Weißbauchseeadler
Reich
Stamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Haliaeetus leucogaster
Populationsgrösse
1,000-10,000
Lebensdauer
30 years
Gewicht
1.8-4.5
4-9.9
kglbs
kg lbs 
Länge
66-90
26-35.4
cminch
cm inch 
Spannweite
1.8-2.2
5.9-7.2
mft
m ft 

Der Weißbauchseeadler (Haliaeetus leucogaster) ist ein im indomalayischen und australasiatischen Raum weit verbreiteter Greifvogel aus der Familie der Habichtartigen (Accipitridae). Mit bis zu 85 Zentimetern Körperlänge erreicht er fast die Größe des Seeadlers (Haliaeetus albicilla), ist aber insgesamt schlanker und im Mittel bedeutend leichter als dieser. Trotz des weiten Verbreitungsgebietes werden keine Subspecies unterschieden. Der Salomonenseeadler (Haliaeetus sanfordi) ist eine Schwesternspecies des Weißbauchseeadlers.

Aussehen

Im Adultkleid ist der Weißbauchseeadler unverwechselbar. Kopf, Hals, der Vorderrücken sowie die gesamte Unterseite des Vogels sind reinweiß. Ebenso gefärbt sind die Gefiederpartien an den Unterschenkeln (Hosen), sowie die oberen Deckfedern am Schwanzansatz. Die Oberseite des sitzenden Vogel ist bis auf die beschriebenen Bereiche schiefergrau, alle Schwungfedern sind schwarz. Der Schnabel des erwachsenen Weißbauchseeadlers ist an der Schnabelspitze schwarz und wird zum Schnabelansatz heller. Der Fuß ist nicht befiedert und blassgrau gefärbt, die Krallen sind schwarz. Im Flug wirkt ein voll ausgefärbter Weißbauchseeadler bis auf die schwarzen Schwungfedern, die scharf mit dem übrigen Weiß der Flügel kontrastieren, weiß. Auch der keilförmige Schwanz ist bis auf zwei schwarze seitliche Abzeichen im oberen Schwanzdrittel weiß.

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Sowohl Juvenil- als auch Subadultgefieder unterscheiden sich vom Adultkleid wesentlich. Die reinweißen Gefiederteile des adulten Vogels sind bei juvenilen und subadulten Individuen blass rötlichbraun und weisen eine deutliche dunkle Längsstrichelung auf, die von Jahr zu Jahr mehr ins Weiße wechselt. Ab dem dritten Lebensjahr wird die Weißfärbung des Schwanzes vorherrschend, auch die Kopf und Nackenpartie ist ab diesem Lebensjahr vornehmlich cremeweiß. Die Oberseite der Jungvögel ist dunkelbraun und nimmt ab dem dritten Lebensjahr die schiefergraue Färbung der erwachsenen Weißbauchseeadler an. Im Flug wirken Jungvögel cremefarben ohne starke Farbkontraste. Der 20 bis 26 cm lange Schwanz (Stoß) endet in einem dunklen Subterminalband. Frühestens mit fünf Jahren zeigen Weißbauchseeadler das Adultgefieder.

In der Gefiederfärbung unterscheiden sich die Geschlechter nicht, wohl aber in der Größe und im Gewicht. Die Weibchen werden etwa 20 Prozent größer und schwerer als die Männchen. Sehr große Weibchen erreichen eine Spannweite von fast 220 Zentimetern bei einem Gewicht von annähernd vier Kilogramm.

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Verteilung

Erdkunde

Der Weißbauchseeadler ist in den Küstengebieten des indomalayischen und australasiatischen Raumes verbreitet, wo er außer auf dem Festland auf den meisten Inseln dieses Gebietes vorkommt. Stellenweise ist er in seinem Verbreitungsgebiet nicht selten. Neuerdings werden Bestandsrückgänge aus Thailand und anderen Gebieten Südostasiens gemeldet.

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Er besiedelt vor allem Küstengebiete und das küstennahe Hinterland. Die größten Bestandsdichten werden in Mangrovenwäldern an gezeitenbeeinflussten Flussmündungen beobachtet. Gelegentlich bewohnt er auch Lebensräume entlang großer Ströme sowie die Ufer von Seen. Seine Hauptverbreitung liegt vertikal hauptsächlich auf Meeresniveau, doch wurden lokal auch Vorkommen bis 1500 m, auf Sulawesi sogar aus einer Höhe von 1700 Metern gemeldet. Grobe Bestandsschätzungen bewegen sich zwischen 10.000 und 100.000 Brutpaaren. Sein Gesamtbestand gilt zurzeit nicht als gefährdet. Langfristig können aber, wie lokale Bestandsabnahmen nahelegen, die üblichen Gefährdungsursachen, wie Störungen am Brutplatz, direkte Verfolgung, Lebensraumzerstörung sowie Pestizideintrag auch für diese Art gefährlich werden.

