Stuhlmanns Goldmull
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Chrysochloris stuhlmanni

Stuhlmanns Goldmull (Chrysochloris stuhlmanni) ist eine Art der Goldmulle, die im östlichen und zentralen Afrika vorkommt. Das Verbreitungsgebiet verteilt sich dabei auf mehrere Lokalitäten in gebirgigen Regionen. Die Tiere bewohnen Wälder und Graslandschaften in Höhen von meist 1700 bis 3500 m. Voraussetzungen für ihre Anwesenheit sind lockere Böden und eine genügende Menge an Nahrung. Diese besteht überwiegend aus Wirbellosen wie Regenwürmer und Insekten. Stuhlmanns Goldmull lebt nachtaktiv und gräbt unterirdische Gänge, die ein verzweigtes Tunnelsystem bilden. Dabei sind die Tiere mit ihrem spindelförmigen Körper, dem äußerlich sichtbare Ohren sowie ein Schwanz fehlen, und den kräftigen Vorderbeinen mit großen Grabklauen gut an eine grabende Lebensweise angepasst. Über die Fortpflanzung ist kaum etwas bekannt. Die Art wurde 1894 wissenschaftlich eingeführt, über ihre genaue systematische Stellung wurde lange Zeit diskutiert. Der Gesamtbestand gilt als nicht bedroht.

Aussehen

Stuhlmanns Goldmull ist ein mittelgroßer Vertreter der Goldmulle. Die Vermessung von neun Museumsexemplaren aus dem gesamten Verbreitungsgebiet ergab eine Kopf-Rumpf-Länge von 10,3 bis 12,3 cm und ein Körpergewicht von 42 g (ein Individuum). Mehr als ein Dutzend untersuchte Individuen aus den Cherangani-Bergen in Kenia wiesen Gesamtlängen von 10,5 bis 14,0 cm und ein Gewicht von 48 bis 65 g (vier Individuen) auf, für vier Tiere aus dem Ruwenzori-Gebirge in Uganda lagen die entsprechenden Werte bei 12,3 bis 14,8 cm und 65 bis 81 g. Ein ausgeprägter Sexualdimorphismus ist aufgrund der nur geringen Anzahl an untersuchten Individuen nicht zu erkennen. Der Körper zeichnet sich wie bei den meisten Goldmullen durch eine spindelförmige Gestalt aus, äußerlich sichtbare Ohren und ein Schwanz fehlen. Das Fell variiert regional in seiner Färbung, an Rücken reicht es von schwarzbraun über trübe braun bis hin zu grau- oder rehbraun, teilweise ist ein silbriger Glanz ausgebildet. Die Unterseite zeigt sich zumeist etwas heller, manchmal ist ein rötlich brauner Einschlag erkennbar. Maul und Wangen charakterisieren weißliche oder rötlich braune Flecke, die sich oberhalb der Lippen treffen. Das ledrige Nasenpolster wird etwa 7 mm breit und 3 mm hoch. Die Gliedmaßen haben einen kräftigen Bau, die Hände verfügen über vier, die Füße über fünf Strahlen. Die Krallen der Vorderfüße sind zu Grabklauen umgestaltet, die des Mittelstrahls (Strahl III) erreicht eine Länge von 11 mm bei einer basalen Breite von 3,0 bis 4,2 mm. Am zweiten Strahl haftet eine 8 mm lange Kralle, die des Innenstrahls ist etwa halb so lang. Der vierte Strahl zeichnet sich durch eine stark reduzierte Kralle aus. Die Länge des Hinterfußes beträgt 10 bis 12 mm.

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Der Schädel misst zwischen 24,1 und 28,3 mm in der Länge und zwischen 14,3 und 17,3 mm in der Breite. Im Vergleich zum Kap-Goldmull (Chrysochloris asiatica) ist er deutlich länger und schmaler und ähnelt in seinen Proportionen den Schädeln der Kupfergoldmulle (Amblysomus). Die größte Schädelbreite erreicht etwa 57 bis 65 % der größten Schädellänge, die Schnauze ist ebenfalls schmal und weist eine Gaumenweite von 26 bis 27 % der größten Schädellänge auf. Abweichend von den Kupfergoldmullen und entsprechend dem Kap-Goldmull erhebt sich an der Schläfengrube eine knöcherne Wölbung, die den keulenartig verlängerten Kopf des Hammers aufnimmt. Das Gebiss besteht aus 40 Zähnen, die Zahnformel lautet:. Der hinterste, dritte Molar ist verkleinert, wie die vorderen Mahlzähne verfügt er aber über ein dreihöckeriges (tricuspides) Kauflächenmuster. An den unteren Molaren tritt ein gut entwickeltes Talonid auf, das aber manchmal durch starke Abnutzung unscheinbar wird. Die Länge der oberen Zahnreihe vom Eckzahn bis zum letzten Molar beträgt zwischen 5,8 und 7,4 mm.

