Ogilby-Ducker
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Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Cephalophus ogilbyi

Der Ogilby-Ducker (Cephalophus ogilbyi) oder Fernando-Po-Ducker ist eine Art der Ducker aus dem zentralen Afrika. Er kommt auf der Insel Bioko und auf dem kontinentalen Festland im südöstlichen Nigeria und südwestlichen Kamerun vor. Die Tiere bewohnen dort tropische Regenwälder des Tief- und Hochlands. Sie zeichnen sich durch eine goldbraune Farbgebung und einen schwarzen Rückenstreifen aus, der Vorderkopf ist charakteristisch aufgewölbt. Über die Lebensweise des Ogilby-Duckers ist nur wenig bekannt. Seine Erstbeschreibung erfolgte im Jahr 1838, teilweise wurden ihm im Verlauf des 20. Jahrhunderts der Weißbeinducker und der Brooke-Ducker als Unterarten zugewiesen, diese stellen nach heutiger Ansicht jedoch eigenständige Arten dar. Der Ogilby-Ducker gilt daher in einer erweiterten Fassung als Artenkomplex. Der Bestand wird als gefährdet eingeschätzt.

Aussehen

Der Ogilby-Ducker besitzt eine Kopf-Rumpf-Länge von etwa 90 cm, zuzüglich eines etwa 15 cm langen Schwanzes. Die Schulterhöhe beträgt etwa 56 cm, das Gewicht liegt bei 18 bis 20 kg. Äußerlich ähnelt er stark dem nahe verwandten Weißbeinducker (Cephalophus crusalbum) beziehungsweise dem Brooke-Ducker (Cephalophus brookei). Der Rücken ist typisch aufgewölbt, die Beine sind lang und vor allem die hinteren Gliedmaßen außerordentlich kräftig. Das Fell zeichnet sich durch eine tief goldbraune bis mahagoniartige Farbgebung aus, der Rücken ist kräftiger koloriert als die Seiten. Generell erscheint der Ogilby-Ducker dunkler als der Brooke-Ducker. Hals und Nacken sind dünner behaart und haben eine braune Tönung, zudem tritt eine Zone mit entgegen der Strichlinie gerichteten Haaren auf. Am Nacken beginnt zusätzlich ein Bereich mit dunkleren Haaren, der an den Schultern dichter wird und sich zu einem schmalen dunklen Streifen entlang der Mittellinie des Rückens entwickelt. Dieser verläuft bis zur Wurzel des Schwanzes, ist bei manchen Individuen aber erst ab der Rückenmitte erkennbar und wird bis zu 3 cm breit. Die Bauchseite hebt sich hell goldbraun vom dunkleren Rücken ab. Die Beine sind von ähnlicher Farbgebung wie der Körper, werden zu den Hufen hin aber dunkler, was einen deutlichen Unterschied zum Weißbeinducker darstellt. Zusätzlich können an den Vorderbeinen dunkle Querstreifen auftreten. Am Schwanzende ist ein Haarbüschel aus grauen Haaren ausgebildet. Die Wangen zeigen sich ähnlich getönt wie der Körper, die Schnauze ist aber schwärzlich und die Stirn hell rötlichbraun. Ein spärliches Haarbüschel auf dem Scheitel variiert in seiner Farbgebung von hellorange bis dunkelbraun. Die Ohren sind groß, rund 8,8 cm lang und werden durch einen weißen Rand markiert. Beide Geschlechter tragen Hörner, die duckertypisch nach hinten gerichtet sind und leicht einwärts gebogen verlaufen. Vor allem bei Männchen heben sie sich durch charakteristische Querringe in der unteren Hälfte hervor. Die Hörner der männlichen Tiere werden durchschnittlich 8,9 cm lang, die der weiblichen sind mit rund 6 cm in der Regel etwas kürzer.

