Der Blaufußtölpel (Sula nebouxii) ist ein tropischer Meeresvogel aus der Gattung Sula innerhalb der Familie der Tölpel (Sulidae). Seinen Namen verdankt er seinen blauen Füßen und seiner scheinbaren Ungeschicklichkeit (Tölpel, siehe Tollpatsch); der Blaufußtölpel ist allerdings ein gewandter Flieger und Taucher beim Beutefang.
Blaufußtölpel sind mit ihren 80 Zentimetern Länge etwa so groß wie Gänse. Weibchen sind in der Regel größer und schwerer als Männchen. Ihr Gewicht liegt bei ungefähr 1,5 kg. Die leuchtend blauen Füße besitzen lederartige Schwimmhäute und sind eindeutiges Merkmal dieser Art. Der Schwanz und die Flügel sind normalerweise lang und spitz. Das Gefieder ist braunweiß, der Schnabel graugrün gefärbt. Der Kopf ist dunkler gestrichelt und wirkt stachelig. Die Augen der Weibchen haben einen dunklen Pigmentring auf der inneren Iris, was ihre Pupillen größer erscheinen lässt als die der Männchen. Die Vögel zeigen an ihren Brutplätzen ein furchtloses Verhalten gegenüber Menschen.
Blaufußtölpel brüten auf trockenen Inseln im Golf von Kalifornien, vor der Westküste Mexikos, auf Inseln in der Nähe von Ecuador und Nordperu, überwiegend jedoch auf den Galapagos-Inseln.Von den 40.000 verbliebenen Paaren leben ungefähr die Hälfte auf den Galapagosinseln, wo Blaufußtölpel gesetzlich geschützt sind.
Blaufußtölpel sind tagsüber aktiv und verbringen außerhalb der Brutzeit ihre gesamte Zeit im Wasser. Sie jagen, indem sie im Meer nach Beute tauchen, manchmal aus großer Höhe, und sie können auch unter Wasser schwimmen, um ihre Beute zu verfolgen. Sie können einzeln, paarweise oder in größeren Schwärmen jagen. Tölpel ziehen in Gruppen von etwa 12 Vögeln in Wassergebiete mit großen Schwärmen kleiner Fische. Wenn der Leitvogel einen Fischschwarm im Wasser sieht, gibt er dem Rest der Gruppe ein Zeichen und alle tauchen im Gleichschritt ab, wobei sie ihre Körper wie Pfeile nach unten richten. Die Beute wird normalerweise gefressen, während die Vögel noch unter Wasser sind. Einzelne Vögel ziehen es vor, allein zu fressen, anstatt mit ihrer Jagdgruppe, normalerweise am frühen Morgen oder am späten Nachmittag. Männchen und Weibchen fischen unterschiedlich, was dazu beitragen könnte, dass Blaufußtölpel im Gegensatz zu anderen Tölpeln mehr als ein Junges aufziehen. Das Männchen ist kleiner und hat einen proportional größeren Schwanz, der es ihm ermöglicht, in flachen Gebieten und tiefen Gewässern zu fischen. Das Weibchen ist größer und kann mehr Nahrung tragen. Blaufußtölpel verständigen sich mit Hilfe von lauten oder mehrsilbigen Grunzern oder Rufen und dünnen Pfeifgeräuschen. Die Männchen können ihre Köpfe hochwerfen und nach einem vorbeifliegenden Weibchen pfeifen. Auch ihre rituellen Darbietungen sind eine Form der Kommunikation.
Die Nahrung der Tölpel besteht ausschließlich aus Fischen, welche sie im Meer jagen. Dazu fliegen sie über das Wasser und halten nach Fischen Ausschau, wobei der Schnabel stets nach unten zeigt. Entdecken sie ein geeignetes Beutetier, legen sie die Flügel an und tauchen wie ein Pfeil, oft bis zu 25 Meter tief in das Wasser ein, und tauchen im Erfolgsfall nur wenige Meter davon entfernt, mit dem Fisch im Schnabel auf. Interessanterweise werden die Fische nicht beim Eintauchen, sondern beim Auftauchen gejagt. Der Grund dafür ist wohl die auffallend hell-silberne Zeichnung an der Bauchseite der Fische. Manchmal schnappen sie sich auch Fliegende Fische aus der Luft, wenn diese sich über das Wasser bewegen.
Sie gehen hauptsächlich frühmorgens und spätnachmittags auf Beutefang. Jedes Geschlecht hat sich, auf Grund der Gewichts- und Größenunterschiede, auf eine gewisse Beutegröße spezialisiert. So können sie gemeinsam ein großes Spektrum an Beutetieren nutzen.
