Blindmaulwurf
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SPEZIES
Talpa caeca

Der Blindmaulwurf (Talpa caeca) ist eine Säugetierart aus der Familie der Maulwürfe (Talpidae) innerhalb der Ordnung der Insektenfresser (Eulipotyphla). Er kommt im südlichen Europa vor, wo er in zwei räumlich nicht zusammenhängenden (disjunkten) Gebieten auftritt: einerseits im südwestlichen Teil der Alpen und in den Apenninen, andererseits auf der westlichen Balkanhalbinsel. Äußerlich ähnelt der Blindmaulwurf dem Europäischen Maulwurf. Allerdings ist er deutlich kleiner als sein bekannterer Verwandter, zudem bleiben seine Augen als markantes Unterscheidungsmerkmal unter der Haut verborgen. Die Tiere leben vorwiegend in Gebirgsregionen. Dort nutzen sie verschiedene Wälder und Wiesenlandschaften als Habitate, die auf sandigen oder lehmigen Böden wachsen. Sie graben Gänge und Tunnel und ernähren sich zumeist von Regenwürmern. Die Art wurde bereits 1822 wissenschaftlich eingeführt. Teilweise schloss sie im weiteren Verlauf der Forschungsgeschichte auch andere Maulwurfsvertreter des westlichen Eurasiens ein. Ihr Bestand gilt als nicht gefährdet.

Aussehen

Der Blindmaulwurf ist ein kleiner Vertreter der Eurasischen Maulwürfe und wird kleiner als der ähnliche Europäische Maulwurf (Talpa europaea) sowie die weiteren zum Teil ebenfalls sympatrisch vorkommenden Arten wie der Römische Maulwurf (Talpa romana) und der Balkan-Maulwurf (Talpa stankovici). Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 10,3 bis 12,4 cm, die Schwanzlänge 2,6 bis 4,3 cm und die Länge des Hinterfußes 1,6 bis 1,8 cm. Die Tiere wiegen 38 bis 67 g. Männliche Individuen sind deutlich größer als weibliche, der Unterschied liegt bei 13 bis 25 %, ist aber abhängig von der jeweiligen Population. Es bestehen außerdem markante geographische Größenabweichungen. Generell ist der Blindmaulwurf auf der Balkanhalbinsel kleiner als in anderen Teilen des Verbreitungsgebietes, außerdem auch da, wo er in direkter Sympatrie mit dem Europäischen und dem Römischen Maulwurf auftritt. Äußerlich ähnelt der Blindmaulwurf den anderen Eurasischen Maulwürfen. Er zeichnet sich durch einen zylindrischen sowie robust gebauten Körper aus, der Kopf sitzt auf einem kurzen Hals und die Vorderfüße sind schaufelartig gestaltet sowie nach außen gedreht. Das Fell weist eine schwarze Farbgebung aus und glänzt seidig. Anders als beim Europäischen Maulwurf überdeckt eine Membran die Augen. Der Nasenspiegel ist klein, rund 3,3 bis 6,6 mm weit und 4,2 bis 8,2 mm breit.

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Die Schädellänge beträgt 27,1 bis 31,7 mm, die Breite am Hirnschädel 13,5 bis 15,3 mm und die Höhe 7,4 bis 9,3 mm. Allgemein ist der Schädel klein und grazil. Das Rostrum zeigt sich länger und schmaler als bei den anderen sympatrischen Maulwurfsarten. Am Eckzahn wird es 3,4 bis 4,1 mm breit, an den Molaren 7,1 bis 9,1 mm. Ersterer Wert entspricht rund 12 bis 14 % der Schädellänge, letzterer rund 26 bis 30 %. Ein weiterer Unterschied betrifft die Lage des Foramen infraorbitale, welches sich beim Blindmaulwurf mit seiner hinteren Kante oberhalb des zweiten und dritten Mahlzahns befindet. Es sind insgesamt 44 Zähne ausgebildet, die Zahnformel lautet:. Der vorderste obere Schneidezahn ist vergleichsweise groß und beansprucht die halbe Länge der Schneidezahnreihe. Der erste Mahlzahn im Oberkiefer besitzt ein zweispitziges Mesostyl, ein kleiner Höcker zwischen den beiden lippenseitigen Haupthöckern (Paraconus und Metaconus). Dies stimmt mit dem Römischen Maulwurf überein, weicht aber vom Europäischen Maulwurf ab. Im Unterschied zum Römischen Maulwurf und entsprechend zum Balkan-Maulwurf ist Oligodontie beim Blindmaulwurf kaum belegt. Die obere Zahnreihe erstreckt sich über 10,3 bis 12,3 mm.

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Verteilung

Erdkunde

Der Bildmaulwurf kommt in zwei voneinander getrennten Verbreitungsarealen im südlichen und südöstlichen Europa vor. Das eine umfasst den südwestlichen Teil der Alpen mit Teilen der Schweiz und des südöstlichen Frankreichs sowie den Apennin bis zur Südspitze Italiens. Das andere liegt davon isoliert auf der westlichen Balkanhalbinsel und umfasst etwa den Raum zwischen dem Fluss Neretva in Bosnien-Herzegowina südwärts bis Albanien und westwärts über Nordmazedonien bis zum Golf von Korinth in Griechenland. Einzelne Vorkommen wurden auch aus der Umgebung von Dubrovnik in Kroatien vermeldet.