Verteilung

Erdkunde

Der Ogilby-Ducker ist in Zentralafrika verbreitet und kommt hauptsächlich auf der Insel Bioko im Golf von Guinea vor. Auf dem Festland reicht sein Verbreitungsgebiet vom östlichen Nigeria östlich des Cross River bis ins südwestliche Kamerun. Die Tiere bewohnen feuchte immergrüne Regenwälder des Tieflands, auf Bioko sind sie zudem in Bergwäldern bis auf 2260 m Höhe in der Schefflera-Vegetationszone nachgewiesen. Für die Insel wird eine Populationsdichte von etwa 10 bis 13 Individuen je Quadratkilometer angenommen. Für das Festland variieren die Angaben, sie liegen für den Korup-Nationalpark im Südwesten von Kamerun bei etwa 4,5 bis 6,3 Individuen je Quadratkilometer, für den Cross-River-Nationalpark im Südosten Nigerias bei 1,6 bis 2 Tieren auf einer vergleichbar großen Fläche. Andere Erhebungen gehen dagegen von etwa 2 Tieren je Quadratkilometer bei einem höheren Vorkommen und 0,2 bei einer geringen Verbreitungsdichte aus. Möglicherweise beträgt der Gesamtbestand insgesamt 12.000 Tiere, davon etwa 1600 Tiere im Cross-River-Nationalpark.

Ogilby-Ducker Lebensraum-Karte

Biom

Ogilby-Ducker Lebensraum-Karte
Ogilby-Ducker
Public Domain Dedication (CC0)

Gewohnheiten und Lebensstil

Die Lebensweise des Ogilby-Duckers ist nur wenig untersucht. Er lebt einzelgängerisch, paarweise treten in der Regel nur Mütter mit Jungtieren auf. Die meisten Aktivitäten finden tagsüber kurz nach Sonnenauf- (06:30 bis 11:00 Uhr) und kurz vor Sonnenuntergang (16:00 bis 19:00 Uhr) statt. Die Mittagszeit und die Nacht wird schlafend verbracht, wobei die Tiere für die Nacht spezielle Ruheplätze aufsuchen. Sie unterhalten jeweils Eigenreviere, die nach Beobachtungen eines Männchens im Korup-Nationalpark etwa 10,6 ha groß sind und sich im Randbereich mit denen anderer Individuen überschneiden. Es ist aber unklar, ob die Tiere territorial sind. Das zentrale Areal des Reviers dient ausschließlich als Ruhebereich, zudem bestehen bestimmte Defäkationsstellen. Die Tiere durchstreifen ihr Territorium auf der Suche nach Nahrung. Über die Nahrungsaufnahme und die Fortpflanzung ist nichts bekannt. Eine jahreszeitliche Beschränkung der Fortpflanzung wird nicht angenommen. Auf der Insel Bioko, wo die Individuendichte höher ist als auf dem Festland, besteht möglicherweise eine komplexere Sozialstruktur. Die Tiere kommunizieren dort unter anderem durch einen lauten „wheet“-Ruf miteinander.

Lebensstil

POPULATION

Populationsgefährdung

Die IUCN listet den Ogilby-Ducker in der Kategorie „gefährdet“ (vulnerable). Die Art wird vor allem auf der Insel Bioko stark bejagt, das Fleisch der Tiere gelangt dann als Bushmeat auf die lokalen Märkte. Untersuchungen in den 1990er Jahren ergaben, dass jährlich etwa 3200 Tiere auf den Märkten verkauft wurden, was zu dem damaligen Zeitpunkt etwa 1,6 erlegten Individuen je Quadratkilometer entsprach. Bei einer angenommenen Wachstumsrate der Population von 2 Geburten je Quadratkilometer wurde diese Menge als nicht nachhaltig angesehen. In einigen Regionen der Insel war der Ogilby-Ducker die vierthäufigst gejagte Art. Noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurden in einer 33-monatigen Untersuchung im Norden der Insel rund 209 für den Bushmeat-Markt getötete Tiere gezählt. Auch auf dem Festland ist der Bestand des Ogilby-Duckers durch Jagd teils stark dezimiert worden. Die Art tritt in mehreren Naturschutzgebieten auf, so im Cross-River-Nationalpark in Nigeria und im Korup-Nationalpark in Kamerun. Auf Bioko kommen die Tiere im Reservat Gran Caldera de Luba im Süden und im Reservat Pico Basile im Zentrum der Insel vor. Vor allem ersteres Reservat ist bedeutend für das Überleben des Ogilby-Duckers auf der Insel.

Referenzen

1. Ogilby-Ducker artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Ogilby-Ducker
2. Ogilby-Ducker auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/4148/50183770

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