Das Balzverhalten der Blaufußtölpel ist sehr kompliziert, es gibt viele Rituale:
Ihre blaue Fußfärbung verdanken die Tiere einerseits einer besonderen Anordnung von Collagen-Fasern in den Schwimmhäuten, die Interferenzerscheinungen verursachen, als deren Folge sich die Lichtwellen so überlagern, dass nur der blaue Spektralbereich optimal reflektiert wird. Zugleich lagern die Tiere aber auch große Mengen Carotinoide ein, die regelmäßig durch frischen Fisch aufgenommen werden müssen. Schon wenn ein Vogel zwei Tage lang weniger Nahrung zur Verfügung hatte, nimmt mit der Vitalität auch die Blaufärbung der Füße merklich ab.
Weibchen bevorzugen daher bei der Balz Männchen mit kräftig blau gefärbten Füßen und zeigen kein Interesse an Männchen mit matt graublauen Füßen. Nach Fütterungsexperimenten berichtete ein spanisch-mexikanisches Biologenteam 2006 in der Fachzeitschrift Oecologia, dass sich bereits nach zwei Fastentagen die Blaufärbung verringert hatte. Die Weibchen bevorzugten aber kräftig gefärbte Männchen nicht nur bei der Partnerwahl, sondern reagierten auch nach der Eiablage noch auf Farbveränderungen (sprich: Veränderungen der Ernährungssituation) ihrer Partner. Verlor der Partner nach der ersten Eiablage seine Färbung, so legten die Weibchen ein deutlich kleineres zweites Ei als jene Weibchen, deren Partner weiterhin optimal ernährt worden war. Auch hierfür ist der langfristige biologische Nutzen nachvollziehbar: Blaufußtölpel füttern ihren kräftigsten Nestling stets bevorzugt.
Im Alter von drei bis vier Jahren sind die Vögel geschlechtsreif und brüten in Kolonien auf Mittel- und Südamerikanischen Inseln. Ihre Brutplätze liegen im Vergleich zu ihren Verwandten, den Basstölpeln, relativ weit auseinander. Die Brutzeit ist fast ganzjährig, allerdings kann ein Weibchen nur alle 8 Monate Eier legen.
Nach der Paarung legt die Mutter innerhalb einer Woche meistens zwei, manchmal auch drei weiße Eier, die von beiden Elternteilen bebrütet werden. Sowohl die Anzahl als auch die Größe der einzelnen Eier stehen direkt mit der Ernährungssituation des Weibchens im Zusammenhang. Das zuerst gelegte Ei ist häufig größer und schwerer, als ein zweites (oder drittes) Ei. Eine erfolgreiche Brutperiode dauert fünf bis sechs Monate; 42 Tage bis zum Schlupf, etwa 100 Tage im Nest und mindestens 28 Tage Fütterung nach dem flügge werden.
Gemäß der Reserveei-Hypothese (engl. Insurance Egg Hypothesis) ist die Aufzucht aller Jungtiere bei Blaufußtölpeln nicht biologisch vorgesehen, das zweite (bzw. dritte) Ei dient lediglich als Versicherung, falls ein zuerst gelegtes Ei entweder unbefruchtet war, es durch das Absterben des Embryos nicht zum Schlupf kam, oder das Jungtier schwach, krank oder verletzt war.
Da die Eier im zeitlichen Abstand von mehreren Tagen gelegt wurden, schlüpfen die Jungen asynchron bzw. zeitversetzt. Blaufußtölpel sind für Siblizid beziehungsweise obligaten Kainismus bekannt, bei dem der älteren Jungvogel regelmäßig jüngere Geschwister angreift oder ihm die Nahrung wegfrisst, bis es entweder verhungert oder vom Geschwister getötet wird. Kainismus, sowie die Aufzucht nur eines Jungtieres ist auch bei anderen Tölpeln, wie dem Maskentölpel, eher die Regel als die Ausnahme. Altvögel greifen zudem nicht ein, wenn das ältere Küken Geschwister angreift und tötet.
Blaufußtölpel gelten derzeit nicht als gefährdet, aber der Klimawandel und der Nahrungsmangel könnten in Zukunft zu einem Rückgang ihrer Population führen.
Nach Angaben der Avian Conservation and Ecology Ressource beläuft sich die Gesamtpopulation des Blaufußtölpels auf 6.423 Individuen. Derzeit ist diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft und ihr Bestand ist heute stabil.