Der Indien-Kantschil (Moschiola indica) ist ein Paarhufer aus der Gattung der Fleckenkantschile innerhalb der Familie der Hirschferkel. Er kommt in Indien zwischen der Wüste Thar und Gujarat im Westen und Westbengalen im Osten und möglicherweise auch noch im nepalesischen Tiefland vor.
Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 55 bis 59 Zentimeter, die Schwanzlänge 2,5 Zentimeter und das Gewicht der ausgewachsenen Tiere beträgt etwa 3 Kilogramm. Der Indien-Kantschil ist damit eine relativ große Hirschferkelart mit langen Hinterbeinen, einem breiten Schädel und einer relativ breiten Schnauze. Das Fell ist dunkelbraun, die aus Streifen und Flecken bestehende Musterung ist weiß, während sie bei den auf Sri Lanka vorkommenden Fleckenkantschilen gelb ist. Die obere Fleckenreihe bildet auf den Schultern einen zusammenhängenden Streifen und zerfällt auf der hinteren Rumpfhälfte wieder in einzelne Flecken. Die übrigen Streifen werden von langgezogenen, hintereinander angeordneten Flecken gebildet. Die Bauchseite ist hell beige und in der Mitte cremefarben. Die Zahnformel lautet:.
Diese Chevrotains sind in Indien und möglicherweise in Nepal beheimatet. Sie leben in dichten Wäldern in Hügeln, Bergen und Ebenen, meist entlang von Flüssen und Bächen. Diese Tiere können auch in kultivierten Gebieten wie Gärten und Plantagen gefunden werden.
Der Indien-Kantschil bewohnt Feucht- und Trockenwälder, Bergwälder, Dickichte mit Elefantengras, Hügel, Ebenen und Hochebenen bis in Höhen von 1850 Metern über dem Meeresspiegel. Die lichtscheue, dämmerungs- und nachtaktive Art ist oft in der Nähe von Gewässern zu finden. Sie lebt einzelgängerisch oder paarweise und ernährt sich von Früchten und Kräutern. Zu den Früchten die die Tiere fressen, gehören unter anderem die des Baherabaums (Terminalia bellirica) und die von Gmelina arborea und Garuga pinnata. Indien-Kantschile und Axishirsche zusammen fressen 95 % der Früchte des Amlabaums (Phyllanthus emblica). Den Tag verbringen die Tiere in Laubhaufen, wo sie durch ihr Fell gut getarnt sind, in Baumhöhlen an der Basis der Stämme oder versteckt zwischen Felsen. Der Indien-Kantschil paart sich im Juni und im Juli und ein oder zwei Jungtiere werden nach einer Tragzeit von etwa fünf Monaten nach dem Ende des von Juli bis Oktober dauernden Südwest-Monsuns geboren. Zwillinge sind häufiger als bei anderen Kantschilarten. Das durchschnittliche Gewicht der Jungtiere bei der Geburt liegt bei 320 Gramm. Der Indien-Kantschil ist ein wichtiges Beutetier für Leoparden und Rothunde und auch von kleinen Raubtieren, wie dem Südindischen Buntmarder, ist bekannt, das sie den Tieren nachstellen. Der Nepaluhu stellt den Jungtieren nach. Tiger und Goldschakakal erbeuten den Indien-Kantschil dagegen nur selten. Das Maximalalter in menschlicher Obhut beträgt sechs Jahre und neun Monate.
Indien-Kantschile sind Pflanzenfresser (Blattfresser, Frugivoren). Sie ernähren sich von Kräutern, Sträuchern, Fallobst, Blättern, Knospen und Trieben.
Indien-Kantschile können das ganze Jahr über brüten, die meisten Geburten finden jedoch zwischen September und Februar statt. Es ist bekannt, dass die Weibchen nach 154-155 Tagen ein oder manchmal zwei Kitze in Höhlen oder anderen Verstecken zur Welt bringen. Die neu geborenen Jungtiere wiegen durchschnittlich 470 g (16,5 oz) und können innerhalb von 30 Minuten nach der Geburt auf den Beinen stehen. Junge Weibchen werden in der Regel fortpflanzungsfähig und beginnen im Alter von 5-5,5 Monaten mit der Fortpflanzung.
Der Indien-Kantschil ist durch die ständige Bejagung durch lokale Gemeinschaften bedroht und leidet außerdem unter dem Verlust und der Zerstörung seines ursprünglichen Lebensraums.
Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen liefern keine Angaben über die Gesamtgröße der Population des Indien-Kantschils. Derzeit wird diese Art in der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft.
Indien-Kantschile spielen eine sehr wichtige Rolle in ihrem heimischen Ökosystem, da sie die Samen verschiedener Früchte, die sie fressen, verbreiten; auf diese Weise tragen diese kleinen Tiere zur Verjüngung der Wälder bei.
