Das Walross (Odobenus rosmarus; frühere Synonyme: Trichechus rosmarus und Rosmarus arcticus) ist eine Robbenart, die in den kalten Meeren der Nordhalbkugel vorkommt.Zwei Unterarten, das Atlantische (O. r. rosmarus) und das etwas größere Pazifische Walross (O. r. divergens), werden unterschieden. Das Walross gehört zur Ordnung der Raubtiere und ist die einzige Art in der Familie der Walrosse (Odobenidae).
Der zoologische Name Odobenus ist aus griechisch ὀδούς odous, deutsch ‚Zahn‘, und βαίνω bainō, deutsch ‚gehen‘, abgeleitet und rührt von der Beobachtung her, dass Walrosse sich an Land mit ihren Stoßzähnen vorwärts ziehen. Er wurde 1762 von Mathurin-Jacques Brisson in seinem Werk Le regnum animale vergeben, während der ursprüngliche Artname Phoca rosmarus auf den schwedischen Naturforscher Carl von Linné zurückgeht, der Walrosse in seinem Werk Systema naturae noch zu den Echten Hundsrobben zählte.
Das Epitheton der pazifischen Unterart divergens (auseinanderlaufend) kommt aus dem lateinischen und bezieht sich auf die Stoßzähne.
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TagaktivFl
FleischfresserWe
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Tiere der Provinz KanadaWalrossbullen werden etwa dreieinhalb Meter lang, die Kühe hingegen drei Meter; das Gewicht eines Männchens kann 1200 Kilogramm übertreffen, Weibchen wiegen je nach Unterart zwischen 600 und 800 Kilogramm. Walrosse können bis zu 40 Jahre alt werden.
Der plumpe Körper der Walrosse wirkt zwar aus der Entfernung kahl, ist aber von einem etwa einen Zentimeter kurzen, stoppeligen Haarkleid bedeckt, das mit zunehmendem Alter dünner wird. Die Haut ist mit etwa vier Zentimetern extrem dick und faltig; darunter befindet sich eine fünf bis acht Zentimeter dicke Fettschicht. Sie schützt die Tiere vor Kälte und Verletzungen durch scharfe Eiskanten oder spitze Steine. Bei erwachsenen Männchen ist sie an Nacken und Schultern nochmals verstärkt und dient hier wohl zusätzlich dem Schutz vor Verletzungen bei Rangkämpfen unter den Männchen. Bei der Geburt haben Walrosse eine kräftig rotbraune Farbe, im Alter werden sie immer blasser und sind schließlich gelblich-braun. An der Farbe eines Walrosses kann man daher sein Alter abschätzen. Brust- und Bauchregion sind in der Regel dunkler als die Rückengegend; die Flossen sind bei den Neugeborenen dunkelgrau, nehmen aber mit der Zeit eine bleichere Farbe an.
Meistens leben Walrosse auf dem Treibeis der Arktis. Im Winter ziehen sie südwärts, um dem Packeis auszuweichen, verlassen aber die polaren Breiten in der Regel nicht. Es gibt vier voneinander getrennte Populationen:
Die atlantischen Walrosse zeichnen sich durch kürzere Stoßzähne und einen etwas anders proportionierten Kopf mit breiterem Hinterhaupt und schmalerem Gesichtsschädel aus.
Fast immer bleiben die Tiere in flachen Küstengewässern, nahe an den Kontinentalabhängen oder an Packeisflächen. Obwohl sie sich meist nicht tiefer als etwa 80 Meter begeben, sind in Einzelfällen Tauchtiefen von bis zu 180 Metern nachgewiesen.
Bleibt der Mensch außerhalb der Fluchtdistanz des Walrosses, beobachtet es ihn zwar neugierig, ist für gewöhnlich aber wenig beunruhigt. Kommt ihm der Mensch (z. B. im Boot) allerdings zu nahe, zieht sich das Walross in der Regel von der Lagerstatt auf der Eisscholle ins schützende Wasser zurück und taucht für kurze Zeit unter. In Einzelfällen kann es allerdings auch zu Angriffen auf den Menschen kommen. Vor allem kleinere Boote wie Kajaks werden gelegentlich von aggressiven Bullen umgestoßen und die Insassen (nicht selten mit Todesfolge) attackiert. Der Ethnologe und Anthropologe Barry Lopez erzählt sogar von einem Walrossbullen, der einen Menschen auf einer Eisscholle angegriffen habe. Eine Walross-Kuh zerstörte ein Landeboot der russischen Marine, vermutlich um ihre Jungen zu schützen.
