Der Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola) ist eine sehr seltene, weltweit vom Aussterben bedrohte Rohrsängerart, die dem Schilfrohrsänger (A. schoenobaenus) recht ähnlich ist. Es werden weder geographische Variationen noch Unterarten unterschieden.
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beginnt mitIn Größe und Aussehen ist der Seggenrohrsänger dem viel häufigeren Schilfrohrsänger sehr ähnlich, doch bestehen einige deutliche Unterschiede, die eine sichere Bestimmung fast immer möglich machen sollten: Insgesamt ist das gesamte Gefieder des Seggenrohrsängers kontrastreicher gezeichnet als das des Schilfrohrsängers. Die Schwarzzeichnungen auf Rücken, Flügel und Armdecken sind deutlicher, die Brust ist bei ausgefärbten Vögeln im Gegensatz zum Schilfrohrsänger fein schwarz gestrichelt. Besonders auffällig ist das Oberkopfmuster: Zwei relativ breite, schwarze (bzw. schwarzbraune) Streifen ziehen sich vom oberen Schnabelansatz breiter werdend zum Nacken; sie werden von einem beigen bis rahmgelben schmalen Medialstreifen getrennt. Die deutlichen Überaugstreifen sind ebenfalls meist beige oder etwas heller, aber niemals weiß. Die Beine dieser Art sind orangegelb bis fleischfarben; beim Schilfrohrsänger sind sie dunkelbräunlich. Die Geschlechter ähneln einander sehr, doch sind die Weibchen unauffälliger, weniger kontrastreich gezeichnet.
Das Verbreitungsgebiet liegt in einem schmalen Gürtel im Wesentlichen zwischen 45° und 60° Nord und reichte im frühen 20. Jahrhundert von den Niederlanden bis Sibirien. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist das Areal massiv geschrumpft, heute bildet die Oder die Westgrenze. Die Hauptvorkommen befinden sich in Polen, der Ukraine und Weißrussland, daneben gibt es inselartige Vorkommen in Ungarn und Sibirien. Die deutschen und ungarischen Vorkommen bilden die westliche Verbreitungsgrenze der Art.
In Deutschland gab es zuletzt eine kleine Population (1995: 34 singende Männchen, 2000: 19 sM, 2005: höchstens 12 sM) im unteren Odertal nahe der polnischen Grenze. Ein gegen Ende der 80er Jahre fast 30 Männchen umfassendes Brutvorkommen nahe Greifswald ist seit 1998 erloschen. Bei der letzten Vogelzählung im Unteren Odertal 2017 wurden keine Seggenrohrsänger mehr gezählt. Ebenso erloschen ist ein noch um 1940 bestehendes Vorkommen am Neusiedler See in Österreich. Die ungarischen Bestände in der Hortobágy nehmen nach einem Anstieg in den 90er Jahren seit 2002 wieder ab.
Die Lebensraumansprüche des Seggenrohrsängers sind hoch: Der Lebensraum muss sehr insektenreich sein, damit es dem Weibchen allein gelingt, die Jungen erfolgreich aufzuziehen. Typische Standorte sind Niedermoore mit maximal achtzig Zentimeter hohen Seggenbeständen und einem Wasserstand in den Seggenbeständen von einem bis zehn Zentimetern.
Das Männchen des Seggenrohrsängers ist nicht an der Jungenaufzucht beteiligt, diese erfolgt ausschließlich durch die Weibchen. Männchen des Seggenrohrsänger konkurrieren mit allen anderen Männchen um jedes Weibchen in der unmittelbaren Nachbarschaft des Reviers. Dies führt dazu, dass etwa sechzig Prozent aller Seggenrohrsängerbruten von mehr als einem Männchen abstammen. Es wurden sogar Gelege mit sechs Eiern nachgewiesen, bei denen die Jungen von fünf verschiedenen Männchen abstammten.
Die Bestandssituation der Art ist sehr ernst. Besonders verheerend wirkten sich die Meliorationen des 20. Jahrhunderts aus, die durch Vernichtung der Lebensräume zu einem massiven Rückgang des Bestandes und einem Verlust großer Teile des Verbreitungsgebiets geführt haben.
Letzte Bestandseinschätzungen gehen von einer Gesamtzahl der singenden Männchen in Europa von 10.000 bis 15.000 Exemplaren aus. Auf der Roten Liste der IUCN wird die Art mit V (Vulnerable) klassifiziert.
In Deutschland ist die Art vom Aussterben bedroht (Rote Liste Kat. 1). Sie gehört zum Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie (RL 79/409/EWG).