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Weißbauchseeadler Lebensraum-Karte
Weißbauchseeadler Lebensraum-Karte
Weißbauchseeadler
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Gewohnheiten und Lebensstil

Weißbauchseeadler führen eine lebenslang andauernde Partnerschaft. Der Neststandort wird auch außerhalb der Brutzeit als Revierzentrum genutzt. Während der Balzzeit zeigen Weißbauchseeadler von lauten Ruffolgen begleitete Schauflüge mit eindrucksvollen Flugmanövern, unter anderem mit gegenseitigem Verkrallen und Abtrudeln. Relativ häufig können Ansammlungen von Weißbauchseeadlern an günstigen Nahrungsplätzen beobachtet werden, Jungvögel scheinen in lockeren Junggesellengruppen umherzuziehen.

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Entsprechend dem großen Verbreitungsgebiete können brütende Weißbauchseeadler regional während des ganzen Jahres angetroffen werden. Das Nest ist ein voluminöser Bau aus Ästen und Zweigen, das Maße bis zu eineinhalb Metern im Durchmesser und drei Metern in der Höhe erreichen kann. Es wird von beiden Partnern errichtet und über mehrere Jahre verwendet. Die Neststandorte sind sehr unterschiedlich: Nester können in sehr hohen Bäumen, auf Plattformen im Meer, auf Klippen und Felsen, aber auch in niedrigen Büschen und sogar auf dem Boden errichtet werden. Das Gelege besteht meistens aus zwei, seltener aus einem oder aus drei Eiern. Die Jungen schlüpfen nach einer Brutzeit von 35 bis 42 Tagen, die Nestlingszeit beträgt etwa 70 Tage. Es wurde Fratrizid beobachtet, ob es sich dabei um obligaten Kainismus handelt, ist nicht bekannt. Auch nach dem Flüggewerden verbleiben die Jungvögel noch bis zu einem halben Jahr im Elternverband, bis sie vertrieben werden.

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Saisonales Verhalten
Vogelruf

Fressverhalten und Ernährung

Die Nahrungspalette des Weißbauchseeadlers ist sehr breit, sie besteht vor allem, aber keineswegs ausschließlich aus im und am Wasser lebenden Wirbeltieren, wie Fischen, Reptilien, Vögeln und Säugetieren. Er verschmäht auch Aas der verschiedensten Art, Fischabfälle sowie Abfälle auf Mülldeponien nicht. Unter den Reptilien überwiegen Seeschlangen und kleine Schildkröten. Watvögel, Sturmtaucher, Seeschwalben und junge Reiher, Enten, Gänse sowie Kormorane machen die Hauptbeute unter den Vögeln aus. An Säugetieren erbeutet er hauptsächlich verschiedene Beutelsäuger und Nagetiere, wobei ihm gelegentlich auch Graukopf-Flughunde zum Opfer fallen.

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Die Jagdmethoden des Weißbauchseeadlers sind vielfältig und schließen sowohl Ansitzjagd als auch langsame Flugjagd in unterschiedlicher Höhe entlang der Küstenlinie oder Kreisen über den Nahrungsgründen ein. Oft jagt ein Paar gemeinschaftlich. Die Beute wird meist mit einem Fuß ergriffen. Kleine Beutetiere werden im Flug verzehrt, größere zu einem bevorzugten Ansitz getragen. Der Weißbauchseeadler jagt auch anderen Greif- und Seevögeln ihre Beute ab, gelegentlich streift er im Fluge ruhende Fledermäuse von ihren Schlafplätzen oder fliegt in einen Wasservogelschwarm, um ein geeignetes Opfer zu separieren.

