Wüstengoldmull
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Eremitalpa granti
Gewicht
16-32
0.6-1.1
goz
g oz 
Länge
70-85
2.8-3.3
mminch
mm inch 

Der Wüstengoldmull (Eremitalpa granti), auch Grants Goldmull genannt, ist eine Säugetierart aus der Familie der Goldmulle (Chrysochloridae). Er kommt endemisch in Afrika vor und bewohnt dort die Westküste Südafrikas sowie das südliche und westliche Küstengebiet Namibias. Sein Lebensraum sind trockene Gebiete und Wüsten, bei letzteren vor allem die Sanddünen der Namib. Wie bei allen Goldmullen ist der Körperbau an eine grabende Lebensweise angepasst. Die Vordergliedmaßen sind zu kräftigen und besonders breiten Grabklauen umgebildet, im Gegensatz zu den meisten anderen Angehörigen der Goldmulle hat der Wüstengoldmull an den Vorderpfoten neben den drei inneren Krallen eine gut entwickelte äußere, vierte Klaue. Der Körper ist rautenförmig gestaltet, ein äußerlich sichtbarer Schwanz und Ohrmuscheln fehlen, die Augen sind mit Fell bedeckt und die Schnauze trägt ein lederartiges Polster. Markant ist auch die geringe Körpergröße, womit der Wüstengoldmull zu den kleinsten Vertretern seiner Familie gehört.

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Die Lebensweise des Wüstengoldmulls ist vergleichsweise gut untersucht. Er lebt unterirdisch, kann aber wegen des sandigen Untergrunds keine dauerhaften Gänge anlegen, da das lockere Substrat zu schnell nachrieselt. Der Wüstengoldmull „schwimmt“ aus diesem Grund scheinbar im Sand knapp unterhalb der Erdoberfläche, weswegen er umgangssprachlich auch als Dünenhai bezeichnet wird. Zur Nahrungssuche begeben sich die Tiere an die Erdoberfläche, sie tauchen erst in unmittelbarer Beutenähe in den Sand ab. Das Aufspüren der Nahrung und die Orientierung in der Landschaft erfolgt über Vibrationen, die mit Hilfe vergrößerter Ohrknochen wahrgenommen werden. Die Nahrung besteht neben Termiten und zahlreichen anderen Wirbellosen teilweise auch aus Reptilien wie Skinken. Der Wüstengoldmull ist vorwiegend nachtaktiv, als Ruheplätze nutzt er tagsüber schützende Wurzeln von Pflanzen. Er lebt einzelgängerisch und ist territorial, die Reviergrößen schwanken je nach Ertrag der besiedelten Landschaft. Vieles im Verhaltensrepertoire des Wüstengoldmulles steht mit einer effizienten Energieersparnis in den kargen Wüstenregionen mit weit gestreuten Nahrungsressourcen im Zusammenhang.

Die Art wurde im Jahr 1907 eingeführt. Es sind insgesamt zwei Unterarten bekannt. Der Bestand gilt als nicht bedroht, lokale Gefährdungen entstehen durch Diamantenabbau in den Küstenschwemmsanden, durch Landwirtschaft und Tourismus.

