Gewöhnliche braunschlange, Östliche braunotter
Die Östliche Braunschlange (Pseudonaja textilis), auch Gewöhnliche Braunschlange oder Östliche Braunotter, ist eine in Australien und Neuguinea vorkommende Giftnatter aus der Gattung der Braunschlangen (Pseudonaja). Gemessen an ihrem LD50-Wert ist sie nach dem ebenfalls in Australien heimischen Inlandtaipan die zweitgiftigste Landschlange der Welt.
Die Östliche Braunschlange wird etwa 1,5 m lang. Einige Individuen erreichen jedoch nachweislich eine Länge von bis zu 2,4 m, womit die Art zu den Großen unter den Elapiden gezählt werden kann. Sie ist zwar schlank, jedoch etwas breiter gebaut als andere Arten ihrer Gattung und besitzt einen abgerundeten Kopf.
Sie ist im ausgewachsenen Stadium meist hellbraun bis dunkelbraun gefärbt, wobei die Färbung sehr stark variiert und auch schwarz gefärbte Exemplare vorkommen.
Sie ist nahezu in ganz Australien verbreitet und dort in New South Wales, Queensland, den Northern Territories, Südaustralien, Victoria und Westaustralien anzutreffen. Des Weiteren bevölkert die Giftschlange das nördlich von Australien gelegene Neuguinea.
Die IUCN stuft die Art als nicht gefährdet (least concern) ein.
Die Östliche Braunschlange ist ovipar (eierlegend). Diese Art bewohnt eine Vielzahl von Lebensräumen, darunter feuchte und trockene Hartlaubwälder, Heideland an der Küste, Savannenwälder, Grasland und trockenes Gestrüpp. Auch in landwirtschaftlichen Regionen (einschließlich Palmölplantagen) und in der Peripherie fast aller ostaustralischen Ortschaften ist sie zu finden.
Die Östliche Braunschlange gilt als sehr gefährlich, da sie bei Begegnungen sehr nervös und aggressiv reagiert, was ein häufiges Zubeißen zur Folge hat. Dabei windet sie ihren Körper zu einer S-Form und beißt dann extrem schnell und meist mehrfach (vier- bis fünfmal) zu, um die maximale Menge an Gift zu injizieren.
Das Gift der Östlichen Braunschlange ist extrem wirksam – der LD50-Wert für Mäuse liegt bei 0,041 mg pro Kilogramm Körpergewicht, womit es zu den wirksamsten Giften gehört, die bei Schlangen bekannt sind.
Das Toxin umfasst vor allem das Protein Textarin, das sich vom lateinischen Namen der Schlange ableitet. Dieser Bestandteil aktiviert das Prothrombin und wandelt es in Thrombin um, was einen der wichtigsten Vorgänge zur Blutgerinnung darstellt. Des Weiteren hemmt es das Protein Plasmin und verhindert damit das Auflösen derBlutgerinnsel. Dadurch stellt sich eine so genannte Verbrauchskoagulopathie ein, da alle Gerinnungsfaktoren so stark verbraucht werden, dass das Blut danach beinahe ungerinnbar ist.
Der neurotoxische Anteil des Giftes bewirkt, dass die Freisetzung von Acetylcholin, welches einen wichtigen Neurotransmitter darstellt, komplett eingestellt wird. Dies führt von einer Störung bis zur Hemmung der elektrischen Reizausbreitung von den Nerven zu den Muskeln, mit der Folge einer neuromuskulären Blockade (Muskellähmung).
Östliche Braunschlangen sind Fleischfresser. Ihre Ernährung besteht fast ausschließlich aus Wirbeltieren, wobei Säugetiere überwiegen - vor allem die eingeführte Hausmaus und manchmal auch Dedomestikation von Kaninchen. Kleine Vögel, Eier und sogar andere Schlangen werden ebenfalls gefressen.
Östliche Braunschlangen sind polygyn, was bedeutet, dass sich ein Männchen mit mehreren Weibchen paart. Sie paaren sich in der Regel ab Anfang Oktober - während des Frühlings auf der südlichen Hemisphäre. Diese Schlangen sind Oviparie, was bedeutet, dass sie Eier legen. Während der Paarungszeit liefern sich die Männchen rituelle Kämpfe mit anderen Männchen um den Zugang zu den Weibchen. Das Aussehen zweier ringender Männchen wurde mit einem gefalteten Seil verglichen. Das dominanteste Männchen paart sich mit den Weibchen in der Umgebung. Die Weibchen produzieren ein Gelege von 10 bis 35 Eiern, die in der Regel jeweils 8,0 g (0,28 oz) wiegen. Die Eier werden an einem geschützten Ort abgelegt, beispielsweise in einer Behausung oder einer Höhle in einem Baumstumpf oder einem verrottenden Baumstamm. Es kann sogar vorkommen, dass mehrere Weibchen denselben Ort nutzen, wie z.B. einen Kaninchenbau. Die Umgebungstemperatur beeinflusst die Geschwindigkeit, mit der sich die Eier entwickeln. Eier, die bei 25 °C (77 °F) bebrütet werden, schlüpfen nach 95 Tagen, während Eier, die bei 30 °C (86 °F) bebrütet werden, nach 36 Tagen schlüpfen. Schlangenjunge werden voll entwickelt geboren. Sie sind beim Schlüpfen unabhängig und können im Alter von 31 Monaten die Geschlechtsreife erreichen.
Für die Östliche Braunschlange gibt es derzeit keine größeren Bedrohungen.
Laut IUCN ist die Östliche Braunschlange in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet lokal häufig und weit verbreitet, aber es liegt keine Gesamtpopulationsschätzung vor. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft und ihr Bestand ist heute stabil.