Angola-mantelaffe
Der Angola-Stummelaffe oder Angola-Mantelaffe (Colobus angolensis) ist eine Primatenart aus der Gruppe der Stummelaffen. Er ist eng mit dem bekannten Mantelaffen verwandt und hat von allen Vertretern seiner Gattung das südlichste Verbreitungsgebiet.
Wie bei nahezu allen Schwarz-weißen Stummelaffen ist das Fell kontrastreich gefärbt. Die Grundfarbe des Fells ist schwarz, rund um das Gesicht und an den Schultern befinden sich lange, weiße Haare. Der Schwanz endet in einer kleinen, weißen Quaste. Wie alle Stummelaffen sind sie schlanke, langschwänzige Tiere mit rückgebildetem Daumen. Diese Primaten erreichen eine Kopfrumpflänge von 49 bis 68 Zentimetern, wozu noch ein 70 bis 83 Zentimeter langer Schwanz kommt. Das Gewicht variiert zwischen 6 und 12 Kilogramm, wobei die Männchen schwerer als die Weibchen werden.
Angola-Stummelaffen sind im östlichen und südlichen Afrika beheimatet, ihr Verbreitungsgebiet umfasst den Süden und Osten der Demokratischen Republik Kongo, Ruanda, Burundi, Kenia, Tansania, das nordöstliche Angola und das nordöstliche Sambia. Sie sind Waldbewohner, leben aber in verschiedenen Waldtypen wie Regen- und Trockenwäldern.
Es gibt acht Unterarten, von denen eine noch keine wissenschaftliche Bezeichnung erhalten hat. Die Unterarten unterscheiden sich vor allem hinsichtlich der Länge und Ausdehnung ihrer weißen Schulterbehaarung, sowie der weißen Behaarung der Augenbrauen, Wangen, des Schwanzes und rund um die Sitzschwielen.
Groves und Kingdon synonymisierten Colobus angolensis sharpei mit Colobus angolensis palliatus. McDonald und Hamilton konnten jedoch genetische Unterschiede zwischen Colobus angolensis sharpei und der kenianischen Population von Colobus angolensis palliatus feststellen und sowohl im Primatenband des Handbook of the Mammals of the World als auch bei der IUCN wird Colobus angolensis sharpei als valide Unterart gelistet.
Diese Primaten sind tagaktiv und ausgeprägte Baumbewohner, die fast nie auf den Boden kommen. Sie leben in Gruppen, die aus einem Männchen, zwei bis sechs Weibchen und dem dazugehörigen Nachwuchs bestehen. Es gibt aber auch Berichte über vorübergehende Zusammenschlüsse von bis zu 300 Tieren. Die Gruppen verteidigen ein relativ kleines Territorium, auf das sie andere Gruppen mit morgendlichen Brüllkonzerten aufmerksam machen.
Blätter machen den Hauptbestandteil der Nahrung von Angola-Stummelaffen aus, daneben nehmen sie auch Samen, Früchte, Knospen und Blüten zu sich. Ein mehrkammeriger Magen hilft ihnen bei der Verwertung der schwer verdaulichen Blätternahrung.
Angola-Stummelaffen sind Pflanzenfresser (Blattfresser). Ihre Ernährung besteht hauptsächlich aus Blättern, aber auch aus Früchten und Samen. Die osttansanische Population ernährt sich hauptsächlich von reifen Früchten, die durch ausgewachsene Blätter ergänzt werden.
In einer Gruppe pflanzt sich das Männchen mit allen Weibchen fort, es herrscht also ein polygynes Paarungsverhalten. Nach einer fünf- bis sechsmonatigen Tragzeit bringt das Weibchen in der Regel ein einzelnes Jungtier zur Welt, Zwillinge sind selten. Neugeborene haben zunächst ein weißes Fell, erst mit mehreren Monaten entwickelt sich die schwarz-weiße Fellzeichnung der ausgewachsenen Tiere. Mit rund 15 Monaten werden Jungtiere entwöhnt. Weibchen werden mit zwei und Männchen mit vier Jahren geschlechtsreif, die Männchen müssen zu diesem Zeitpunkt ihre Geburtsgruppe verlassen.
Durch die Bejagung wegen ihres Felles und Fleisches und durch die Lebensraumzerstörung sind die Bestände vielerorts zurückgegangen. Auf Straßen, die durch Waldgebiete verlaufen, werden sie zu Verkehrsopfern. Dies kann durch sogenannte „Colobridges“ verhindert werden, die die Baumwipfel über die Straße hinweg verbinden.
Von den acht von der IUCN anerkannten Unterarten werden 5 als gefährdet angesehen (C. a. angolensis, C. a. cordieri, C. a. cottoni, C. a. palliatus, C. a. sharpei), C. a. prigoginei gilt als stark gefährdet und für Colobus angolensis sp. nov. und C. a. ruwenzorii liegen nicht genug Daten vor um eine eventuelle Gefährdung zu beurteilen. Auch insgesamt beurteilt die IUCN den Bestand der Art als gefährdet.
Laut der Roten Liste der IUCN ist die Gesamtgröße der Population des Angola-Stummelaffen unbekannt. Es gibt jedoch eine geschätzte Population der Art in Kenia, die aus 3.100-5.000 Individuen (560-900 Gruppen) besteht. Derzeit werden die Schwarz-weißen Stummelaffen auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft.
Da sie sich von Blättern, Früchten und Samen ernähren, fungieren Angola-Stummelaffen wahrscheinlich als Samenverbreiter der Pflanzen, die sie verzehren. Diese Tiere sind auch eine wichtige Beutetierart für lokale Prädatoren.