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Verteilung

Erdkunde

Stuhlmanns Goldmull kommt endemisch in Afrika vor, als einer der wenigen Angehörigen der Goldmulle bewohnt er die östlichen und zentralen Teile des Kontinents. Die Gesamtfläche des Verbreitungsgebietes wird mit 4,04 Millionen Quadratkilometer angegeben, das tatsächliche Vorkommen beschränkt sich aber auf nur einige wenige bekannte Lokalitäten. Diese befinden sich vor allem in den Bergregionen, etwa im Uluguru-Gebirge in Tansania, in den Cherangani-Bergen in Kenia, im Ruwenzori-Gebirge entlang der Grenze von Uganda und der Demokratischen Republik Kongo, am Mount Elgon in Uganda und am Berg Oku in Kamerun. Die Herkunftshinweise einiger Museumsexemplare lassen eine Verbreitung von Stuhlmanns Goldmull bis in das nördliche Angola annehmen. Die Höhenverteilung reicht in der Regel von etwa 1700 bis 3500 m über dem Meeresspiegel, im Ruwenzori-Gebirge wurden Tiere in 3960, 4020 und 4330 m Höhe nachgewiesen, während dort besonders niedrige Nachweispunkte bei 950 m Höhe liegen. Das Verbreitungsgebiet verteilt sich auf die östlichen und nördlichen Regenwald-Savannen-Übergangszonen und Teile der Sambesi-Waldlandzone. Stuhlmanns Goldmull bevorzugt durchlässige und lockere Böden, in den Cherangani Bergen ist er besonders häufig in Arealen mit Bambusdickichten oder Heidekrautgewächsen bestehend aus Stoebe- und Cliffortia-Vegetationsgemeinschaften verbreitet. Zudem kommt er auch in Waldlandschaften vor, die von Steineiben- oder Kosobaum-Johanniskraut-Pflanzengemeinschaften dominiert sind. Die Pflanzendecke darf allerdings nicht allzu dicht sein, eine entsprechende Laubfallschicht ist dagegen dienlich. Am Mount Elgon und im Ruwenzori-Gebirge tritt die Art darüber hinaus in Graslandschaften auf, teilweise auch in sumpfigem Gelände. Neben dem lockeren Untergrund ist das Vorkommen von ausreichend Nahrung eine Grundvoraussetzung für die Anwesenheit der Tiere, was wiederum mit der Qualität der Böden zusammenhängt. In den Cherangani-Bergen beispielsweise herrschen quarzitreiche Böden vor. Die Regionen südlich davon, in denen Stuhlmanns Goldmull nicht nachgewiesen ist, haben zwar einen vergleichbaren Bewuchs, werden aber durch lateritische Böden charakterisiert und halten dadurch weniger zuträgliche Nahrung bereit. Die Tiere meiden Plantagen mit eher exotischen Pflanzen. Sie können lokal recht häufig auftreten, es können aber keine quantitativen Angaben gemacht werden.

Stuhlmanns Goldmull Lebensraum-Karte
Stuhlmanns Goldmull Lebensraum-Karte
Stuhlmanns Goldmull
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Gewohnheiten und Lebensstil

