Kap-Elefantenspitzmaus
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SPEZIES
Elephantulus edwardii

Die Kap-Elefantenspitzmaus (Elephantulus edwardii) ist eine Art der Elefantenspitzmäuse aus der Ordnung der Rüsselspringer (Macroscelidea). Sie ist endemisch im südlichen und westlichen Teil von Südafrika verbreitet, wo sie überwiegend die trockenen Landschaften der Karoo, aber auch des stärker bewachsenen Fynbos bewohnt. Das kleine Säugetier ist wie alle Elefantenspitzmäuse durch seine rüsselartig verlängerte Nase und durch kurze Vorder- und lange Hinterbeine gekennzeichnet. Als spezialisierter und flinker Bodenbewohner ist die Art an steinigen und felsigen Untergrund angepasst. Die Tiere leben einzeln oder in monogamen Paaren, ein Wurf umfasst im Durchschnitt zwei Jungen. Die Hauptnahrung besteht aus Insekten und Pflanzenteilen, womit die Kap-Elefantenspitzmaus einen Allesfresser darstellt. Bei ihrer Suche nach Nahrung fungiert sie aber auch als Bestäuber einiger Pflanzen. Die Erstbeschreibung der Art erfolgte 1839. Teilweise galt sie als synonym mit der Östlichen Klippen-Elefantenspitzmaus. Allgemein ist die Kap-Elefantenspitzmaus nicht sehr häufig, ihr Bestand wird aber nicht als bedroht angesehen.

Aussehen

Die Kap-Elefantenspitzmaus gehört zu den mittelgroßen Vertretern der Elefantenspitzmäuse und besitzt eine Gesamtlänge von 22,0 bis 28,8 cm. Davon entfallen zwischen 11,5 und 14,9 cm auf den Schwanz, der somit gleichlang oder etwas länger als der restliche Körper ist. Das Gewicht variiert von 36 bis 65 g. Männliche Tiere sind mit durchschnittlich 47 g etwas leichter als weibliche, die im Mittel rund 55 g wiegen können. Untersuchungen von wenigstens 90 Individuen auf dem Bokkeveld-Plateau im westlichen Südafrika erbrachten Kopf-Rumpf-Längen von 9,4 bis 12,5 cm und Schwanzlängen von 11,7 bis 16 cm bei einem Gewicht von 37 bis 83 g. Wie alle Elefantenspitzmäuse zeichnet sich auch die Kap-Elefantenspitzmaus durch ihre geringe Körpergröße, den verhältnismäßig großen Kopf mit der rüsselartig verlängerten Nase und den dünnen Beinen aus, wobei die Vorderbeine deutlich kürzer sind als die Hinterbeine. Das Fell ist sehr weich und besteht aus langen Haaren. Es zeigt am Rücken und auf dem Kopf eine braungraue Färbung, die an den Rumpfseiten und an den Wangen in ein Aschgrau übergeht, das zusätzlich gelblich-grau meliert sein kann. Dadurch unterscheidet sich die Art von der sympatrisch vorkommenden Karoo-Klippen-Elefantenspitzmaus (Elephantulus pilicaudus), bei der die Rückenfärbung auf die Flanken herunterzieht. Am Bauch dominieren hellgraue bis weißliche Farbtöne, die Haarbasen sind hier aber dunkler gefärbt. Die Oberseite des Rüssels und die Vibrissen sind schwarz, das Kinn dagegen erscheint gräulich-weiß. Eine ähnliche helle Färbung besitzen auch die markanten Augenringe, die die großen Augen im Gegensatz zu den Augen der Karoo-Klippen-Elefantenspitzmaus und von der Westlichen Klippen-Elefantenspitzmaus (Elephantulus rupestris) vollständig umgeben. Die Ohren erreichen eine Länge von 25 bis 33 mm und sind dadurch verhältnismäßig groß. Sie zeigen gerundete Spitzen, breite Basen und einen gut entwickelten Tragus. Hinter den Ohren treten gelblich-braune Farbflecken auf. Der lange Schwanz ist im vorderen Bereich oberseits dunkel, unterseits heller getönt, der hintere Teil ist vollständig dunkel. Die Haare des dichten Schwanzfells sind kurz, werden aber nach hinten länger und formen an der Spitze einen dichten Busch. Dieser ist aber weniger deutlich ausgebildet als bei der Karoo-Klippen-Elefantenspitzmaus oder bei der Westlichen Klippen-Elefantenspitzmaus. Die vorderen und hinteren Gliedmaßen enden in jeweils fünfstrahligen Händen und Füßen, die mit Krallen bewehrt sind. Der Hinterfuß weist dabei Längen von 33 bis 39 mm auf.