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Aussehen

Der Wüstengoldmull gehört mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 7,6 bis 8,5 cm und einem Körpergewicht von 15 bis 30 g zu den kleinsten Vertretern der Goldmulle. Es ist ein leichter Geschlechtsdimorphismus ausgebildet mit durchschnittlich größeren Männchen und kleineren Weibchen. Wie bei allen Goldmullen ähnelt der Körperbau des Wüstengoldmulls dem der Maulwürfe, mit denen er jedoch nicht verwandt ist. Er besitzt Anpassungen an eine grabende Lebensweise, was sich unter anderem durch den rautenförmig gestalteten Körper mit äußerlich nicht sichtbaren Ohren und Schwanz ausdrückt. Das Fell ist seidig und erscheint am Rücken gelbbraun-olivfarben bis gräulich-gelb. Unter bestimmten Lichtverhältnissen weist es einen silbrigen Metallglanz auf. Zu den Seiten hin hellt es auf und ist hier mit einem intensiven Gelbton durchsetzt. Die Haare haben Längen von 7 bis 12 mm, an den Flanken bis zu 20 mm. Leithaare zeigen eine graue Basis, werden im oberen Drittel blass bräunlich-gelb und enden in einer dunkelbraunen Spitze. Die Unterseite der Tiere ist generell gräulich-braun bis rehbraun getönt. Der Vorderkopf und die Wangen sind blass gelb. Die Augen bleiben unter dem Fell verborgen. An der Nase ist ein lederiges Polster ausgebildet, das die Nasenlöcher schützt und beim Graben eingesetzt wird. Um das Nasenpolster kommen teilweise blass rosafarbene Töne vor. Die Gliedmaßen sind kräftig gebaut, sie laufen vorn in vierstrahlige Hände und hinten in fünfstrahlige Füße aus, die kräftige Krallen tragen. Die Krallen der Vordergliedmaßen sind wie bei den anderen Goldmullen auch zu Grabklauen umgebildet, diese haben im Vergleich zu den weiteren Familienvertretern aber einen deutlich breiteren Bau. Die Mittelkralle (Strahl III) ist am stärksten ausgebildet, ihre Länge beträgt 9 bis 12 mm, die basale Breite 3,7 bis 4,9 mm. Demgegenüber werden die Krallen der beiden inneren Finger kürzer, sie sind aber mit 5 bis 8 mm Länge (Strahl II) beziehungsweise 4 bis 5 mm (Strahl I) nahezu gleich lang zueinander. Im Gegensatz zu allen anderen Goldmullen ist die Kralle des äußeren, vierten Strahls gut entwickelt, sie weist eine Länge von 3 bis 4 mm und eine Breite von 2 bis 3 mm auf, wodurch sie spatelartig wirkt. Am Hinterfuß, der insgesamt 9 bis 12 mm lang wird, kommt ein verdicktes Polster vor.

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Der Schädel misst 18,6 bis 20,4 mm in der Länge und 15,5 bis 18,2 mm in der Breite. Er ist auffällig kurz und breit, die größte Breite variiert zwischen 80 und 96 % der größten Länge, was den höchsten Wert innerhalb der Goldmulle darstellt. Das Rostrum wird mit einer Gaumenweite von 35 bis 38 % der größten Schädellänge ebenfalls sehr breit. Es ist insgesamt deutlich kurz, am Vorderschädel fehlen die markanten Aufwölbungen der Stirnlinie, wie sie bei den Vertretern von Cryptochloris vorkommen. Die Jochbögen sind geschlossen, breite, nach hinten weisende Platten wie bei den Riesengoldmullen (Chrysospalax) bestehen nicht. Auffällig ist der kugelig aufgeblähte Kopf des Hammers im Mittelohr, der extrem groß wird und ein Gewicht von durchschnittlich 52 bis maximal 70 mg erreicht. Zudem ist die Knochendichte mit 2,44 g/cm³ äußerst hoch, der Wert stellt einen der höchsten für terrestrische Säugetiere dar. Abweichend von den Riesengoldmullen, die einen vergleichbar aufgeblähten Hammerkopf aufweisen, oder von den Kapgoldmullen (Chrysochloris) mit ihren keulenartig verlängerten Malleuskopf lagert dieser beim Wüstengoldmull nicht in einer äußerlich an der Schläfengrube sichtbaren knöchernen Aufwölbung, was möglicherweise auch die hohe Knochendichte verursacht. Das Gebiss setzt sich aus 40 Zähnen mit folgender Zahnformel zusammen:. Der hinterste Molar ist klein, wie die vorderen Mahlzähne aber durch ein dreihöckeriges (tricuspides) Kauflächenmuster charakterisiert. Seine Ausprägung variiert je nach Kieferhälfte. Die unteren Molaren verfügen nicht über ein Talonid (ein tiefliegender Vorsprung der Kaufläche, in den einer der Haupthöcker der oberen Molaren bei Gebissschluss greift). Der letzte Prämolar ähnelt in seinem Bau den hinteren Backenzähnen, ist also molariform. Die obere Zahnreihenlänge vom Eckzahn bis zum letzten Mahlzahn beträgt 5,2 bis 5,7 mm.

