Das Berg-Baumwollschwanzkaninchen (Sylvilagus nuttallii) ist eine Säugetierart aus der Gattung der Baumwollschwanzkaninchen innerhalb der Hasenartigen. Es lebt im Westen des nordamerikanischen Kontinents vom Süden Kanadas bis über weite Teile der Vereinigten Staaten bis New Mexico und Arizona im Süden.
Das Berg-Baumwollschwanzkaninchen ist eine relativ große Art der Baumwollschwanzkaninchen. Chapman (1975) gibt für die Männchen eine durchschnittliche Kopf-Rumpf-Länge von 35,2 Zentimetern bei einer Spanne von 33,8 bis 37,1 Zentimetern und für die Weibchen eine durchschnittliche Kopf-Rumpf-Länge von 37,2 Zentimetern bei einer Spanne von 34,5 bis 39 Zentimetern an. Das Gewicht der Männchen beträgt durchschnittlich etwa 720 Gramm (630 bis 830 Gramm) und das der Weibchen durchschnittlich 790 Gramm (690 bis 870 Gramm). Die Weibchen sind damit ein wenig größer und schwerer als die Männchen, wobei der Unterschied durchschnittlich etwa 4 % ausmacht.
Die Rückenfarbe ist grau und der Bauch weiß, der Schwanz ist groß und gräulich. Die Ohren sind kurz und an der Spitze abgerundet. Die Hinterfüße sind vergleichsweise lang und mit langen Haaren bedeckt.
Das Verbreitungsgebiet des Berg-Baumwollschwanzkaninchens umfasst den Westen des nordamerikanischen Kontinents vom Süden Kanadas in den Provinzen Alberta, British Columbia und Saskatchewan bis über weite Teile der Vereinigten Staaten bis New Mexico und Arizona im Süden. Es reicht vom Ostrand der Rocky Mountains bis zur östlichen Begrenzung der Kaskadenkette und der Sierra Nevada. In North Dakota wurde die Art in großen Teilen vom Florida-Waldkaninchen (Sylvilagus floridanus) verdrängt, zu dem es vor allem in den nördlichen und zentralen Great Plains allopatrisch vorkommt.
Die Höhenverbreitung reicht in Kalifornien von 1.500 Meter bis mindestens 3.450 Meter.
Als Lebensräume besiedelt das Berg-Baumwollschwanzkaninchen innerhalb des Verbreitungsgebietes verschiedene Habitate mit stark variierender Vegetation. Im Norden lebt die Art vor allem in Steppengebieten, die von Wüsten-Beifuß (Artemisia tridentata) dominiert sind, während sie im Süden häufiger in bewaldeten Gebieten vorkommt.
Die Art lebt als Einzelgänger und ernährt sich während des gesamten Jahres von den Blättern des Wüsten-Beifuß oder von Wacholder (Juniperus-Arten), bevorzugt jedoch vor allem im Frühjahr und Sommer frische Gräser. Die Tiere fressen in der Regel im Gebüsch oder nahe möglichen Verstecken. Bei Bedrohung rennt das Kaninchen in der Regel etwa 5 bis 15 Meter in das nächste Versteck und verharrt dort regungslos und aufgestellten Ohren. Es nutzt Bauten und Verstecke, gräbt allerdings wahrscheinlich nicht selber.
Die Paarungs- und Fortpflanzungszeit variiert innerhalb des Verbreitungsgebietes, wobei sie etwa im Nordosten Kaliforniens von April bis Anfang Juli und in Zentral-Oregon von Mitte Februar bis Ende Juli andauert. In der Regel haben die Weibchen zwei Würfe pro Jahr in Kalifornien und vier bis fünf Würfe pro Jahr in Oregon. Die Tragzeit dauert 28 bis 30 Tage, nach denen das Weibchen jeweils vier bis sechs Jungtiere zur Welt bringt. In Oregon kann entsprechend ein Weibchen pro Jahr etwa 22 Nachkommen zur Welt bringen.
Berg-Baumwollschwanzkaninchen sind Pflanzenfresser (Graminivoren) und Koprophagen. Ihre Ernährung besteht hauptsächlich aus Salbeibusch und wechselt im Frühjahr und Sommer zu Gräsern. Sie besteht aus verschiedenen Gräsern wie Weizengräsern, Nadel- und Fadengräsern, Indischem Reisgras, Wiesenrispengras, Blaugras und Flaschendickicht-Hörnchenschwanz. Berg-Baumwollschwanzkaninchen fressen auch häufig Wacholder und wenn die Nahrungsquellen in den Wintermonaten knapper werden, kann sich ihre Ernährung auf holzige Pflanzenteile wie Rinde und Zweige verlagern.
Die Brutzeit der Berg-Baumwollschwanzkaninchen ist von Ort zu Ort unterschiedlich; sie findet typischerweise im Frühjahr und Sommer statt, von Februar bis Juli, in wärmeren Klimazonen auch später. Ihr Nest ist eine napfartige Höhle, die mit Fell und getrocknetem Gras ausgekleidet ist. Der obere Teil des Nestes ist mit Fell, Gras und kleinen Stöcken bedeckt, die wahrscheinlich vom Weibchen dort platziert wurden. Berg-Baumwollschwanzkaninchen sind sehr fortpflanzungsfreudig und ziehen etwa 2-5 Würfe pro Jahr auf. Jeder Wurf enthält durchschnittlich 4-6 Jungtiere pro Wurf. Die Trächtigkeitsdauer beträgt in der Regel 28-30 Tage. Die Jungen werden ohne Haare und mit geschlossenen Augen geboren. Sie werden in der Regel einen Monat nach der Geburt entwöhnt und beginnen im Alter von 3 Monaten oder später zu brüten.
Das Berg-Baumwollschwanzkaninchen wird von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) aufgrund der Bestandsgröße und des großen Verbreitungsgebietes als nicht gefährdet (least concern) eingestuft. Ein Rückgang der Populationen und eine Gefährdung sind nicht bekannt.
Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen liefern keine Angaben zur Gesamtpopulationsgröße des Berg-Baumwollschwanzkaninchens. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft, aber ihr Bestand ist heute abnehmend.