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Der Schädel wird zwischen 33 und 38 mm lang, an den Jochbögen beträgt die Breite 18,7 bis 20,5 mm. Die Paukenblase ist abweichend zur Westlichen Klippen-Elefantenspitzmaus leicht geschwollen, die Knochennaht zwischen Oberkiefer und Mittelkieferknochen verläuft weitgehend gerade. Die Zahnformel lautet:. Das Gebiss umfasst damit 40 Zähne. Die oberen Schneidezähne sind etwa gleich groß, der jeweils mittlere (I2) kann aber auch geringfügig kleiner werden. Der Eckzahn zeigt eine molarenartige Gestaltung. Der erste Prämolar ist einwurzelig und besitzt nur eine Spitze auf der Kaufläche, dem zweiten Prämolar fehlen die zungenseitigen Höckerchen. Die Gesamtlänge der Zahnreihe vom ersten Schneidezahn bis zum letzten Molaren liegt bei durchschnittlich 18,3 mm.

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Verteilung

Erdkunde

Kontinente
Länder
Biogeografische Bereiche

Die Kap-Elefantenspitzmaus kommt endemisch im südwestlichen Afrika vor. Das Verbreitungsgebiet reicht vom Fluss Oranje im Nordwesten, wo er die Grenze zwischen Namibia und Südafrika bildet, in einem halbmondförmigen Bogen entlang der Kapregion Südafrikas bis etwa nach Port Elizabeth im Osten, die Größe liegt bei rund 130.000 km². Es umfasst somit den westlichen Teil der südafrikanischen Provinz Nordkap, die Provinz Westkap und den westlichsten Bereich der Provinz Ostkap. Eine ursprünglich angenommene Verbreitungslücke in der Provinz Westkap konnte nicht bestätigt werden. Die besiedelten Landschaftsräume stellen die halbwüstenartigen Regionen der Karoo und die der stärker bewachsenen Fynbos-Biozone dar. Insgesamt besiedelt die Kap-Elefantenspitzmaus vor allem stark von felsig-steinigem, teilweise auch von sandigem Untergrund geprägte Habitate mit wenig und zumeist niedriger Vegetation. Allerdings scheint sie Gebiete mit Winterregen und einer etwas stärker durchfeuchteten Luft zu bevorzugen, da sie nördlich des Flusses Oranje in Namibia, wo weitaus trockenere Bedingungen und üblicherweise Sommerregen vorherrschen, bisher nicht nachgewiesen ist. Die Größe des Bestandes ist unbekannt, lokal gilt die Art als nicht sehr häufig. Im Namaqua-Nationalpark im nordwestlichen Verbreitungsgebiet konnte die Populationsdichte in verschiedenen Biotopen untersucht werden. So kommen in der trockenen Sukkulenten-Karoo, die hier von felsigen, domartig gestalteten Granithügeln und einem Bewuchs bestehend aus Pflanzengemeinschaften von Mittagsblumengewächsen geprägt ist, etwa 5,9 Individuen je Hektar vor. Im anschließenden Renosterveld-Landschaftsraum als Teilgebiet des Fynbos mit dichterer Vegetation, die aber auf sandig-lehmigen Böden gedeiht, geht die Dichte auf 0,5 Individuen je Hektar zurück. In den Riviersonderendbergen im Süden von Westkap konnte eine Individuendichte von 2,3 bis 3,0 auf einer vergleichbar großen Fläche ermittelt werden. Teile des Verbreitungsgebietes der Kap-Elefantenspitzmaus überschneiden sich unter anderem mit denen der Karoo-Klippen-Elefantenspitzmaus (Elephantulus pilicaudus) und der Westlichen Klippen-Elefantenspitzmaus (Elephantulus rupestris); ob die Arten tatsächlich dieselben Lebensräume nutzen, ist nicht bekannt.

