Südliche ozelotkatze
Die Südliche Tigerkatze (Leopardus guttulus), auch Südliche Ozelotkatze genannt, ist eine kryptische Art aus der Gattung der Pardelkatzen (Leopardus). Die Art wurde erst im Jahr 2013 als eigenständig erkannt, nachdem eine Wissenschaftlergruppe bei der Untersuchung der natürlichen Hybridbildung von Tigerkatze (Leopardus tigrinus), Kleinfleckkatze (Leopardus geoffroyi) und Pantanal-Pampaskatze (Leopardus braccatus) entdeckte, dass die Tigerkatze aus zwei Populationen besteht, die sich nicht untereinander fortpflanzen. Für die südliche Population wurde die neue Art aufgestellt.
Im Vergleich mit der hellbraunen Grundfärbung der Nördlichen Tigerkatze soll das Fell der Südlichen Tigerkatze etwas dunkler und eher gelbbraun sein, die Flecken sind meist etwas größer. Melanismus ist bei beiden Arten häufig. Außerdem ist die Südliche Tigerkatze etwas stämmiger, hat einen dickeren Schwanz und kleinere, rundere Ohren. Die Rückseite der Ohren ist bei beiden Arten schwarz mit einem dunklen Fleck in der Mitte. Der Schwanz der Südlichen Tigerkatze hat 7 bis 13 unregelmäßige, dünne, dunkle Ringe und eine schwarze Spitze. Bei der Nördlichen Tigerkatze ist er weniger auffällig geringelt. Da beide Arten aber in ihrer Fellfärbung variabel sind, können sie optisch nicht sicher unterschieden werden. Bei beiden beträgt die Schwanzlänge etwa 60 % der Kopf-Rumpf-Länge.
Beide Arten bewohnen auch verschiedene Ökosysteme. Die Südliche Tigerkatze kommt vom brasilianischen atlantischen Regenwald bis zum Pantanal vor, dort allerdings nur in trockeneren Regionen, während die Nördliche Tigerkatze im Cerrado, den halbtrockenen Savannen Zentral-Brasiliens, und in der Caatinga, den trockenen Strauchwäldern im nordöstlichen Brasilien, vorkommt. An der Grenze von Cerrado und Küstenregenwald kommen beide Katzenarten gemeinsam vor. Die Südliche Tigerkatze hybridisiert mit der Kleinfleckkatze, die Nördliche Tigerkatze mit der Pampaskatze.
Südliche Tigerkatzen sind Solitäre und typischerweise nachtaktiv; sie können jedoch manchmal auch tagsüber aktiv sein, um Ozelots auszuweichen. Südliche Tigerkatzen leben oft im selben Lebensraum wie Ozelots. In Gebieten mit einer hohen Konzentration von Ozelots sind die Populationen der Südlichen Tigerkatze aufgrund der Konkurrenz kleiner. Wenn Ozelots rar sind, haben Südliche Tigerkatzen bessere Möglichkeiten für Schutz, Nahrung und Reviere, was ihnen eine größere Populationsgröße und -dichte ermöglicht. Dieses Phänomen wird als "Ozelot-Effekt" bezeichnet. Südliche Tigerkatzen verbringen die meiste Zeit auf dem Boden, aber sie sind auch ausgezeichnete Kletterer. Wenn sie Gefahr wittern, krümmen sie ihren Rücken und stellen ihre Haare auf, zeigen ihre Zähne und geben einen "pfeifenden-spuckenden" Laut von sich.
Die Südliche Tigerkatze ernährt sich vor allem von kleinen Wirbeltieren wie Mäusen, Spitzmäusen, Vögeln und Echsen. Hin und wieder erlegt die Art auch größere Beute wie kleine Affen, Agutis oder Enten.
Über das Paarungs- und Fortpflanzungsverhalten der Südlichen Tigerkatzen liegen nur wenige Informationen vor. Es ist bekannt, dass sie sich normalerweise das ganze Jahr über fortpflanzen. Die Trächtigkeit dauert etwa 75-78 Tage und die Weibchen bringen 1-3 Jungtiere zur Welt. Die Jungtiere werden blind und hilflos geboren und ihre Augen öffnen sich mit 8-17 Tagen. Die Mütter spielen eine wichtige Rolle dabei, ihren Jungen beizubringen, wie man jagt und in der Wildnis überlebt. Die Entwöhnung erfolgt im Alter von 2-3 Monaten und die Jungtiere erreichen mit 11 Monaten die Größe eines erwachsenen Tieres. Junge Südliche Tigerkatzen werden in der Regel im Alter von etwa 2-2,5 Jahren fortpflanzungsfähig.
Zu den größten Bedrohungen für die Südlichen Tigerkatzen gehören der Verlust ihres Lebensraums und die Abholzung der Wälder, die Jagd durch Einheimische, die Tötung auf der Straße, von Haushunden übertragene Krankheiten und die Vergiftung durch Nagetiere.
Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die Gesamtpopulation der Südlichen Tigerkatzen auf etwa 6.047 ausgewachsene Individuen. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als gefährdet (VU) eingestuft, und ihre Zahl ist heute abnehmend.
