Chilenisches Mausohr

Chilenisches Mausohr

Chilenische mausohr

Reich
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Klasse
Ordnung
Familie
Unterfamilie
Gattung
SPEZIES
Myotis chiloensis

Das Chilenische Mausohr (Myotis chiloensis) ist eine zur Gattung der Mausohren (Myotis) gehörende Art der Fledermäuse (Chiroptera). Sie lebt in den südlichen Teilen von Argentinien und Chile und ist gemeinsam mit der ebenfalls in Chile vorkommenden Südlichen Braunen Großohrfledermaus (Histiotus magellanicus) die weltweit am südlichsten vorkommende Fledermaus. Wie andere Fledermäuse ist sie nachtaktiv und ernährt sich von Insekten in Waldgebieten, die sie im Flug fängt.

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Charles Darwin hatte Exemplare dieser Tiere auf dem Chiloé-Archipel gefangen und sie anschließend (1837) zusammen mit allen anderen während seiner Reise mit der HMS Beagle gesammelten Säugetieren und Vögeln der Zoological Society of London übereignet. Dort wurde die Chilenische Mausohr vom britischen Zoologen George Robert Waterhouse erstmals wissenschaftlich beschrieben.

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Aussehen

Das Chilenische Mausohr ist eine kleine Art der Mausohren und erreicht eine Gesamtlänge von etwa 7,0 bis 9,0 Zentimeter, davon entfallen auf die Kopf-Rumpf-Länge 4,3 bis 5,0 Zentimeter und auf die Schwanzlänge 2,8 bis 3,8 Zentimeter; das Gewicht beträgt etwa 6,0 bis 7,5 Gramm. Die mittlere Hinterfußlänge beträgt 6,5 bis 8,5 Millimeter, die Ohrlänge 9,5 bis 14,5 Millimeter mit einem Tragus von etwa 4,5 Millimetern Länge. Kennzeichnend ist vor allem das sehr dunkle Fell, durch das sie sich von anderen Arten der Gattung unterscheidet. Die konkrete Fellfärbung variiert regional abhängig vom Grad der Sonneneinstrahlung und der Niederschläge. Im Norden sind die Tiere blass ockerfarben, in Zentralchile blassbraun und im Süden kaffeebraun. Die Haare sind zweifarbig mit dunkler graubrauner bis blassbrauner Basis und heller Spitze, die Haare sind etwa vier Millimeter lang. Auf der Schwanzflughaut (Uropatagium) befinden sich sehr kurze und weiche Haare, die Behaarung reicht nicht bis an die Knie und den Rand der Flughaut. Der Schwanz ist in die v-förmige Schwanzflughaut vollständig integriert.

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Die Flügel sind gut steuerbar und für einen langsamen Flug bei einer vergleichsweise hindernisreichen Strecke für die Jagd der Tiere im Wald ausgelegt. Die Unterarme erreichen eine Länge von etwa 37 bis 40 Millimetern, der fünfte Finger wird jeweils etwa 47 Millimeter lang. Bei Messungen der Flügel wurde zudem eine mittlere Flügelspannweite von 23,7 Zentimetern und eine mittlere Gesamtflügelfläche von 98 Quadratzentimetern ermittelt. Im Vergleich zu schnellfliegenden Fledermausarten wie der Mexikanischen Bulldoggfledermaus (Tadarida brasiliensis) stellt dabei die Schwanzflughaut einen relativ großen Anteil der Gesamtflügelfläche, während der Anteil der Armflughaut entsprechend kleiner ist. Die Streckung der Flügel beträgt durchschnittlich 5,8 und die Flächenbelastung durchschnittlich 6,8 N/m². Durch diese verhältnismäßig geringen Werte für die Flügelstreckung und -belastung ist der Flug selbst energieaufwendig und vergleichsweise langsam.

In seinem Verbreitungsgebiet kommt das Chilenische Mausohr sympatrisch mit drei anderen Arten der Gattung vor, dem Atacama-Mausohr (Myotis atacamensis) im Norden von Chile sowie dem Argentinischen Mausohr (Myotis aelleni) und dem Dinnell-Mausohr (Myotis dinellii) in Argentinien. Vom Atacama-Mausohr unterscheidet sich die Art durch das dunklere Fell und die durchschnittlich etwas längeren Unterarme. Das Argentinische Mausohr hat dreifarbiges Rückenhaar und etwas längere Unterarme als das Chilenische Mausohr und das Dinnell-Mausohr besitzt eine sehr blasse und auch am Rand behaarte Schwanzflughaut, die beim Chilenischen Mausohr einfarbig dunkel und am Rand unbehaart ist.