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Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Weißbauchseeadler sind monogam; Paare bleiben zusammen, bis ein Vogel stirbt, woraufhin sich der überlebende Vogel schnell einen neuen Partner sucht. Die Brutzeit variiert je nach Ort - in Papua-Neuguinea fällt sie in die Trockenzeit, in Australien in die Zeit von Juni bis August. Während dieser Zeit zeigt ein Weißbauchseeadler-Paar gekonnte Flugmanöver wie Tauchen, Gleitflüge und Verfolgungsjagden und ruft dabei lautstark. Sie können sich gegenseitig spiegeln, indem sie in einem Abstand von 2 bis 3 Metern fliegen und ihre Sturzflüge und Ausweichmanöver nachahmen. Sie zeigen auch ein Krallengreifspiel, bei dem das Paar hoch fliegt, bevor es sich auf den Kopf stellt und versucht, die Krallen des anderen mit den eigenen zu packen. Wenn sie erfolgreich sind, stürzen sich die beiden dann kopfüber ab, bevor sie sich im Anflug auf den Boden trennen. Diese Vögel suchen sich in der Regel hohe Bäume oder von Menschen errichtete Masten zum Nisten aus. Das Nest ist eine große, tiefe Schale, die aus Stöcken und Ästen gebaut und mit Materialien wie Gras oder Seegras ausgekleidet ist. Die Nester befinden sich im Allgemeinen in den Gabelungen großer Bäume mit Blick auf Gewässer. Auch Klippen sind geeignete Nistplätze, und auf Inseln werden die Nester manchmal direkt auf dem Boden gebaut. Das Weibchen legt in der Regel ein Gelege mit 2 stumpfen, weißen, ovalen Eiern, die über 6 Wochen bebrütet werden, bevor sie schlüpfen. Die Adlerjungen sind mit weißen Daunen bedeckt, wenn sie aus dem Ei schlüpfen. Obwohl 2 Eier gelegt werden, ist es ungewöhnlich, dass beide Küken erfolgreich bis zum Ausfliegen (Verlassen des Nestes) aufgezogen werden. Ein Ei kann unfruchtbar sein, oder das zweite Küken stirbt im Nest. Wenn das erste Gelege verloren geht, versuchen die Eltern möglicherweise eine zweite Brut. Die Küken werden in der Regel flügge, wenn sie 70 bis 80 Tage alt sind, und bleiben bis zu 6 Monate oder bis zur nächsten Brutsaison im Revier der Eltern. Weißbauchseeadler beginnen im Alter von etwa 6 Jahren zu brüten.

POPULATION

Populationsgefährdung

Obwohl der Weißbauchseeadler weltweit nicht bedroht ist, ist sein Bestand in Teilen Südostasiens wie Thailand und im Südosten Australiens zurückgegangen. Die Störung ihres Lebensraums durch den Menschen ist die größte Bedrohung, sowohl durch direkte menschliche Aktivitäten in der Nähe der Nester, die sich auf den Bruterfolg auswirken, als auch durch die Beseitigung geeigneter Bäume für den Nestbau. In Tasmanien sind diese Vögel durch Störungen der Nester, den Verlust geeigneter Nistplätze, Abschüsse, Vergiftungen, Fallen und Kollisionen mit Stromleitungen und Windturbinen sowie durch Verwicklungen und Umweltverschmutzung bedroht. Flussmündungen sind ein bevorzugter Lebensraum, der häufig von Umweltbelastungen betroffen ist.

Populationszahl

Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die Gesamtpopulation der Weißbauchseeadler auf etwa 1.000-10.000 Individuen, was etwa 670-6.700 geschlechtsreifen Individuen entspricht. Die Population in China wurde auf etwa 100-10.000 Brutpaare geschätzt. Gegenwärtig wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft, und ihr Bestand ist abnehmend.

Ökologische Nische

Als Spitzenprädatoren in ihrem Ökosystem kontrollieren die Weißbauchseeadler die Populationen vieler Fisch-, Vogel-, Säugetier- und Reptilienarten.

Lustige Fakten für Kinder

  • Der spezifische Name des Weißbauchseeadlers leitet sich vom altgriechischen leuko - 'weiß', und gaster - 'Bauch' ab.
  • Der Weißbauchseeadler war für verschiedene Stämme der australischen Ureinwohner von großer Bedeutung; er ist Gegenstand verschiedener Volksmärchen in seinem Verbreitungsgebiet.
  • Wenn Weißbauchseeadler an sonnigen Tagen über dem Wasser jagen, fliegen sie oft direkt in die Sonne oder im rechten Winkel zu ihr, anscheinend um zu vermeiden, dass sie Schatten über das Wasser werfen und damit potenzielle Beute auf sich aufmerksam machen.
  • Obwohl Weißbauchseeadler effiziente Jäger sind, stehlen sie manchmal Nahrung von ihren eigenen Artgenossen, einschließlich ihrer Partner. Sie greifen diese Vögel an, indem sie mit ausgestreckten Krallen von oben auf sie einschlagen oder kopfüber unter den kleineren Prädator fliegen und sich die Beute schnappen, während sie schrill kreischen.
  • Ein brütendes Paar Weißbauchseeadler verbringt in der Regel 3 bis 6 Wochen mit dem Bau oder der Renovierung des Nestes, bevor es Eier legt.

Referenzen

1. Weißbauchseeadler artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fbauchseeadler
2. Weißbauchseeadler auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/22695097/93489471
3. Xeno-Canto-Vogelruf - https://xeno-canto.org/706575

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