Der Karolinasittich (Conuropsis carolinensis) ist eine ausgerottete Papageienart aus der Unterfamilie der Neuweltpapageien. Das Verbreitungsgebiet erstreckte sich vermutlich vom Tal des Ohio bis zum Golf von Mexiko. Karolinasittiche lebten in Wäldern mit altem Baumbestand, entlang bewaldeter Flussläufe, in Zypressensümpfen und lichten Waldgebieten. Ihre Zahl ging mit der zunehmenden Besiedelung Nordamerikas durch Habitatveränderungen, Ansiedlung europäischer Bienen, Jagd und Abfang drastisch zurück. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren nur noch wenige Populationen in Florida verblieben. Als Datum des Erlöschens dieser Art wird normalerweise der 21. Februar 1918 genannt, als der letzte in Gefangenschaft gehaltene Karolinasittich verstarb. Sammeldaten von Eiern im Freiland verweisen aber auf eine Existenz letzter Tiere im Jahr 1927.
Adulte Karolinasittiche erreichten eine Körperlänge von 30 bis 32 Zentimeter. Über ihr Körpergewicht liegen dagegen keine Informationen vor.
Das Federkleid dieser Sittiche wies keinen Geschlechtsdimorphismus auf. Männchen waren tendenziell etwas größer als Weibchen. Die Grundfärbung des Gefieders war grün. Der Scheitel bis zum Nacken, die Ohrdecken und das Kinn waren gelb. Vorderkopf und die Augenpartie waren dagegen rotorange gefiedert. Das Körpergefieder wies bei adulten Karolinasittichen gelbe Farbpartien an Schenkel und am Flügelbug auf. Die großen Flügeldecken waren olivfarben mit einem grüngelblichen Saum. Die Handdecken waren dunkelgrün. Der mit 14,2 bis 14,7 Zentimeter verhältnismäßig lange Schwanz war an der Oberseite grün, an der Unterseite dagegen grau. Der breite Schnabel war hornfarben, die Wachshaut am Übergang von Schnabel zu Kopf befiedert. Die Iris war braun, der Augenring war unbefiedert und weißlich. Beine und Füße waren fleischfarben.
Jungvögel unterschieden sich von adulten Vögeln durch ein durchgängig grünes Körpergefieder. Nur an der Stirn wiesen sie einzelne, orangerötliche Federn auf.
Das Verbreitungsgebiet des Karolinasittich ist nicht vollständig gesichert. Die nördliche Verbreitungsgrenze verlief nach heutigem Wissensstand durch den Süden von Michigan und durch die Mitte des US-Bundesstaates New York. In den zu Neuengland zählenden Bundesstaaten kamen Karolinasittiche dagegen nicht vor. In westlicher Ausbreitungsrichtung fanden sich Karolinasittiche bis in den Osten von Carolina. Das Verbreitungsgebiet folgte hier zu einem großen Teil dem Tal des Mississippis und seinen Zuflüssen. Im Süden erstreckte sich das Verbreitungsgebiet bis in die Südspitze Floridas und die Küstenregion von Texas am Golf von Mexiko. Es fehlen Belege, dass freilebende Karolinasittiche jemals auf dem Gebiet des heutigen Kanadas oder Mexikos vorkamen. Es gibt allerdings Knochenfunde von Karolinasittichen aus einer Ausgrabungsstätte im kanadischen Ontario, die auf das Jahr 1.100 unserer Zeitrechnung datiert werden. Es ist möglich, dass es sich dabei um wildlebende Vögel handelte, da das aus Augenzeugenberichten bekannte Verbreitungsgebiet in Michigan, Ohio und New York bis in die Nähe der südlichen Grenze Kanadas reichte. Es ist jedoch genauso wenig auszuschließen, dass lebende oder tote Karolinasittiche durch Handel unter dort ursprünglich beheimateten indigenen Völkern dorthin gelangten.
Der bevorzugte Lebensraum der Karolinasittiche waren bewaldete Flussläufe sowie alte Platanenwälder und Zypressensümpfe.
Zu den Ornithologen, die die Lebensweise der Karolinasittichen aus eigener Anschauung beschreiben konnten, gehören unter anderem Maximilian zu Wied-Neuwied, Charles Bendire, Alexander Wilson, Charles Johnson Maynard und John James Audubon. Sie beschrieben den Flug der Karolinasittich als elegant, graziös und sehr schnell. Über das charakteristische Flugmuster der in großen Schwärmen lebenden Karolinasittiche schrieb John James Audubon 1831:
Karolinasittiche waren Pflanzenfresser (Frugfresser, Körnerfresser). Sie fraßen hauptsächlich die Samen von Waldbäumen und Sträuchern, darunter Zypressen, Hackbeeren, Buchen, Platanen, Ulmen, Kiefern, Ahorn, Eichen und andere Pflanzen wie Disteln und Sanddorn. Sie aßen auch Früchte, darunter Äpfel, Trauben und Feigen, oft aus Obstgärten.
Karolinasittiche waren monogam und bildeten sehr starke Paarbindungen, die ein Leben lang hielten. Ihre Brutzeit fand im Frühjahr statt. Die Paare bauten ihre Nester in einem hohlen Baum und legten 2 bis 5 runde weiße Eier. Die Brutzeit dauerte 23 Tage. Die Küken wurden im Alter von 18-19 Tagen flügge und erreichten ihre Geschlechtsreife im Alter von 1 Jahr.
Der Mensch hat durch eine Vielzahl von Ursachen zum Aussterben des Karolinasittichs beigetragen. Die größte Bedrohung war jedoch die Abholzung der Wälder im 18. und 19. Jahrhundert. Jahrhundert. Die Jagd spielte eine wichtige Rolle, sowohl wegen der dekorativen Verwendung ihrer farbenfrohen Federn als auch zur Verringerung des Raubbaus an Pflanzen. Dies wurde teilweise dadurch ausgeglichen, dass man ihren Wert bei der Bekämpfung von invasiven Kletten (einer giftigen Pflanze) erkannte. Eine geringere Rolle spielte der Fang für den Heimtierhandel. Ein Faktor, der den Rückgang dieser schönen Vögel bis zum Aussterben verschlimmerte, war das Schwarmbildend, das sie dazu veranlasste, in die Nähe von toten und sterbenden Vögeln zurückzukehren (z.B. Vögel, die bei der Jagd erlegt wurden), was ein massenhaftes Abschlachten ermöglichte. Das endgültige Aussterben der Karolinasittiche in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts ist ein Rätsel, da es so schnell geschah. Noch 1896 wurden kräftige Schwarmbildende mit vielen Jungvögeln und sich fortpflanzenden Paaren beobachtet, und die Vögel waren in Gefangenschaft sehr langlebig, aber 1904 waren sie praktisch verschwunden.
Der Karolinasittich ist auf der Roten Liste der IUCN als ausgestorben (EX) eingestuft.
Karolinasittiche ernährten sich hauptsächlich von Samen verschiedener Pflanzen und spielten daher eine wichtige Rolle als Samenverbreiter in dem Ökosystem, in dem sie lebten.