Etendeka-Kurzohrrüsselspringer

Etendeka-Kurzohrrüsselspringer

Etendeka-rundohr-elefantenspitzmaus

Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Macroscelides micus

Der Etendeka-Kurzohrrüsselspringer (Macroscelides micus), auch Etendeka-Rundohr-Elefantenspitzmaus genannt, ist eine Säugetierart aus der Gattung Macroscelides, die in die Ordnung der Rüsselspringer (Macroscelidea) gehört. Innerhalb der Rüsselspringer stellt die Art den bisher kleinsten Vertreter dar. Sie kommt endemisch im nordwestlichen Namibia vor und bewohnt dort karge, geröllreiche Landschaften in mittleren Höhenlagen. Entdeckt wurde sie erst 2006, die wissenschaftliche Erstbeschreibung erfolgte im Jahr 2014. Insgesamt ist der Etendeka-Kurzohrrüsselspringer bisher nur von rund drei Dutzend Exemplaren bekannt. Über die Lebensweise liegen kaum Daten vor, die Tiere sind strikt nachtaktiv, nutzen vergleichsweise große Aktionsräume und verbringen die Tageshitze unter Felsblöcken. Der Bestand gilt als nicht bedroht.

Aussehen

Der Etendeka-Kurzohrrüsselspringer ist das kleinste Mitglied der Rüsselspringer und erreicht eine Gesamtlänge von 17,0 bis 19,5 cm, davon entfallen 8,3 bis 9,7 cm auf den Schwanz. Das Gewicht variiert zwischen 22,3 und 31,3 g. Wie alle Vertreter der Gattung Macroscelides zeichnet er sich durch einen runden Körper, einen runden Kopf, lange sowie schlanke Gliedmaßen und einen langen Schwanz aus, der etwa die Länge des übrigen Körpers erreicht. Als markantes Merkmal treten auf der Unterseite des Schwanzes Duftdrüsen auf, die durchschnittlich 29,5 mm lang sind und so fast ein Drittel der Schwanzlänge einnehmen. Damit sind sie auffällig größer als bei den anderen Vertretern von Macroscelides. Den Kopf charakterisiert die typisch rüsselartig lange und flexible Nase, die mehrere Millimeter nach vorn ragt. Der Rüssel ist mit Ausnahme des Bereichs um die Nasenlöcher mit kurzen, feinen Haaren bedeckt. Die Zunge kann aufgrund ihrer Länge bis mehrere Millimeter vor die Nasenspitze ausgestreckt werden. Die Augen sind verhältnismäßig kleiner als bei den beiden anderen Arten der Gattung. Die Ohren ragen abweichend von diesen nicht über den Kopf hinaus und sind damit niedriger. Ihre Länge liegt bei 17 bis 28 mm, der obere Rand ist deutlich gerundeter, zudem besitzen sie auf der Hinterseite eine auffällig tiefe Einbuchtung. Auf der Innenseite der Ohrmuschel wachsen spärliche, kurze und rostfarbene Haare, ebenso wie auf dem Rand, wodurch die rosafarbene Haut sichtbar ist. Die Haut zeigt im Unterschied zu den anderen Macroscelides-Vertretern keine dunkle Pigmentierung und ist dadurch charakteristisch heller. Das Körperfell erscheint dicht und weich. Auf dem Rücken besitzt es eine hellgraue Färbung, durchsetzt mit einer rostbraunen Tönung. Die Haare hier erreichen rund 10 mm Länge und sind an der Basis dunkler als an der Spitze. Das Bauchfell kennzeichnet ein weißlicher Farbton, es erstreckt sich vom Kinn bis zum Gesäß, zieht zudem teilweise an den Körperseiten hoch und bedeckt zusätzlich die oberen Beinabschnitte. Beidseitig der Afteröffnung befindet sich aber jeweils ein rostfarbener Fleck. Die Haare am Bauch sind mit 7 mm Länge etwas kürzer als am Rücken. Der Schwanz ist insgesamt spärlich behaart, die Fellbedeckung nimmt aber im hinteren Teil zu, sodass das Schwanzende buschig wirkt. Die Länge der gleichfalls rostfarben Haare beträgt hier nur 4 bis 5 mm. Die Schwanzwurzel zeigt sich dagegen haarlos. Die Fußoberseiten sind ebenso nur spärlich behaart, die Sohlen aber nackt. Der Hinterfuß weist Längen von 27,5 bis 30,5 mm auf.

