Pappelwaldsänger
Reich
Stamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Setophaga cerulea
Lebensdauer
5 years

Der Pappelwaldsänger (Setophaga cerulea, Syn.: Dendroica cerulea) ist eine kleine Vogelart aus der Familie der neuweltlich verbreiteten Waldsänger (Parulidae). Sein stark zergliedertes Brutgebiet liegt im Osten Nordamerikas und erstreckt sich von den Großen Seen südwärts bis Arkansas. Er überwintert im Westen des nördlichen Südamerikas von Kolumbien und Venezuela bis nach Peru und Bolivien.

In der Kultur

Der Pappelwaldsänger ist im 2010 publizierten Roman Freiheit des amerikanischen Schriftstellers Jonathan Franzen als Lieblingsvogel des für Nature Conservancy arbeitenden Naturschützers Walter Berglund ein zentrales Leitmotiv.

Aussehen

Der Pappelwaldsänger ist ein recht kleiner Waldsänger, und mit einer Körperlänge von 11,5 cm etwa so groß wie eine Blaumeise. Er ist jedoch schlanker und mit einem Gewicht von 8–10,5 g leichter als diese. Die Flügel sind relativ lang und spitz, der Schwanz recht kurz mit langen Unterschwanzdecken. Die Art hat neun Handschwingen und neun Armschwingen (inklusive Schirmfedern); der Schwanz besteht aus zwölf Steuerfedern. Der Schnabel ist bei Männchen schwärzlich und an der Unterschnabelbasis bleigrau aufgehellt, bei Weibchen dunkel mit bräunlich aufgehellter Unterschnabelbasis. Die Iris ist braun bis rötlich braun. Beine und Füße sind bei adulten Vögeln schwärzlich, im Jugendkleid bräunlich. Das Gefieder von Männchen und Weibchen unterscheidet sich deutlich.

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Die Oberseite adulter Männchen zeigt ein dunkles Himmelblau, das sich am Kopf bis auf die Ohrdecken erstreckt. Der Scheitel kann unauffällig dunkel gestrichelt sein oder Spuren von dunklen Scheitelseitenstreifen aufweisen. Die Scheitelmitte ist meist am lebhaftesten blau gefärbt. Manche Individuen zeigen einen weißlichen Überaugenstreif. Der Rücken ist grob dunkel gestrichelt, die Oberschwanzdecken haben dunkle Federzentren. Die Unterseite ist von Kinn, Kehle, unterem Bartstreif und Halsseiten an überwiegend weiß. Über die Brust zieht sich unterhalb der Kehle ein dunkelgraues, bläulich graues oder blaues Band. Die Flanken sind grob dunkel blaugrau oder schwärzlich gestreift. Die Kleinen Armdecken sind bläulich. Die Mittleren und Großen Armdecken sind schwärzlich mit blaugrauen Säumen auf den Außenfahnen. Sie tragen ausgedehnt weiße Spitzen, die auf dem zusammengelegten Flügel zwei auffällige, weiße Binden bilden. Die Schwingen sind schwärzlich bis sepiafarben und an der Außenfahne mittel- bis hellblau gesäumt. Die Schirmfedern sind breit blaugrau gerandet mit weißem Spitzensaum. Die mittelgrauen Steuerfedern sind schmal blaugrau gesäumt mit weißen Subterminalfeldern auf der Innenfahne der äußeren fünf Paare.

Weibliche Pappelwaldsänger haben ein graues bis grünes Oberseitengefieder. An dem weißen Unterseitengefieder befinden sich hellere Streifen an den Flanken als bei den Männchen.

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Verteilung

Erdkunde

Das stark zergliederte Verbreitungsgebiet des Pappelwaldsängers liegt vorwiegend in der gemäßigten Zone des östlichen Nordamerikas südlich der Großen Seen.

