Baikalrobbe
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Unterordnung
Klade
Familie
Gattung
SPEZIES
Pusa sibirica
Populationsgrösse
108,200
Lebensdauer
50-56 years
Höchstgeschwindigkeit
25
16
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
80-90
176-198
kglbs
kg lbs 
Länge
1.2-1.4
3.9-4.6
mft
m ft 

Die Baikalrobbe (Pusa sibirica, Syn.: Phoca sibirica, russisch Байка́льская не́рпа, Baikalskaja Nerpa) ist eine endemische Robbe des Baikalsees in Sibirien. Als einzige Robbenart lebt sie ausschließlich im Süßwasser.

Aussehen

Die Baikalrobbe ist eine kleine Robbenart. Angegeben werden etwa 140 cm Körperlänge und ein Gewicht von 80 bis 90 Kilogramm, Extremwerte liegen zwischen 110 und 165 Zentimeter Länge bzw. zwischen 50 und 130 Kilogramm. Das dichte Fell ist einfarbig dunkel silbergrau auf der Oberseite und hellgrau auf der Unterseite gefärbt; das ungefleckte, nur selten undeutlich gefleckte Fell ist ein wesentliches Merkmal der Art. Die Einzelhaare sind an der Basis schwarz gefärbt mit grauer Spitze, die Tiere wirken deshalb im nassen Zustand dunkel.

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Der Körper der Tiere wirkt relativ breit, er ist im Verhältnis kürzer als bei den verwandten Arten. Der im Verhältnis große Kopf trägt ungewöhnlich große Augen, die die Proportionen des Kopfes dominieren. Dies wird als Anpassung an die optische Jagd im sehr klaren Wasser des Sees gedeutet. Die Zahnform mit spitzen, meist dreikronigen Molaren und Prämolaren wird als Anpassung an die Ernährung als Fischfresser interpretiert. Die Zahnformel ist I 3/2, C 1/1, P 2/2, M 3/3 (34 Zähne). Die Tasthaare (Vibrissen) sind prominent und zahlreich (45 bis 55), zusätzlich sitzen 5 große Vibrissen über jedem Auge. Die Vorderextremitäten sind kräftiger als bei den verwandten Arten, mit kräftigen Klauen mit dreieckigem Querschnitt; dies steht vermutlich mit dem Graben von Atemlöchern im Eis in Verbindung.

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Verteilung

Erdkunde

Kontinente
Länder
Biogeografische Bereiche
Seen

Die Baikalrobbe ist Endemit des Baikalsees. Nur manchmal wandern Einzeltiere in die zum See hinfließenden Wasserläufe, bleiben aber niemals lange dort. Sehr alte Angaben für den nordöstlich liegenden Oronsee, die vermutlich auf den Naturforscher Georg Wilhelm Steller zurückgehen, sind heute nicht mehr deutbar. Entweder ist die Art dort ausgestorben, oder es liegt eine Fehlangabe vor. Obwohl auch andere Robben im Süßwasser vorkommen (wie manche Unterarten der Ringelrobbe und des Seehunds), ist die Baikalrobbe die einzige Art, die ausschließlich im Süßwasser lebt.

Baikalrobbe Lebensraum-Karte
Baikalrobbe Lebensraum-Karte
Baikalrobbe
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Gewohnheiten und Lebensstil

Die Nahrung der Baikalrobben besteht ausschließlich aus Fischen, unter den 29 bekanntermaßen genutzten Arten vor allem aus Baikal-Ölfischen und Baikalgroppen. Um diese zu erbeuten, tauchen die Robben meist 10 bis 50, im Extremfall bis zu 300 m tief. Die Tauchgänge dauern meist 2 bis 4 Minuten, im Extremfall bis 40 Minuten.

