Bechsteinfledermaus
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SPEZIES
Myotis bechsteinii

Die Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) ist eine Fledermausart, die zur Gattung der Mausohren (Myotis) gehört. Die Mausohren sind der Familie der Glattnasen (Vespertilionidae) zugeordnet. Benannt ist sie nach Johann Matthäus Bechstein, der sich bereits im frühen 19. Jahrhundert für einen Schutz der Fledermäuse eingesetzt hat. Wie alle Fledermäuse orientiert sich auch die Bechsteinfledermaus weniger mit ihren Augen, sondern hauptsächlich mit den Ohren. Sie stößt Ultraschallwellen aus und erkennt am zurückkehrenden Echo ihre Umgebung. Die Annahme, dass bei den Fledermäusen der optische Sinn aufgrund der Entwicklung der Echoortung stark reduziert sei, ist durch Verhaltensversuche widerlegt worden.

Aussehen

Die relativ langen und breiten Ohren der Bechsteinfledermaus haben einen spitzen Ohrdeckel (Tragus), wie er für alle Arten der Mausohren (Myotis) typisch ist. Die Tiere haben eine Flügelspannweite zwischen 25 und 29 Zentimetern und wiegen zwischen 7 und 14 Gramm. Damit gehören sie zu den mittelgroßen Arten in Europa.

Verteilung

Erdkunde

Die Bechsteinfledermaus ist in den folgenden Ländern zu finden: Österreich, Armenien, Aserbaidschan, Weißrussland, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Tschechische Republik, Dänemark, Frankreich, Georgien, Deutschland, Ungarn, Iran, Italien, Liechtenstein, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Nordmazedonien, Polen, Portugal, Rumänien, Russische Föderation, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Schweden, Schweiz, Türkei, Ukraine, Vereinigtes Reich und Iran.

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Im Vereinigten Königreich kommt die Bechsteinfledermaus vor allem im Südosten Großbritanniens vor, der die nördlichste Ausdehnung ihres Verbreitungsgebiets darstellt. Sie kommt im Forest of Dean und in Herefordshire vor. Im Jahr 2009 wurde eine detaillierte Studie des Bat Conservation Trust in 10 Grafschaften durchgeführt, um das Verbreitungsgebiet der Bechsteinfledermaus zu bestimmen. 2010 wurde ein säugendes Bechsteinfledermaus-Weibchen in Grafton Wood entdeckt, einem alten Wald, der ursprünglich zum Forest of Feckenham gehörte und sich im gemeinsamen Besitz des Worcestershire Wildlife Trust und Butterfly Conservation befand, was darauf hindeutet, dass es in diesem Wald oder in der Nähe eine Brutkolonie gibt. Im darauf folgenden Jahr wurden Bechsteins erneut in Grafton Wood und in Trench Wood, ebenfalls in Worcestershire, gefunden. Der People's Trust for Endangered Species finanziert weitere Forschungsarbeiten in Grafton Wood. Ein einzelnes Männchen wurde in der Nähe von Colby in Süd-Pembrokeshire gefangen und registriert.

Die Bechsteinfledermaus ist auf das Leben in Wäldern spezialisiert und kommt nur selten außerhalb von Wäldern vor. Sie wurde in Mischwäldern in Südwestasien nachgewiesen, aber europäische Populationen bevorzugen Laubwälder mit einem hohen Anteil an alten Bäumen. Buchen- und Eichenwälder machen einen großen Teil des Lebensraumes der Tiere aus. Bechsteinfledermäuse sind gelegentlich auch in Obstgärten, Gärten und anderen kultivierten Gebieten anzutreffen.

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Bechsteinfledermaus Lebensraum-Karte
Bechsteinfledermaus Lebensraum-Karte
Bechsteinfledermaus
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Gewohnheiten und Lebensstil

Lebensstil

Fressverhalten und Ernährung

Wie andere Fledermäuse auch ernährt sich die Bechsteinfledermaus von kleinen Insekten, wie zum Beispiel Fliegen, Mücken und Nachtfaltern. Da diese Art den Rüttelflug beherrscht und die Krabbelgeräusche ihrer Beutetiere wahrnehmen kann, liest sie auch beispielsweise Spinnen und Raupen direkt von der Vegetation auf. Zu ihren Jagdrevieren zählt der Wald, dabei vor allem die bodennahen, insektenreichen Waldschichten.

POPULATION

Populationsgefährdung

Die Bechsteinfledermaus steht unter Naturschutz. Eines der Hauptprobleme für die heimischen Fledermäuse ist der Mangel an geeigneten Tages- und Winterschlafquartieren sowie an Quartieren für Wochenstuben, in denen die Jungtiere zur Welt kommen und vom Muttertier gepflegt werden, bis sie selbständig sind. Eine massive holzwirtschaftliche Nutzung der Wälder und entsprechende Pflege der Wälder hat dazu geführt, dass der Höhlenreichtum und damit die Anzahl der Quartiere für die Bechsteinfledermaus rapide abgenommen hat, was für diese häufig ihren Standort wechselnde Art fatal ist. Mit dem Schutz der Bechsteinfledermaus begründete der BUND seine Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gegen die Verlegung der A 4 im Zusammenhang mit dem Braunkohletagebau Hambach, die jedoch am 13. Mai 2009 abgewiesen wurde. Gleiches versuchte der BUND beim Lückenschluss der A 33 zwischen dem Autobahnkreuz Bielefeld und Borgholzhausen, doch auch in diesem Fall wies das Bundesverwaltungsgericht die Klage ab. Das OVG Münster verhängte am 5. Oktober 2018 wegen der Vorkommen der Tiere im Hambacher Forst einen vorläufigen Rodungsstopp, bis die Rechtslage bzgl. des europäischen FFH-Schutzes der Tiere endgültig geklärt sei.Die Bechsteinfledermaus ist in Anhang II und Anhang IV der FFH-Richtlinie gelistet und gleichzeitig eine Verantwortungsart innerhalb der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt der Bundesregierung.

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Eine umfassende Erfassung, Lebensraumanlayse und letztendlich ein Praxishandbuch für den zeitgemäßen Schutz der Bechsteinfledermaus (und anderer waldlebender Fledermäuse in Deutschland) wurde in einem Naturschutzprojekt des Naturparks Rhein-Taunus von 2012 bis 2019 realisiert. Das Projekt wurde vom Bundesprogramm für Biologische Vielfalt gefördert und 2016 als UN-Dekade-Projekt ausgezeichnet.

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Referenzen

1. Bechsteinfledermaus artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Bechsteinfledermaus
2. Bechsteinfledermaus auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/14123/22053752

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