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Es reicht vom mittleren Minnesota, dem nördlichen Wisconsin und der mittleren Unteren Halbinsel Michigans, dem südlichen Ontario, New York, Connecticut und Rhode Island südwärts durch das nordwestliche New Jersey, Pennsylvania, den äußersten Norden Delawares, den Norden und Westen Marylands und die Bergregionen des westlichen Virginias, des westlichen North Carolinas und des äußersten Nordens Georgias. Westwärts erstreckt es sich bis ins südöstliche Arkansas, Missouri und das östliche und mittlere Iowa.

Vereinzelte Vorkommen gibt es zudem im äußersten Süden Québecs, im mittleren Massachusetts ostwärts bis ins östliche Virginia und North Carolina, südwärts bis in den Norden Alabamas, im südlichen Arkansas und möglicherweise im Norden Mississippis. Westwärts kommt die Art im äußersten Osten Oklahomas, in Kansas, Nebraska und möglicherweise im Südosten South Dakotas vor. Weitere Brutvorkommen könnten im nördlichen Louisiana und im äußersten Nordwesten South Carolinas bestehen.

Eine Studie von 2001 weist eine Reihe von Gebieten mit bedeutenden Brutbeständen aus, die einen herausragenden Wert für den Erhalt der Art besitzen:

  • die Cumberland Mountains nordwestlich Knoxville in Tennessee
  • das Montezuma National Wildlife Refuge in New York
  • das Tal des Kaskaskia River und der Shawnee National Forest in Illinois
  • das Big Oaks National Wildlife Refuge, der Morgan-Monroe State Forest, der Yellowwood State Forest und der Hoosier National Forest in Indiana
  • das Gelände der Queen’s University Biological Station in Ontario
  • der Kalamazoo River in Michigan
  • die Täler des Eleven Point River und des oberen Current River in Missouri
  • der Shenandoah-Nationalpark und die Blue Ridge Mountains in Virginia
  • das Tal des Delaware River und das angrenzende Hochland in New Jersey

Der Pappelwaldsänger besiedelt bevorzugt große, zusammenhängende Laubwälder mit hoch gewachsenen Altholzbeständen aus Bitternuss und Amerikanischer Weiß-Eiche. Wichtig ist eine gut strukturierte Baumschicht mit kleineren Öffnungen im Kronendach sowie ebenfalls eine gut strukturierte obere Strauchschicht.

Bei der Höhenverbreitung fällt eine deutliche Zweiteilung auf: die Art kommt sowohl in den Niederungen von Flusstälern, als auch in mäßig feuchten Bergwäldern in über 500 m Höhe vor. Dazwischen fehlt sie.

Neben Bitternuss und Weiß-Eiche wurden Gurken-Magnolie, Silber-Ahorn und Königsnuss (Carya laciniosa) sowie Eschen-Ahorn, Pekannuss, Glattblättriger Zürgelbaum, Amerikanischer Amberbaum und Amerikanische Ulme als Nistbäume festgestellt oder bevorzugt zur Nahrungssuche aufgesucht. Rot-Eiche und Rot-Ahorn werden hingegen weitgehend gemieden.

Wenn die Art auch lokal in kleineren Waldstücken von nur 10 ha Größe vorkommt, scheint sie doch andernorts sehr empfindlich auf zunehmende Zergliederung größerer Waldgebiete zu reagieren. Möglicherweise ist dies aber weniger auf Habitatpräferenzen zurückzuführen, sondern vielmehr auf andere Einflüsse, die mit der Fragmentierung des Lebensraums einhergehen – beispielsweise die stärkere Parasitierung durch den Braunkopf-Kuhstärling oder ein höheres Prädationsrisiko.