Stuhlmanns Goldmull ist hauptsächlich nachtaktiv und lebt unterirdisch, in Wäldern hält er sich teilweise auch in dicken Laubfallschichten auf. Er gräbt oberflächennahe Tunnel, die nur rund 4 cm unter der Erdoberfläche verlaufen und mitunter 100 m lang werden können. Aufgrund der geringen Tiefe sind sie am Erdboden als schmale Rippeln erkennbar, größere Auswurfhügel werden nur gelegentlich angelegt. In den Landschaften mit Bambusbewuchs sind diese Tunnel sehr komplex und bestehen aus zahlreichen, miteinander verbundenen und verzweigten Gängen im Wurzelbereich von Bambuspflanzengruppen. Höchstwahrscheinlich befinden sich hier auch die Nahrungsstellen. Die einzelnen Tunnelsysteme unter solchen Bambusansammlungen sind durch nahezu gerade verlaufende, unverzweigte Gänge miteinander verbunden. Einen ähnlichen Aufbau haben die Tunnelsysteme in den Waldlandschaften, sie stehen hier aber auch mit umgefallenen Bäumen oder Buschwerk in Verbindung. Dagegen haben die Gänge in Graslandschaften einen eher regelmäßigen Verlauf. In Sumpflandschaften wie im Ruwenzori-Gebirge werden Tunnelsysteme in kleinen Hügeln aus Torfmoosen eingegraben. Solche Hügel erreichen Höhen von bis zu 60 cm und sind von Frauenmantel-Sträuchern bewachsen. Auch hier besteht ein dichtes Netz an verzweigten Gängen, die mitunter in kleinen Kammern von 15 cm Durchmesser enden. Die Kammern verfügen nicht über einen zusätzlichen Nesteinbau aus Pflanzen. Zwischen den Hügeln verlaufen ebenfalls Verbindungsgänge, von denen manchmal ein kurzer Gang nach unten abzweigt, der zu einer runden, 6 bis 8 cm durchmessenden Kammer führt und dabei bis zu 15 cm tief in den festeren Boden im Untergrund eindringt.

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Über das Sozialsystem der Tiere ist wenig bekannt, allgemein gelten sie als einzelgängerisch. Gelegentlich wurden in den Cherangani-Bergen in kurzen Abständen mehrere Individuen in einem Tunnel beobachtet. Unklar ist, ob es sich hierbei um ein Muttertier mit ihrem nahezu ausgewachsenen Nachwuchs oder um einen Nachnutzer eines kürzlich verlassenen Tunnels handelt. Als einzige bekannte Lautäußerung ist ein Zischen dokumentiert, das dem der Puffotter ähnelt und möglicherweise bei Bedrängnis ausgestoßen wird.

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Lebensstil

Fressverhalten und Ernährung

Die Nahrung von Stuhlmanns Goldmull setzt sich zum größten Teil aus Wirbellosen zusammen. Es dominieren vor allem Regenwürmer sowie Insekten und deren Larven. Bei letzteren werden wiederum Schnaken bevorzugt. In geringerem Umfang fressen die Tiere auch Tausendfüßer, Weichtiere oder kleine Krebstiere wie Asseln. Analysen von Mageninhalten von acht Individuen aus den Cherangani-Berge ergaben, dass alle zerkaute Teile von Regenwürmern enthielten, in der Hälfte der Mageninhalte wurden Insektenlarven und in rund 12 % Reste von ausgewachsenen Insekten nachgewiesen. Dem gegenüber erwies sich der Anteil von Regenwürmern im Vergleich zu dem der Insekten bei analysierten Mageninhalten von zwei Tieren aus dem Ruwenzori-Gebirge als geringer.

Paarungsgewohnheiten

Trächtige Weibchen wurden bisher nur im Juli beobachtet. Alle enthielten nur jeweils einen Embryo im linken Horn des Uterus. Die Dauer der Tragzeit ist unbekannt, Neugeborene kommen als Nesthocker zur Welt und sind haarlos. Sie verbleiben für zwei bis drei Monate beim Muttertier.

POPULATION

Populationsgefährdung

Der Jagddruck durch Beutegreifer auf Stuhlmanns Goldmull scheint gering zu sein und die Verbreitung nicht zu beeinflussen. Zu den äußeren Parasiten zählen Flöhe wie Xiphiopsylla und Ctenophthalmus, des Weiteren auch Milben wie Chrysochlorolaelaps und Schizocoptes. Als innere Parasiten treten Fadenwürmer in Erscheinung.

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Die IUCN sieht den Bestand von Stuhlmanns Goldmull aufgrund der weiten Verbreitung, der angenommenen großen Population und der Bevorzugung von gebirgigen Habitaten mit geringer Beeinflussung durch den Menschen als „nicht gefährdet“ (least concern) an. Größere Bedrohungen sind nicht bekannt, einzelne Beeinträchtigungen beschränken sich möglicherweise auf die Randgebiete menschlicher Siedlungen. Da die Tiere zudem überweidete Gebiete meiden, besteht kaum Konfliktpotential mit Zuchtvieh. Die Art ist in zahlreichen Schutzgebieten präsent.

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Referenzen

1. Stuhlmanns Goldmull artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Stuhlmanns_Goldmull
2. Stuhlmanns Goldmull auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/40601/21288271

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