Der Galápagos-Seelöwe (Zalophus wollebaeki) ist eine Ohrenrobbe, die allein auf dem Galápagos-Archipel heimisch ist. Die dortige Population umfasst inzwischen 50.000 Tiere. Es war lange Zeit umstritten, ob es sich um eine Unterart des Kalifornischen Seelöwen (Zalophus californianus wollebaeki) handelt.
Bereits 1953 nahm der Zoologe Erling Sivertsen eine neue Einteilung richtungsweisend vor, nachdem er im Museum von Oslo die von dem norwegischen Expeditionsschiff MK Norvegia bereits zwischen 1928 und 1929 gesammelten Schädel und Exponate neu untersucht bzw. klassifiziert hatte.
Eine molekulargenetische Studie des Instituts für Genetik der Universität Köln, des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie, Plön (Diethard Tautz) und der Abteilung Verhaltensforschung der Universität Bielefeld (Fritz Trillmich) kam mehr als 50 Jahre später zu dem Schluss, dass die SNPs der Mitochondrien und Zellkerne eine Auftrennung in mehrere Arten rechtfertigen. Laut molekularer Uhr haben sich der Kalifornische und der Galápagos-Seelöwe vor rund 2,3 (± 0,5) Millionen Jahren getrennt, sodass von einer eigenständigen Art ausgegangen werden muss, zumal es bei den Galápagos-Seelöwen eben nicht den klassischen genetischen Flaschenhals-Effekt der Populationsgenetik gibt.
Der Galápagos-Seelöwe ähnelt seinem Verwandten, dem Kalifornischen Seelöwen, auf den ersten Blick. Die Unterschiede ergeben sich in der Körpergröße und der Morphologie des Schädels, bei dem die Schnauze länglicher und spitzer als bei seinem kalifornischen Verwandten zuläuft. Die anderen Seelöwenarten weisen dabei im Vergleich regelrechte Bulldoggenschnauzen auf. Die Männchen erreichen eine Länge von 250 bis 270 Zentimeter sowie ein Gewicht von rund 250 Kilogramm. Die Weibchen bleiben hingegen mit 150 bis 170 Zentimeter und einem Gewicht von 60 bis 100 Kilogramm deutlich kleiner und leichter. Ihr Fell kann hellbraune, goldbraune oder graubraune Färbungsspielarten aufweisen, wobei das Fell der weiblichen und juvenilen Tiere eher hellbraune Schattierungen aufweist. Die äußeren Geschlechtsmerkmale sind bei den Weibchen, wie auch bei den Männchen leicht auszumachen. Am besten kann man adulte Männchen durch ihre Größe und vor allem durch ihren Stirnkamm von Weibchen unterscheiden. Weiterhin weisen sie, besonders in der Fortpflanzungszeit, andere Verhaltensmuster auf.
Die Galápagos-Seelöwen leben im östlichen Pazifik auf den Galapagosinseln rund 1000 km westlich des südamerikanischen Staates Ecuador als endemische Art. Dort sind sie auf allen Inseln der Gruppe über das gesamte Jahr hin anzutreffen. Wie ihr Name bereits suggeriert, bleiben die Galápagos-Seelöwen im Wesentlichen standortgebunden. Allerdings haben sich jedoch auch in den letzten 30 Jahren Kolonien außerhalb der Galápagos angesiedelt: 1986 auf der Isla de la Plata unweit der Küste Ecuadors, umherstreifende Einzelgänger wurden von der ecuadorianischen Küste aus nördlich der Insel Gorgona in Kolumbien gesichtet. Außerdem gibt es einen Sichtungsbericht von der Isla del Coco ungefähr 500 km südwestlich von Costa Rica.
Galápagos-Seelöwe auf San Cristóbal
Im Unterschied zu den Kalifornischen Seelöwen leben sie im Umfeld der Küstenlinien von Lavafeldern, da Sandstrände auf den Galápagos-Inseln kaum vorhanden sind. Dort entstehen jedoch die meisten touristischen Aufnahmen, sodass man die Tiere auf Bildern meist in diesem Umfeld sieht.
