Java-Hufeisennase
Reich
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Unterstamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Rhinolophus affinis

Die Java-Hufeisennase (Rhinolophus affinis) ist eine insektenfressende Fledermausart aus der Gattung Hufeisennasen innerhalb der Familie Rhinolophidae. Sie ist im Süden und Südosten Asiens weit verbreitet und stellenweise die häufigste Fledermaus. Die Java-Hufeisennase besiedelt eine große Bandbreite natürlicher und anthropogen beeinflusster Habitate und nutzt als Ruhequartiere sowohl natürliche Höhlen, als auch Stollen und andere Strukturen. Sie gilt daher als ungefährdet.

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Bei der Java-Hufeisennase sind gegenwärtig acht Unterarten anerkannt. Eine neunte wurde 2019 zur eigenständigen Art Rhinolophus andamanensis erhoben. Die erheblichen morphologischen Unterschiede und Abweichungen in der Frequenz der Ortungsrufe deuten darauf hin, dass die südostasiatischen Populationen der Java-Hufeisennase einen bislang nicht erkannten Artenkomplex aus mindestens drei kryptischen Arten bilden.

Die asiatischen Fledermauspopulationen sind Reservoirs zahlreicher Coronaviren. Aufgrund der genetischen Übereinstimmungen zwischen dem erstmals Ende 2019 in Wuhan aufgetretenen humanpathogenen Betacoronavirus SARS-CoV-2 und einem von der Java-Hufeisennase isolierten Virus gilt die Art als das wahrscheinliche natürliche Reservoir des Erregers von COVID-19.

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Aussehen

Die Java-Hufeisennase zeigt innerhalb ihres großen Verbreitungsgebiets eine große morphologische Variabilität. Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 46 bis 68 Millimeter, einer Flügelspannweite von 290 bis 364 Millimeter und einer Unterarmlänge von 45 bis 56 Millimeter ist sie eine mittelgroße Fledermaus, etwas kleiner als die Große Hufeisennase. Sie hat deutlich kürzere Ohren (14 bis 23 Millimeter), einen kürzeren Schwanz (20 bis 30 Millimeter) und einen relativ breiteren Nasenaufsatz. Der Schädel ist mit 18,7 bis 20,5 Millimeter Unterkieferlänge kleiner und hat einen relativ deutlich kürzeren Gaumen als der Schädel der Großen Hufeisennase. Das erste Glied des dritten Fingers ist im Vergleich zur Großen Hufeisennase länger, das zweite Glied sehr lang. Die Fellfarbe variiert von gelblichbraun bis orange, wobei die Weibchen dunkler sind.

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Für die chinesischen Populationen wurden Kopf-Rumpf-Längen von 58 bis 63 Millimeter, Schwanzlängen von 20 bis 35 Millimeter, Fußlängen von 11 bis 13 Millimeter, Ohrenlängen von 15 bis 21 Millimeter, Unterarmlängen von 46 bis 56 Millimeter und Schädellängen von 22 bis 24 Millimeter angegeben. Die Schwanzlänge beträgt etwa das eineinhalbfache der Länge der Schienbeine. Die vierten und fünften Mittelhandknochen sind etwa gleich lang und geringfügig länger als der dritte. Die Flughäute sind lang ausgezogen.

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Verteilung

Erdkunde

Das Verbreitungsgebiet der Java-Hufeisennase reicht im Norden vom Südrand des Himalaya mit Nepal und den nordöstlichen Bundesstaaten Indiens über Bangladesch und Südchina bis zur Pazifikküste. Im Süden sind ganz Südostasien und der Süden Borneos sowie die Großen und Kleinen Sundainseln bis einschließlich der Insel Alor besiedelt.