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Pappelwaldsänger Lebensraum-Karte
Pappelwaldsänger Lebensraum-Karte
Pappelwaldsänger
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Gewohnheiten und Lebensstil

Lebensstil
Saisonales Verhalten
Vogelruf

Fressverhalten und Ernährung

Der Pappelwaldsänger sucht im gesamten Kronendach des Waldes nach Nahrung, vor allem in den mittleren und oberen Schichten. Er hüpft von Ast zu Ast und sammelt kleine Weichkörperinsekten von Blättern und Zweigen. Außerhalb der Brutzeit kann er auch Insekten von Blumen sammeln. Seine bevorzugte Beute sind Schmetterlings- und Mottenlarven(Lepidoptera ), aber er ergänzt seine Ernährung auch mit geflügelten Insekten. In seinem Verbreitungsgebiet, in dem er nicht brütet, ernährt er sich bevorzugt von Bäumen der Gattung Inga.

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Die Nahrungssuche ist vertikal getrennt; die Männchen neigen dazu, in etwas höheren Lagen im Kronendach zu suchen als die Weibchen. Der durchschnittliche Höhenunterschied beträgt etwa 2 m (6,6 Fuß). Sie halten sich bei der Nahrungssuche in gemischten Schwärmen auf und teilen sich den Platz mit Arten wie dem Amerikanischen Schnäpperwaldsänger(Setophaga ruticilla ), dem Baumwaldsänger und dem Brauen-Waldsänger(Leiothlypis peregrina ). Die anderen Arten suchen in unterschiedlichen Höhen und auf unterschiedlichen Substraten nach Nahrung, was Konkurrenz verhindert. In den hohen Lagen und der relativ spärlichen Vegetation, die der Pappelwaldsänger bevorzugt, ist die von ihm angewandte Technik des Sammelns effektiver als die Manövrierung aus der Luft. Die Standorte für die Nahrungssuche sind tendenziell niedriger als die Nistplätze.

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POPULATION

Populationszahl

Der Pappelwaldsänger wird derzeit von der International Union for Conservation of Nature als nahezu bedrohte Art eingestuft. Er ist der am schnellsten abnehmende neotropische Zugvogel. Zu den vielen Bedrohungen, denen er ausgesetzt ist, gehört, dass sein Überwinterungshabitat in den nördlichen Anden rapide abnimmt. Pappelwaldsänger sind auf schattenspendende Kaffeeplantagen angewiesen, um den von ihnen benötigten Lebensraum in reifen Wäldern zu erhalten. Diese traditionelle Anbaumethode steht aufgrund der schwankenden Weltmarktpreise für Kaffee unter Druck, und viele Anbauflächen für Schattenkaffee werden auf ertragreicheren Sonnenkaffee oder andere Kulturen umgestellt.

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In fragmentierten Waldgebieten ist der Pappelwaldsänger anfällig für Nestparasitismus durch den Braunkopf-Kuhstärling. In der Vergangenheit schützte der bevorzugte Lebensraum im Inneren hoher Wälder den Pappelwaldsänger vor Brutparasitismus, aber die Abholzung der Wälder hat dazu geführt, dass der Pappelwaldsänger häufig Neststandorte wählt, die für Kuhvögel zugänglich sind.

Die Bestände dieses Vogels gehen schneller zurück als die jeder anderen Grasmückenart in den USA. 2006 betrug die Population weniger als ein Fünftel dessen, was sie 40 Jahre zuvor war. Die American Bird Conservancy (ABC) arbeitet mit ihrem kolumbianischen Partner, der Fundación ProAves, zusammen, um die Überwinterungsgebiete von Pappelwaldsängern und anderen Zugvögeln zu schützen. Im Jahr 2008 schuf die Partnerschaft das Pappelwaldsänger-Vogelreservat, das erste Schutzgebiet, das für einen neotropischen Zugvogel geschaffen wurde. In dem Bemühen, den Schutz des Pappelwaldsängers voranzutreiben, haben ABC und seine südamerikanischen Partner (Fundacion ProAves, ECOAN und Fundacion Jocotoco) 2009 einen Plan zum Schutz der Überwinterungsgebiete des Pappelwaldsängers erstellt.

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Referenzen

1. Pappelwaldsänger artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Pappelwalds%C3%A4nger
2. Pappelwaldsänger auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/22721740/153691320
3. Xeno-Canto-Vogelruf - https://xeno-canto.org/691304

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