Verteilung

Erdkunde

Kontinente
Länder
Biogeografische Bereiche

Das Verbreitungsgebiet des Etendeka-Kurzohrrüsselspringers ist auf die Region Kunene im Nordwesten Namibias beschränkt. Dabei kommt die Art in der sogenannten Etendeka Ignaeus Province vor, einer von vulkanischen Gesteinen geprägten Landschaft, die vor rund 133 Millionen Jahren entstand. Die ersten Nachweise des Etendeka-Kurzohrrüsselspringers erfolgten vom zentralen und östlichen Teil des Etendeka-Plateaus und am Awahab, einem Zeugenberg, der vom Etendeka-Plateau durch den Fluss Huab getrennt ist. Die Berge erreichen Höhen bis zu 1400 m, in beiden Fundregionen kommen die Tiere aber in niedrigeren Höhenlagen von 340 bis 860 m vor, wo sie Geröllhänge besiedeln. Die Landschaft ist durch wüstenartig trockenes Klima geprägt mit 50 bis 100 mm Jahresniederschlag und besteht aus einer spärlichen, locker verbreiteten Vegetation aus Staudengräsern, niedrigen, maximal 30 cm hohen Büschen und einzelnen Kräutern. Die Ausdehnung des zu diesem Zeitpunkt bekannten bewohnten Areals lag bei 700 km², aufgrund der Landschaftsbeschaffenheit wird aber eine besiedelte Fläche von bis zu 3000 km² vermutet. Untersuchungen im Oktober 2013 führten zum Nachweis der Art auch in den rund 40 km südlich gelegenen Gobobosebbergen, die ebenfalls zur Etendeka Igneous Province gehören. Darüber hinaus konnte sie im westlichsten und nördlichsten Teil des Etendeka-Plateaus beobachtet werden, ersterer Bereich liegt innerhalb des Skelettküsten-Nationalparks. Die drei neuen Fundpunkte erweitern das Verbreitungsgebiet des Etendeka-Kurzohrrüsselspringers substanziell, die Höhenverteilung entspricht den vorangegangenen Sichtungen. Im gleichen Gebiet kommt sympatrisch der Namib-Kurzohrrüsselspringer (Macroscelides flavicaudatus) vor, bewohnt aber andere Mikrohabitate.

Etendeka-Kurzohrrüsselspringer Lebensraum-Karte
Etendeka-Kurzohrrüsselspringer Lebensraum-Karte
Etendeka-Kurzohrrüsselspringer
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Gewohnheiten und Lebensstil

Über die Lebensweise des Etendeka-Kurzohrrüsselspringers liegen kaum Daten vor, bisher wurde die Art nur über rund drei Dutzend Individuen bekannt, 16 Individuen davon bildeten die Basis für die Erstbeschreibung. Von den bisher beobachteten Weibchen waren zwei trächtig (Februar und November) und eines gab Milch (Mai). Die Wurfgröße besteht aus zwei Neugeborenen. Von den ersten 16 Individuen wurden jeweils drei Paare in unmittelbarer Nähe zueinander gefunden, zwei davon umfassten Männchen und Weibchen, das dritte war ein Muttertier mit Jungen. Nach Untersuchungen in den Gobobosebbergen unterhalten die einzelnen Individuen Aktionsräume von 7,2 bis 22,8 ha Größe (durchschnittlich 14,9 ha). Die räumliche Ausdehnung liegt bei durchschnittlich 425 m, in einem Extremfall betrug sie 1,5 km. Die Größe der Reviere übertrifft die der Rüsselspringer in dichter bewachsenen Landschaften deutlich. Daten zur Überlappung liegen bisher nicht vor. Die Tiere sind strikt nachtaktiv und beginnen ihre Aktivitäten zwischen 19:15 und 20:15 Uhr. Die mittels Radiotransmitter übermittelten Bewegungsprofile geben Hinweise, dass die frühen Nachtstunden intensiver genutzt werden als die späteren. Den Tag verbringen die Tiere unter Felsblöcken oder Steinen. Die einzelnen Unterschlüpfe liegen innerhalb der Aktionsräume zwischen 3 und 30 m auseinander. Sie werden nicht speziell hergerichtet, ausgegraben oder mit Pflanzenmaterial bestreut, was dem Verhalten der anderen Vertreter von Macroscelides oder der Elefantenspitzmäuse (Elephantulus) entspricht. Jedes Individuum benutzt einen eigenen Unterschlupf, der täglich gewechselt wird. Nur selten verbringt ein Tier mehrere Tage hintereinander in einem Versteck. Auffälligerweise befinden sich die Eingänge auf der zur Mittagssonne entgegensetzten Seite. Dadurch entgehen die Tiere der hohen Sonneneinstrahlung zur Mittagszeit, was Energie bei der Thermoregulation spart. Teilweise fallen sie auch in einen Torpor. Unter Umständen dienen auch Büsche wie der Stinkbusch als Versteck, entsprechend große Pflanzen sind aber eher selten im Verbreitungsgebiet. Bisher konnte kein Nachweis erbracht werden, dass der Etendeka-Kurzohrrüsselspringer Pfade anlegt, wie es vom sympatrisch auftretenden Namib-Kurzohrrüsselspringer bekannt ist, dessen langen und weitgehend gerade verlaufenden Wege und Pfade die einzelnen Unterschlupfe und Aktivitätsgebiete in der steinigen Landschaft verbinden. Es wird aber vermutet, dass der Etendeka-Kurzohrrüsselspringer traditionelle Pfade nutzt, die sich jedoch in dem felsigen Untergrund kaum abzeichnen. An einzelnen Individuen konnten Zecken und Milben beobachtet werden. Als potentieller Fressfeind tritt der Kapfuchs in Erscheinung.

Lebensstil

Paarungsgewohnheiten

POPULATION

Populationsgefährdung

Der Etendeka-Kurzohrrüsselspringer ist nach bisheriger Erkenntnis eher selten und endemisch verbreitet, was möglicherweise Einfluss auf den Bestand hat. In der Region sind menschliche Eingriffe aber sehr selten und beschränken sich auf von Wildjägern und Touristen stärker frequentierte Gebiete. In Zukunft könnten aber auch Faktoren wie eine zunehmende Desertifikation durch Weidewirtschaft eine Rolle spielen. Die IUCN und die ihr angehörende Afrotheria Specialist Group gehen davon aus, dass die Population derzeit „nicht gefährdet“ (least concern) ist. Die Art ist in lokalen Schutzgebieten präsent.

Referenzen

1. Etendeka-Kurzohrrüsselspringer artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Etendeka-Kurzohrr%C3%BCsselspringer
2. Etendeka-Kurzohrrüsselspringer auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/45434566/45436004

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