Kap-Elefantenspitzmaus Lebensraum-Karte
Kap-Elefantenspitzmaus Lebensraum-Karte
Kap-Elefantenspitzmaus
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Gewohnheiten und Lebensstil

Die Kap-Elefantenspitzmaus ist überwiegend nachtaktiv, kann aber auch während der Dämmerung oder am Tag auftreten. Bei Aktivitäten am Tag verbringt sie die heißeste Phase in schattigen Felsspalten. Vor allem an kühleren Tagen nehmen einzelne Individuen auch Sonnenbäder. Die Art lebt bodenbewohnend und kann sich sehr schnell vierfüßig-springend fortbewegen (cursorial). Die dabei erreichten Geschwindigkeiten liegen bei 19,4 km/h. Die Tiere treten häufig allein oder paarweise auf, wahrscheinlich bilden sie wie andere Rüsselspringer auch monogame Paare. Sie bewegen sich in Aktionsräumen, die möglicherweise sehr groß sind. In den Streifgebieten verteilt befinden sich mehrere Unterschlupfmöglichkeiten in Form von Felsspalten und -ritzen. Spezielle Nester werden in diesen aber nicht gebaut. Bei der innerartlichen Kommunikation kommen neben Duftstoffen aus Drüsen am Fuß und am Hinterteil zur Markierung der Streifgebiete auch verschiedene Klicklaute und ein katzenähnliches „Miau“ zum Einsatz. Hervorzuheben ist zudem ein trommelartiges Geräusch, das mit schnellem Aufschlagen der Hinterbeine erzeugt wird. Dieses Fußtrommeln besteht bei der Kap-Elefantenspitzmaus aus regulären Abfolgen mit einem Abstand von 30 bis 50 ms, in die zusätzlich auch irreguläre Abfolgen mit einem Abstand von 50 bis 130 ms eingestreut sind. Jede Trommelserie besteht aus weniger als zehn Fußschlägen und ist selten länger als zwei Sekunden lang.

Lebensstil
Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Die Kap-Elefantenspitzmaus gilt weitgehend als insekten- bis allesfresserisch, die sich zu einem Großteil von Ameisen und Termiten ernährt, zudem auch von Käfern und Fliegen. Des Weiteren vertilgt sie einen größeren Anteil an Pflanzenmaterial. So lag bei Untersuchungen im Namaqua-Nationalpark der Insektenanteil im Speiseplan bei 44,25 %, Grünpflanzen machten insgesamt 28,50 % aus und die restlichen 27,25 % entfielen auf Samen. Die Insektenjagd erfolgt teilweise durch Warten in schattigen Felsspalten und dann dem schnellen Zuschlagen. Gelegentlich wurde beobachtet, dass die Tiere auch Kothaufen von Schliefern zur Erbeutung von Insekten aufsuchen. Häufiger erfolgt das Aufspüren von Nahrung an Pflanzen. Dabei fungiert die Kap-Elefantenspitzmaus als bedeutender Verbreiter von Pollen, die bei der Insektensuche am Rüssel kleben bleiben und weiter transportiert werden, wie es etwa für die Zuckerbüsche beobachtet wurde. Auch bei der parasitären Pflanze Hyobanche und dem Spargelgewächs Massonia bifolia konnte der Nachweis der Pollenverbreitung durch die Elefantenspitzmausart erbracht werden. Bei diesen stellt der Nektar der Blüten ein begehrtes Nahrungsmittel dar, den die Tiere mit ihrer langen Zunge abschlecken. Untersuchungen in Kamiesberg zufolge, verweilt die Kap-Elefantenspitzmaus bis zu 7,5 Sekunden an einer einzelnen Blüte und leckt bis zu 28 mal am Nektar. Dabei treten die Tiere als aktive Bestäuber auf, wenn ihre mit Pollen bedeckten Nasen die Narbe der Blüte berühren und diesen so weitergeben. Der Pollen kann aber auch durch Fellpflege in den Verdauungstrakt gelangen und über die Ausscheidungen weiter transportiert werden. Aktiv pollenfressend ist die Kap-Elefantenspitzmaus bisher nicht beobachtet worden, ebenso wie sie keine anderen Blütenteile verzehrt.

