Nordafrikanische Elefantenspitzmaus

Nordafrikanische Elefantenspitzmaus

Nordafrikanische rüsselspringer

Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Familie
SPEZIES
Petrosaltator rozeti
Gewicht
25-70
0.9-2.5
goz
g oz 
Länge
11-12.5
4.3-4.9
cminch
cm inch 

Die Nordafrikanische Elefantenspitzmaus (Petrosaltator rozeti, teilweise auch Elephantulus rozeti) oder der Nordafrikanische Rüsselspringer, ist eine Art aus der Ordnung der Rüsselspringer (Macroscelidea). Lange Zeit wurde sie zu den Elefantenspitzmäusen gestellt, denen sie morphologisch stark ähnelt. Allerdings zeigen sowohl einzelne Merkmale der Skelett- und der Weichteilanatomie als auch Ergebnisse der Molekulargenetik eine nähere Beziehung zur Rüsselratte an. Im Jahr 2016 erhielt die daraufhin einen eigenen Gattungsstatus. Die Art ist der einzige Vertreter der Familie, der im nordwestlichen Afrika nördlich der Sahara vorkommt. Als bevorzugter Lebensraum fungieren felsige und trockene Landschaften mit Gebüschvegetation. Typisch im äußeren Erscheinungsbild sind die verlängerte, rüsselsartige Nase sowie die langen Hinter- und kurzen Vorderbeine, was ebenfalls für die Elefantenspitzmäuse charakteristisch ist. Die Tiere leben bodenbewohnend und ernähren sich hauptsächlich von Insekten. Im Fortpflanzungsverhalten weicht die Art durch eine längere Tragzeit und eine durchschnittlich höhere Anzahl an Neugeborenen je Wurf von den Vertretern der Elefantenspitzmäuse ab. Wissenschaftlich eingeführt wurde die Nordafrikanische Elefantenspitzmaus im Jahr 1833.

Aussehen

Die Nordafrikanische Elefantenspitzmaus zählt zu den kleineren Vertretern der Rüsselspringer. Ihre Kopf-Rumpf-Länge beträgt 10 bis 12 cm, der Schwanz wird 10,5 bis 13,7 cm lang. Somit erreicht der Schwanz etwa 110 % der Länge des übrigen Körpers. Das Gewicht liegt bei durchschnittlich 45,3 g. Das äußere Erscheinungsbild der Nordafrikanischen Elefantenspitzmaus gleicht dem der anderen Vertreter der Gattung und wird durch einen großen Kopf mit rüsselartig verlängerter Nase und langen Hinter- sowie kurzen Vorderbeinen charakterisiert. Das Rückenfell ist weich, entlang der Mittellinie werden die einzelnen Haare 12 bis 14 mm lang. Sie besitzen schwarze Basen und braune bis gelblichbraune Spitzen. Das verleiht dem Rückenfell eine lederbraune Färbung. Vereinzelt sprießen am Rücken längere Haare mit schwarzen Spitzen. Die Seiten des Körpers hellen auf. Am Bauch ist das Fell durch weißspitzige Haare hellgrau getönt. Der Schwanz zeigt eine ähnliche Farbgebung mit einer dunkleren Ober- und einer helleren Unterseite. An der Schwanzspitze hebt sich ein pinselartiges Schwanzbüschel bestehend aus längeren Haaren ab. Die Ohren sind mit 21 bis 27 mm vergleichsweise lang, ihre Spitzen sind gerundet. Der Tragus ist ebenfalls groß ausgebildet. Hinter den Ohren zeichnet sich jeweils ein brauner Farbfleck ab, der manchmal aber eher unscheinbar wirkt. Die Augen sind groß, aber im Vergleich zu den Elefantenspitzmäusen etwas kleiner. Ein Augenring, wie bei den meisten Elefantenspitzmäusen ausgebildet, kommt bei der Nordafrikanischen Elefantenspitzmaus nicht vor. Arme und Beine enden in jeweils fünf Strahlen, die krallenbewehrt sind. Zwischen den einzelnen Fingern und Zehen sind hier abweichend von den Elefantenspitzmäusen runzlige Hautpolster ausgebildet. Der Hinterfuß ist 30 bis 34 mm lang und damit markant gestreckt.