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Die Art bewohnt Laubwälder, Wiesen und Weiden, die Höhenverbreitung reicht vom Meeresspiegelniveau in Dalmatien bis auf rund 2200 m, mitunter auch bis 2500 m. Der bevorzugte Untergrund besteht aus mächtigen sandigen, lehmigen oder sandig-lehmigen Böden, die in manchen Gebieten eine dicke Laubfallschicht von bis zu 20 cm tragen können. Trockene und harte Böden meidet der Blindmaulwurf hingegen. In feuchteren Landschaften ist er in Gebieten mit Schilfrohr und Binsen anzutreffen, waldreichere Habitate sind mit der Silber-Pappel, Weiden, Erlen und der Manna-Esche bewachsen. Gebirgsregionen wie die Massive von Orsomarso und Sila im südlichen italien zeichnen sich durch Kastanien-, Eichen-, Buchen-, Tannen-, Pinien- und Fichten-Pflanzengemeinschaften aus. Teilweise wurden Tiere auch in dichtem Gestrüpp mit Wacholder, Haselnuss und Rubus beobachtet. In den Karstgebieten der Balkanhalbinsel ist das Vorkommen der Art auf Bereiche mit tiefgründigen Böden beschränkt, wie sie mitunter in Dolinen ausgebildet sind. In weiten Bereichen seines Vorkommens lebt der Blindmaulwurf sympatrisch zum Europäischen Maulwurf, zum Römischen Maulwurf und zum Balkan-Maulwurf, allerdings tritt er nur selten an gleichen Fundplätzen auf. Vielmehr okkupiert der Blindmaulwurf bei Anwesenheit anderer Maulwurfarten weitgehend nur die Randgebiete seiner möglichen ökologischen Bandbreite, wie etwa in Italien, wo er die höheren Bergregionen einnimmt und so an kühlklimatische Bedingungen angepasst ist. In der Regel ist der Blindmaulwurf seltener als die anderen, größeren Maulwurfarten. Seine Populationen wird aber stark vom Standort bestimmt. In Gebirgslagen sind Nord- und Osthänge häufig dichter und enger besiedelt als Südhänge.

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Blindmaulwurf Lebensraum-Karte
Blindmaulwurf Lebensraum-Karte
Blindmaulwurf
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Gewohnheiten und Lebensstil

Die Lebensweise des Blindmaulwurfs ist nur wenig erforscht, dürfte aber weitgehend der des Europäischen Maulwurfs ähneln. Die Aktivitätszeiten verteilen sich auf mehrere Phasen am Tag. In den Gebirgen des südlichen Italien wurden verstärkte Aktivitäten zwischen 12:00 und 18:00 Uhr festgestellt, teilweise auch zwischen 06:00 und 12:00 Uhr, während sie in den Stunden vor und nach Mitternacht deutlich zurückgehen. Wahrscheinlich hat die Umgebungstemperatur einen signifikanten Einfluss auf die Aktivitäten des Blindmaulwurfs.

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Die Tiere bewegen sich unterirdisch fort und kommen nur selten an die Erdoberfläche. Die von ihnen angelegten Tunnel und Gänge haben einen Durchmesser von 4,0 bis 4,5 cm und verlaufen zumeist in 10 bis 20 cm Tiefe. In lockeren Böden können sie auch 25 bis 35 cm tief liegen. Die Eingänge werden häufig durch Hügel an Auswurfmaterial (Maulwurfshügel) angezeigt. Diese sind kleiner als beim Europäischen Maulwurf: In der Regel häuft der Blindmaulwurf zwischen 1,0 und 3,5 kg an Erde an, durchschnittlich sind es 1,9 kg. Die Hügel sind rund 10 cm hoch bei einem Durchmesser von 15 bis 20 cm. Bezüglich der Sozialstruktur gibt es keine eindeutigen Aussagen. Einige Beobachtungen lassen auf ein einzelgängerisches und territoriales Verhalten schließen. In anderen Fällen wurden bis zu sechs Individuen beiderlei Geschlechts und unterschiedlichen Alters in den Gängen angetroffen. Mitunter wird auch von dem Vorkommen verschiedener Arten in den Gängen berichtet.

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Lebensstil

Fressverhalten und Ernährung

Paarungsgewohnheiten

Die Hauptnahrung des Blindmaulwurfs besteht wie bei anderen Eurasischen Maulwürfen auch aus Regenwürmern. Seine Aktivitäten und sein Vorkommen werden dadurch durch die Häufigkeit der Beutetiere bestimmt. Die Fortpflanzungsphase beginnt möglicherweise im Frühjahr. Ein einzelnes säugendes Weibchen wurde im Mai angetroffen.

POPULATION

Populationsgefährdung

Zu den wichtigsten Fressfeinden des Blindmaulwurfs gehört die Schleiereule, in deren Gewöllen sich häufig Reste der Tiere finden. Bedeutende Parasiten konnten vor allem mit Fadenwürmern dokumentiert werden. Nachgewiesen sind unter anderem die Gattungen Capillaria und Tricholinstowia. Daneben kommen auch verschiedene Bandwürmer und Saugwürmer vor.

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Der Blindmaulwurf kann lokal häufig sein, Hinweise auf Bestandsrückgänge gibt es nicht, ebenso wenig sind größere bestandsgefährdende Bedrohungen bekannt. Aufgrund dessen und mit Blick auf die weite Verbreitung stuft die IUCN die Art als “nicht gefährdet” („least concern“) ein. Sie ist in mehreren Naturschutzgebieten präsent.

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Referenzen

1. Blindmaulwurf artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Blindmaulwurf
2. Blindmaulwurf auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/41479/2953438

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