Ährenmaus
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Klasse
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Gattung
SPEZIES
Mus spicilegus

Die Ährenmaus (Mus spicilegus) ist eine zu den Mäusen gehörende Art der Altweltmäuse aus der Steppenzone Mittel-, Südost- und Osteuropas. Die kleine Maus mit kurzem Schwanz ist einheitlich grau oder zweifarbig mit heller Unterseite. Sie legt charakteristische Vorratshügel an und ist nicht gefährdet. Die Erstbeschreibung als Mus spicilegus erfolgte 1882 aus dem Nachlass ihres Entdeckers Salamon János Petényi. Auch unter dem Namen Mus hortulanus bekannt, ist dieser jedoch als Synonym der Östlichen Hausmaus zuzuordnen.

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Innerhalb der Mäuse im engeren Sinne wird die Ährenmaus den Haus- und Reisfeldmäusen zugeordnet. Mit der Algerischen Hausmaus, der Hausmaus und der Makedonischen Hausmaus bildet sie die Hausmaus-Klade.Von der Hausmaus lässt sie sich durch das Fehlen des charakteristischen Mäusegeruchs abgrenzen.Von der nächstverwandten Makedonischen Hausmaus kann sie dagegen allein nach Merkmalen am lebenden Tier kaum unterschieden werden.

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Aussehen

Die Ährenmaus ist eine kleine Maus.Ihre Kopf-Rumpf-Länge beträgt 55 bis 93 Millimeter und durchschnittlich 78 Millimeter, die Schwanzlänge beträgt 50 bis 83 Millimeter und durchschnittlich 63 Millimeter, die Hinterfußlänge beträgt 14 bis 17,5 Millimeter und durchschnittlich 16 Millimeter, die Ohrlänge beträgt 9 bis 14 Millimeter und durchschnittlich 11 Millimeter und das Körpergewicht beträgt 9 bis 26 Gramm und durchschnittlich 15 Gramm. Der Schwanzdurchmesser beträgt 1,9 bis 2,7 Millimeter und durchschnittlich 2,3 Millimeter und der Augendurchmesser beträgt 2,6 bis 3,6 Millimeter und durchschnittlich 3,1 Millimeter (siehe Tabellen).Von der Östlichen Hausmaus kann die Ährenmaus anhand der Kopf-Rumpf-Länge, der Ohrlänge und des Körpergewichts nicht unterschieden werden. Bei der Schwanzlänge, der Hinterfußlänge, dem basalen Schwanzdurchmesser und dem Augendurchmesser erwachsener Tiere bestehen dagegen signifikante Unterschiede.So ist der Schwanz dünner als bei anderen Arten der Hausmaus-Klade.Die relative Schwanzlänge ist mit durchschnittlich 70 bis 80 Prozent der Kopf-Rumpf-Längeimmer kürzer als diese.Bei 101 Exemplaren aus dem Burgenland erreichte der Schwanz im Schnitt 79,4 Prozent der Kopf-Rumpf-Länge.Im Serienvergleich war der Unterschied zur Östlichen Hausmaus bei der Schwanzlänge gut zu sehen. Als individuelles Bestimmungsmerkmal eignet sich die Schwanzlänge dagegen aufgrund der erheblichen Überschneidung der Variationsbreiten allein nicht. Dies gilt ebenso bei den anderen angeführten Körpermaßen.

