Der Balkanluchs (Lynx lynx balcanicus) ist eine Unterart des Eurasischen Luchses (Lynx lynx). Er kommt in abgelegenen Gebirgsregionen im Norden und Osten Albaniens, im Nordwesten von Nordmazedonien und in den angrenzenden Gebieten von Kosovo und Montenegro vor. In Nordmazedonien ist der Luchs, die größte Katze des Balkans, das Nationaltier, das auch auf der 5-Denar-Münze abgebildet ist. Über das scheue und sehr seltene Tier ist nur wenig bekannt.:7
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NachtaktivNachtaktivität ist ein tierisches Verhalten, das sich dadurch auszeichnet, dass es nachts aktiv ist und tagsüber schläft. Das gängige Adjektiv ist ...
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Temporaler SpezialistAls temporaler Spezialist wird eine Tierart bezeichnet, die in Bezug auf den circadian genannten, vierundzwanzigstündigen Rhythmus von Tag- und Nac...
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FleischfresserAls Fleischfresser, auch Karnivoren oder Zoophagen, bezeichnet man Tiere, Pflanzen und Pilze, die sich hauptsächlich oder ausschließlich von tieris...
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TerrestrischTerrestrische Tiere sind Tiere, die überwiegend oder vollständig an Land leben (z.B. Katzen, Ameisen, Schnecken), im Gegensatz zu aquatischen Tiere...
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ViviparieViviparie oder Lebendgeburt bezeichnet die Fortpflanzungsweise bei Tieren, deren Frühentwicklung im Muttertier verläuft, ohne dabei von einer Eihül...
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LaufEin cursorialer Organismus ist ein Organismus, der speziell an das Laufen angepasst ist. Ein Tier kann als flüchtig gelten, wenn es die Fähigkeit h...
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LauerjägerAls Lauerjäger, seltener auch als Ansitzjäger, werden in der Biologie fleischfressende Tiere oder auch Pflanzen bezeichnet, die mehr oder weniger a...
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RevierDas Revier eines Tieres wird oft auch Territorium genannt und bezeichnet ein Habitat, das ein Tier oder eine Gruppe von Tieren durch Territorialver...
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NesthockerPo
PolygyniePolygynie ist ein Paarungssystem, bei dem ein Männchen mit mehreren Weibchen lebt und sich mit ihnen paart, aber jedes Weibchen sich nur mit einem ...
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Keine TierwanderungTiere, die keine saisonalen Wanderungen machen und das ganze Jahr über in ihrem heimischen Verbreitungsgebiet bleiben, werden als Keine Tierwanderu...
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beginnt mitDer Balkanluchs unterscheidet sich nicht wesentlich von anderen Unterarten des Europäischen Luchses. Nach Mirić unterscheidet er sich vor allem durch eine geringere Größe und einem höheren Anteil von Tieren ohne schwarze Tupfen im Fell von den anderen Unterarten.
Die Tiere werden 18 bis 25 Kilogramm schwer, 80 bis 130 Zentimeter lang und 60 bis 75 Zentimeter hoch. Das schwerste gefangene Männchen wog 27 Kilogramm.
Der Balkanluchs bevorzugt abgelegene, bewaldete Gebirgsregionen des Westbalkans.
Der 731 Quadratkilometer große und 1949 gegründete Mavrovo-Nationalpark in Nordwestmazedonien ist Heimat der größten Population. Auch in anderen Regionen Nordmazedoniens wurden Luchse nachgewiesen, so am südlich vom Nationalpark liegenden Berg Karaorman, im Galičica-Nationalpark, im Pelister-Nationalpark gegen Griechenland und gelegentlich im Jasen-Naturreservat bei Skopje.
Die Population in Albanien wird auf zehn Tiere geschätzt. Eine sich fortpflanzende Gruppe von vier bis fünf Luchsen lebt in den Munella-Bergen (nördliche Mirdita). Weiter wurden Luchse in Ostalbanien gesichtet im Nationalpark Shebenik-Jablanica und im Naturschutzgebiet Stravaj weiter südlich, wo 2020 ebenfalls ein Jungtier nachgewiesen werden konnte. Auch im Prokletije wurden Luchse gesichtet, insbesondere im Regionalen Naturpark Nikaj-Mërtur. Im Korabgebirge am Berg Dešat wandern Luchse aus Nordmazedonien gelegentlich auch über die Grenze nach Albanien.
Im Kosovo wird der Balkanluchs ebenfalls im Prokletije seit 2015 regelmäßig nachgewiesen. 2020 wurde erstmals ein Luchs in der Šar Planina gesichtet.
In Montenegro wurde noch nicht viel Forschungsarbeit betrieben. Wissenschaftler bezeichnen ein regelmäßiges Vorkommen als wenig wahrscheinlich, während andere Quellen von gelegentlichen Luchssichtungen berichten. Seltene Nachweise von Luchsen gibt es auch in Griechenland.
Eine Fortpflanzung wurde bis jetzt nur nachgewiesen im Mavrovo-Nationalpark, in den Munella-Bergen und jüngstens in den Polis-Bergen (Region Stravaj).
Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren Luchse auf der ganzen Balkanhalbinsel verbreitet. Die Ausrottung begann – später als in Westeuropa – erst im 18. Jahrhundert, in anderen Gebieten, wo er noch heute verbreitet ist, sogar erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es wird angenommen, dass es am Ende der 1930er Jahre nur noch maximal 20 Individuen gab. Mitte der 1970er Jahre soll sich der Bestand auf 280 bis 400 Individuen erholt haben. Aber schon in den 1980er Jahren setzte ein rascher Rückgang ein. Gebiete im Norden des Balkans (Serbien, Bosnien und Herzegowina) wurden von Luchsen anderer Unterarten wiederbesiedelt.
