Der Mauergecko (Tarentola mauritanica) ist ein häufiger und im Mittelmeerraum großflächig verbreiteter, nachtaktiver Gecko. Er gehört zur Gattung Tarentola, innerhalb der Familie der Blattfingergeckos (Phyllodactylidae).
Der Mauergecko zählt zu den größten Geckoarten in Europa. Er erreicht eine Körperlänge von bis zu 16 cm, wobei die Kopf-Rumpf-Länge zwischen 74 und 84 mm liegt. Männchen werden größer als die Weibchen und besitzen deutlich breitere Köpfe. Die Grundfarbe der Mauergeckos besteht gewöhnlich aus grauen und bräunlichen Tönen. Meistens finden sich weitere hellere Flecken, sowie dunkle Querstreifen (vier bis fünf zwischen Nacken und Sakralregion.) auf dem Körper, die jedoch mit dem Alter verschwinden Der Körper ist typischerweise abgeflacht, die Schnauze breit und spitz zulaufend. Femoral- oder Preanalporen (Hautdrüsen) sind bei keinem der beiden Geschlechter zu finden Jedoch wurde auch schon beschrieben, dass sich bei Männchen im Alter von 2 bis 3 Jahren unterhalb der Kloake zwei markante Hautöffnungen (vermutlich Drüsenöffnungen) befinden, die bei den Weibchen nicht vorhanden sind und zur Geschlechtsbestimmung hilfreich seien können
Die Augen haben eine senkrecht geschlitzte Pupille, die Iris ist grau gefärbt. Am Kopf, Körper, Schwanz und Beinen befinden sich ausgeprägte Tuberkelschuppen, die in parallelen Reihen angeordnet sind. Am Körper befinden sich quer 12 bis 16 Reihen. An der Grenze zwischen den Bauch- und Rückschuppen sind allerdings keine vergrößerten Tuberkel zu finden. Die Rückentuberkel sind mehrfach gekielt und mit Sensillen besetzt. Dabei kann der Kiel der Tuberkelschuppen innerartlich unterschiedlich spitz ausgeprägt sein, die Tuberkel sind jedoch nie nach caudal gerichtet. Um die Tuberkel befinden sich hufeisenförmige Rosetten aus Schuppen intermediärer Größe (Körnerschuppen), die restlichen Rückenschuppen sind hingegen deutlich größer Die Schuppen von regenerierten Schwänzen sind deutlich kleiner, als die des restlichen Körpers, wodurch ein Schwanzregenerat vom Körper abgesetzt wirkt und dadurch schnell erkennbar ist. Die Zehen des Mauergeckos sind abgeflacht und besitzen am dritten und vierten Finger deutlich sichtbare Krallen. Weibchen besitzen auch an den restlichen Zehen Krallen, die jedoch kaum sichtbar und häufig verdeckt sind An der Unterseite befinden sich bei allen Zehen ungeteilte, breite Haftlamellen.
Der Mauergecko kommt großflächig in den Küstenregionen des mediterranen Raums vor. Neben Portugal, Spanien, Gibraltar, Frankreich (inklusive Korsika), Italien, (inklusive Sardinien und Lampedusa), den Balearischen Inseln (eingeschleppt in Mallorca, Menorca, Ibiza, Formentera und Cabrera ), Malta, den Azoren den Küstenregionen Kroatiens (außer Istrien) und den adriatischen Inseln, werden auch Teile Nordafrikas besiedelt. Dazu zählen Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, Westsahara, Israel und der Sinai.
Es ist davon auszugehen, dass die Vorkommen im Osten des mediterranen Raums auf Verschleppung durch den Menschen zurückzuführen sind. So auch in Griechenland, wo die Tiere auf dem Festland nur auf der Peloponnes vorkommen (rund um die Hafenstädte Patras und Pylos. Darüber hinaus auf den vorgelagerten Inseln Kephallonia, Ithaka, Zakynthos, Kreta, Strofades, Dia, Korfu und Lesvos Auf den restlichen Inseln der Ägäis ist der Mauergecko nicht verbreitet Auch das Vorkommen der Inselgruppe Madeira geht auf anthropogene Einführung zurück
Außerhalb Europas wurde der Mauergecko auch nach Uruguay, in die USA (Kalifornien und San Diego), Argentinien sowie Chile (Santiago de Chile) verschleppt, wo er sich ebenfalls erfolgreich ansiedelte.