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Das Fell der Ährenmaus ist einheitlich grau oder zweifarbig mit heller Unterseite.Die Oberseite ist meist einfarbig grau bis graubraunoder blass graubraun.Sie ist ohne rötliche Färbungoder mit mehr oder weniger ausgeprägtem braunem bis rotbraunem Anflug. Aufgrund der schwarzen Spitzen des Deckhaars ist die Rückenmitte dunkler als die Flanken. An der Basis sind die Haare grau. Das Jugendkleid ist durchschnittlich dunkler und grauer als das Erwachsenenkleid.Das Fell der Unterseite ist grau bis weißgrauund ohne Gelbtonoder mit einem zart hellgelben Anflug. Teilweise schimmert die hellgraue Basis der Haare durch.Die Grenze zwischen der Oberseite und der Unterseite ist relativ deutlich,wenn auch nicht so deutlich wie bei den Waldmäusen. Bei neun von 72 Exemplaren aus Österreich war ein gelblich-zimtfarbener Flankenstreifen ausgebildet. Bei den meisten anderen erwachsenen Tieren war dieser zumindest angedeutet.Die Füße sind weißgrau und der Schwanz ist zweifarbig.Oberseits ist er graubraun, unterseits dagegen so hell wie der Bauch. Er wirkt etwas stärker oder dichter behaart als bei der Östlichen Hausmaus.

Eine Halsbandzeichnung ist bei der Ährenmaus nicht vorhanden.Bei 45 von 538 Exemplaren aus Österreich, 8,2 Prozent der Männchen und 8,7 Prozent der Weibchen, fand sich jedoch eine Stirnblesse. Diese konnte aus einem kleinen Büschel weißer Haare bestehen oder bis zu 50 Quadratmillimeter groß sein. Dieselbe Mutante trat auch nach Inzucht über drei Generationen bei zwei Laborstämmen auf, die auf Tiere aus Halbturn im Burgenland bzw. Pančevo in der Vojvodina zurückgingen. Die Weißfleckung unterscheidet sich in der Ausprägung von der bei der Östlichen Hausmaus, was auf verschiedene Genpools hinweist. Unklar ist jedoch, ob es sich bei dem Unterschied allein um eine zufällige Folge der verschiedenen Genpools handelt, oder ob die Stirnblesse bei wie bei anderen grabend-wühlenden Nagetieren vergleichsweise gehäuft auftritt.

In Österreich, Ungarn und dem früheren Jugoslawien ähnelt die Ährenmaus farblich der Östlichen Hausmaus dieses Gebietes. Tiere aus Rumänien haben eine eher helle Oberseite und eine weiße Unterseite. In Moldawien ist die Oberseite dunkler als bei der Östlichen Hausmaus. Im Süden der Ukraine ist ihr Fell zweifarbig mit hellgrauer Oberseite und heller Unterseite. In der zentralen Ukraine ist es einheitlich grau, jedoch ist die Unterseite heller als die Oberseite.

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Verteilung

Erdkunde

Das Verbreitungsgebiet der Ährenmaus liegt im äußersten Westen der Eurasischen Steppe.Es erstreckt sich von der Pannonischen und der Walachischen Tiefebene im Donaubecken bis in die pontische Tiefebene nördlich vom Schwarzen Meer. Dabei verläuft es vom Burgenland in Österreich, über den Süden der Slowakei, Ungarn, den Osten Kroatiens, den Nordosten Bosnien und Herzegowinas, Serbien, den Norden Bulgariens, Rumänien und Moldawien bis in die Ukraine. Ein isoliertes Vorkommen (Disjunktion) gibt es im adriatisch-ionischen Küstenstreifen von Montenegro, Albanien und Griechenland.

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In Österreich beschränkt sich die Verbreitung der Ährenmaus auf ein kleines Gebiet im nördlichen Burgenland. In der Südslowakei kommt sie ebenfalls nur lokal vor, so im Heidboden südlich von Bratislava und in der Donauebene bei Komárno. In Ungarn ist sie in der Kleinen und der Großen Ungarischen Tiefebene verbreitet. Lokale Vorkommen gibt es im östlichen Slawonien sowie im nordöstlichen Bosnien zwischen den Unterläufen von Bosna und Kolubara in der Saveebene. Sie kommt in der Vojvodina sowie in den Tälern der Morava, der Südlichen Morava und des Timok in Ostserbien vor. In Bulgarien bewohnt sie die Donautiefebene nördlich des Balkangebirges, den Süden der Dobrudscha und die Küstenebene am Schwarzen Meer zwischen Warna und Burgas. In Rumänien ist sie in Siebenbürgen, im Banat, in der westlichen und östlichen Walachei, in der Dobrudscha, im Donaudelta und in der Moldau verbreitet.