Über die Lebensweise des Balkanluchs ist nicht viel bekannt. Sie unterscheidet sich wahrscheinlich nicht grundlegend von der des Europäischen Luchs (Lynx lynx lynx) in West- und Nordeuropa oder des Karpatenluchs (L. l. carpathica), der in den Karpaten in Rumänien, der Slowakei, Polen und Tschechien getrennt vom Verbreitungsgebiet des Balkanluchs durch die Donau lebt.:7
Die Paarungszeit liegt vermutlich – früher als bei anderen Unterarten des Luchs – in den Monaten Januar bis Februar.:8
Der Balkanluchs ist nach dem Braunbär und dem Wolf das drittgrößte Raubtier der Region. Seine Nahrung besteht vor allem aus Rehen sowie selten auch aus Gämsen und Hasen, bei Nahrungsknappheit auch aus Nagetieren und Vögeln.
Männchen wie Weibchen haben große Reviere von über 100 Quadratkilometern. Sie wandern bis 45 Kilometer pro Nacht.
Balkanluchse sind Fleischfresser und jagen hauptsächlich Rehe, junge Gämsen und Feldhasen. Eurasische Luchse jagen auch Pikas, Kaninchen, Wildschweine und junge Rothirsche und Damhirsche; sie jagen auch gerne junge und ausgewachsene Moschushirsche oder Muntjac. Gelegentlich erbeuten Luchse auch Hausvieh oder Geflügel, meiden aber im Allgemeinen menschliche Behausungen.
Im Allgemeinen sind Eurasische Luchse polygyn, d.h. ein Männchen paart sich mit mehr als einem Weibchen während der Paarungszeit, die von Februar bis Mitte April dauert. Männchen und Weibchen füttern während dieser Zeit oft gemeinsam. Die Anzahl der Würfe kann zwischen 1 und 5 Jungtieren liegen, mit einem Durchschnitt von 2 bis 3 Jungtieren. Ein neugeborener Luchs ist blind und hilflos und wiegt etwa 300 Gramm. Im Alter von 3 Monaten beginnen die Jungtiere, ihrer Mutter aus der Felshöhle zu folgen, um das Fleisch ihrer Beute zu fressen. Mit 10 Monaten, in der Regel im März oder April, verlassen die Jungtiere ihre Mütter, um unabhängig zu werden.
Seit bald einem Jahrhundert ist der Balkanluchs beinahe ausgestorben. Es gibt nur noch wenige Dutzend Tiere, die meisten davon vermutlich im Mavrovo-Nationalpark in Nordmazedonien. Man geht heute von 20 bis 40 Individuen aus. Vermutlich nur an drei Orten, im Mavrovo-Nationalpark sowie in Albanien in den Munella-Bergen und in den Bergen im Südosten, pflanzen sich die Balkanluchse überhaupt noch fort.
Die stark gefährdete Unterart ist seit 2007 in Albanien in der Rote Liste gefährdeter Arten eingetragen. Im ehemaligen Jugoslawien wurde die Unterart 1973, in Albanien 1994 unter Schutz gestellt. 2017 wurde der Balkanluchs auf Antrag Albaniens auch durch die Berner Konvention geschützt. Von der IUCN wird die Unterart als vom Aussterben bedroht eingestuft.
2006 begann eine ernsthafte Erforschung des Balkanluchs für einen besseren Schutz der Unterart und ihres Lebensraums durch mehrere Organisationen, die heute im Balkan Lynx Recovery Programme zusammengeschlossen sind. Beteiligt sind mehrere Naturschutzorganisation aus Nordmazedonien (Macedonian Ecological Society), Albanien (Protection and Preservation of Natural Environment in Albania), der Schweiz (KORA) und Deutschland (Euronatur) sowie später hinzugestossen Organisationen aus dem Kosovo und Montenegro. Ursprünglich war auch eine Organisation aus Norwegen involviert. Sie arbeiten an der Erforschung des Balkanluchs und setzen sich für den Schutz der Unterart und ihresseines Lebensraums ein. Seither wurden mehrere Sichtungen in Nordmazedonien, Albanien und Kosovo registriert. Im Mavrovo-Nationalpark wurden mehrere Tiere mit Sendern markiert, um mehr über ihr Verhalten und ihren Lebensraum zu lernen.
Gefährdung für den Balkanluchs geht vor allem durch den Menschen aus, der ihn wildert, seine Beutetiere jagt sowie den Lebensraum abholzt. Der Lebensraum wird auch durch Bergwerksaktivitäten, Steinbrüche und neue Wasserkraftwerke eingeschränkt. Weiter tragen der Straßenverkehr und das Fehlen von Wildtiermanagement sowie früher kriegerische Auseinandersetzungen zur Gefährdung der Unterart bei. Zudem droht die Einschleppung von genetischem Material von anderen Luchsarten. Die Schaffung neuer Nationalparks so wie die temporären Jagd- und Holzschlag-Verbote in Albanien sind Erfolge der Naturschützer zur Rettung des Lebensraums des Luchses. Weitere Bedeutung kommt der Aufklärung der lokalen Bevölkerung zu, die in den letzten Jahren ausführlich geschult wurde.
Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die Gesamtpopulation des Balkanluchses auf nur 40-50 Individuen. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als kritisch gefährdet (CR) eingestuft.
Eurasische Luchse beeinflussen die Populationsgröße, die Verteilung und das Verhalten einiger ihrer Beutetiere, insbesondere von Rehen und Gämsen.