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Die Länge des Schädels beträgt 32,7 bis 34,8 mm, die Breite an den Jochbögen 19,2 bis 20,5 mm. Das Rostrum wird, gemessen vom ersten Schneidezahn, 15 mm lang. Das Gebiss setzt sich aus 40 Zähnen zusammen und besitzt folgende Zahnformel:. Der untere mittlere Schneidezahn (I2) ist größer als der innere (I1) und der äußere (I3). In der oberen Zahnreihe verhält es sich umgekehrt. Der Eckzahn ähnelt den hinteren Backenzähnen (molariform), der zweite Prämolar ist deutlich schmaler als bei den Elefantenspitzmäusen. Die obere Zahnreihe wird insgesamt 16,8 bis 18,8 mm lang.

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Verteilung

Erdkunde

Als einziger Vertreter der Rüsselspringer bewohnt die Nordafrikanische Elefantenspitzmaus Teile des nordwestlichen Afrikas und ist damit isoliert vom übrigen Verbreitungsgebiet der Gattung und Familie. Die Art kommt vom nordöstlichen Teil der Westsahara über Marokko, dem nördlichen Teil Algeriens, Tunesien bis ins nordwestliche Libyen vor. Im westlichen Verbreitungsgebiet teilt der Atlas die Populationen der Küstenregion von denen am Nordrand der Sahara. Allerdings sind die beiden Gruppen nicht vollständig getrennt, da im östlichen Verbreitungsgebiet das Vorkommen eher kontinuierlich ist. Die Höhenverbreitung reicht vom Niveau des Meeresspiegels bis auf 1600 m, der Nachweis von zwei Individuen nahe Oukaïmeden in 2725 m Höhe während des Dezembers, wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken, lassen annehmen, dass die Art in den Sommermonaten möglicherweise noch höher anzutreffen ist. Das bevorzugte Habitat besteht aus halbwüstenartigen, felsigen Regionen, Berghängen und Geröllfeldern mit Busch- und Grasvegetation. Insgesamt ist die Nordafrikanische Elefantenspitzmaus weit verbreitet und lokal mäßig häufig, genaue Angaben zur Populationsdichte liegen aber nicht vor.

Nordafrikanische Elefantenspitzmaus Lebensraum-Karte

Klimazonen

Nordafrikanische Elefantenspitzmaus Lebensraum-Karte
Nordafrikanische Elefantenspitzmaus
Attribution-ShareAlike License

Gewohnheiten und Lebensstil

Die Nordafrikanische Elefantenspitzmaus ist sowohl tag- als auch nachtaktiv, ihre Aktivitätsphase ist jahreszeitlich abhängig. Im Sommer beschränkt sie sich auf die späten Nachtstunden von 02:00 bis 04:00 Uhr, im Winter auf den Vormittag von 10:00 bis 14:00 Uhr, gegebenenfalls bis in den Nachmittag bis 16:00 Uhr hinein. Die Art ist bodenlebend und ein schneller (cursorialer) Läufer, der sich vierfüßig laufend und springend fortbewegt und stets Alarmbereitschaft zeigt. Sie sucht unter Felsvorsprüngen und in Felsspalten Unterschlupf, wo die Temperaturen ausgeglichener sind, manchmal okkupiert sie auch ein Erdloch, das von einer anderen Tierart gegraben wurde. Zum Komfortverhalten gehören auch regelmäßige Sandbäder. Mit Hilfe von Drüsensekreten setzt die Nordafrikanische Elefantenspitzmaus Duftmarken aus. Zur weiteren innerartlichen Kommunikation gehört auch ein charakteristisches Fußtrommeln mit den Hinterbeinen auf dem Untergrund.

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Die Hauptnahrung der Nordafrikanischen Elefantenspitzmaus besteht aus Insekten und anderen Wirbellosen. Eine Studie zur Ernährungsweise der Art bei Jbel El Taref in der nordostalgerischen Provinz Oum El Bouaghi in rund 1130 m Höhe zeigte auf, dass Insekten bis zu 77,8 % der Nahrungsmenge ausmachen. Dabei überwogen Ameisen und Termiten bei Weitem und hier wiederum Vertreter der Gattungen Tetramorium mit 28,1 % und von Hodotermes mit 16,9 %. Daneben vertilgte die Nordafrikanische Elefantenspitzmaus auch Krebstiere, Spinnen und Weichtiere, sehr selten erbeutete sie Reptilien. Pflanzen spielten eine eher untergeordnete Rolle und nahmen nur 5 % der aufgenommenen Nahrung ein. Die Nahrung suchen die Tier auf den Geröllfeldern und unter Steinen.