Der Mauergecko bevorzugt trockene und steinige Habitate, wie Klippen, Steinmauern und Ruinen. Selbst in der Nähe menschlicher Siedlungen ist er häufig zu finden. Dort hat er sich als äußerst erfolgreicher Kulturfolger etabliert, der gerne an Häuserfassaden selbst inmitten einer Stadt entlang klettert. Bevorzugt werden dort vor allem alte Gemäuer mit vielen Rissen und Spalten, die den Tieren als Unterschlupf und Versteck dienen. Von einem sehr ungewöhnlichen Tagesunterschlupf berichtet Barts (2013), der einen adulten Mauergecko in einem Wespennest fand. Tlili et al. (2012) konnten Mauergeckos an Elektrizitätsmasten, Ruinen, kleinen Autobrücken, Landmarken und selbst in der unmittelbaren Nähe von Müll finden. Besonders zahlreich kann der Mauergecko in leerstehenden Häusern (Innen- und Außenwänden) und an alten Brunnen beobachtet werden. In der Nacht findet man ihn darüber hinaus regelmäßig in der Nähe von künstlichen Lichtquellen, da er dort nach angelockten Insekten jagt. Im Allgemeinen gilt der Mauergecko innerhalb der Gattung Tarentola als am stärksten anthropogen-assoziierte Spezies
Während der Mauergecko an einigen Punkten des Verbreitungsgebietes ausschließlich auf die Küstenregion beschränkt ist (bspw. Tunesien., Griechenland.), kann er auf der Iberischen Halbinsel auch im Inland angetroffen werden Dort bewohnt er Biotope von Meereshöhe bis etwa 2.300 m (in Spanien).
Die Hauptaktivität des Mauergeckos liegt in den Dämmerungs- und Nachtstunden. Dann jagen sie entweder aktiv oder lauernd nach Nahrung. Begrenzt wird nachts die Aktivitäts- und damit auch Jagddauer von der sinkenden Körpertemperatur. Gil et al. (1993) gehen davon aus, dass sich damit auch das Jagdverhalten saisonbedingt ändert. So zeigen die Mauergeckos während der kühlen Perioden ein verstärktes „Sit-and-wait“-Verhalten, mit welchem sie unselektiv Beute machen. In den Sommermonaten hingegen ist die Aktivität der Tiere deutlich erhöht, sodass nun aktiv und selektiv nach Beutetieren gejagt werden kann.
Auch am Tage kann der Mauergecko zuweilen beim Sonnenbad beobachtet werden. Dann befindet er sich meist nie mehr als 2 bis 4 cm von seinem Unterschlupf (meist Felsspalte) entfernt und flüchtet unverzüglich in diesen, sobald sich eine Bedrohung nähert. Die meiste Zeit der Tagesaktivität wird mit der Thermoregulation verbracht, kaum mit territorialen Auseinandersetzungen. Dennoch herrscht stets ein großer Individualabstand zwischen gleich großen Adulti (häufig 2 bis 3 m). Während des Sonnenbades verändern die Mauergeckos ihre Hautfarbe zu dunklen Braun- oder Schwarztönen, um so viel wie möglich des Sonnenlichtes zu absorbieren. Im Terrarium liegt die bevorzugte Körpertemperatur des Mauergeckos bei 31,6 °C., in situ wurden Körpertemperaturen von rund 25 °C gemessen An bewölkten oder regnerischen Tagen ist der Mauergecko tagsüber nicht aktiv und versteckt sich in seinem Unterschlupf
Werden Mauergeckos ergriffen, zum Beispiel durch einen Menschen, so zeigen sie verschiedene Abwehrverhaltensweisen. Neben Körperwinden, Drohen mit offenem Maul, Koten und quiekenden Lauten, versuchen sie sich durch kräftige Bisse zu verteidigen.