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Baikalrobben sind Fleischfresser (Piscivoren). Ihre Hauptnahrungsquelle ist der Golomyanka, ein cottoider Ölfisch, der nur im Baikalsee vorkommt. Zu den übrigen Nahrungsquellen gehören verschiedene andere Fischarten, aber sie können auch einige wirbellose Tiere und Weichtiere fressen.

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Baikalrobben bringen ihre Jungen in selbst gegrabenen Gruben und in Rissen auf dem Eisschild des im Winter zugefrorenen Sees zur Welt. Die Fortpflanzungsgebiete liegen im Nordteil des Sees, der im Gegensatz zu den südlicheren Teilen flach ist (Wassertiefe etwa 2 bis 10 Meter). Die Jungen werden auf dem zu diesem Zeitpunkt noch wachsenden Eisschild etwa von Ende Januar bis Anfang Februar an geboren, mit einem Maximum Mitte März. Die Muttertiere bevorzugen Eis von 30 bis 40 Zentimeter Dicke mit Rissen, die Zugang zum Wasser ermöglichen. Nur sehr selten (weniger als 1 Prozent) werden Junge auf Inseln geboren. Der Anteil der jährlich reproduzierenden Weibchen wird mit 88 Prozent angegeben. Baikalrobben haben, wie ihre Verwandten, zwei Brustwarzen mit Milchdrüsen, können also ein oder zwei Jungtiere aufziehen. Der Anteil von Zwillingsgeburten (zwei Jungtiere) ist bei dieser Art für Robben mit 4 Prozent hoch. Die Jungtiere werden anderthalb bis zwei Monate auf dem Eis gesäugt, ältere Jungtiere werden von der Mutter auch länger allein gelassen, während sie jagt. Während die Muttertiere auf dem Eis territorial sind, schließen sich ältere Jungtiere zu großen Schulen zusammen. Spätestens nach drei Monaten sind die Jungtiere selbstständig.

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Die Jungrobben sind bei der Geburt etwa 65 Zentimeter lang und zwischen 1,5 und 4,5 Kilogramm schwer (die niedrigeren Zahlen bei Zwillingsgeburten), sie nehmen sehr rasch an Gewicht zu, etwa ein Kilogramm pro Tag. Die Jungrobben tragen einen dichten weißen Pelz; dies wird als kryptische Färbung auf der Eisoberfläche gedeutet. Der Fellwechsel zum Adultfell erfolgt nach vier bis sechs Wochen. Bis zur Geschlechtsreife benötigen die Weibchen zwischen vier und sechs Jahre, die Männchen sieben Jahre. Nach gemessenen Zuwachsstreifen in Zähnen und Klauen erreichen nur etwa zehn Prozent der Population ein Lebensalter von mehr als 20 Jahren; das älteste im Freiland gefundene Individuum erreichte ein Lebensalter von 56 Jahren. Die Befruchtung erfolgt im März oder April im freien Wasser.

Männliche Robben und nicht reproduzierende Tiere gehen nicht auf den Eisschild, sondern bleiben im Wasser. Sie legen zum Luftholen Atemlöcher an, die sie eisfrei halten. Einzelne Tiere können ein Hauptloch und bis zu zehn Nebenlöcher anlegen und unterhalten. Adulte Tiere nutzen den gesamten See. Sie schließen sich zum Fellwechsel zur Zeit der Eisschmelze zu größeren Gruppen von bis zu 1.300 Tieren auf dem Resteis zusammen. Die übrige Zeit des Jahres leben und jagen sie einzeln.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Die Baikalrobbe soll noch Ende des 19. Jahrhunderts angeblich Populationsgrößen in der Größenordnung von einer Million Tiere erreicht haben. Durch exzessive Bejagung soll ihr Bestand in den späten 1980er Jahren auf 46.800 reproduzierende Weibchen (nur diese lassen sich auf dem Eis zählen) abgesunken sein. Eine Zählung vom Flugzeug und Eisbrecher aus in den Jahren 2005/2006 ergab eine jährliche Produktion von Jungtieren in der Größenordnung von etwa 20.000 Tieren und damit etwas niedriger als frühere Schätzungen. Die Populationsschätzungen sind allerdings unsicher und von der Untersuchungsintensität und Zählmethode abhängig. Frühere Schätzungen betrugen etwa 35.000 bis 40.000 Tiere 1967, 68.000 bis 70.000 1978. Im Jahr 2008 wurde der Bestand von der Weltnaturschutzunion IUCN auf etwa 80.000 bis 100.000 Tiere, dabei zwar als fluktuierend, aber langfristig stabil eingeschätzt. Die IUCN führt die Baikalrobbe in der Roten Liste gefährdeter Arten deshalb als nicht gefährdet (Least Concern)