Über die Ernährungsweise der Galápagos-Seelöwen liegen bis dato noch keine zufriedenstellenden empirischen Untersuchungen vor. Stichprobenartige Untersuchungen des Mageninhalts einzelner Exemplare legen die Vermutung nahe, dass die Tiere kleinere bis mittelgroße Knochenfische im weiteren Sinne (Osteichthyes) wie Echte Heringe (Clupea pallasii) oder Laternenfische (Myctophidae) erbeuten, wobei sie für letztere Art in größere Tiefen als die üblichen 30–40 m abtauchen müssen. Auch Weichtiere (Mollusca) gehören wohl zu ihrer Ernährung. Allem Anschein nach jagen die Galápagos-Seelöwen nur am Tag.
Die Bullen genannten Männchen wachen in streng bewachten Ufer- und Wasserzonen über den Harem ihrer Weibchen. Die eigentliche Paarungszeit dauert vom Mai bis zum darauffolgenden Januar. Die Trächtigkeit beträgt 342 bis 365 Tage. Die Weibchen entwöhnen ihre Jungen nach 11 bis 12 Monaten, aber manche säugen ihre Jährlinge neben den Neugeborenen. Die hellbraunen Jungen erlernen zusammen mit anderen Artgenossen im Alter von ein bis zwei Wochen in stilleren Buchten das Schwimmen. Nachdem die Jungen zwei bis drei Wochen alt sind, paart sich das Weibchen erneut. Während am Tag die Weibchen auf Jagd gehen, kommen sie zu Fütterungsintervallen auch während des Tages kurz zurück, um ihre Jungen zu füttern. Ihren eigenen Stoffwechsel fahren sie durch den Aufenthalt im kühlenden Wasser zurück, um sich des Nachts verstärkt um ihre Jungen zu kümmern. Die starken Beziehungsbande zwischen Mutter und Jungen dauern bis zu drei Jahren.
Während El-Niño-Ereignissen nimmt die Population dieser Tiere tendenziell ab, da sich die Meerestemperaturen erwärmen und die kälteangepassten Meereslebewesen, auf die die Seelöwen angewiesen sind, zurückgehen, was zu einem Aussterben führt. Haie und Schwertwale sind die Hauptprädatoren der Seelöwen, vor allem kleine Jungtiere sind leichte Beute. Die wachsende menschliche Bevölkerung birgt jedoch verschiedene Risiken für Unfälle und Krankheiten. Die Seelöwen haben gelernt, dass sie in der Nähe der Fischerei bessere Chancen haben, mit wenig oder gar keiner Arbeit Fische zu fangen, aber infolgedessen sind sie in größerer Gefahr durch Boote und Netzverwicklungen. Auch der Mensch hat indirekt Einfluss auf sie. Vom Menschen eingeschleppte streunende Hunde bilden Rudel und greifen Seelöwen an. Das Pestizid DDT, das in tropischen Ländern immer noch gezielt zur Malariaprophylaxe eingesetzt wird, reichert sich in der Nahrungskette an und wird in Seelöwenjungen in nahezu toxischen Konzentrationen gefunden.
Die Population der Tiere ist Schwankungen zwischen 20.000 und 50.000 Exemplaren unterworfen. Durch einen Überschuss an Sterbefällen und wegziehenden Tieren aufgrund des El-Niño-Effekts, als die Fischbestände zurückgingen, ging die Population zwischenzeitlich immer wieder zurück. Der Ausbruch eines Pockenvirus und vermehrter Stress bei der Futtersuche kam in den letzten Jahren hinzu. Inzwischen gilt die Population als erholt. Immer wieder tauchen Berichte auf über verwilderte und streunende Hunde, die junge Seelöwen auf den Galápagos gerissen haben sollen. Prädatoren der dortigen Seelöwen sind der Galapagoshai (Carcharhinus galapagensis) und der Schwertwal, wie Wunden und Narben der überlebenden Tiere sowie Filmaufnahmen belegen.
Seit 1996 werden die Galápagos-Seelöwen als bedrohte Tierart auf der Roten Liste der IUCN geführt und wird dort als endangered (stark gefährdet) eingestuft.