Moldawische und ukrainische Vorkommen der Ährenmaus erstrecken sich über den Großteil der Steppen- und südlichen Waldsteppenzone zwischen den Karpaten im Westen sowie der Mittelrussischen und der Donezplatte im Osten. Sie reichen vom Schwarzen Meer, der nördlichen Krim, ihrer östlichen Halbinsel Kertsch und dem Asowschen Meer über die Ebenen und Lössböden an Pruth, Dnister, Bug, Dnepr und mittlerem Donez bis zur Oblast Tscherkassy südlich von Kiew und zur Oblast Charkiw.

Im Osten ist die Grenze zum Verbreitungsgebiet der Wagner-Hausmaus unklar.Macholán (1999) sowie Coroiu und Mitarbeiter (2008) geben Rostow am Don als Grenze des Vorkommens an.Laut Unterholzner und Willenig (2000) erreicht die Ährenmaus jedoch an keiner Stelle den Don oder die großen südrussischen Steppen. Bei allen früher von dort und weiter östlich gemeldeten Tieren handle es sich stattdessen um in Körpergröße und Färbung zum Teil sehr ähnliche Populationen der Hausmaus.Laut Gromow und Jerbajewa (1995) gibt es aus dem Nordkaukasus keine glaubwürdigen Funde, die Art könnte jedoch im Kaukasus gemeinsam mit der Makedonischen Hausmaus vorkommen.

Das isolierte Vorkommen in Montenegro, Albanien und Griechenland ist durch die über 250 Kilometer breite Barriere des Dinarischen Gebirges von der Pannonischen Tiefebene getrennt.Es liegt in einem schmalen Küstenstreifen und ist fragmentiert.In Montenegro gibt es ein Inselvorkommen um Ulcinj,das sich bis Nordalbanien zur Küstenebene zwischen Skutarisee und Adria erstrecken könnte.In Griechenland wurde die Ährenmaus in Epirus und auf der Peloponnes gefunden.

Das Verbreitungsgebiet der Ährenmaus überschneidet sich (Sympatrie) beinahe vollständig mit dem der Östlichen Hausmaus und teilweise mit dem der Westlichen Hausmaus.In der Küstenebene Bulgariens kommt sie gemeinsam mit einer mediterranen Unterart der Westlichen Hausmaus und mit der Makedonischen Hausmaus vor.

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POPULATION

Populationszahl

Die Weltnaturschutzunion IUCN stufte die Ährenmaus 2008 als nicht gefährdet („least concern“) ein. Begründet wurde dies mit der weiten Verbreitung und der Häufigkeit in geeigneten Lebensräumen. In einigen Teilen des Verbreitungsgebietes nehmen die Bestände aufgrund von Lebensraumverlust ab, jedoch nicht mit einer Geschwindigkeit, die eine Einstufung als gefährdet begründen würde. Im Mittelmeerraum könnten die Bestände aufgrund der direkten Konkurrenz mit der Hausmaus abnehmen. Es wird befürchtet, dass der Verlust von Grassteppen und die landwirtschaftliche Intensivierung weitere Bestandsabnahmen verursachen könnten. Die Art kommt in ihrem Verbreitungsgebiet in einigen Schutzgebieten vor, in der Slowakei scheint sich ihr Verbreitungsgebiet auszudehnen und zumindest in Rumänien wird sie als Landwirtschaftsschädling angesehen. 1996 wurde sie noch als potenziell gefährdet („near threatened“) eingestuft.

Referenzen

1. Ährenmaus artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84hrenmaus
2. Ährenmaus auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/13984/544549

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