im Nationalpark Andringitra, im Nationalpark Andohahela und im Nationalpark Isalo.

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Referenzen

1. Großer Igeltenrek artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Igeltenrek
2. Großer Igeltenrek auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/40594/97203842

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