Der Mauergecko ist ein opportunistischer Räuber, der ein breites Nahrungsspektrum besitzt. Das Nahrungsspektrum besteht vor allem aus Gliederfüßer, wie Spinnen, Käfer, Fliegen, Ameisen und Zikaden. Darüber hinaus konnten in Mägen Pflanzensamen, Schalenreste von Geckoeiern und Häutungsreste gefunden werden. Die Nahrungszusammensetzung, als auch das Jagdverhalten kann sich jedoch mit dem jeweilig besiedelten Habitat unterscheiden. Mauergeckos, die natürliche, zumeist aride und felsige Lebensräume besiedeln, haben sich auf bodenbewohnende Arthropoden spezialisiert Dies deckt sich auch mit dem Verhalten anderer Geckoarten aus ariden Gebieten. Aufgrund des geringen Nahrungsangebots solcher Lebensräume, müssen die Mauergeckos aktiv nach Nahrung suchen („foraging“). Diese Verhaltensweise kann jedoch eingeschränkt sein, da die Umgebungstemperatur in der Nacht zum Teil stark abkühlt. Ein anderes Verhalten zeigen Mauergeckos, die in urbanen Gebieten vorkommen. Gerne werden von diesen in der Nacht künstliche Lichtquellen aufgesucht, da sich dort angelockte Fluginsekten befinden. Die Nahrung kann bis zu 24 % aus Insekten der Ordnung Diptera und adulten Lepidoptera bestehen Mauergeckos verharren häufig an den Lichtquellen und warten auf die Beute, ohne aktiv danach zu suchen („sit and wait“). Weiterhin herrscht in Städten eine niedrigere, nächtliche Abkühlung, was der Aktivität der Mauergeckos förderlich zu seien scheint
Gil et al. (1993) konnten auch Unterschiede im Nahrungsspektrum zwischen Festland- und Inselbewohnern feststellen. Da auf Inseln häufig eine niedrigere Beutediversität besteht, verlagert sich die Ernährung auf wenige, häufig auftretende Beutetypen (in diesem Fall vor allem Käfer). Auf dem Festland ist hingegen die Diversität groß, sodass auch die Nahrung vielseitig zusammengesetzt seien kann.
Neben Arthropoden werden vom Mauergecko auch andere Echsen und sogar Artgenossen gejagt und gefressen. Kleinere Geckoarten und Artgenossen werden dadurch schnell aus dem Revier der Mauergeckos verdrängt. Es ist daher anzunehmen, dass der Mauergecko als invasive Art fremde Fauna stark negativ beeinflussen könnte (Artenverdrängung)
Mauergeckos sind sehr territorial. Während der Paarungszeit kann der Mauergecko häufig paarweise oder in kleineren Gruppen, bestehend aus einem Männchen und mehreren Weibchen, angetroffen werden. Männliche Rivalen werden jedoch aus dem Revier mit quiekenden Lauten und Bissen vertrieben. Eine wichtige Rolle spielt während der Paarungszeit die innerartliche Kommunikation, die über ein reiches Spektrum verschiedener Vokalisierungen erfolgt. Ist ein Männchen paarungsbereit, patrouilliert es durch sein Revier und beginnt verschiedene Rufreihen. Das Weibchen antwortet darauf mit verschiedenen „Keck“ und „Kjäck“-Rufen. Beim Zusammentreffen berührt das Männchen das Weibchen mit der Zunge. Die Zungenprüfung wird abgewechselt von weiteren Rufen. Anschließend verbeißt sich das Männchen in die Tuberkelschuppen des Weibchens an der Ohrregion und versucht den Schwanz unter dem des Weibchens zu bringen, um damit die Kloaken der beiden Tiere in Kontakt zu bringen. Paarungsbereite Weibchen heben den Schwanz hierfür deutlich an, während paarungsunwillige sich fest an den Bodengrund drücken, um damit eine Paarung zu verhindern Die Kopulationsdauer beträgt zwischen 20 und 60 s. Meistens ändert danach das Männchen die Position, in dem es den Schwanz auf die andere Seite umschlägt, um erneut von dieser Seite zu kopulieren (gleiche Kopulationsdauer). Die Paarung wird durch das Männchen beendet. Häufig kommt es danach zu intensiven Vokalisierungen zwischen den beiden Geschlechtern
