Die Wüsten-Hornviper (Cerastes cerastes) ist eine in Nordafrika und auf der Arabischen Halbinsel lebende Schlangenart aus der Familie der Vipern, genauer, aus der Gattung der Afrikanischen Hornvipern. Kennzeichnend und namensgebend sind die aus jeweils einer Schuppe bestehenden Hörnchen oberhalb der Augen.
Die Wüsten-Hornviper gehört zu den mittelgroßen Vipern mit einem gedrungenen Körper und einem kurzen, spitzen Schwanz. Die Schuppen auf dem Rücken sind gekielt und in 27 bis 35 Reihen angeordnet. Die Bauchschuppen sind weniger stark gekielt. Die paarigen Schwanzschilde sind nicht durchgehend mit einem Kiel versehen. Ihre Haut ist sandgelb bis rostbraun mit 30 bis 36 braunen Flecken oder Querbändern und kleineren Seitenflecken gegenständig zu den Rückenflecken. Von den Augen, deren Pupille bei starkem Lichteinfall zu senkrechten Schlitzen verengt, verläuft eine dunkle Linie zu den Mundwinkeln. Die Schwanzspitze ist ebenfalls dunkel gefärbt, während die Körperunterseite sehr hell ist. Die Körperlänge beträgt in der Regel 50 bis 60 cm, selten über 70 cm. Auf dem breiten, dreieckigen Kopf, der deutlich vom Körper abgesetzt ist, sitzen oberhalb der Augen spitze Schuppendornen, die aber bei manchen Individuen fehlen können.
Wüsten-Hornvipern kommen im trockenen Nordafrika (Marokko, Mauretanien und Mali, ostwärts durch Algerien, Tunesien, Niger, Libyen und Tschad nach Ägypten, Sudan, Äthiopien und Somalia) über den Sinai bis zum nördlichen Negev vor. Auf der Arabischen Halbinsel kommen sie im Jemen, in Kuwait, im äußersten Südwesten Saudi-Arabiens und in Teilen des Landes in Katar vor. Diese Schlangen bevorzugen trockene, sandige Gebiete mit spärlichen Felsen und neigen nicht dazu, groben Sand zu bevorzugen. Man kann sie auch in der Nähe von Oasen finden.
Die Wüsten-Hornviper ist in erster Linie dämmerungs- und nachtaktiv. In der Mittagshitze vergräbt sie sich im Sand, verbirgt sich in Mauselöchern oder unter Steinen. Die Wüsten-Hornviper ist in recht unterschiedlichen Habitaten von der steinigen Hamada bis zur reinen Sandwüste anzutreffen, hält sich jedoch bevorzugt in der Umgebung von Pflanzenansammlungen auf. Sie bewegt sich ziemlich rasch seitenwindend fort. Dabei hebt sie abwechselnd ein Stück des Körpers hinter dem Kopf und vor dem Schwanz vom Boden hoch und setzt sie versetzt wieder ab. Dabei hinterlässt die Schlange die charakteristischen Spuren der Seitenwinder im Sand. Mit ihren kantigen Schuppen kann die Wüsten-Hornviper durch Aneinanderreiben ein rasselndes Geräusch erzeugen. Zur bevorzugten Beute gehören kleine Wirbeltiere wie Vögel, Echsen oder Nagetiere, aber auch Insekten. Die Fortpflanzung findet im Frühjahr von Ende April bis Mitte Juni statt. Nach 45 bis 60 Tagen legt das Weibchen etwa 20 Eier in einem Eipaket ab, aus denen nach ca. 60 Tagen die Jungen schlüpfen. In Gefangenschaft werden Wüsten-Hornvipern bis zu 14 Jahren alt. Das Verbreitungsgebiet umfasst die gesamte Sahara. Von November bis Anfang März zieht sich die Wüsten-Hornviper in verlassene Erdbauten und Unterstände von Mäusen (Rennmäuse) oder Reptilien (Dornschwanz-Agamen) zurück.
Das Gift der Wüsten-Hornviper ist stark hämotoxisch, eine Behandlung mit einem adäquaten Antivenin kann notwendig sein, zum Beispiel wenn eine relevante Blutgerinnungsstörung auftritt.
Wüsten-Hornvipern sind Fleischfresser. Ihre Ernährung besteht hauptsächlich aus Eidechsen, aber auch aus kleinen Nagetieren und Vögeln.
In Gefangenschaft paaren sich Wüsten-Hornvipern im April. Diese Schlangen sind Oviparie und legen 8-23 Eier, die nach 50 bis 80 Tagen Inkubationszeit schlüpfen. Die Weibchen legen ihre Eier normalerweise unter Felsen und in verlassenen Behausungen von Nagetieren ab. Die geschlüpften Jungtiere messen 12-15 cm (etwa 5-6 Zoll) in der Gesamtlänge und sind völlig unabhängig von der elterlichen Fürsorge. Sie werden im Alter von 2 Jahren geschlechtsreif.
Für die Wüsten-Hornviper gibt es derzeit keine größeren Bedrohungen.
Derzeit ist die Wüsten-Hornviper nicht in der Roten Liste der IUCN aufgeführt und ihr Erhaltungszustand wurde nicht bewertet.
Aufgrund ihrer Ernährungsgewohnheiten sind diese Schlangen wichtige Prädatoren in dem Ökosystem, in dem sie leben. Sie helfen bei der Kontrolle von Nagetierpopulationen, die oft die Viehbestände und die Nahrungsquellen der Menschen vor Ort stören.