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Die Art wurde in China vom Meeresspiegel bis auf Höhen von 2000 Meter nachgewiesen. Eine Untersuchung zur Bildung und Verbreitung der chinesischen Unterarten erbrachte das Ergebnis, dass die ursprünglich in China verbreitete Unterart Rhinolophus a. himalayanus vor etwa 800.000 Jahren vom chinesischen Festland aus in zwei separaten Ereignissen Hainan besiedelte. Dort entwickelte sich die Unterart Rhinolophus a. hainanus, die wiederum während des Bestehens einer Landbrücke auch das Festland besiedelte und sich in der darauf folgenden Isolation dort zur Unterart Rhinolophus a. macrurus entwickelte. Heute werden Hainan von der Unterart Rhinolophus a. hainanus und das chinesische Festland von Rhinolophus a. himalayanus und Rhinolophus a. macrurus besiedelt.

Die in älterer Literatur angegebene Verbreitung schließt die Andamanen ein, und gelegentlich wird auf Funde in Sri Lanka Bezug genommen. Die Population der Andamanen wurde 2019 als die neue Art Rhinolophus andamanensis beschrieben. Über die Population auf Sri Lanka liegen keine aktuellen Daten vor, es handelt sich wahrscheinlich um eine Verwechslung oder Fehlbestimmung.

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Gewohnheiten und Lebensstil

Die Quartiere der Java-Hufeisennase sind Höhlen oder anthropogene Strukturen wie Minen, in denen sich Kolonien von mehreren Tausend Tieren einfinden können. Dabei teilen sich beide Geschlechter die Quartiere und es finden Vergesellschaftungen mit unterschiedlichen Arten von Fledermäusen statt, auch mit der nahe verwandten Chinesischen Hufeisennase. Im Unterschied zu vielen anderen Arten der Fledermäuse, bei denen Länge, Breite und Höhe möglicher Ruheplätze die Akzeptanz stark beeinflussen, ist die Java-Hufeisennase nicht an besonders geräumige Ruheplätze gebunden. Neben Primärwäldern werden auch sekundäre Lebensräume wie Plantagen und andere landwirtschaftliche Nutzflächen besiedelt, die Städte aber gemieden.

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Die Java-Hufeisennase ernährt sich von Insekten, die fast ausschließlich im Flug in Bodennähe, auch im lockeren Unterholz des Waldes, erbeutet werden. Bei einer Analyse der aufgenommenen Nahrung bildeten Schmetterlinge der Familien Spanner, Trägspinner, Eulenfalter, Zünsler und andere mit mehr als 70 Prozent den größten Teil der Beute, gefolgt von etwa 20 Prozent Blatthornkäfern. Die Frequenzen der zur Echolokation ausgesendeten Schallwellen liegen zwischen 73 und 80 kHz.

Über das Reproduktionsverhalten ist nur wenig bekannt. Es gibt Hinweise darauf, dass die Java-Hufeisennase polyöstrisch ist. Die Weibchen tragen nur ein einzelnes Junges. In Malaysia wurden bei der Untersuchung der Populationen zweier Höhlen im April trächtige und im Juni säugende Weibchen vorgefunden. Während der Reproduktionsphase nahm die Populationsdichte in beiden Höhlen ab, um danach wieder zuzunehmen. Der Grund ist wahrscheinlich das Aufsuchen von Wochenstuben an anderen Orten durch die trächtigen Weibchen. Unklar ist, ob dieses Verhalten ein natürliches ist, oder ob die Tiere durch die häufige Anwesenheit von Touristen in den Höhlen vertrieben wurden.

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Lebensstil

POPULATION

Populationsgefährdung

Die Java-Hufeisennase erweist sich in ihrem großen Verbreitungsgebiet als sehr anpassungsfähig und besiedelt auch Lebensräume, die durch menschlichen Einfluss beeinträchtigt sind. Wo sie auftritt ist sie häufig, und bestandsgefährdende Bedrohungen sind nicht bekannt. Die Art wurde von der IUCN 2008 als nicht gefährdet (LC – Least Concern) eingestuft. In der Volksrepublik China wurde die Art noch 2013 als gefährdet (NT – Near Threatened) betrachtet. In der 2016 veröffentlichten Roten Liste der Wirbeltiere Chinas wird die Java-Hufeisennase als nicht gefährdet aufgeführt.

Referenzen

1. Java-Hufeisennase artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Java-Hufeisennase
2. Java-Hufeisennase auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/19522/21982358

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