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Die Nordafrikanische Elefantenspitzmaus besitzt eine deutlich schwankende Körpertemperatur, ruhende Tiere haben bei über 20 °C Außentemperatur eine Körpertemperatur von etwa 32 °C im Schatten und 37 °C in der Sonne. Zudem ist die Körpertemperatur stark abhängig von der Aktivität und variiert hierbei zwischen 31 und 37 °C. Die Thermoregulation erfolgt über Wechsel von schattigen zu sonnigen Plätzen, teilweise auch über kurze Sonnenbäder. Bei Außentemperaturen unter 20 °C sinkt die Körpertemperatur etwa auf dieses Level herab. Dabei tritt dann auch ein Torpor ein. Diese Starrephasen dauern im Minimum 3,5 Stunden, der Durchschnitt beträgt 13,6 Stunden. Insgesamt können sie bis zu 20,1 Stunden anhalten, wobei die niedrigste gemessene Körpertemperatur bei 5,1 °C lag. Dies gehört zu den niedrigsten bekannten Werten innerhalb der Höheren Säugetiere und kommt dem Minimum nahe, das von großen Winterschläfern bekannt ist. In der Regel beginnt der Torpor in den frühen Abendstunden und endet erst am Morgen, die Nordafrikanische Elefantenspitzmaus vermag den Austritt aus der Starre selbst zu steuern. Torpor kommt nicht nur bei ungünstigen Wetterbedingungen vor, sondern auch häufig bei Nahrungsknappheit.

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Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Die Fortpflanzungsphase ist jahreszeitlich begrenzt und dauert von Januar bis August, in höheren Lagen mit rauerem Klima ist der Beginn zeitlich nach hinten versetzt. Die Länge der Tragzeit liegt bei 75 Tagen, was deutlich ausgedehnter ist als bei den Elefantenspitzmäusen. Die ersten Jungtiere werden im März oder April geboren. Ein Wurf umfasst eins bis vier Neugeborene, der mit 58,3 % größte Anteil umfasst zwei. Beobachtungen im nördlichen Marokko zufolge kommen dort gehäuft drei bis vier Junge zur Welt – ihr Anteil liegt bei 49,6 % –, was wiederum von keinem anderen Vertreter der Gattung bekannt ist. Die Neugeborenen sind weit entwickelt und haben geöffnete Augen und ein weiches Fell. Sie fangen noch während der Saugphase an, Insektennahrung zu sich zu nehmen. Aufgrund der langen Tragzeit und der eingeschränkten Fortpflanzungsphase können Weibchen pro Jahr nur zweimal gebären. Die Lebenserwartung in freier Wildbahn kann bei über zwei Jahren liegen, gefangene Tiere erreichten ein Alter von sieben Jahren und zwei Monaten.

POPULATION

Populationsgefährdung

Als bedeutende Fressfeinde treten Eulen, in deren Gewöllen die Nordafrikanische Elefantenspitzmaus regelmäßig nachgewiesen ist, und felsenbewohnende Schlangen in Erscheinung. Äußere Parasiten stellen unter anderem Zecken der Gattung Rhipicephalus sowie Milben wie Straelensia dar. Zu den zahlreichen Fadenwürmern als innere Parasiten zählt unter anderem Pterygodermatites.

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Für den Gesamtbestand der Nordafrikanischen Elefantenspitzmaus sind keine größeren Bedrohungen bekannt. Lokal kann es vor allem in Marokko und Algerien durch Landschaftszerstörung infolge der starken Bevölkerungszunahme und Intensivierung der Weidewirtschaft zu rückläufigen Populationsgrößen kommen. Aufgrund der weiten Verbreitung sieht die IUCN die Art derzeit als „nicht gefährdet“ (least concern) an. Sie kommt in mehreren geschützten Gebieten vor. In zoologischen Einrichtungen wird die Nordafrikanische Elefantenspitzmaus nur selten gepflegt, ehemalige Halter in Europa sind Wuppertal, Berlin, Köln, Frankfurt am Main und London.

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Referenzen

1. Nordafrikanische Elefantenspitzmaus artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Nordafrikanische_Elefantenspitzmaus
2. Nordafrikanische Elefantenspitzmaus auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/42663/21289287

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