Rötliche saugbarbe, Kangalfisch, Knabberfisch
Die Rötliche Saugbarbe (Garra rufa; auch Kangalfisch oder Knabberfisch), englisch doctor fish, ist ein bis zu 14 Zentimeter großer Schwarmfisch aus der Familie der Karpfenfische (Cyprinidae). Charakteristisch ist eine rötliche Färbung der Schwanzflosse. Sie lebt in Bodennähe fließender Süßgewässer im Bereich des Fruchtbaren Halbmondes.
Der Biologe Johann Jakob Heckel erwähnte die Tierart 1843 erstmals wissenschaftlich, und zwar unter dem Synonym Discognathus rufus. Als Doktorfisch bekannt wurde Garra rufa durch die Anwendung zu therapeutischen und kosmetischen Zwecken beim Menschen, wobei er zum Abknabbern verhornter Hautpartien vor allem der Füße genutzt wird.
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R
beginnt mitDie Rötlichen Saugbarben kommen in manchen fließenden Süßgewässern im Jordan-, im Orontes-, im Euphrat-Tigris-System sowie in einigen Küstenflüssen Nordsyriens und der südlichen Türkei vor. Bekannt wurde vor allem eine Population aus der Region Kangal in der Türkei, wonach sie auch benannt wird.
In Kangal leben sie natürlicherweise in durchschnittlich 35 °C warmen, sehr nährstoffarmen Gewässern (Thermalquellen). Das Wasser des Tigris-Flusses im Südosten der Türkei ist reich an Schwermetallen mit besonders hohen Konzentrationen an Co, Cu, Ni, Pb, V und Zn in den Flusssedimenten. Auch die dort gefundenen Fische hatten erhöhte Werte hinsichtlich Cu, Ni und Zn. Die Belastung kann geochemischen Ursprungs sein, sie könnte aber auch von der Ergani-Kupferhütte entstammen.
Da sie disjunkt vorkommen, treten die Rötlichen Saugbarben entsprechend genetisch diversifiziert auf.Der diploide Chromosomensatz beträgt 2n = 44.
Unter den natürlichen nährstoffarmen Bedingungen weiden die Fische das Periphyton ab, das ist der Aufwuchs aus kleinen grünen Algen an Steinen und Pflanzen. Ohne Scheu schwimmen sie zum Beispiel auf Menschen zu und knabbern die aufgeweichten oberen Hautschichten ab. Mitunter wird von Versuchspersonen dieser Vorgang auch als „Anstupsen“ der betroffenen Hautstellen beschrieben. Hierbei lösen sich Hautpartikel und werden von den Fischen gefressen.
Auffallend sind die zahlreich über die Fische verteilten Geschmacksknospen an Lippen, Seiten, Bauchseite, Stirnbereich, Kiemendeckel und allen Flossen, besonders dicht an Lippen, Stirnbereich, Pektoral- und Analflossen. Ihnen wird eine bedeutsame Rolle bei der Nahrungssuche zugeordnet.
In einzelnen Vorkommen werden oder wurden die Fische vom Menschen gesammelt, um sie zur Ichthyotherapie außerhalb ihrer Heimatgewässer einzusetzen und zu verkaufen. Einzelne Vorkommen in der Türkei wurden daher unter Schutz gestellt. Eine weitere Gefährdung rührt von der Wasserverschmutzung (Eutrophierung) durch Industrie und Landwirtschaft her. Eine andere Bedrohung stellen vom Menschen verursachte Faunenveränderungen durch invasive Arten dar, die die Rötliche Saugbarbe örtlich oder regional verdrängen können, wie der südamerikanische Pterygoplichthys disjunctivus (Weber, 1991) im Asi-Fluss der Türkei.