Walrosse ernähren sich unter Wasser und können bis zu 30 Minuten lang tauchen. Sie fangen gelegentlich Fische, leben aber vorwiegend von Muscheln, besonders der Gattungen Mya, Cardium und Clinocardium, von Schnecken, Krebstieren wie Garnelen oder Krabben, Tintenfischen, Seegurken, Manteltieren und Würmern wie Vielborstern (Polychaeta) oder Priapswürmern (Priapulida). Bei der Suche nach im Meeresboden lebenden Organismen müssen sie diesen aufwühlen. Dazu setzen sie hauptsächlich ihre rechte Flosse ein (66 %), die linke weitaus seltener (4 %). Sie machen auch von ihrer Schnauze (29 %) und in manchen Fällen von einem selbsterzeugten Wasserstrahl, den sie auf den Meeresboden richten, Gebrauch (1 %). Die Stoßzähne kommen bei der Nahrungssuche nicht zum Einsatz.
Muscheln und Schnecken werden entweder zwischen den Vorderflossen oder durch festes Aufeinanderdrücken der Lippen geknackt. Aus Mageninhalten lässt sich schließen, dass ein Walross mehr als 50 Kilogramm Nahrung zu sich nehmen kann.
Obwohl Kleintiere die Hauptnahrung ausmachen, überwältigt das Walross manchmal auch sehr große Beute. Vor allem andere Robben fallen gelegentlich einem Walross zum Opfer, aber auch Angriffe auf Seevögel wurden schon in seltenen Fällen beobachtet; dazu kommt frisches Aas. Jagd auf Robben machen fast ausschließlich männliche Tiere, die einzelgängerisch leben. In manchen Fällen kam es auch zu Kannibalismus, wobei ein altes Tier neugeborene Walrosse fraß.
Die Paarung findet zwischen Januar und Februar wahrscheinlich im Wasser statt. Nach der Befruchtung bleibt das Ei zuerst über vier bis fünf Monate dormant (Eiruhe, d. h., es entwickelt sich nicht weiter), bevor die elfmonatige eigentliche Tragzeit beginnt. Die Geburt findet in der Regel also im Mai des übernächsten Jahres statt, so dass sich ein zweijähriger Fortpflanzungsrhythmus ergibt, der sich bei älteren Kühen zunehmend verlängern kann. Jede trächtige Kuh bringt nur ein Kalb zur Welt; Zwillingsgeburten sind extrem selten. Die geringe Geburten- und Nachkommenzahl führt dazu, dass Walrosse eine selbst für Säugetiere extrem niedrige Fortpflanzungsrate haben und daher Populationsrückgänge nur über lange Zeiträume hinweg wieder ausgleichen können.
Die Kälber sind bei der Geburt knapp einen Meter lang, wiegen etwa 50 Kilogramm und können sofort schwimmen. Die ersten sechs Monate werden sie nur durch die Muttermilch ernährt, danach wird die Nahrung zunehmend durch andere Bestandteile ergänzt. Nach zwei Jahren werden die Jungtiere entwöhnt, bleiben aber noch ein bis drei weitere Jahre bei dem Muttertier. Weibchen werden mit vier bis zehn, durchschnittlich aber etwa sechs Jahren geschlechtsreif, Männchen erreichen die physiologische Geschlechtsreife mit neun bis zehn Jahren. Sie sind aber erst mit etwa fünfzehn Jahren in der Lage, sich im Konkurrenzkampf gegen Artgenossen durchzusetzen und tatsächlich Zugang zu Weibchen zu erhalten, ein Zustand, den man als soziale Geschlechtsreife bezeichnet.
Der Mensch ist eine Bedrohung, denn er jagt sie wegen ihrer Felle, Knochen, Stoßzähne und ihres Öls. Auch die Wasserverschmutzung stellt in bestimmten Gebieten eine Bedrohung dar. Potenzielle Bedrohungen sind der Klimawandel und die globale Erwärmung, die zu Veränderungen und dem Verlust geeigneter Lebensräume führen, sowie die Zunahme der Schifffahrt und die Erschließung von Öl- und Gasfeldern.
Laut IUCN ist die Gesamtpopulation des Walrosses wahrscheinlich größer als 225.000 Individuen und umfasst etwa 25.000 atlantische Walrosse und 200.000 pazifische Walrosse. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als gefährdet (VU) eingestuft.
Walrosse gelten als eine "Schlüsselart" in den arktischen Meeresregionen. Sie ernähren sich von einer großen Anzahl von Organismen und ihre Nahrungssuche hat einen großen peripheren Einfluss auf die benthischen Gemeinschaften. Bei der Nahrungssuche stören Walrosse den Meeresboden und geben Nährstoffe in die Wassersäule ab. Auf diese Weise fördern sie die Durchmischung und Bewegung vieler Organismen und vergrößern die Uneinheitlichkeit des Benthos.