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Die täglich aufgenommene Menge ist abhängig von der Qualität und dem Wassergehalt der Nahrung. Sie entspricht aber etwa 22 bis 38 % des Körpergewichts. Wie bei zahlreichen kleinen Säugetieren ist die Verdauungszeit relativ kurz. Bereits nach rund 30 Minuten kann ein Teil der Nahrung wieder ausgeschieden werden. Nach etwa 3 Stunden und 18 Minuten hat etwa die Hälfte der aufgenommenen Nahrung den Verdauungstrakt passiert, nach 6 Stunden gut 90 Prozent. Die Wasseraufnahme erfolgt weitgehend über die Nahrung, die proteinreiche Nahrung führt aber zu einem hohen Verlust an Wasser über den Urin. Um einen stabilen Wasserhaushalt zu ermöglichen, der zudem in den teils deutlich trocken-heißen Klimabedingungen zur Körperkühlung notwendig ist, wird der Urin stark konzentriert. Die Körpertemperatur der Kap-Elefantenspitzmaus ist sehr stabil und liegt bei einer Außentemperatur von 10 bis 35 °C bei durchschnittlich 37,6 °C. Ursprünglich wurde angenommen, dass die Art abweichend von anderen Vertretern der Elefantenspitzmäuse bei niedrigen Umgebungstemperaturen, die im Winter in den Bergen durchaus nahe dem Gefrierpunkt liegen können, nicht in einen Torpor verfällt. Neuere Untersuchungen zeigen aber, dass auch bei der Kap-Elefantenspitzmaus derartige Starrephasen vorkommen können. So tritt der Torpor vereinzelt schon bei Außentemperaturen von unter 25 °C auf, dauert aber meist nur wenige Stunden an. Ab einer Außentemperatur von unter 9 °C können die Tiere über 24 Stunden bis hin zu 44 Stunden im Starrezustand bleiben. Dabei senkt sich die Körpertemperatur bis nahe an die Außentemperatur herab, die tiefste gemessene betrug 9,3 °C. Der Torpor der Kap-Elefantenspitzmaus ist somit vergleichbar mit dem der anderen Elefantenspitzmausarten, allerdings durchschnittlich tiefer und länger. Im Gegensatz aber zu anderen Vertretern der Elefantenspitzmäuse, etwa der Östlichen Klippen-Elefantenspitzmaus (Elephantulus myurus), setzt der Torpor bei der Kap-Elefantenspitzmaus auch dann ein, wenn genügend Nahrung zur Verfügung steht.

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Paarungsgewohnheiten

Der Nachwuchs wird in der Regel in der wärmeren und feuchteren Jahreszeit geboren. Im westlichen Teil des Verbreitungsgebietes kommen die Jungen dadurch zwischen September und Januar zur Welt, im östlichen Teil kann die Fortpflanzungsperiode noch bis zum Februar anhalten. Ein Wurf umfasst meist zwei, selten nur ein Junges. Die Jungen wiegen zwischen 9 und 11 g, was bei Zwillingsgeburten zusammen etwa 36 bis 43 % des Gewichts des Muttertiers ausmacht. Die Kopf-Rumpf-Länge der Neugeborenen liegt bei 5,2 bis 5,5 cm, die Schwanzlänge bei 5,7 bis 5,9 cm. Sie kommen als Nestflüchter zur Welt und haben geöffnete Augen, ein weiches Fell, durchgebrochene Schneidezähne, freiliegende Ohrmuscheln und getrennte Zehen, zudem können sie schon kurz nach der Geburt laufen. Die Wachstumsrate ist rapide, sodass die Jungen zwischen 0,6 und 0,9 g je Tag zunehmen. Die erste feste Nahrung fressen die Jungtiere nach 12 bis 16 Tagen. Nach rund 30 Tagen haben sie zwei Drittel bis drei Viertel des Gewichts der ausgewachsenen Tiere erreicht. Die Lebenserwartung freilebender Individuen ist unbekannt, das Höchstalter in menschlicher Obhut gehaltener Tiere beträgt fünf Jahre und acht Monate.

POPULATION

Populationsgefährdung

An äußeren Parasiten sind bisher die Laus Polyplax und die Zecken Ixodes, Haemaphysalis und Rhipicephalus beschrieben worden. Das Auftreten von Polyplax ist dabei eher ungewöhnlich, da die Laus üblicherweise mit Nagetieren wie Gerbilliscus in Verbindung gebracht wird.

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Die Kap-Elefantenspringmaus ist weit verbreitet, aber eher selten. Dennoch sind keine größeren Gefährdungen für den Gesamtbestand bekannt. Lokal kommt es zu Lebensraumveränderungen durch den Ausbau von menschlichen Siedlungen, Acker- und Weideflächen oder zur Mineralgewinnung, wie beispielsweise in den Zederbergen. Diese Überprägungen der Landschaft erfolgen aber vor allem in Flussniederungen und sind als eher kleinräumig zu betrachten. Aufgrund der Spezialisierung der Art auf felsig-steinigen Untergrund, kommt es bisher kaum zu Konflikten. Daher stuft die IUCN die Art als „nicht gefährdet“ (least concern) ein. Sie ist in mehreren Naturschutzgebieten vertreten.

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Referenzen

1. Kap-Elefantenspitzmaus artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Kap-Elefantenspitzmaus
2. Kap-Elefantenspitzmaus auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/7136/21290344

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