Die Weddellrobbe (Leptonychotes weddellii) ist eine der häufigsten Robben der Antarktis. Benannt ist sie nach ihrem Entdecker, dem englischen Seefahrer und Robbenjäger James Weddell.
Die Weddellrobbe ist stahlgrau gefärbt und trägt hellere, weiße oder gelbliche Flecken am ganzen Körper. Im Sommer verblassen die Farben, im Winter werden sie wieder kräftiger. Jungtiere sind noch ungefleckt. Weddellrobben sind etwa 2,5 m, selten über 3 m lang und um die 400 kg schwer. Der verhältnismäßig kleine Kopf und die kurze Schnauze unterscheiden sie von anderen antarktischen Robben.
Die Weddellrobbe gehört zu den charakteristischsten Tieren der Antarktis. Sie lebt rund um die gesamte Antarktis am Rand des Packeises und wird weiter südlich angetroffen als jedes andere Säugetier.
Im Winter ziehen viele Weddellrobben nicht nordwärts, sondern halten ein Eisloch offen, indem sie das zufrierende Wasser ständig mit den Eckzähnen benagen. So kann ein Loch noch offengehalten werden, selbst wenn das umgebende Eis eine Dicke von 2 m erreicht hat.
Wandernde und verirrte Weddellrobben werden manchmal an den Küsten der Falklandinseln, Australiens und Neuseelands gesehen. Diese Regionen sind aber nicht Teil ihres eigentlichen Verbreitungsgebiets.
Auf dem Eis wirken Weddellrobben schwerfällig und träge. Da sie außerhalb des Wassers keine Feinde zu fürchten haben, zeigen sie kein Fluchtverhalten und lassen sich von Menschen ohne weiteres berühren. Anders ist dies im Wasser, wo der Schwertwal ihr ärgster Feind ist. Auf der Flucht vor ihm versuchen Weddellrobben manchmal, dicht unter die Eisdecke zu gelangen, wo der Schwertwal sie nicht erreichen kann.
Die Nahrung besteht fast ausschließlich aus Fischen, vor allem Antarktisdorschen. Daneben werden in geringen Mengen auch Kopffüßer und Krebstiere gefressen. Beim Tauchen nach Nahrung erreichen Weddellrobben Tiefen von bis zu 600 m und können bis zu einer Stunde unter Wasser bleiben. Auf einem solchen Tauchgang können sie bis zu 12 km zurücklegen.
Weddellrobben leben einzelgängerisch. Manchmal teilen sich mehrere Einzeltiere gezwungenermaßen ein Eisloch, an dem es dann zu Kämpfen kommen kann. Jüngere Tiere sind gegenüber Artgenossen duldsamer, Alttiere aber versuchen, Reviere zu verteidigen. Die Jungen kommen im antarktischen Frühling (September/Oktober) auf dem Eis zur Welt. Das einzige Junge ist zunächst einfarbig grau und wird sechs Wochen gesäugt. Anschließend wird es von der Mutter verlassen, die sich dann im Wasser erneut paart. Mit zwei Jahren werden diese Robben geschlechtsreif, ihre Lebenserwartung beträgt 25 Jahre.
Beim Schwimmen unter der Eisdecke stoßen Weddellrobben Ultraschallrufe aus. Ob diese der Kommunikation mit Artgenossen oder der Echoortung dienen ist bisher nicht bekannt.
Weddellrobben sind Fleischfresser (Piscivoren) und ihre Ernährung besteht hauptsächlich aus Fisch und Tintenfisch. Im Sommer jagen sie nachts etwas mehr und tauchen, um nach Nahrung zu suchen. Sie erhalten genügend Wasser durch den Abbau von Meerwasser oder durch ihre Nahrung, aber manchmal fressen sie auch Schnee.
Weddellrobben kehren im Frühjahr zu den Festeiskolonien zurück, um zu gebären und zu brüten. Es wird angenommen, dass sie polygyn sind und keine Paare bilden. Die Geburten finden von September bis Dezember nach einer Tragezeit von 9-10 Monaten statt. Normalerweise wird ein einzelnes Jungtier geboren, aber manchmal werden auch Zwillinge gezeugt. Mutter und Jungtiere bleiben dann zusammen. Die Jungtiere kommen im Alter von 1-2 Wochen zum ersten Mal ins Wasser. Die brütenden Männchen bleiben im Wasser unter dem Eis und verteidigen ihr Revier und ihre Atemhöhle, bis die Welpen im Alter von 6 Wochen entwöhnt werden. Die Welpen werden dann zurückgelassen, um das Jagen zu lernen. Die Mutter zieht los, um sich erneut zu paaren. Weddellrobben-Weibchen werden bereits im Alter von 3 Jahren geschlechtsreif, aber sowohl Weibchen als auch Männchen paaren sich normalerweise erst mit etwa 7 Jahren.
Weddellrobben sind keiner unmittelbaren oder signifikanten Bedrohung ausgesetzt. Mögliche Bedrohungen sind der Klimawandel und die globale Erwärmung. Die Zahl der Weddellrobben könnte mit zunehmenden Temperaturen zurückgehen, wenn das antarktische Meereis deutlich abnimmt. Auch die Störung durch Schiffslärm und die Annäherung von Menschen kann dieser Robbe schaden.
Die Population der Weddellrobbe wird auf 500.000 bis 1 Million Tiere geschätzt, womit sie nach dem Krabbenfresser die häufigste Robbe der Südpolarregion ist. Die Bestände sind momentan stabil. In der Vergangenheit wurden sie bei Forschungsstationen gelegentlich als Nahrung für Schlittenhunde getötet.