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Verteilung

Erdkunde

Kontinente
Biogeografische Bereiche

Der Wüstengoldmull lebt endemisch in Afrika. Dort kommt er in einem schmalen Streifen entlang der Südwestküste vor, etwa von St. Helena Bay in der südafrikanischen Provinz Westkap nordwärts bis Walvis Bay in Namibia. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über eine Fläche von 152.000 km². Innerhalb dieser ist die Art von insgesamt sieben Lokalitäten bekannt, deren Gesamtausdehnung 112 km² beträgt. Die Tiere bewohnen die trockenen Gebiete des Strandveld, der Sukkulent Karoo und der Namib. Sie bevorzugen sehr lockeren Untergrund, etwa die wandernden Sande von Dünen, kommen aber auch in den Senken zwischen den Dünen vor, die teilweise dichter mit Vegetation bestanden sind. Dabei darf der Untergrund dort aber nicht zu stark verfestigt sein. Häufig ist der Wüstengoldmull in Gebieten mit verstreuten Büscheln aus Süßgräsern anzutreffen wie beispielsweise der Arten Aristida sabulicola, Cladoraphis spinosa und Stipagrostis ciliata. Die Populationsdichte ist sehr gering, in einem Untersuchungsgebiet am Fluss Kuiseb südlich der Forschungsstation Gobabeb in der Namib schwankte sie in einem dokumentierten Zwölf-Jahres-Zeitraum (1984 und 1996) zwischen 0,22 und 0.014 Individuen je Hektar. Diese beträchtliche Variation über die Zeit hängt wahrscheinlich mit der örtlichen und saisonalen Niederschlagsmenge in den wüstenartigen Landschaften und damit einhergehend mit dem Nahrungsangebot und dem Pflanzenwachstum zusammen. So war die Region um Gobabeb in der Untersuchungsphase der 1980er Jahre im Jahresmittel feuchter als während der Beobachtungen eine Dekade später.

Klimazonen

Fressverhalten und Ernährung

Der Wüstengoldmull ernährt sich hauptsächlich von Insekten, er geht äußerst selektiv vor und ist stark spezialisiert. So wurde der Verzehr von Grillen und Spinnen beobachtet, ebenso wie der von Larven des Mehlkäfers und anderer Schwarzkäfer wie der Art Onymacris laeviceps. An Flussufern ist der Wüstengoldmull teilweise an Kothaufen zu finden, wo er nach Riesenkäfern sucht, von denen er aber nur das Abdomen frisst. Ebenfalls konnten kleinere Wirbeltiere als Beutetiere festgestellt werden, darunter unter anderem beinlose Skinke oder der Namibgecko. Die Analyse von 16 Mageninhalten aus Gobabeb ergab einen Anteil von 97,5 % an Termiten. Unter diesen dominierten wiederum Vertreter der Gattung Psammotermes. Der hohe Prozentsatz an Termiten ist dahingehend interessant, da diese nur 0,2 % der Biomasse in der Region ausmachen, aufgrund ihrer Sozialstruktur aber gehäuft auftreten. Der Rest der Mageninhalte bestand aus Insektenlarven, Käfern, Ameisen, Radnetzspinnen und Zottenschwänzen. Neben den Wirbellosen wurden untergeordnet auch Reste von Skinken festgestellt, deren Erbeutung aber wohl eher zufällig erfolgt, ebenso wie gewisse Pflanzenteile als „Beifang“ anzusehen sind. Der Flüssigkeitsbedarf wird vollständig über die Nahrung gedeckt, Käfer beispielsweise haben einen Wasseranteil von 50 %, bei Insektenlarven liegt der Wert bei bis zu 68 %. Zudem ist der Fettgehalt der Termiten relativ hoch. Als besondere Anpassung an die sehr trockenen Umweltbedingungen produzieren die Nieren hochkonzentriertes Urin zur Wasserersparnis, so dass nur etwa 11 % des Wassers über den Harntrakt verloren geht (im Vergleich bei in mesischen Landschaften lebenden insektenfressenden Tieren bis zu 34 %). Darüber hinaus mindert neben der niedrigen Stoffwechselrate aber auch das Leben im Untergrund einen stärkeren Wasserverlust über die Körperoberfläche.