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Verteilung

Erdkunde

Kontinente
Biogeografische Bereiche

Das Chilenische Mausohr ist im südlichen Teil von Südamerika in Chile und Argentinien verbreitet. In Chile reicht das Verbreitungsgebiet von Coquimbo bei etwa 30° südlicher Breite bis zum nördlichen Teil der Insel Navarino im chilenischen Feuerland bei etwa 55° südlicher Breite. Gemeinsam mit der ebenfalls in Chile und Argentinien lebenden Südlichen Braunen Großohrfledermaus (Histiotus magellanicus) ist sie die am südlichsten verbreitete Fledermaus weltweit, im Süden von Chile ist sie zudem die häufigste Art der Fledermäuse. In Argentinien ist sie in den Provinzen Neuquén, Río Negro, Chubut und Tierra del Fuego nachgewiesen.

Chilenisches Mausohr Lebensraum-Karte
Chilenisches Mausohr Lebensraum-Karte
Chilenisches Mausohr
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Gewohnheiten und Lebensstil

Das Chilenische Mausohr lebt in bewaldeten Regionen der Hartlaubvegetation Zentralchiles bis zu den Wäldern des gemäßigten Klimas im südlichen Teil des Verbreitungsgebietes. Nach Norden wird das Gebiet wahrscheinlich durch die zunehmende Trockenheit der Steppen- und Wüstengebiete begrenzt, wo die Art durch das Atacama-Mausohr abgelöst wird. Sie gehört den am weitesten verbreiteten und zugleich häufigsten Arten der Region an und kommt in sehr diversen Lebensräumen vor. In Teilen Chiles nutzt die Fledermaus auch künstliche Forste mit für Südamerika untypischen Pflanzen wie Kiefern (Pinus) oder Eucalyptus, und sie lebt an und in Häusern und anderen Strukturen wie beispielsweise Brücken. Anders als andere Fledermäuse nutzt das Chilenische Mausohr dabei nicht nur den Waldrand von kommerziellen Kiefernpflanzungen, sondern jagt auch in den Wäldern nach Beute.

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Die Tiere sind wie die meisten Fledermäuse nachtaktiv und ernähren sich von Insekten, überwiegend von Mücken und Schnaken, die sie im Flug fangen. Sie jagen vor allem in dichten Scheinbuchenwäldern (Nothofagus) und anderen Waldhabitaten. Die Tiere fliegen zur Abenddämmerung aus und jagen danach für etwa drei Stunden, bevor sie sich wieder zurückziehen. Anders als andere insektenfressende Fledermäuse fliegen sie kein zweites Mal in der Morgendämmerung aus. Die Tiere bilden Kolonien und leben in Höhlen, Felsspalten, Baumhöhlen und auch in von Menschen errichteten Gebäuden. Dabei sind sie auch gemeinsam mit anderen Arten am gleichen Schlafplatz anzutreffen, häufig mit der Mexikanischen Bulldoggfledermaus, der Braunen Großohrfledermaus (Histiotus macrotus) und der Südlichen Braunen Großohrfledermaus (Histiotus magellanicus).

Über das Fortpflanzungsverhalten und die Entwicklung liegen kaum Daten vor. Wie andere Glattnasen haben sie nur einen Fortpflanzungszyklus pro Jahr, sind also monöstrisch. Die Geschlechtsreife und erste Tragzeit haben die Weibchen am Ende ihres ersten Lebensjahres mit etwa zehn Monaten. Die Weibchen tragen einen einzelnen Embryo aus, der sich wie bei anderen Fledermäusen im rechten Gebärmutterhorn entwickelt. Das Jungtier wird zu Beginn des Sommers geboren. Bei einer gefangenen Fledermaus wurde ein Fötus mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 15 Millimetern gefunden. Auch über Fressfeinde und Parasiten liegen nur sehr begrenzte Daten vor. In einer Analyse von Tollwut-Stämmen und der Verbreitung des Rabiesvirus in Chile wurden Fledermäuse als Hauptreservoir identifiziert, wobei dies neben dem Chilenischen Mausohr vor allem für die Mexikanische Bulldoggfledermaus zutrifft.

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Lebensstil

Fressverhalten und Ernährung

POPULATION

Populationsgefährdung

Die Art wird von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) als nicht gefährdet („least concern“) eingestuft. Genauere Angaben zur Bestandsgröße liegen nicht vor, die Art gilt jedoch als häufig und Bedrohungen für den Artbestand sind nicht bekannt.

Referenzen

1. Chilenisches Mausohr artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Chilenisches_Mausohr
2. Chilenisches Mausohr auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/14151/22061103

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