Die Weibchen legen abhängig von ihrer Körpergröße mehrmals im Jahr ein bis zwei Eier (zweieiige Gelege werden gewöhnlich ab einer Kopf-Rumpf-Länge von 6 cm gelegt, ungefähres Verhältnis Eineiiges- / Zweieiiges Gelege liegt bei 1 zu 8) zwischen Felsspalten, Holz und Mauerwerk. Auch das Vergraben der Eier im Sand konnte beobachtet werden. Im Terrarium reicht der Eiablagezeitraum von Februar bis August. Es werden innerhalb dieses Zeitraums zwischen 3 und 15 Gelege abgesetzt. Zwischen zwei Eiablagen benötigen die Weibchen lediglich 10 bis 21 Tage. Die Eier haben eine Länge von 1,10 bis 1,30 cm und eine Breite von 0,85 bis 1,10 cm. In freier Natur schlüpfen die Jungtiere, abhängig von der Umgebungstemperatur, nach 40 bis 80 Tagen. Im Terrarium schlüpfen sie bei einer Temperatur zwischen 27 und 30 °C nach 70 bis 75 Tagen. Bei diesen Inkubationsparametern schlüpften bei von 33 Eiern 100 % Weibchen, sodass womöglich von einer temperaturabhängigen Geschlechterbestimmung ausgegangen werden kann. Beim Schlupf sind die Jungtiere zwischen 2,30 und 2,65 cm lang (Kopf-Rumpf-Länge) und besitzen ein Gewicht von 0,26 bis 0,46 g Ab einer Kopf-Rumpf-Länge von 4,5 cm bzw. in einem Alter von 2 bis 3 Jahren gelten die Tiere als paarungsbereit
Der Mauergecko lebt selbst räuberisch, steht jedoch insbesondere als Jungtier relativ weit unten in der Nahrungskette. Aaskrähen, Kolkraben und Würger bringen regelmäßig Reptilien zu ihren Nestern. Darüber hinaus jagen nachts Katzen, Igel, Steinmarder, Wiesel und Spitzmäuse nach Reptilien. Einige Schlangenarten, wie die Eidechsennatter, Schlanknatter und die nachtaktive Europäische Katzennatter haben sich auf Eidechsen und Geckos spezialisiert und jagen nach diesen zwischen den Mauerspalten. Junge Mauergeckos müssen sich des Weiteren selbst vor ihren eigenen Artgenossen in Acht nehmen. In den ersten Lebenswochen dienen Geckos sogar größeren Insekten und Spinnentieren als Nahrung
Der Mauergecko wird in der IUCN Red List (Version 2019-1) unter „Least Concern“ (LC, niedrigste Bedrohungsstufe) geführt. Lediglich die „ägyptischen Populationen“ seien durch gezieltes Absammeln für den Tierhandel sowie durch Lebensraumverkleinerung bedroht (allerdings handelt es sich dabei wahrscheinlich um die Populationen von Tarentola fascicularis, die von der Redlist anscheinend nach wie vor als Unterart von T. mauritanica ausgehalten wird). Die geringe Bedrohungsstufe ist vor allem mit der großen Verbreitung, der hohen Anpassungsfähigkeit innerhalb der unterschiedlichsten Lebensräume und den starken Populationszahlen begründet. Innerhalb des Verbreitungsgebietes gehört der Mauergecko mit zu den am häufigsten anzutreffenden Reptilien überhaupt. Die Population wird daher als stabil angesehen. Der Mauergecko ist des Weiteren im Annex III der Berner Konvention, dem Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume, gelistet. In Griechenland ist er zudem gesetzlich geschützt (Presidential Decree 67/1981).
Laut IUCN ist der Mauergecko in seinem gesamten Verbreitungsgebiet verbreitet, aber es liegt keine Gesamtpopulationsschätzung vor. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft und ihr Bestand ist heute stabil.