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Die Nahrungssuche erfolgt überwiegend oberirdisch. Die Tiere bewegen sich in relativ geraden Linien zwischen verschiedenen kleineren Sandhügeln, die an Pflanzengruppen angeweht wurden und wo sich häufig die Beute konzentriert. In regelmäßigen Abständen von 3 bis 5 m stecken sie ihren Kopf in den Sand, womit sie möglicherweise seismische Signale orten, über welche die blinden Tiere die Richtung zu den Sandhaufen bestimmen. Derartige Signale können durch Wind verursachte Geräuschschwankungen zwischen Sandebene und -hügeln sein, die zur Überwindung größerer Distanzen von 20 bis 25 m zwischen den einzelnen Hügeln dienlich sind, oder durch die Beutetiere verursachte Vibrationen in unmittelbarer Nähe zu den Sandhaufen. Die Suche nach Beutetieren ist dadurch nicht willkürlich, sondern eher zielgerichtet. Zur Ortung derartig feiner Frequenzunterschiede befähigt den Wüstengoldmull der stark aufgeblähte und verdichtete Kopf des Hammers im Mittelohr. Untersuchungen zufolge kann er mit dessen Hilfe Frequenzen zwischen 48 und 300 Hz wahrnehmen, die Obergrenze liegt den Analysen zufolge bei 5,9 kHz. Erst unmittelbar an den Pflanzengruppen beginnen die Tiere nach den Beutetieren zu graben. Die so zurückgelegten Entfernungen unterhalb der Erdoberfläche sind dadurch eher kurz (16 bis 27 m) und nehmen nur wenige Prozent bis maximal ein Drittel der gesamten zurückgelegten Distanz bei der Nahrungssuche ein. Sie sind umso länger, je reichhaltiger das Nahrungsangebot ist (bei Gobabeb in den 1980er Jahren durchschnittlich 14 % der gesamten täglich zurückgelegten Wegstrecke, dem gegenüber in den 1990er Jahren durchschnittlich 1,1 %).

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Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Zur Fortpflanzung liegen insgesamt nur wenige Daten vor. Die Embryonalentwicklung entspricht weitgehend der anderer Höherer Säugetiere, zeigt aber einige primitive Merkmale. Trächtige Weibchen wurden bisher im Oktober und November beobachtet, zwei Individuen im Oktober trugen jeweils nur einen Embryo. Ansonsten besteht ein Wurf aus einem bis zwei Jungen.

POPULATION

Populationsgefährdung

Zu den bedeutendsten Fressfeinden gehören die Schleiereule und der Fleckenuhu. Für letzteren stellt der Wüstengoldmull nach Untersuchung von Gewöllen beim Sossusvlei mit einem Individuenanteil von fast einem Viertel und einem Biomasseanteil von etwa 16 % das zweitwichtigste Beutetier unter den Säugetieren dar. Für erstere liegen die entsprechenden Werte für die Region um Gobabeb bei rund einem Zehntel und 14 %. Vögel, die dem Wüstengoldmull tagsüber nachstellen, sind etwa der Schildrabe und der Helle Singhabicht (Melierax canorus). Von der Kleinfleck-Ginsterkatze und dem Schabrackenschakal ist bekannt, dass sie den Pfaden des Wüstengoldmulls folgen und einzelne Tiere möglicherweise ausgraben. Als innerer Parasit sind Kratzwürmer aus der Familie der Oligacanthorhynchidae belegt.

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Hauptbedrohung für den Bestand des Wüstengoldmulls ist der Abbau von Diamanten in den Küstensanden der südafrikanischen Provinz Nordkap und im namibischen Diamantensperrgebiet, der zu markanten Landschaftsveränderungen und zur Fragmentierung der Lebensräume an einigen Fundlokalitäten führt. Dies wird von der IUCN aber als eher regionales oder lokales Problem aufgefasst. Darüber hinaus beeinträchtigen auch die Entwicklung der Küstenregion von St. Helena Bay bis nach Lamberts Bay für den Tourismus und die landwirtschaftliche Nutzung der Küste und Täler im Hinterland von Namaqualand einzelne Habitate. Der Großteil des Verbreitungsgebietes des Wüstengoldmulls umfasst aber karge Landschaften und Wüsten, die kaum vom Menschen besiedelt werden, zudem ist die Art an mäßige Landschaftstransformationen anpassungsfähig. Ein starker Populationsrückgang wird daher nicht angenommen, eventuell ist der Wüstengoldmull auch weiter verbreitet, als es die bisherige Datenlage vermuten lässt. Die IUCN stuft die Art daher als „nicht gefährdet“ (least concern) ein. Sie ist in mehreren Naturschutzgebieten wie dem Namaqua-Nationalpark in Südafrika oder dem Namib-Skelettküste-Nationalpark in Namibia vertreten.

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Referenzen

1. Wüstengoldmull artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCstengoldmull
2. Wüstengoldmull auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/7994/21283661

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