Südliche hornrabe, Rotwangenhornrabe, Südhornrabe, Kaffernhornrabe
Der Südliche Hornrabe (Bucorvus leadbeateri, Syn.: Bucorvus cafer), manchmal auch als Rotwangenhornrabe, Südhornrabe oder Kaffernhornrabe bezeichnet, ist eine Vogelart aus der Familie der Hornraben (Bucorvidae) und ein Charaktervogel der afrikanischen Savannen südlich des Äquators. Der Südliche Hornrabe und seine Schwesterart, der Nördliche Hornrabe (Bucorvus abyssinicus) oder Sudanhornrabe, sind die einzigen Vertreter der Familie Hornraben. Mit seinem großen Schnabel, dem schwarzen Gefieder und der rötlichen Färbung der unbefiederten Gesichts- und Halspartien ist dieser Vogel eindeutig zu identifizieren.
Der Südliche Hornrabe hat eine Körperlänge von 90 bis 100 Zentimeter und eine Flügelspannweite von fast zwei Metern. Das Gewicht der Vögel ist sehr variabel. Ausgewachsene Männchen wiegen zwischen 3,5 und 6,2 Kilogramm mit einem Durchschnittsgewicht von 4,1 Kilogramm. Weibchen sind etwas leichter und wiegen zwischen 2,2 und 4,6 Kilogramm mit einem Durchschnittsgewicht von 3,3 Kilogramm.
Die hohe Variabilität des Körpergewichtes spiegelt sich auch in den Körpermaßen wider. Männchen haben eine Flügellänge zwischen 47 und knapp 62 Zentimeter. Der Durchschnitt liegt bei etwa 56 Zentimeter. Der Schwanz hat eine Länge von 30 bis 36 Zentimeter und der Schnabel ist zwischen 19 und 22 Zentimeter lang.
Bei Weibchen betrug die Flügellänge bei 10 vermessenen Vögeln zwischen 49 und 55 Zentimeter. Der Schwanz hatte eine Länge von 30 bis 36 Zentimeter und der Schnabel eine Länge zwischen 17 und 21,5 Zentimeter.
Der Südliche Hornrabe weist ein überwiegend schwarzes Gefieder auf. Lediglich kurz vor der Mauser wirkt das Gefieder rußig-braun. Vom Gefieder sind lediglich die Handschwingen weiß, was aber in der Regel nur an fliegenden oder sich putzenden Vögeln zu beobachten ist. Die ungefiederten Gesichtspartien sind leuchtend rot. Von gleicher roter Farbe ist die Kehle und der obere, vordere Teil des Nackens. Der Schnabel ist schwarz oder grauschwarz. Er hat lediglich an der Basis ein angedeutetes Horn in Form einer Schnabelerhebung. Beim Männchen ist dieser Aufsatz etwas stärker ausgeprägt.
Am Oberlid haben die Vögel lange Wimpern, die Augen sind grau-grün bis gelb. Beine und Füße sind schwarz. Weibchen sind tendenziell etwas kleiner als die Männchen und besitzen einen zentralen blauen Kehlfleck. Das Gefieder der insgesamt kleineren und leichteren Jungvögel wirkt rußig-schwarz. Auf den Handschwingen, die bei adulten Vögeln reinweiß sind, haben Jungvögel schwarze Flecken. Der Schnabel ist kleiner und seine Färbung ist eher ein dunkles grau. Am eindeutigsten sind Jungvögel an der Färbung der ungefiederten Gesichts- und Halspartien zu identifizieren. Bei ihnen ist die Farbe dort noch ein blasses Graubraun.
Der Südliche Hornrabe lebt in Afrika südlich des Äquators. Er findet sich bevorzugt in offenen Savannenlandschaften.