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Wichtigster Prädator von Jungrobben sind Adlerarten, insbesondere Seeadler (Haliaeetus albicilla). 2005/2006 wurden 2.200 Adler im Umkreis der Jungrobbenkolonien gezählt, die überschlägig möglicherweise zehn Prozent der Jungrobben erbeuten können. Der Wolf als weiterer Beutegreifer ist vermutlich weniger bedeutsam. Die Baikalrobbe ist anfällig für die Staupe, eine Viruserkrankung, die von infizierten Hunden auf den Bestand übertragen wird. 1987/1988 wurden zwischen 5.000 und 10.000 Baikalrobben von dem Erreger getötet.

Baikalrobben sind bekanntermaßen als Spitzenprädatoren in hohem Maße durch Umweltgifte wie Polychlorierte Biphenyle (PCB) oder Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) belastet, dadurch werden chronische Gesundheitsschäden wie eine Schädigung des Immunsystems angenommen. In jüngerer Zeit wird eine Bedrohung der Art durch veränderte Eisdynamik im Zuge des Klimawandels befürchtet. Allerdings hat die Art es auch vermocht, frühere Wärmeperioden zu überstehen.

Die Baikalrobbe wird bis heute bejagt. Die offizielle Jagdquote 2004 bis 2006 betrug etwa 2.000 Tiere, weitere Verluste durch Wilderei oder Beifang der Fischerei in der Größenordnung von 1.500 bis 4.000 Tieren werden angenommen. Es werden demnach weitaus weniger Tiere gejagt als Ende der 1970er (etwa 10.000) oder der 1980er Jahre (etwa 4.000 bis 8.000).

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Populationszahl

Laut der Roten Liste der IUCN wurde die Gesamtpopulation der Baikalrobben im Jahr 2013 auf etwa 108.200 Individuen geschätzt. Derzeit wird diese Art als nicht gefährdet (LC) eingestuft und ihr Bestand bleibt stabil.

Ökologische Nische

Als Fischfresser beeinflussen Baikalrobben die Fischpopulationen in ihrem Verbreitungsgebiet. Diese Art ist die Krone des großen Ökosystems des Baikalsees und sein einziges Säugetier.

Lustige Fakten für Kinder

  • Baikalrobben, insbesondere die Weibchen, gelten als anmutiger als andere Robbenarten.
  • Baikalrobben nutzen ihre Schnurrhaare, um potenzielle Beute zu orten. Erwachsene Tiere fressen täglich 3-4 kg Nahrung, das ist mehr als eine Tonne in einem Jahr.
  • Die Baikalrobbe kann als eine der wenigen Robbenarten Zwillinge zur Welt bringen.
  • Diese Robben wurden für das Abnehmen des Omul, einer Fischart, die im Baikalsee lebt, verantwortlich gemacht. Das stimmt jedoch nicht, denn die Hauptnahrungsquelle der Baikalrobbe ist der Fisch "Golomyanka". Indem sie große Mengen dieser Fische fressen, helfen sie dem Omul bei seinem Wettbewerb um Ressourcen.

Referenzen

1. Baikalrobbe artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Baikalrobbe
2. Baikalrobbe auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/41676/0

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