Südliche Hornraben sind standorttreu. Sie leben in Gruppen von 2 bis 12 Vögeln, wobei sie ein Territorium von bis zu 100 km² beanspruchen, das sie aktiv gegen andere Gruppen verteidigen. Eine Gruppe besteht aus einem dominanten, brütenden Paar und einer Anzahl weiterer erwachsener männlicher Vögel und Jungvögeln unterschiedlichen Geschlechts. Erwachsene Weibchen leben manchmal einzeln, wobei sie häufig die Nähe zu größeren Säugetieren suchen, oder schließen sich benachbarten Gruppen an.Die Vögel sind ständig auf Nahrungssuche, wobei sie langsam über die Erde schreiten und den Boden mit dem Schnabel untersuchen. Schwerer zu erlegende Beute wie Schlangen oder kleine Säugetiere werden von mehreren Tieren gemeinsam erlegt.
Südliche Hornraben bauen ihre Nester in natürlichen Baumhöhlen. Sie werden vom brütenden Paar und Helfern errichtet und mit trockenem Gras und Blättern ausgefüttert. Im Gegensatz zu den meisten anderen Nashornvögeln verschließen sie ihre Nester nicht. Die Brutzeit ist von Oktober bis Dezember. Das Weibchen wird während des Brütens von den Gruppenmitgliedern versorgt. Die Eier sind weiß mit einer körnigen Oberfläche. Aus den beiden Eiern, die das Weibchen legt, schlüpft nach etwa 40 Tagen das erste Küken mit einem Geburtsgewicht von 60 Gramm. Dieses wiegt bereits 250 Gramm, wenn nach etwa vier Tagen das Zweite schlüpft. Das zweite Küken verhungert oft, da es im Kampf um die Nahrung dem Erstgeborenen unterlegen ist. Die Gruppe füttert die Küken bis zu zehnmal am Tag. Nach ungefähr 85 Tagen sind die Küken flügge, werden aber von den Eltern und der Gruppe noch für einige Monate versorgt. Südliche Hornraben werden bis zu vierzig Jahre alt, Tiere in Gefangenschaft können ein Alter von 60 Jahren erreichen.
Südliche Hornraben werden weltweit als vom Aussterben bedroht eingestuft. Diese Einstufung hängt stark mit ihrer langsamen Reproduktionsrate und anderen, zahlreichen Umweltfaktoren zusammen. Der Verlust von Lebensraum, Veränderungen durch die Landwirtschaft, Abholzung, Stromschläge durch Hochspannungsleitungen, versehentliche Vergiftungen und Verfolgung sind die wichtigsten Faktoren, die ihre Populationen beeinträchtigen. Die Verfolgung und Bejagung der Südlichen Hornrabe durch den Menschen ist nach wie vor ein komplexes Thema. Jüngste Studien haben ergeben, dass diese Vögel mehr gejagt wurden als bisher angenommen, auch in Schutzgebieten. Darüber hinaus werden Südliche Hornraben durch Verhaltensweisen wie das Zerstören von Fenstern als Reaktion auf ihr Spiegelbild verfolgt. Verärgerte Hausbesitzer in städtischen Gebieten in Südafrika sind dafür bekannt, dass sie Vögel töten, die ihr Eigentum zerstören. Südliche Hornraben sind besonders durch den Verlust von Bäumen und den allgemeinen Verlust von Lebensraum bedroht, da sie sehr viel Platz für ihre Reviere benötigen. Die Entfernung großer Bäume für die Landwirtschaft oder die Holzernte, Störungen in der Nähe von Nistplätzen, landwirtschaftliche Veränderungen - all das beeinträchtigt die Fähigkeit der Südlichen Hornraben, richtig zu gedeihen. Diese Vögel werden auch in traditionellen kulturellen Praktiken und in der traditionellen Medizin verwendet, für die oft bestimmte Teile des Vogels geerntet werden müssen.
Der Bestand ist rückläufig, insbesondere wegen der Zerstörung des natürlichen Habitats der Vögel. In Südafrika werden in Naturschutzprojekten die zweiten Eier eingesammelt und die Küken, die sonst meist verhungern würden, von Menschen aufgezogen, um sie anschließend auszuwildern. Die Südlichen Hornraben sind derzeit dennoch als gefährdet eingestuft (Vulnerable in der Roten Liste der IUCN).